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Verfahren und Vorrichtung zum Trocknen von Leder Die Erfindung betrifft
ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Trocknen von Leder im Anschluß an den Gerbungs-
und Fettungsprozeß, wobei das Leder auf eine Platte aufgeklebt und auf eine der
jeweiligen Lederart angepaßte, etwa zwischen 43 und 93° C liegende Temperatur erwärmt
wird.
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Beim Trocknen von gegerbtem Leder, insbesondere von Häuten, wird in
der Regel das sogenannte Pastingverfahren angewendet, bei welchem die mittels einer
Paste auf Platten aufgeklebten Lederstücke in einer Trockenkammer mit Hilfe eines
erhitzten Strömungsmittels getrocknet werden. Die Platten werden hierbei nach dem
Aufkleben des Leders dicht nebeneinander in einer Trockenkammer aufgestellt und
meist durch Fördereinrichtungen durch die Kammer hindurchgeführt, wobei das Leder
durch das erhitzte, durch Gebläse durch die Kammer hindurchbewegte Strömungsmittel
getrocknet wird. Die zur völligen Trocknung erforderliche Zeit beträgt bei diesem
bekannten Verfahren etwa 4 bis 6 Stunden. Bei dem Verfahren, bei dem die Platten
mit dem aufgeklebten Leder durch die Trockenkammer hindurchbewegt werden, können
sie erst wieder herausgenommen werden, wenn sie die ganze Kammer durchlaufen haben.
Infolgedessen besteht nicht die Möglichkeit, die Trockenzeit bei jedem Lederstück
getrennt zu überwachen. Hinzu kommt, daß die für dieses
Verfahren
benötigten, kontinuierlich arbeitenden Trockenvorrichtungen verhältnismäßig umfangreich
und kostspielig sind, so daß ihre Verwendung für kleinere Gerbereien, die zur gleichen
Zeit nur eine kleine Zahl von Häuten verarbeiten, unwirtschaftlich ist.
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Es sind zwar auch schon Trockenvorrichtungen für kleinere Gerbereien
für das Trocknen einzelner Lederstücke bekanntgeworden. Auch bei ihnen wird die
Wärme dem Leder jedoch durch Konvektion zugeführt, wodurch die Trockenzeiten verhältnismäßig
lang sind und auch keine Möglichkeit der Beobachtung des Leders während des Trockenprozesses
besteht.
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Zur Abkürzung der Trockenzeit ist schon vorgeschlagen worden, die
zur Trocknung eirforderliche Wärme dem Leder teilweise auch von den Trägerplatten
aus zuzuführen. Dieses Verfahren arbeitet jedoch mit Durchlauftrockenkammern, wobei
außer der Kontakterwärmung umlaufende Heißluft und Infrarotstrahlung angewendet
wird. Dieses Verfahren ist infolgedessen vorwiegend für große Gerbereien geeignet.
Es bietet auch nicht die Möglichkeit, das Leder während des Trockenvorganges zu
beobachten und die Trockenzeit für jedes einzelne Stück unabhängig von den anderen
Stücken zu wählen.
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Schließlich ist es an sich auch schon bekannt, Leder zur Erzielung
einer glänzenden Oberfläche kurzzeitig auf eine beheizte Platte zu pressen. Hierbei
handelt es sich jedoch nicht um ein Trocknen des Leders in seiner ganzen Dicke,
sondern vielmehr um eine sehr kurzzeitige und starke Erhitzung des Leders an seiner
Oberfläche, wobei eine Härtung dieser Oberfläche eintritt. Eine solche Härtung tritt
immer dann ein, wenn eine Lederoberfläche schnell und hoch erhitzt wird. Diese hartgewordene
Oberfläche behindert dann auch ein Durchtreten der Feuchtigkeit aus dem Inneren
des Leders. Diese jedem Lederfachmann geläufige Tatsache ist auch der Grund dafür,
daß man beim Trocknen von Leder durch Heißluft oder Strahlungswärme nicht zu schnell
trocknen darf, weil sonst die Außenflächen zu schnell austrocknen, hart werden und
die Feuchtigkeit aus dem Inneren nicht mehr durchlassen würden.
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Vermutlich hat man nun befürchtet, daß auch eine Zufuhr der gesamten
zum Trocknen erforderlichen Wärme an das auf die Trockenplatten aufgeklebte Leder
von den Platten her eine zu plötzliche und starke Erhitzung und damit ein Hartwerden
der an den Platten anliegenden Lederseite ergibt, wenn man so viel Wärme zuführt,
daß man eine befriedigend kurze Trockenzeit erhält. Eine solche zu schnelle Trocknung
an der Berührungsfläche zwischen Leder und Platte hätte möglicherweise auch zu einer
zu scharfen Trocknung der Klebepaste und damit zu einem Abspringen des Leders von
der Platte führen können, bevor das Leder durchgetrocknet ist.
