DE1161787B - Verfahren zur Herstellung von Schuhwerk - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von SchuhwerkInfo
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Description
DEUTSCHES
PATENTAMT
AUSLEGESCHRIFT
Internat. Kl.: A 43 b
Nummer:
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Auslegetag:
Aktenzeichen:
Anmeldetag:
Auslegetag:
Deutsche Kl.: 71 a-9/00
B 54619 VII a /71 a
29. August 1959
23. Januar 1964
29. August 1959
23. Januar 1964
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Schuhwerk, bei dem die unter gleichzeitiger
Anwendung von Wärme befeuchteten Schuhschäfte aus Leder nach Beendigung der Zwickarbeiten auf
den Leisten zwangsgetrocknet werden.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, den Leistungsgrad und die Wirtschaftlichkeit der bisher
bekannten Verfahren zur Fabrikation von Schuhwerk zu erhöhen und gleichzeitig die Qualität der hergestellten
Schuhe durch eine neue Durchführungsart des Herstellungs- bzw. Fabrikationsverfahrens zu verbessern.
Die Erzeugung qualitativ hochwertigen Schuhwerks in einem Fabrikationsverfahren — insbesondere bei
einer Fließbandfertigung — stellt eine Aufgabe dar, mit der sich viele Fachleute bereits seit längerer Zeit
sehr eingehend beschäftigt haben, ohne jedoch einen entscheidenden Fortschritt zu erzielen. Größere
Schwierigkeiten liegen vor allem in der zweckmäßigen Feuchtigkeitsbehandlung des Leders und in der Erzielung
einer dauerhaften Stabilisierung der durch enges Anpasen an den Leisten zu erhaltenden Form
des Schuhes, die sich auch bei längerem Gebrauch nicht verlieren soll.
Das bekannte Herstellungsverfahren von Schuhwerk, bei dem die Schuhschäfte nach ihrem Steppen
zunächst möglichst gleichmäßig durchfeuchtet werden, um das Leder in einen Zustand ausreichender Geschmeidigkeit
und Dehnbarkeit zu bringen, der für die Durchführung der Zwickarbeiten als notwendig oder
zumindest wünschenswert angesehen wird, hat den Nachteil, daß man eine ausreichende Stabilisierung
der Form der Schuhe in enger Anpassung an die Leisten nur unvollkommen und auch nur durch einen
relativ lange Zeit in Anspruch nehmenden Trocknungsprozeß erzielen kann. Ein langer Trocknungsprozeß — während dessen die Schuhe auf den Leisten
bleiben müssen — setzt aber das Vorhandensein einer sehr großen Zahl von Schuhleisten voraus, was einen
unerwünscht hohen Kapitalaufwand bedeutet.
Eine wesentliche Abkürzung der Trocknungszeit und die damit angestrebte Ersparnis an Schuhleisten
wollte man durch eine Zwangstrocknung, d. h. die Anwendung von Heißluft und/oder starker Wärmestrahlung
erreichen, denen die zunächst weitgehend mit Feuchtigkeit durchtränkten und dann aufgeleisteten
Schuhschäfte bzw. die auf den Leisten sitzenden Oberschuhe nach dem Zwicken ausgesetzt werden.
Ist der aufgeleistete Schuhschaft beim Beginn einer solchen Zwangstrocknung noch relativ feucht, so verdampft
unter dem Einfluß der zugeführten Wärme die Feuchtigkeit in der Oberflächenzone Verhältnis-Verfahren
zur Herstellung von Schuhwerk
Anmelder:
Morton S. Bromfield, Canton, Mass. (V. St. A.)
Vertreter:
Dipl.-Ing. R. Beetz und Dipl.-Ing. K. Lamprecht,
Patentanwälte,
München 22, Steinsdorfstr. 10
Als Erfinder benannt:
Morton S. Bromfield, Canton, Mass. (V. St. A.)
Beanspruchte Priorität:
V. St. v. Amerika vom 4. Mai 1959
(Nr. 810 807)
mäßig schnell; die im Inneren vorhandene Feuchtigkeit kann aber nur langsam an die Oberfläche diffundieren,
so daß bei Anwendung hoher Zwangstrocknungstemperaturen eine Überhitzung, ein Verspröden
und Erhärten der Oberflächenschicht und sogar ein Versengen des Leders die Folge sein kann. Die angestrebte
Stabilität der Form wird durch ein Zwangstrocknen unter diesen Bedingungen nicht erzielt.
Wenn man die Schuhschäfte nur schwach befeuchtet und sie während der Zwickarbeiten vorübergehend
durch Dampfeinwirkung — die hauptsächlieh an begrenzten, schwer zu zwickenden Teilen des
Schuhschaftes vorgesehen wird — in einen günstigeren Verarbeitungszustand bringt, im übrigen aber die
während der Zwickarbeiten aus den Oberflächenschichten verdunstende Feuchtigkeit nicht ersetzt, so
beginnt der Trocknungsvorgang mit einem relativ trockenen Ledermaterial, das im Inneren feuchter ist
als in seiner Oberflächenschicht und bei dem man keine hohen Zwangstrocknungstemperaturen anwenden
darf, um die oben erwähnten Schädigungen der Lederoberfläche zu vermeiden. Der geringe Feuchtigkeitsgehalt
im Oberflächenbereich ergibt aber auch kein genügendes Aufschrumpfen des Leders auf die
Form des Leistens, keinen ausreichenden Spannungsausgleich in dem Leder, und daher nur eine unzureichende
Stabilisierung. In beiden Fällen zeigt das Leder die Neigung, nach dem Entfernen des Leistens
in seine ursprüngliche flache Form zurückzugehen, so
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daß sich die vorübergehend durch den Leisten erzwungene Paßform des Schuhes bald wieder verliert.
Die vorliegende Erfindung beruht auf der neuen Erkenntnis, daß man die obenerwähnten Schwierigkeiten
und Nachteile der bisher bekannten Herstellungsverfahren von Schuhwerk vermeiden kann, wenn
man die normal lufttrockenen Schuhschäfte während einer kurzen Zeitspanne von nicht mehr als etwa
3 Minuten einer Atmosphäre hoher Feuchtigkeit und einer Temperatur von etwa 60 bis 83° C aussetzt, bis
nur die Oberflächenschichten der Schäfte einen Feuchtigkeitsgehalt von etwa 18 bis 22% angenommen
haben, ihre tieferen Schichten jedoch noch trocken sind, und man die Zwangstrocknung vornimmt,
ehe die in die Oberflächenschichten der Schuhschäfte eingebrachte Feuchtigkeit die tieferen Schichten
der Schäfte durchdrungen hat.
