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Verfahren und Vorrichtung zum Behandeln von Schuhwerk in einem geschlossenen
Arbeitsraum mittels feuchter Luft Schuhwerk und Schuhwerkteile werden während der
Verarbeitung ein oder mehrmalig nachbefeuchtet, um vor allem die Geschmeidigkeit
des Leders wiederherzustellen. Die Befeuchtung geschieht bisher unmittelbar mit
Wasser oder einer anderen Flüssigkeit oder durch Einwirkung feuchter Luft auf die
Werkstücke. Das unmittelbare Benetzen besitzt den Nachteil, daß das gewünschte Maß
der Anfeuchtung leicht überschritten wird und Ungleichmäßigkeiten auftreten. Gefärbtes
Oberleder kann wegen der Fleckenbildung überhaupt nicht benetzt werden. Ebenso ist
das Eindämpfen mit Schwierigkeiten verbunden, da hierbei nicht reinerjDampf, sondern
nur ein Dampf-Luft-Gemisch angewandt werden kann. Reiner Dampf würde die Aufrechterhaltung
der für die Behandlung von Schuhwerk unzulässig hohen'Temperatur von ioo° fordern.
Das Dampf-Luft-Gemisch darf andererseits nicht gesättigt sein, da sonst an den Umfassungsflächen
des Befeuchtungsraumes Niederschlag entsteht und Tropfen auf das Werkstück fallen.
Das Behandeln mit ungesättigter Luft hat den Nachteil, daß der Feuchtigkeitsgehalt
des Leders nicht über den seinem hygroskopischen Punkt entsprechenden Betrag getrieben
werden kann. Außerdem wird dieser Grenzwert nur langsam erreicht. Der Zusammenhang
zwischen dem Feuchtigkeitsgrad der Luft und denn erreichbaren Feuchtigkeitsgehalt
des Leders ist z. B. in Abb. i für chromgegerbtes Oberleder dargestellt, dessen
hygroskopischer Punkt bei einem Feuchtigkeitsgehalt von 2o °/o liegt. Es ist bekannt,
daß die Festigkeitseigenschaften von Leder und ähnlichen Stoffen nach Überschreitung
dieses Grenzfeuchtigkeitsgehaltes sich verbessern. Die Geschmeidigkeit wird größer,
die Zugfestigkeit geringer und daher die für die Verarbeitung wichtige Dehnbarkeit
größer.
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Bekannt ist auch, die Befeuchtungswirkung dadurch zu beeinflussen,
daß das Befeuchtungsgut zum Ausgleich von Spannungen zunächst angewärmt, danach
abgekühlt und gleichzeitig befeuchtet wird. Die Befeuchtung vollzieht sich hierbei
in der Weise, daß das Befeuchtungsgut wärmer bleibt als die zu seiner Abkühlung
angewandte Befeuchtungsluft. Dieses Verfahren ergibt eine Abschwächung der Befeuchtungswirkung.
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Demgegenüber betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren, durch
das die Befeuchtungswirkung gegenüber den bekannten Verfahren sowohl hinsichtlich
Raschheit als auch schließliche Menge der Feuchtigkeitsaufnahme verbessert wird.
Die Feuchtigkeitsaufnahme kann hierbei beliebig schnell bis zu dem dem hygroskopischen
Punkte entsprechenden Grenzwert gebracht, gegebenenfalls beliebig über den Grenzwert
gesteigert werden, wobei gleichzeitig die Nachteile der bekannten Verfahren vermieden
werden. Nach der Erfindung wird das zu befeuchtende Schuhwerk zunächst durch einen
feuchten Luftstrom abgekühlt, danach in einem
feuchten Luftstrom
von wesentlich höherer Temperatur befeuchtet. Die zur Abkühlung dienende Luft ist
zweckmäßig nahezu oder ganz gesättigt, die zur Befeuchtung dienende nahezu oder
ganz gesättigt oder übersättigt. Das Abkühlen und Anfeuchten kann mehrmals hintereinander
wiederholt werden, um die Wirkung zu verstärken. Der kühlende Luftstrom soll ganz
oder nahezu gesättigt sein, um die aufgenommene Feuchtigkeit nicht wieder aufzutrocknen.