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Überraschenderweise hat sich nun jedoch gezeigt, daß diese nachteiligen
Wirkungen nicht auftreten, daß man vielmehr ein ausgezeichnetes Ergebnis erreicht,
wenn man dem Leder die zum Trocknen erforderliche Wärme ausschließlich von den Trockenplatten
aus zuführt.
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Das Verfahren nach der Erfindung besteht demgemäß darin, daß die zum
Trocknen erforderliche Wärme dem auf eine Platte aufgeklebten Leder ausschließlich
von der Platte aus zugeführt wird. Die Trocknung schreitet dabei von der Kontaktseite
aus nach der Außenseite des Leders fort. Es bleibt aber eine gewisse Feuchtigkeit
auf der Kontaktseite erhalten, die ein vorzeitiges Abfallen des Leders von der Trockenplatte
und eine Verhärtung der Kontaktseite verhindert. Andererseits wird die Lederaußenseite
durch die austretende Feuchtigkeit bis zum Schluß des Trockenprozesses in unverhärtetem
Zustand erhalten. Durch die Erfindung wird ferner der Vorteil erzielt, daß während
des Trockenvorganges eine unmittelbare Beobachtung und Überwachung des Leders erfolgen
kann, weil einerseits die Trockenvorrichtung leicht zugänglich ist und andererseits
der Arbeiter das Leder jederzeit von den erhitzten Platten herunternehmen kann.
Außerdem kann die Temperatur der Trockenplatten mit .einfachen Mitteln innerhalb
ganz bestimmter Grenzen gehalten werden, wodurch eine genaue Kontrolle des Trockenvorganges
möglich ist.
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Als weiterer Vorteil hat sich herausgestellt, daß beim Abnehmen des
getrockneten Leders die Paste auf der Platte verbleibt und nicht an dem Leder haftet,
so daß dieses nicht gereinigt zu werden braucht.
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Die Vorrichtung zur Durchführung des -Verfahrens gemäß der Erfindung
braucht nur aus einer Trockenplatte mit glatter Oberfläche, einer Heizvorrichtung
zur Erhitzung der Trockenplatte auf die gewünschte Temperatur und gegebenenfalls
einer Regelvorrichtung zur Aufrechterhaltung derselben zu bestehen. Die beim Durchlau.ftrockenverfahren
erforderlichen Fördereinrichtungen, Gebläse usw. fallen hier also weg. Da an sich
derartige Trockenvorrichtungen z. B. für Papier schon bekannt sind, soll die Vorrichtung
nur in ihrer Verwendung für das vorliegende Verfahren zum Trocknen von Leder einen
Teil der Erfindung bilden.
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Die Zeichnung zeigt beispielsweise eine Ausführungsform einer zur
Durchführung des Trocknungsverfahrens nach der Erfindung dienenden Vorrichtung,
und zwar ist Fig. i ein zum Teil gebrochener Aufriß eines erfindungsgemäß ausgebildeten
Ledertrockners, Fig. z eine zum Teil gebrochene Draufsicht und Fig. 3 ein Endaufriß
des Trockners.
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Der dargestellte Ledertrockner besteht aus einem schmalen, länglichen,
rechteckigen Tank mit parallel einander gegenüberliegenden ebenen Trockenplatten
io und ii, auf denen das zu trocknende Leder befestigt wird. Die Trockenplatten
io und ii stehen senkrecht und bestehen am besten aus emailliertem Stahl. Sie können
aber auch aus rostfreiem Stahl, Glas oder irgendeinem anderen Werkstoff bestehen,
der mäßiger Hitze widersteht. Der Tank
hat Seitenwände 12, und
13 und einen Boden 1d. und ist durch einen Deckel 15 verschließbar, der mit
einem Abzug 16 versehen ist.
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Der Tank ruht auf einer Unterlage 17, die einen geneigten Abfluß 18
aufweist, um die Flüssigkeit aus dem Tank abführen zu können. Mehrere Streben i9
verbinden die Ecken des Tanks mit der Unterlage 17. In der Praxis kann der
Tank jede gewünschte Form haben, wesentlich ist nur, daß er verhältnismäßig große
Trockenflächen für das Leder aufweist, die erhitzt werden können.
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Der Tank wird mit einer Flüssigkeit, vorzugsweise Wasser, gefüllt
und diese im Tank, z. B. durch Einspritzen von Dampf, erhitzt. Hierfür ist im unteren
Teil des Tanks ein Einlaßrohr 2o vorgesehen, dessen im Innern des Tanks liegender
Teil 2i durchlöchert ist. Der durch das Rohr 20 zugeführte Dampf entweicht durch
die Öffnungen in die Flüssigkeit, so daß diese erhitzt wird. Das andere Ende 2i'
des Einlaßrohres ist geschlossen. Die durch den Dampf erhitzte Flüssigkeit erhitzt
ihrerseits die Trockenplatten io und ii.