Bei einer solchen Arbeitsweise beginnt die zwangsweise Trocknung des auf dem Leisten befindlichen
Schuhes, wenn nur die Oberflächenschichten der Schuhschäfte einen relativ hohen Feuchtigkeitsgehalt
aufweisen, der Feuchtikeitsgehalt der tieferen Schichten aber gering ist. Die Trocknung in diesem Zustand
läßt die Anwendung relativ hoher Trocknungstemperaturen zu, so daß die nur in den Oberflächenschichten
befindliche Feuchtigkeit sehr schnell verdampft und das Leder rasch durchtrocknet; ein Überhitzen
oder Versengen der Oberfläche tritt bei rechtzeitiger Beendigung der Wärmezufuhr nicht ein. Es zeigt sich
aber ein überraschend gutes Aufschrumpfen des Oberleders auf den Leisten, ein Höchstmaß an innerem
Spannungsausgleich in dem Oberleder und eine ausgezeichnete Stabilisierung der Form.
Die Zwangstrocknung nimmt unter diesen Bedingungen der Feuchtigkeitsverteilung im Leder nur eine
in der Größenordnung von etwa einer Minute liegende Zeit in Anspruch, und es ist möglich, die Leisten
relativ kurze Zeit nach dem Zwangstrocknen und Fertigstellen der Schuhe aus den Schuhen herauszunehmen.
Selbst bei Schuhen bester Qualität kann die gesamte Zeit, während der der Schaft bzw. der Schuh
auf dem Leisten bleiben muß, auf etwa 1Iz Stunde
vermindert werden.
Die vorteilhafte Wirkung der kurzzeitigen, aber intensiven Befeuchtung der Oberflächenschichten der
Schuhschäfte — bei der die gesamten Schäfte befeuchtet werden — läßt sich natürlich nur erzielen,
solange der hohe Feuchtigkeitsgehalt auf die Oberflächenschichten der Schäfte beschränkt bleibt; wenn
das Befeuchten eine längere Zeit vor der Zwangstrocknung der aufgeleisteten und fertig gezwickten
Schäfte erfolgt, so daß die Feuchtigkeit in die inneren Schichten eindringen kann, so werden nicht nur das
Aufschrumpfen auf den Leisten, der Ausgleich der inneren Spannungen sowie die Formstabilität verschlechtert,
man muß auch die Trockentemperaturen heruntersetzen, um Schädigungen der Lederoberfläche
zu vermeiden, und man muß vor allem den Trocknungsvorgang über eine wesentlich längere Zeit ausdehnen,
was wiederum den Aufwand an Schuhleisten in unerwünschter Weise erhöht.
Es hat sich gezeigt, daß bei Anwendung der oben genannten Bedingungen für die Befeuchtung der
Oberflächenschichten die Zwangstrocknung nicht später als etwa 10 Minuten nach dem Befeuchten
durchgeführt werden muß und das zur Erzielung des obenerwähnten Höchstmaßes an Aufschrumpfung
Spannungsausgleich und Formstabilität der Feuchtigkeitsgehalt in den Oberflächenschichten von etwa 16
bis 20% auf etwa 11 °/o verringert werden sollte.
Die kurze Zeitspanne von höchstens 10 Minuten, die zwischen dem Befeuchten und dem Zwangstrocknen
liegen darf, läßt sich nach einem weiteren Merkmal der vorliegenden Erfindung mit Vorteil für die
Durchführung der Leistenarbeiten ausnutzen, wenn man diese beschleunigt durchführt.
ίο Man kann die obenerwähnte intensive Befeuchtung
der Oberflächenschichten der Schuhschäfte, insbesondere ihrer Narbenseite, auch schon unmittelbar vor
dem Durchführen des Zwickvorganges vornehmen, um das Oberleder für eine gewisse Zeit in einen besonders
günstigen Bearbeitungszustand zu bringen, d. h. einen Zustand guter Dehnbarkeit und Schmiegsamkeit,
der das Durchführen der Zwickarbeiten ganz wesentlich erleichtert. Dieses Verhalten des Leders
erklärt sich aus seinem Aufbau und wird später näher
ao erläutert.
Das obenerwähnte Durchführen der Zwickarbeiten zwischen dem Befeuchten der Schuhschäfte und dem
Zwangstrocknen der fertiggezwickten Oberschuhe läßt sich bei geeigneter Organisation der Fließbandfertigung
in etwa acht Minuten beenden; während dieser Zeit tritt noch keine größere unerwünschte
Feuchtigkeitsdiffusion in die inneren Schichten des Oberleders ein. Sollte infolge Verdunstung der Feuchtigkeitsgehalt
der äußeren Schichten der Schuhschäfte
3<j heruntergehen, so kann nötigenfalls der Befeuchtigungsgrad
der Ledernarbe durch kurze zwischenzeitliche Dampfeinwirkung aufrechterhalten werden.
Eine zwischenzeitliche Dampfeinwirkung ist an sich nicht neu. Bei den bisher bekannten Schuh-Herstellungsverfahren
dient sie dazu, die durch Abkühlen und Trocknen der anfänglich durchgefeuchteten
Schäfte während des relativ langen Zwickvorganges verminderte Schmiegsamkeit des Leders durch Zufuhr
von Wärme und geringen Feuchtigkeitsmengen zu verbessern; bei Anwendung des vorliegenden Verfahrens
hat sie vor allem den Zweck, den günstigen Feuchtigkeitszustand der Oberflächenschichten des
Oberleders wiederherzustellen, der für die Durchführung der Zwangstrocknung mit ihren oben geschilderten
Vorteilen erwünscht ist.
