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Verfahren zum Trocknen' und Zurichten von Lederhäuten und Einrichtung
zur Durchführung des Verfahrens Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum
Trocknen und Zurichten von- Lederhäuten durch Wärmebehandlung und ist, ohne darauf
beschränkt zu sein, insbesondere zum Trocknen von chromgegerbtem Leder geeignet.
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Bei dem bekannten und allgemein üblichen Verfahren zum Trocknen von
gegerbtem Leder werden die Fettlicker enthaltenden Häute nach dem Ausdrücken und
Ausbreiten auf eine Trägerplatte ge--klebt, die in der Regel aus Glas besteht. Das
Aufkleben erfolgt mittels eines stärkeartigen, aus Kartoffeln gewonnenen Klebmittels.
Die Häute werden dann in mehreren aufeinanderfolgenden Heizkammern mit von Kammer
zu Kammer abnehmender Temperatur einer Wärmebehandlung durch um-" laufende Heißluft
unterzogen. Diese Behandlung dauert etwa 3 bis 8 Stunden. Dieses Verfahren arbeitet
sehr langsam ünd erfordert durchweg erhebliche Mengen des Klebmittels, um die Häute
auch für längere Zeit so auf den Platten zu befestigen, daß sie davon nicht abfallen
können. Hieraus ergibt sich wiederum, daß das Zurichten der Häute mehr Arbeit verursacht,
da die Häute ihre ihnen eigentümliche Beschaffenheit zurückerhalten und von dem
überschüssigen Klebmittel befreit werden müssen. Im übrigen sind die so behandelten
Häute außerordentlich trocken.
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Man hat fernerhin bereits vorgeschlagen, die Häute mittels angewärmter
Trägerplatten zu trocknen. Andererseits hat man sich in der Trockentechnik
auch
schon einer infraroten, Wärmestrahlung bedient und auch schon in der Weise, daß
man während der Ein Wirkung der infraroten Strahlen auf die auf einem Transportband
liegenden Werkstücke mittels eines Gebläses einen Luftstrom durch die Trockenkammer
hindurehgesrhickt hat. Hierbei hat man die Luft entweder aus der Trokkenkammer selbst
angesaugt, so daß sich ein Luftumlauf ergab, oder man hat die Luft von außen angesaugt
und hinter der Kammer wieder ins Freie ausgeblasen. In beiden Fällen hat man die
Geschwindigkeit der durch die Trockenkammer strömenden Luft so geregelt, daß die
Temperatur der Luft nicht wesentlich über die Temperatur des zu trocknenden Gutes
selbst stieg.
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Alle diese genannten Maßnahmen einzeln haben jedoch noch keine befriedigende
Verkürzung der Trockenzeit ergeben.
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Überraschenderweise hat sich nun gezeigt, daß sich die Trockenzeit
der Lederhäute durch eine ganz bestimmte Kombination mehrerer der genannten an sich
bekannten Maßnahmen auf wenige Minuten verkürzen läßt, wodurch noch außerdem Klebstoff
gespart wird, weil die aufgewendete Klebstoffmenge die Häute nur sehr kurze Zeit
auf den Trägerplatten festzuhalten braucht.
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Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren werden die Lederhäute nach dem
üblichen Ausdrücken oder Auswringen auf gut wärmeleitende Trägerplatten, und zwar
zweckmäßig paarweise auf Paare von einander mit Abstand gegenüberliegenden Trägerplatten,
aufgeklebt.
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Die Platten mit dem aufgeklebten Leder werden in eine erste Trockenkammer
befördert und in ihr einem Strom hoch erhitzter Luft und gleichzeitig einer Infrarotbestrahlung
ausgesetzt. Die Wärme. zur Erhitzung des Luftstromes und die infraroten Strahlen
werden in an sich bekannter Weise durch eine von der Verbrennung eines Gases herrührende
indirekte Flamme erzeugt. Die Zufuhr von Wärme an das Leder erfolgt dabei auf drei
Wegen, nämlich erstens durch Konvektion von dem heißen Luftstrom her, zweitens direkt
durch die Infrarotbestrahlung und drittens indirekt durch die Infrarotbetrahlung,
nämlich von den durch die infraroten Strahlen aufgeheizten Trägerplatten her. In
dieser ersten Behandlungskammer verbleibt das Leder etwa 2 bis 5 Minuten, wonach
es in anschließende Behandlungskammern weiterbefördert und in diesen durch umlaufende
Warmluft von niedrigerer Temperatur als in der ersten Kammer behandelt wird.