Übersättigung der zur Befeuchtung dienenden Luft ist deshalb erwünscht, weil die
Aufnahme vom Feuchtigkeit durch hygroskopische Körper aus ungesättigter Luft unter
gleichzeitiger Erwärmung des hygroskopischen Körpers erfolgt, die im vorliegenden
Falle möglichst vermieden werden soll. Bei diesem Verfahren ist es möglich, die
Temperatur des Schuhwerks unter dem Taupunkt der Luft zu halten und infolgedessen
eine über allen Teilen gleichmäßige Feuchtigkeitsaufnahme in Form eines rasch eindringenden
Hauches zu bewirken. Das Verfahren bleibt jedoch auch anwendbar für Befeuchtung
durch ungesättigte Luft, nur wird alsdann die Wirkung der vorausgehendenpAbkühlung
rascher aufgehoben und eine mehrmalige Abkühlung in höherem Maße erforderlich.
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.In der Zeichnung ist der Erfindungsgegenstand in Abb. 2 und 3 in
zwei Ausführungsformen dargestellt. Abb.4 ist ein Längsschnitt, und Abb. 5 und 6
sind verschiedene Querschnitte der Ausführung nach Abb. 3.
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Bei der Ausführung nach Abb. 2 befindet sich das zu befeuchtende Schuhwerk
in einem schrank- oder kammerartigen Raume. Eine Luftfördervorrichtung 2 treibt
zunächst kalte Luft durch die Kammer. Die Abkühlung erfolgt hierbei beispielsweise
durch Wasserdüsen 3. Die erwärmte Luft kehrt durch den Kanal q. zurück. Ist das
Schuhwerk genügend abgekühlt, so wird die Kühlvorrichtung abgestellt und eine Anwärmevorrichtung
5 sowie eine Befeuchtungsv orrichtung 6 in Tätigkeit gesetzt, wobei diese Befeuchtungsvorrichtung
sich an einer Stelle des Luftweges hinter der Anwärmevorrichtung befindet. Sie erhält
zweckmäßig eine derartige Ausbildung, daß eine Zerteilung der Feuchtigkeit in feinste
schwebende Teilchen erfolgt, die ohne Tropfenbildung von dem Luftstrom weitergetragen
werden, auch wenn der Sättigungsgrad der Luft überschritten wird.
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Frische Ersatzluft kann durch den Anschluß i2 aus der Umgebung entnommen
und überschüssige Luft durch den Anschluß 13 nach außen entfernt werden. Diese Anschlüsse
haben Bedeutung, wenn die Anlage mit einer Vorrichtung verbunden werden soll, die
zur Trocknung von Schuhwerk dient. Die Befeuchtungsvorrichtung 6 bleibt in diesem
Falle außer Tätigkeit. Die Erwärmung der Trockenluft erfolgt durch 5. Ihre vorherige
Abkühlung durch ,3 kann dazu benutzt werden, um die Luft zu entfeuchten und die
Trocknung ganz oder hauptsächlich in geschlossenem Kreislauf zu führen.
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Die Ausführung nach Abb. 3 besitzt die Form eines Kanals, durch den
das Schuhwerk vermittels einer Fördervorrichtung 7 hindurchgeführt wird. Das Schuhwerk
durchläuft nacheinander verschiedene Felder, von denen in dem gezeichneten Beispiel
8 und g Kühlfelder, io und ix Befeuchtungsfelder darstellen. Mehrere Luftfördervorrichtungen
2 dienen zur Bewegung der Luft. Die Abkühlung erfolgt durch eine Vorrichtung 3,
die Anwärmung durch eine Vorrichtung 5, die anschließende Befeuchtung durch eine
Vorrichtung 6.
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Die Bildung von Tropfen an der Decke, die beim Niederfallen das Schuhwerk
beschädigen würden, kann durch Wahl geeigneter Baustoffe für die Decke oder nach
Abb. 2 dadurch vermieden werden, daß der Luftstrom hinter der Fördervorrichtung
2 durch die Wand 14. geteilt und eine Übersättigung des die Decke treffenden Teilstromes
vermieden wird, oder dadurch, daß nach Abb. 6 der Luftstrom so geleitet wird, daß
er vor der Befeuchtung die Decke bestreicht und erwärmt.
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Die Abkühlung des Schuhwerks kann auch in anderer Weise, beispielsweise
durch Ausbildung der Unterlagen als Kühlvorrichtung, erfolgen. Die Anwärmung kann
statt vor hinter der Fördervorrichtung 2 vorgenommen werden. Die Befeuchtung kann
gleichfalls in anderer Weise, beispielsweise durch angefeuchtete Tücher, bewirkt
werden, die man in den Luftkreislauf einschaltet.