Zur Verbesserung der Verarbeitungseigenschaften von Leder hat man schon eine Nachbehandlung mit
überhitztem Dampf empfohlen. Hierbei soll der Oberfläche der bereits durchfeuchteten, aber nicht gleichmäßig
feuchten oder in ihren Oberflächenschichten wieder etwas abgetrockneten Schuhschäften im
wesentlichen Wärme, daneben auch eine geringe Menge an Feuchtigkeit zugeführt und gleichzeitig
vermieden werden, daß sich auf der Oberfläche der Schäfte Wassertropfen bilden, die durch das Leder
nicht aufgenommen werden können. Wassertropfen beeinträchtigen bekanntlich nicht nur manche Ledersorten,
sondern sie verändern darüber hinaus die Streckeigenschaften an verschiedenen Teilen des
Leders ganz wesentlich. Beispielsweise nehmen die fleischseitigen bzw. weichen Teile des Leders, welche
gewöhnlich dehnbarer sind als die hornigen Teile, schneller Feuchtigkeit auf, so daß die fleischseitigen
Teile des Leders sich erheblich stärker dehnen lassen. Befeuchter zur Verwendung von überhitztem
Dampf sind durch die Industrie bisher noch nicht angewandt worden, weil die Einwirkungsdauer des Heißdampfes genau überwacht werden muß, um die Ge-
fahr eines unerwünschten Krumpfens bzw. einer Falten- und Runzelbildung infolge der Hitze weitgehend
zu vermeiden. Anderseits bewirkt die Erhitzung des Leders durch überhitzten Dampf, daß an
der heißen Lederoberfläche die im Bereich dieser Fläche befindliche Feuchtigkeit anschließend um so
schneller verdampft, wodurch sich eine Feuchtigkeitsverteilung ausbildet, die gerade entgegengesetzt zu
der durch die vorliegende Erfindung angestrebten Feuchtigkeitsverteilung vor dem Zwangstrocknungsvorgang
ist.
Die Anwendung einer oberflächlichen Befeuchtung von Leder vor seiner Verarbeitung oder Formung ist
auch bereits für Laufsohlen empfohlen worden, die vor ihrer Befestigung am Oberschuh in einer Presse
derart gebogen werden, daß sie sich dem Schuhboden möglichst anpassen. Die trockenen Laufsohlen
werden kurzfristig einer feuchtigkeitsgesättigten Atmosphäre bei Temperaturen zwischne 43 und 49° C
ausgesetzt, wobei sie sich leicht erwärmen und auf ihrer Oberfläche eine sehr geringe Menge Feuchtigkeit
niedergeschlagen wird. Sofort anschließend erfolgt das Pressen der Sohlen in der Preßform.
Bei dieser Behandlung von Laufsohlen hat die wegen der geringen Befeuchtungstemperaturen nur
sehr oberflächliche Befeuchtung allein den Zweck, die Oberfläche der Sohle etwas geschmeidig zu machen,
damit sie bei dem unmittelbar anschließenden Preß- und Formvorgang keine Risse bekommt. Eine Formstabilisierung
— die in diesem Falle weder notwendig noch beabsichtigt ist — tritt nicht ein.
Es ist schließlich auch bekannt, Falten oder Runzeln
im Oberleder von Schuhen vor der Fertigstellung der Schuhe dadurch »auszubügeln«, daß man die
faltigen Oberflächenbereiche mittels eines Schwammes oder eines Naßzerstäubers kalt befeuchtet und
dann durch einen Heißgasstrahl oder gar eine offene Gasflamme erwärmt, bis die Falten sich glätten. Diese
Maßnahme — bis auf faltige Teile des Schuhes beschränkt ist — wirkt im wesentlichen durch die
Wärme, der das nur ganz oberflächlich befeuchtete Leder ausgesetzt wird; einen dauernden Spannungsausgleich
sowie eine Stabilisierung der gesamten Leistenform des Oberschuhleders lassen sich durch
eine solche nur in Sonderfällen anzuwendende Maßnahme nicht erreichen, zumal, wenn das »Ausbügeln«
der Falten und Runzeln am noch feuchten überschuh erfolgt, der in den inneren Schichten des Leders noch
größere Feuchtigkeitsmengen enthält und erst abschließend, d. h. nach dem »Bügeln«, getrocknet wird.
Die beiden vorgenannten Maßnahmen haben daher zu dem Gegenstand der vorliegenden Erfindung keine
direkte Beziehung.
Die bei dem erfindungsgemäßen Verfahren angewendete schnelle Zwangstrocknung bei relativ
hohen Temperaturen bringt zusätzlich noch den Vorteil, daß in dem gezwickten Rand des auf dem Leisten
befindlichen Oberschuhes ein Wärmevorrat geschaffen wird, kurz bevor die Klebemasse zum Befestigen der
Sohle auf den Rand aufgebracht wird. Der so geschaffene Wärmevorrat bewirkt zusammen mit der
später der Klebemasse an ihren Außenseiten zugeführten Wärme, daß die Klebemasse schnell in den
zur Aufnahme der Sohle geeigneten Zustand gelangt.
Zur näheren Erläuterung der Erfindung wird nunmehr — im Anschluß an die Schilderung grundsätzlicher
Erkenntnisse über das Verhalten von Leder bei und nach einer Befeuchtung — ein Durchführungsbeispiel
des erfindungsgemäßen Verfahrens beschrieben, dem weitere Merkmale und Vorteile des
Verfahrens entnommen werden können. In der Erläuterung wird auf die Zeichnung Bezug genommen,
in der zeigt
Abb. 1 in Kurvenform die Wirkung der Feuchtigkeitsverteilung
auf die Steifigkeit des Leders in Abhängigkeit von der Zeit,
A b b. 2 einen Querschnitt durch ein Stück Leder,
ίο A b b. 3 in Kurvenform die Wirkung des schnellen
Trocknens auf das Schrumpfen von Leder bei verschiedenen Feuchtigkeitswerten in den Oberflächenschichten,
Abb. 4 eine perspektivische Darstellung einer Fließfertigung, bei welcher die Erfindung angewendet werden kann,
Abb. 4 eine perspektivische Darstellung einer Fließfertigung, bei welcher die Erfindung angewendet werden kann,
Abb. 5 in Kurvenform den Feuchtigkeitsgehalt und die relative Biegsamkeit des Oberleders während
der einzelnen Herstellungsphasen bei der Fließferti-
ao gung gemäß Abb. 4.
Zum besseren Verständnis der Erfindung müssen gewisse Eigenschaften des Leders berücksichtigt
werden. Zunächst einmal soll festgestellt werden, daß — entgegen allgemeiner Annahme — die Steifigkeit
des Leders nicht umgekehrt proportional zu dem Feuchtigkeitsgehalt im Leder ist. Unmittelbar nach
Anfeuchten der Oberfläche des Leders läßt sich dieses besser verarbeiten, und die Verarbeitbarkeit nimmt
während kurzer Zeit nach Befeuchtung zu. Danach nimmt indessen die Steifigkeit des Leders in dem
Maße wieder zu, wie sich die Feuchtigkeit aus der oberen Schicht gleichmäßig über den ganzen Lederquerschnitt
verteilt.