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Hierbei ist es zweckmäßig, in der ersten Kammer eine Temperatur des
Luftstromes von etwa 175 bis 29o° C und in der zweiten Kammer eine solche von 95
bis 15o° C aufrechtzuerhalten.
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Obwohl das Verfahren gemäß der Erfindung sich besonders gut für die
Behandlung von chromgegerbten Ledern eignet, so kann es doch auch für andere Leder
Verwendung finden, wie z. B. solche, die einer geeigneten Kochprobe bzw. den bei
demerfindungsgemäßen Verfahren angewendeten Temperaturen standhalten. Bei den erfindungsgemäßen
Verfahren wird das behandelte Leder nicht heiß oder verbrannt wie man dies. in der
einschlägigen Technik häufig mit dem Ausdruck »gekocht« bezeichnet. Das Leder unterliegt
vielmehr keiner übermäßigen Temperatur, es besitzt eine geschmeidige Beschaffenheit,
und es hat einen. angenehmen Griff.
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Eine genaue wissenschaftliche Erklärung für die Tatsache, daß das
gemäß der Erfindung getrocknete Leder weder verbrannt noch beschädigt, wohl aber
in einem Bruchteil der bisher üblichen Zeit und mit besserem Ergebnis getrocknet
wird, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich entsteht infolge der plötzlichen Bestrahlung
mit infraroten Strahlen, durch die gleichzeitige Einwirkung der starken Wärme und
des sich bewegenden Luftstromes innerhalb des ganzen Lederkörpers eine kolloidale
Dispersion der darin enthaltenen Fettlickerteilchen. Als Ergebnis erzielt man jedenfalls
in dem Leder eine starke Trockenwirkung, wobei jedoch immer noch eine genügende
Feuchtigkeitsmenge verbleibt, um- dem Leder eine geeignete Beschaffenheit zu geben.
Es wird also eine übermäßige Trocknung vermieden, und das Verfahren. führt nicht
zu den schlechten Ergebnissen, die man erhält, wenn die Entfernung der Feuchtigkeit
oder das Trocknen nach einem der bisher bekannten Verfahren mit großer Geschwindigkeit
vorgenommen wird.
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Die Zeichnung zeigt eine beispielsweise Ausführungsform einer zur
Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens geeigneten Anlage, die aus zwei hintereinandergeschaltetken
Behandlungskammern besteht, deren jede sich aus an sich bekannten Elementen zusammensetzt.
Es zeigt Fig. i einen schematischen Grundriß einer Ledertrockenarilage gemäß der
Erfindung und Fig. 2 eine Seitenansicht der Anlage, wobei Teile derselben weggebrochen
sind, so daß man das Innere der Heizkammern sehen kann.
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io ist eine endlose Laufschiene, auf welcher miteinander verbundene
Paare von Trägerplatten i i für das Leder vorwärts bewegt werden können. Die Innenseiten
der Platten i i befinden sich in einem gewissen Abstand voneinander und die Vorwärtsbewegung
der Platten kann entweder von Hand aus oder mechanisch erfolgen.
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Ein Abschnitt 13 der Schiene io ist von einem Gehäuse oder Tunnnel
12 umgeben. Dieses Gehäuse bzw. dieser Tunnel besteht aus senkrechten Seitenwänden
14 und angelenkten Türen oder Verschlußtevlen 15, 16 an jedem Ende des Gehäuses:
i2. Das Gehäuse i2 ist in zwei Kammern 17 und 25 zur Trocknung und Behandlung des
Leders unterteilt. In der Kammer 17 sind auf gegenüberliegenden Seiten des Gehäuses
12 unterhalb der Schiene 1o Reihen von vertikal angeordneten Gasbrennern angeordnet,
die zur Erhitzung der umlaufenden Luft dienen und gleichzeitig als Infrarotstrahlenerzeuger
ausgebildet sind. Diese kombinierten Gasbrenner und Infrarotstrahlenerzeuger i8
(im folgenden als Generatoren bezeichnet) befinden sich zu beiden Seiten der Lederträger
ii. Die Träger oder Platten ii können beim Eintritt in das Gehäuse io mechanisch
vorwärts
bewegt werden, urid zwar mit Hilfe einer Kette i9, in welche ein an dem unteren
Teil des Lederträgers i i befestigter Haken 2o eingreift.