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Gemäß der Erfindung kann die Temperatur der Flüssigkeit im Tank und
damit die der Trockenflächen geregelt und auf diese Weise die Trocknung genau überwacht
werden. Zu diesem Zweck ist mit dem Einlaßteil des Rohres 20 ein Rohr 22 verbunden,
das durch .ein mit einem Wärmefühler verbundenes Thermostatventil 23 führt, welches
die in den Tank eingeführte Dampfmenge regelt. Sobald die Temperatur der Flüssigkeit
im Tank über die festgesetzte Temperatur hinaus gestiegen ist, wird das Thermostatventil23
geschlossen, um die dem Tank zugeführte Wärmemenge zu beschränken. Sobald andererseits
die Temperatur im Tank unter eine bestimmte Höhe abgesunken ist, wird das Ventil
23 geöffnet, um die Dampfzufuhr zu verstärken und damit die Temperatur des
Tanks innerhalb der festgesetzten Grenzen zu erhöhen. Außerdem ist an der Stirnwand
ein in die Flüssigkeit im Tank hineinreichendes Thermometer 2q. angebracht, an dem
die Temperatur der Flüssigkeit abgelesen werden kann. Die Temperatur des Tanks soll
zwischen 43 und 93° C liegen, je nach der zu trocknenden Lederart. Bei Trocknung
eines pflanzlich gegerbten Leders z. B. soll die Temperatur etwa zwischen 43 und
6o° C, bei Trocknung eines chromgegerbten Leders etwa zwischen 6o und 93° C liegen.
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Zur Ledertrocknung mit Hilfe des erfindungsgemäßen Trockners wird
auf die Narbenseite des Leders Paste aufgebracht, das Leder straff gezogen und auf
die Trockenflächen io und i i des Tanks aufgeklebt. Beim Aufbringen des Leders auf
die Trockenflächen wird das Leder mit Hilfe eines Werkzeugs in bekannter Weise durch
beständiges Streichen geglättet. Die Trockenflächen io und i i werden vor Aufbringung
des Leders je nach der zu trocknenden Lederart auf die gewünschte Temperatur .erhitzt,
so daß die Paste auf ihnen sehr schnell trocknet und das Leder festsitzt. Das Leder
wird dann durch reine Kontaktwirkung von den erhitzten Platten her getrocknet. Nach
erreichtem Trocknungsgrad wird das Leder von den Trockenplatten entfernt, wobei
die Paste auf den Platten verbleibt. Dieses Trocknungsverfahren erfordert etwa 8
bis io Minuten bei leichtem und io bis 2o Minuten bei schwererem Leder. Der Arbeiter
kann das Leder zu jedem Zeitpunkt während der Trocknung beobachten und es von den
Trockenplatten entfernen, well.n es die richtige Menge restlicher Feuchtigkeit enthält.
Bei der Trocknung von pflanzlich gegerbtem Leder braucht auf das Leder keine Paste
aufgebracht zu werden, weil das feuchte Leder selbst auf der Trockenplatte haftentleibt.
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Über den oberen Enden der Trockenplatten io und ii sind mit Ventilen
26 versehene durchlöcherte Wasserröhren 25 angebracht, die dazu dienen, die Trockenflächen
io und i i zu waschen und die Paste voll ihnen zu entfernen. Dies geschieht nach
beendeter Trocknung durch Zuführen warmen Wassers durch die Röhren 25. Dadurch wird
vor jeder Trockenarbeit eine saubere, glatte Trockenfläche erhalten.
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An einer Querseite des Tanks ist eine Vorrichtung 27 zur Anzeige des
Flüssigkeitsstandes vorgesehen, die am unteren Ende ein Ventil 28 aufweist,
durch das überschüssige Flüssigkeit aus dem Tank abgeleitet werden kann. Außerdem
ist an der Querseite des Tanks ein Überlaufrohr 29 angebracht, das mit dem Innenraum
des Tanks in Verbindung steht und sieh nach unten zum Ablauf 18 erstreckt. Durch
diese Vorrichtungen wird der Flüssigkeitsstand im Tank unter Kontrolle gehalten.
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Der erfindungsgemäß ausgebildete Ledertrockner ist besonders zur Verarbeitung
kleiner Ledermengen geeignet, die mit Unterbrechungen verarbeitet werden können,
ohne daß eine Beeinträchtigung des Wirkungsgrades eintritt, wobei die Trockenzeit
eines Lederstückes stark herabgesetzt wird. Der neue Trockner gestattet auch eine
unmittelbare Beobachtung und Kontrolle des Leders während des Trocknungsvorganges
und verringert die hierbei gewöhnlich auftretende Bildung von Runzeln und Falten.
Ferner hat sich gezeigt, daß die Paste, mit der das Leder auf den Trockenplatten
befestigt wird, an den Platten verbleibt, wenn das. Leder von ihnen abgezogen wird,
so daß keine Paste auf dem Leder zurückbleibt. Dadurch entfällt die Notwendigkeit,
das Leder nach dem Trocknen zu waschen oder zu reinigen.