Abb. 1 zeigt in Kurvenform die Wirkung eines kurzzeitigen, aber intensiven Befeuchtens der Oberflächenschicht des Leders auf dessen Steifigkeit, wobei nach dem Befeuchten der gesamte Feuchtigkeitsinhalt im Leder konstant bleibt. Die auf der Abszissenachse eingetragenen Zeiten gelten für durchschnittliche Spaltledersorten, wie sie für Oberleder verwendet werden. Bei anderen Ledersorten sind die Zeiten proportional zu ändern. Bei Sohlenleder wären die angegebenen Zeiten zu verdoppeln, so daß der Kleinstwert der Steifigkeit des Sohlenleders in etwa 30 Minuten nach Anfeuchtung erhalten wird. Es ist leicht einzusehen, daß, sofern der gesamte Feuchtigkeitsgehalt der Lederschäfte etwa konstant bleibt, das Höchstmaß der Bearbeitbarkeit des Leders bei der Fließfertigung lediglich ausgenutzt werden kann, wenn die Aufleist- und Zwickarbeiten ausgeführt werden, ehe die durch das Anfeuchten zugeführte Flüssigkeit sich über den gesamten Lederquerschnitt verteilt und die Steifigkeit wieder zunimmt. Aus Abb. 1 kann gefolgert werden, daß die Leistenarbeiten in etwa 25 Minuten erfolgt sein sollen, nachdem die Flüssigkeit der Oberfläche des Leders zugeführt wurde.
Abb. 1 zeigt in Kurvenform die Wirkung eines kurzzeitigen, aber intensiven Befeuchtens der Oberflächenschicht des Leders auf dessen Steifigkeit, wobei nach dem Befeuchten der gesamte Feuchtigkeitsinhalt im Leder konstant bleibt. Die auf der Abszissenachse eingetragenen Zeiten gelten für durchschnittliche Spaltledersorten, wie sie für Oberleder verwendet werden. Bei anderen Ledersorten sind die Zeiten proportional zu ändern. Bei Sohlenleder wären die angegebenen Zeiten zu verdoppeln, so daß der Kleinstwert der Steifigkeit des Sohlenleders in etwa 30 Minuten nach Anfeuchtung erhalten wird. Es ist leicht einzusehen, daß, sofern der gesamte Feuchtigkeitsgehalt der Lederschäfte etwa konstant bleibt, das Höchstmaß der Bearbeitbarkeit des Leders bei der Fließfertigung lediglich ausgenutzt werden kann, wenn die Aufleist- und Zwickarbeiten ausgeführt werden, ehe die durch das Anfeuchten zugeführte Flüssigkeit sich über den gesamten Lederquerschnitt verteilt und die Steifigkeit wieder zunimmt. Aus Abb. 1 kann gefolgert werden, daß die Leistenarbeiten in etwa 25 Minuten erfolgt sein sollen, nachdem die Flüssigkeit der Oberfläche des Leders zugeführt wurde.
Daß es wünschenswert ist, die Feuchtigkeit lediglich der Oberfläche zuzuführen, wird auch durch die
Anwendung der Theorie der Biegung eines Balkens unterstrichen. Obwohl die Voraussetzungen dieser
Theorie bei Leder nicht voll erfüllt sind, kann das Verhalten des Leders bei Biegung annähernd daraus
abgeleitet werden. Vorweg wird auf gewisse Besonderheiten im Aufbau des Leders hingewiesen.
A b b. 2 zeigt einen Querschnitt eines typischen Tierleders. Die Narbe 10 des Leders hat, wie man weiß,
etwa die halbe Zugfestigkeit der Lederhaut 12, und sie hat ferner eine geringere Dehnbarkeit als die
Lederhaut. Es ergibt sich hieraus, daß, wenn ein Schuhschaft übermäßig beansprucht oder gedehnt
wird, die Narbe zuerst reißt. Die Schleimhautschicht 14 ist zunächst einmal eine verbindende Schicht zwischen
der Narbe und der Lederhaut und ist für die stoffliche Eigenschaft des Leders von untergeordneter
Bedeutung. Die Lederhaut hat zwar eine größere Festigkeit als die Narbenschicht, jedoch werden
beim Spalten der Haut die Faserbündel der Leder-
d. h. bevor eine Diffusion der Feuchtigkeit aus der Narbenschicht ins Innere stattgefunden hat. Wenn
für die Zwangstrocknung die Erwärmung zu einem Zeitpunkt vorgenommen wird, zu dem sich die
5 Feuchtigkeit im wesentlichen noch in der Oberflächenschicht befindet, so gelangt die Hitze eher an
die Flüssigkeit, vermindert deren Viskosität, so daß sie leicht nach außen wandern kann, ohne die Fasern
zu verfilzen, wodurch das Leder hart werden würde.
haut angeschnitten und geschwächt. Bei einem nicht io Wenn man der zugeführten Feuchtigkeit aber genümit
Futter versehenen und nicht besonders behan- gend Zeit läßt, in das Innere des Leders einzudrin,-delten
Oberleder ist daher die Verarbeitbarkeit im gen, ist es wesentlich schwieriger, die gesamte zugewesentlichen
durch die Narbenschicht bedingt, und führte Feuchtigkeit schnell wieder zu entfernen. Beim
zwar wegen ihrer besonderen Festigkeitkeitseigen- Zurückwandern der Flüssigkeit aus dem Inneren des
schäften und wegen ihrer Lage in der äußersten Bie- 15 Leders nach außen führt sie Salze und gegebenenfalls
gungszone. Da die Narbe für die Verarbeitbarkeit Gerbstoffe mit sich, welche sich beim Verdampfen
des Leders maßgeblich ist, so steigert die Zufuhr von der Flüssigkeit an der Oberfläche des Leders ab-Feuchtigkeit
zur Narbenschicht die Biegsamkeit und setzen und zu einer Härtung der Oberflächenschicht
Dehnbarkeit des Materials. und zu einer Bildung einer Sperrschicht für das im
Das über die Notwendigkeit der Anfeuchtung der ao Innern des Leders befindliche Wasser führen. Da
Oberflächenschicht Gesagte gilt auch für ein mit beim schnellen Trocknen die größte Schrumpfung
einem Überzug versehenes Oberleder oder für ein eintritt, so folgt hieraus, daß die Trocknungshitze
Oberleder, das ein Futter besitzt. Die Festigkeits- und angewendet werden muß, bevor die Feuchtigkeit sich
Dehnungseigenschaften von Lederlacken sind sehr auf den ganzen Lederquerschnitt verteilt hat, da
unterschiedlich, jedoch bestehen die meisten aus ther- 35 anderenfalls die optimalen Schrampfwerte der
moplastischen Stoffen. Wenn man daher die An- Abb. 3 nicht erzielt werden können. Ferner ist zu
feuchtung mit gleichzeitiger Anwendung von Wärme berücksichtigen, daß die dem Leder mit einer angeverbindet,
so wird auch der Lackfilm alle gewünsch- messenen Feuchtigkeitsverteilung zugeführte Hitze
ten Dehnungs- und Biegungseigenschaften erlangen. durch die Verdampfung von Flüssigkeit in den Ober-Ein
aus Textilstoffen oder dünnem Spaltleder be- 30 fiächenzonen verbraucht wird und somit das Leder
stehendes Oberlederfutter beeinträchtigt die Verar- nicht versengen kann. Der Schuhmacher befindet sich
beitbarkeit des Oberleders wegen der Dehnungs- und in einer Art Wettlauf mit der Zeit, innerhalb welcher
Biegungseigenschaften und wegen ihrer Lage in der eine solche Feuchtigkeitsmenge in das Innere des
äußeren Biegezone. Durch Anwendung von Wärme Leders hineindiffundiert, daß die Bearbeitbarkeit und
und Feuchtigkeit wird jedoch auch bei Oberledern 35 die schnelle und sichere Entfernung der Feuchtigkeit
mit Futter die erforderliche Bearbeitbarkeit und beeinträchtigt ist.