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Die Generatoren 18 erhitzen die umlaufende Luft auf 175 bis 29o° C.
Die auf die Träger i i aufgeklebten Häute werden durch Konvektion von dieser heißen
Luft sowie durch die Infrarotbestrahlung einem Wärmestoß ausgesetzt, so daß ihre
Temperatur einen plötzlichen Anstieg erfährt. Dabei werden sie durch den innigen
Kontakt mit den ebenfalls durch die Infrarotbestrahlung erhitzten Trägerplatten
noch zusätzlich erwärmt. Die Konvektionserhitzung wird durch den erzwungenen Luftumlauf
geregelt. Dieser Luftumlauf wird durch ein Sauggebläse 2i .verursacht, das förderseitig
an obere Luftverteilungsleitungen 22 und 23 angeschlossen ist, die sich an gegenüberliegenden
Seiten der Schiene io befinden. Saugseitig- ist das Sauggebläse 21 an untere Saug-
oder Einlaßrohre 24 angeschlossen, die sich in dem unteren Teil des Gehäuses 12
befinden, so daß eine verhältnismäßig gleichmäßige Wärmeverteilung über den ganzen
Bereich der ersten Trockenkammer 17 erzielt wird.
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In der Kammer 17 wird auf diese Weise unter angemessener Entwässerung
eine tiefe Vortrocknung der Häute und eine hinreichende Verteilung der inneren Fettstoffe
erreicht.
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Nach einer Zeitdauer von 2 bis 3 Minuten werden die Trägerplatten
mit den aufgeklebten Häuten aus der Kammer 17 in die Behandlungs- oder Zurichtungskammer
25 weiterbefördert, die an ihrem hinteren Ende mit dem vorderen Ende der Kammer
17 in Verbindung steht. Die Kammer 25 ist wesentlich länger als die Kammer 17, so
daß die Häute einer längeren Behandlungsdauer unterworfen werden. Gleichzeitig wird
die Lufttemperatur vermindert. Die Temperaturverminderung der Luft erfolgt mit Hilfe
eines oder mehrerer Sauggebläse 26, deren Ansaugleitungen 27 in den oberen vorderen
Teil der Kammer 17 hineinragen. Förderseitig sind die Sauggebläse 26 an obere Verteilerleitungen
27 angeschlossen, welche sich über die Länge des oberen Teiles der Behandlungskammer
25 erstrecken. Die Temperatur der Luft in der Behandlungskammer 25 beträgt etwa
95 bis i50° C.
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Die Häute verbleiben in der Behandlungskammer 25 für eine Zeitdauer
von 3 bis 7 Minuten. Die Behandlungszeit hängt dabei jeweilig von der Stärke des
behandelten Leders ab. Nachdem die Träger mit den Häuten aus dem vorderen Ende des
Gehäuses 12 herausbewegt worden sind, können die Häute von den Trägerplatten i i
abgezogen oder anderweitig entfernt werden. Zu diesem Zeltpunkt befinden sich die
Häute in einem verhältnismäßig geschmeidigen Zustand, und sie enthalten noch genügend
Feuchtigkeit, so daß das Leder eine geeignete Struktur oder Beschaffenheit hat.
Das nach dem erfindungsgemäßen Verfahren gewonnene Erzeugnis ist eine Haut von besserem
Aussehen und besserer Qualität, als sie nach den bisher üblichen Verfahren zu erreichen
ist. Wie schon eingangs erwähnt, wird durch das Verfahren gemäß der Erfindung eine
sehr wesentliche Verminderung des zum Aufkleben der Häute auf die Trägerplatten
erforderlichen Klebstoffes und eine gleichmäßigere Vortrocknung der Häute erzielt.