Dehnbarkeit erzielt. Die Kombination von Feuchtigkeit und Wärme be-
Hinsichtlich des Einflusses von Wärme bei der Vor- wirkt während des Trocknungsvorganges ebenfalls
behandlung von Leder ist folgendes zu sagen: eine Spannungsaufhebung im Leder. Wenn genügend
Wärme verringert die Viskosität und die Ober- 40 Feuchtigkeit im Leder zur Schmierung der weniger
flächenspannung von Wasser und führt dazu, daß biegsamen Narbenfasern vorhanden ist, kann die
dieses leichter in die Lederoberfläche eindringen Hitze die Feuchtigkeit erreichen, um die Fettsubkann.
Die Anwendung von Hitze beschleunigt nicht stanzen und die verhältnismäßig steifen Fasern der
nur die Feuchtigkeitsaufnahme, sondern erweicht Narbenhaut innerhalb und außerhalb der mit Feuchauch
die im Leder enthaltenen Fettsubstanzen. Die 45 tigkeit gesättigten Zone zu erreichen, wodurch die
Anwendung von Hitze ist daher eine wichtige Ergän- bestmögliche Bewegungsfreiheit der Fasern erzielt
zung bei der Feuchtigkeitsbehandlung, um die Ver- wird. Die Hitze bewirkt, daß die Fettsubstanzen und
arbeitbarkeit und Dehnbarkeit des Leders zu ver- die Fasern der beschleunigten Schrumpfung nachbessern,
geben, welche durch die schnelle Entfernung der Eine Feuchtigkeitsverarmung der Oberflächen- 50 Feuchtigkeit verursacht wird. Die Spannungsaufschicht
kann entweder durch Verdunsten oder durch hebung bewirkt somit eine Schrumpfung in den schlaf-Diffusion
in das Lederinnere eintreten. Beides hat fen Teilen des Oberleders und eine Spannungseine
Verminderung in der Verarbeitbarkeit zur Folge, verminderung in den gespannten Teilen desselben,
doch nur der zweite Vorgang ist von Einfluß auf die wodurch ein dauerhafter Paßsitz erzielt wird. Sofern
Trocknungsgeschwindigkeit und das mögliche Auf- 55 die Spannungen des Leders nicht in dieser Weise aufschrumpfen
des Leders auf den Leisten. gehoben werden, bevor der Leisten entfernt wird, Bei schnellem Trocknen des Leders ist die würde dies zur Folge haben, daß das Leder des
Schrumpfung um so größer, je höher der Feuchtig- Schuhschaftes flach werden würde, nachdem der
keitsgehalt des Leders ist. Dies ist aus der Abb. 3 Leisten aus dem Oberschuh herausgezogen ist. Wenn
ersichtlich, die ein Diagramm zeigt, in dem die bei 60 ein fertiger Schuh, bei dem zuvor keine ausreichende
einem raschen Trockenvorgang erreichbare Schrump- Spannungsaufhebung vorgenommen wurde, später
fung in Abhängigkeit von dem Feuchtigkeitsgehalt getragen wird, so würde die durch den Fuß dem Mader
Oberflächenschichten des Leders veranschaulicht terial mitgeteilte Wärme zusammen mit der durch den
ist. Durch die Kombination von Hitze und entspre- Fuß ausgeübten Spannung ein weiteres Schrumpfen
chender Feuchtigkeit erzielt man die bestmögliche 65 des Oberleders zur Folge haben, sobald die betref-Bewegbarkeit
der Fasern. Hieraus folgt, daß die fende Person den Schuh ausgezogen hat. Hieraus
Zwangstrocknung so schnell wie möglich nach der folgt, daß eine Spannungsaushebung auch erfolgen
Feuchtigkeitsvorbehandlung des Leders erfolgen soll, kann, wenn der Schuh bereits in Gebrauch ist, d. h.
dann, wenn er nicht getragen wird und sich kein Leisten in ihm befindet, so daß sich das Oberleder
verformen kann. Wenn indessen die maximale Schrumpfung durch das Zusammenwirken entsprechender
Wärme- und Feuchtigkeitsmengen erfolgt, so geschieht die Spannungsaufhebung bereits
auf dem Leisten. Ferner ist zu berücksichtigen, daß ein dauerhafterer Paßsitz erzielt wird, weil eine rasche
Zwangstrocknung unter den Feuchtigkeitsgrad, den das Leder normalerweise durch die Atmosphäre in
der Fabrik aufnimmt, die Beweglichkeit der Fasern bleibend verhindert, welcher Zustand auch durch
später aufgenommene Feuchtigkeit nicht aufgehoben wird.
Als Beispiel für die Herstellung von Schuhen gemäß der Erfindung unter Berücksichtigung der verschiedenen
vorstehend angegebenen Eigenschaften des Leders kann die Fließbandfertigung dienen, wie
in Abb. 4 gezeigt wird. Es können natürlich auch noch andere Systeme verwendet werden. Die Beschreibung
der A b b. 4 soll lediglich als Beispiel einer Anwendung der Erfindung dienen.
Das in Abb. 4 angegebene Fließband dient dem Zweck, die verschiedenen Schuhteile zu den Arbeitern
zu bringen, die ihren Platz an dem Fließband haben. Ferner werden vermittels des Fließbandes die Schuhteile
durch einen Heißbefeuchter und Erhitzer gebracht, deren Funktionen nachstehend genau beschrieben
werden.
Das endlose Transportband 16 führt an den verschiedenen Arbeitern vorbei, welche ihren Platz
neben demselben haben. Ein Arbeiter 18, der seinen Platz zwischen den Enden des Förderbandes 20 hat,
nimmt geheftete Schuhschäfte, und zwar jeweils nur einen, aus einem Gestell 22 und bringt dieselben in
einen Heißbefeuchter 24, der über dem Transportband angeordnet ist. Vermittels eines (in der Abbildung
nicht gezeigten) Transportbandes, welches durch den Heißbefeuchter 24 hindurchführt, werden die
Schuhschäfte zu einem Arbeiter 26 gebracht, der seinen Platz am Ausgangsende dieses Heißbefeuchters
hat.
Die warme feuchte Atmosphäre im Heißbefeuchter kann — wie an sich bekannt — dadurch aufrechterhalten
werden, daß man Dampf in Blasenform in einem mit Wasser gefüllten Behälter aufsteigen läßt.
Die Vorrichtungen, die dazu dienen, die gewünschten atmosphärischen Bedingungen zu schaffen, sind kein
Bestandteil der Erfindung und werden aus diesem Grunde nicht gezeigt. Die Außenflächen der Schuhschäfte
werden dieser feuchten Atmosphäre ausgesetzt und nehmen Wasser auf. Die in den Heißbefeuchter
eingebrachten Schäfte sind »lufttrocken«, sie haben einen Feuchtigkeitsgehalt von etwa 11 Gewichtsprozent.
Beim Verlassen des. Heißbefeuchters beträgt der Feuchtigkeitsgehalt in den Oberflächenschichten
des Leders etwa 18 bis 22%. In Abb. 5 sind der prozentuale Feuchtigkeitsgehalt in den Oberflächenschichten
und die Schmiegsamkeit aufgetragen in Abhängigkeit von der Zeit, wobei zunächst im
Feuchtigkeitsgehalt in den Oberflächenschichten der Schäfte dargestellt ist. Aus der Abb. 5 kann ersehen
werden, daß der Höchstgehalt an Feuchtigkeit in drei Minuten nach Beginn des Befeuchtungsvorganges vorhanden
ist. Aus der Abb. 5 kann ebenfalls ersehen werden, daß der Schuhschaft, wenn er den Heißbefeuchter
verläßt, etwa die maximale relative Schmiegsamkeit bzw. Dehnbarkeit hat.
Die Temperatur der Atmosphäre hoher Feuchtigkeit im Heißbefeuchter wird auf etwa 60 bis
83% C gehalten, d. h. in einem Bereich, der der Dampftemperatur nahekommt und der wesentlich
über den bisher üblichen Heißbefeuchtungstemperaturen liegt, die gewöhnlich unter 54° C liegen. Die
verhältnismäßig hohe Temperatur gibt diesem ein Leistungsvermögen, das um ein Vielfaches höher ist
als das der üblichen Befeuchter. Dieser Befeuchter
ίο ermöglicht daher eine beschleunigte Feuchtigkeitsaufnahme, die mit der verglichen werden kann,
welche durch Dampf ermöglicht ist, indessen ohne das unkontrollierbare Krumpfen, das in diesem Falle
entstehen könnte. Die zusätzliche Verdampfungshitze, welche von dem Dampf in das Leder hineingeführt
würde, würde die Ledertemperatur unnötig erhöhen und das Leder-Atmosphäre-Temperaturdifferential
vermindern, das so bedeutend für die erfindungsgemäß richtige Befeuchtung des Leders ist.
Der Arbeiter 18 legt den Schuhschaft auf das Transportband im Heißbefeuchter und ferner eine
Außensohle und ein Fersenleder auf das Förderband 20. Am Ende des Heißbefeuchters fällt der Schuhschaft
heraus und wird durch den Arbeiter 26 entgegengenommen, und zu gleicher Zeit erhält dieser
auch die passende Sohle und das Fersenleder, welche auf dem Transportband 20 zu seinem Platz herangebracht
werden. Nach Einsetzen des Fersenleders legt der Arbeiter 26 den Schuhschaft auf den Leisten
und leitet die auf den Leisten aufgelegten Schuhoberteile an den Arbeiter 28 weiter, dessen Aufgabe darin
besteht, dafür zu sorgen, daß der Schuhschaft über den Leisten gezogen wird. Unter Verwendung üblicher
Maschinen werden die Schuhschäfte von jeweils einem Schuhpaar durch den Bedienungsmann 28 über
die mit den Brandsohlen versehenen Leisten gezogen und die Leisten dann auf im Transportband 16 befindlichen
Dorne gesetzt.
Dieses Transportband 16 bringt dann die Schuhe zu den Arbeitern 32 und 34, welche das Seitenzwicken
der Schuhe zu erledigen haben. Nach Erledigung dieser Arbeit setzen die erwähnten Arbeiter
die Leisten mit den Schuhoberteilen auf Dorne 30. Auf dem Transportband gelangen die Oberteile dann
zu dem Arbeiter 36, der das Vorderteil eines jeden Schuhschaftes einwalkt und befestigt, worauf die
Oberteile auf einem nicht in der Abbildung gezeigten Nebentransportband über eine mit Löchern versehene
Platte geführt werden, durch welche Dampf geleitet wird. Die Sehuhoberteile befinden sich auf diesem
Transportband in aufrechter Lage, und der Dampf wird an die Unterseite des Schuhteiles durch die nach
unten zeigenden Falten geleitet, welche sich zwischen den Heftungszwecken gebildet haben. Durch die An-Wendung
von Dampf erfolgt auch eine Erweichung der Kappe des Oberschuhes, welche meistens aus
thermoplastischem Material besteht.
Wie bereits früher erwähnt, ist Dampf eine wichtige Ergänzung der Feuchtigkeit, um zu erzielen, daß
das Leder in bearbeitbarem Zustand bleibt. Zu dem Zeitpunkt, wo die Schuhe zu dem Arbeiter 36 gelangen,
der die Zwickarbeiten am Vorderteil zu erledigen hat, haben sie eine beträchtliche Menge an
Hitze verloren und etwa Umgebungstemperatur.
Obwohl an sich lediglich Wärme erforderlich ist, um die größtmögliche Bearbeitbarkeit des Leders wiederherzustellen,
würde, sofern lediglich Wärme an das Leder gebracht würde, dies dazu führen, daß die
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Feuchtigkeit in den Oberflächenschichten des Leders verdampft. Um dieses zu vermeiden, wird die Temperatur
des Leders durch Anwendung von Dampf erhöht.
Das Nebentransportband bringt die Schuhe dann zu den Arbeitern 38 und 40, deren Aufgabe es ist,
das Oberleder am Sohlenbett zu befestigen. Nachdem dies geschehen ist, werden die Schuhe auf im Transportband
16 befindliche Dorne gesetzt, das nun die Schuhe zu dem Arbeiter 42 bringt. Dieser entfernt
die Zwecken an der Innensohle und befestigt den Fersenteil in jedem Schuh. Nachdem der Arbeiter 42
seine Arbeit an jedem ihm zugeführten Schuh erledigt hat, ist die Zwickarbeit im wesentlichen beendet.
Für alle Aufleist- und Zwickarbeiten sind etwa 8 Minuten erforderlich, und somit kann in etwa
11 Minuten, nachdem der Arbeiter 18 die Oberleder in den Heißbefeuchter gegeben hat, die Feuchtigkeit
aus dem Leder wieder entfernt werden. Aus der Abb. 5 ist zu ersehen, daß während des 8 Minuten
dauernden Zeitraumes der Aufleist- und Zwickarbeiten der Feuchtigseitsgehalt des Leders im wesentlichen
konstant bleibt und die zu Anfang durch die Heißbefeuchtung den Oberflächenschichten des
Leders zugeführte Flüssigkeit keine Gelegenheit gehabt hat, durch das Leder hindurchzudringen. Aus
Abb. 5 ist gleichfalls zu ersehen, daß während des erwähnten Zeitraumes von 8 Minuten keine
nennenswerte Änderung in der Biegsamkeit des Leders erfolgt. Obgleich man aus der Kurvendarstellung
in A b b. 1 folgern könnte, daß die Biegsamkeit des Leders sich während dieser Zeit erhöht, wird in
Abb. 5 ein Temperaturgefälle berücksichtigt, das sowohl die Bearbeitbarkeit als auch die Biegsamkeit
nachteilig beeinflußt. Aus der graphischen Darstellung der Biegsamkeit in A b b. 5 geht indessen hervor, daß
den Arbeitern bei den verschiedenen Arbeitsgängen der Fließbandfertigung, nachdem die Oberteile den
Heißbefeuchter 24 verlassen haben, Leder von einer maximalen Bearbeitbarkeit zur Verfügung steht.
Nach Beendigung der Zwickarbeiten muß die Feuchtigkeit entfernt werden, bevor sie die Möglichkeit
hat, in den ganzen Lederquerschnitt einzudringen, damit die maximale Schrumpfung und Spannungsaufhebung erhalten wird, ohne daß eine Härtung der
Lederoberfläche eintritt. Zu diesem Zweck dient ein Heißtrockner 44, welcher in kastenförmiger Ausführung
das Transportband umgibt. Der Heißtrockner 44 kann mit einer beliebigen Heizquelle, wie z. B. mit
Infrarotlampen oder Quarzfadenlampen versehen werden, welche die Hitze direkt auf die Außenflächen
des Leders strahlen. Die Durchlaufzeit der Oberschuhe durch den Erhitzer 44 beträgt nur etwa
1 Minute, und in dieser Zeit sinkt der Feuchtigkeitsgehalt in der Oberfläche oder in der Narbenhaut des
Leders von etwa 16 bis 2O°/o auf 11%.
In der Beschreibung der Eigenschaften des Leders wurde unter Zuhilfenahme der Kurvendarstellung in
A b b. 1 gezeigt, daß bei einer bestimmten Feuchtigkeitsmenge eine geringere Steifigkeit erzielt wird,
wenn diese Feuchtigkeitsmenge auf die Oberflächenzonen des Leders beschränkt wird. Weiterhin ergibt
sich — wie Abb. 3 zeigt — daß die erzielbare
Schrumpfung des Leders um so günstiger wird, je höher der Feuchtigkeitsgehalt in der Oberflächenzone
ist.
Wenn — im Gegensatz zum erfindungsgemäßen Verfahren — der Feuchtigkeitsgehalts im gesamten
Leder hoch ist, so daß alle Teile desselben etwa 18% oder mehr Feuchtigkeit enthalten, so wird das Leder
natürlich biegsam sein, aber dieser Zustand macht es unmöglich, die Feuchtigkeit schnell zu entfernen.
Bei Anwendung von Wärme wird in einem solchen Fall zunächst die in den Oberflächenzonen befindliche
Feuchtigkeit verdampft und hierauf das Leder erwärmt, wodurch gemäß dem Kapillarprinzip mehr
Feuchtigkeit aus dem Inneren des Leders gezogen wird. Wenn diese Feuchtigkeit die Oberflächenzone
erreicht, so erfolgt erneut eine Verdampfung. Dies bdeutet, daß die dem Leder zugeführte Wärme in
diesem ein entgegengesetztes Feuchtigkeitsgefälle, d. h. mit mehr Feuchtigkeit im Innern des Leders als
in der Narbenhaut, hervorruft. Dies hat zur Folge, daß der Schuhmacher nicht die maximale Schrumpfung
erzielen kann, welche durch eine rasche Entfernung einer beträchtlichen Feuchtigkeit aus der
Narbenschicht erzielt wird. Ein hoher Feuchtigkeitsgehalt im gesamten Leder verhindert aber das
Schrumpfen. Weiterhin ist zu berücksichtigen, daß, wenn die Trocknungshitze die Feuchtigkeit in den
Oberflächenzonen so schnell verdampft, daß diese verdampfte Feuchtigkeit nicht durch die im Innern
des Leders befindliche Feuchtigkeit ersetzt werden kann, eine Überhitzung sowie ein Sprödewerden, eine
Oberflächenhärtung und ein Versengen des Leders die Folge sein kann.
Aus dem vorstehend Gesagten kann ersehen werden, daß durch die soeben beschriebene besondere
Anwendung des Verfahrens gemäß der Erfindung die Eigenschaften des Leders — wie vorstehend erläutert
— vorteilhaft ausgenutzt werden. Der Heißbefeuchter bringt die Feuchtigkeit in die Oberflächenschichten
des Leders, wo die Feuchtigkeit für die bestmögliche Bearbeitbarkeit des Leders erforderlich
ist. Die Arbeiten auf dem Leisten werden sogleich nach der Vorbereitung des Leders im Heißbefeuchter
vorgenommen, wenn die relative Steifheit des Leders am geringsten ist. Die Feuchtigkeit wird durch den
Heißtrockner aus dem Leder entfernt, bevor sie in den gesamten Lederquerschnitt eindringen kann, d. h.
also zu dem Zeitpunkt, zu dem das Flüssigkeitsgefälle am größten ist, und hierdurch wird eine maximale
Schrumpfung und Spannungsaufhebung erzielt.
In Fortsetzung der Beschreibung der Anwendung der Herstellungsmethode gemäß der Erfindung bei
dem in Abb. 4 gezeigten Fließband sei gesagt, daß die Schuhoberteile, nachdem sie den Trockner 44
verlassen haben, zu dem Arbeiter 50 gebracht werden, dessen Aufgabe darin besteht, die Zugabe an
Leder für die Leistenarbeit von jedem Oberteil abzutrennen und alle hervorstehenden Zwecken zu entfernen,
der Arbeiter 50 leitet den Schuh dann dem Kontrolleur 52 zu, der jeden Schuh prüft und alle
Fehler feststellt, welche durch unsachgemäßes Arbeiten irgendwelcher am Fließband beschäftigter Leute
versuracht worden sind. Sofern sich ständig wiederholende Fehler durch den Kontrolleur festgestellt
werden, wird er dem betreffenden Arbeiter oder den betreffenden Arbeitern entsprechende Belehrungen
geben. Der Kontrolleur 52 gibt dem Schuh die letzten Feinheiten. Hierauf legt der Kontrolleur 52 den
Schuh wieder auf einen Dorn im Transportband, welches den Schuh zum Arbeiter 54 befördert. Dieser
klopft den gezwickten Rand des Oberleders glatt und rauht ihn für das spätere Bestreichen mit Klebemasse
auf. Sofern Schuhe mit hohen Hacken hergestellt
werden, wird ein Arbeiter 55 eingesetzt, der die Gelenkstücke an jedem Schuh befestigt. Bei Herstellung
von flachen Schuhen wird der Arbeiter 55 nicht benötigt.
Nachdem die Schuhe am Platz des Arbeiters 55 vorbeigeführt worden sind, werden sie in etwa 3 Minuten
durch den Erhitzer 56 zum Arbeiter 58 gebracht, welcher den gezwickten Rand des Oberleders
mit Klebemasse bestreicht und Füllmaterial in den Hohlraum bringt, der sich auf der Innensohle durch
den gezwickten Rand gebildet hat.
Im gezwickten Rand des Oberleders wird Wärme gespeichert, bevor dieser mit Klebemasse bestrichen
wird. Diese gespeicherte Wärme bewirkt zusammen mit Wärme, welche zusätzlich der Außenfläche der
Klebemasse zugeführt wird, daß letztere in einen für die Anbringung der Sohle geeigneten Zustand gebracht
wird. Die Wärmespeicherung wird in der als Anwendungsbeispiel in Abb. 4 gezeigten Fließbandfertigung
durch den Trockner 44 und den Erhitzer 56 ermöglicht. Die dem Oberleder durch den Trockner
44 zugeführte Wärme dient hauptsächlich dazu, die Feuchtigkeit aus dem Oberleder nach der Zwickarbeit
durch Verdampfung zu entfernen, und ferner dazu, die Temperatur im gezwickten Rand des Oberleders
zu erhöhen zum Zwecke der gewünschten Wärmespeicherung. Der Erhitzer 56 ergänzt die Wirkung
des Heißtrockners 44, nämlich die Speicherung von Wärme im gezwickten Rand des Oberleders.
Die Zufuhr von Hitze zu dem auf dem Leisten befindlichen Oberteil ist die letzte Phase in der Bearbeitung
des Oberleders und leitet die Arbeiten zur Anbringung der Schuhsohle ein.
In Fortsetzung der Beschreibung der Herstellungsweise gemäß der Erfindung, wie in Abb. 4 gezeigt,
sei gesagt, daß der Schuh, nachdem der Arbeiter 58 den gezwickten Rand mit Klebemasse bestrichen und
■Füllmaterial eingebracht hat, wieder auf das Transportband gesetzt und erneut auf dem Teil 60 des
Transportbandes durch den Erhitzer 56 geleitet wird.
Diese der Außenfläche der Klebemasse zugeführte Wärme bringt zusammen mit der im gezwickten Rand
des Oberleders gespeicherten Wärme die Klebemasse in den für das Anbringen der Sohle geeigneten und
erforderlichen Zustand. Nachdem der Schuh den Erhitzer 56 verlassen hat, wird er auf dem Teil 62 des
Transportbandes weitergeleitet, wobei die mit Klebemasse bestrichene Fläche Gelegenheit zur Abkühlung
bei Raumtemperatur hat. Nachdem die Schuhe den Erhitzer 56 zum zweiten Mal verlassen haben, gelangen
sie in etwa 3 Minuten zum Arbeiter 64. Während dieser Zeit erreicht die Klebemasse den aktiven,
klebefähigen Zustand. Die zu Anfang der Fertigung durch den Arbeiter 18 auf das Transportband gelegte
Laufsohle gelangt nunmehr mit dem der Leistenarbeit unterzogenen Oberschuh zum Arbeiter 64, der beide
Teile richtig aufeinander ausrichtet und in die Presse 66 bringt. Ein Erhitzer oder eine ähnliche Einrichtung
kann neben dem Teil 62 des Transportbandes 16 vorgesehen werden, um die Klebemasse auf der Sohle
automatisch zu aktivieren. Nachdem der Arbeiter 64, der die Sohle anbringt, diese Arbeit beendet hat, stellt
er die Schuhe auf das Gestell 76, welches vorher durch den Arbeiter 18, dessen Platz am Anfang des
Fließbandes und dicht beim Platz des Arbeiters 64 ist, geleert werden kann.
Es wurde bereits gesagt, daß die Schuhschäfte, nachdem sie durch den Arbeiter 18 in den Heißbefeuchter
24 gebracht wurden, in etwa 11 Minuten in den Heißtrockner 44 gelangen. Die weiteren Arbeiten
am Fließband werden in einem zusätzlichen Zeitraum von etwa 14 Minuten erledigt. Die Oberteile
bleiben etwa 1 Minute im Heißtrockner 44 und passieren in etwa 2 Minuten, nachdem sie den Trockner
44 verlassen haben, den Platz des Arbeiters 55, worauf sie dann in etwa drei weiteren Minuten zum
Arbeiter 58 gelangen, der die Klebearbeit erledigt.
ίο Die Oberteile, die in den Heißbefeuchter gelegt werden,
gelangen in etwa 17 Minuten zum Kleber 58. Zwischen der Einführung der Schuhe in den Erhitzer
56 und dem Austritt der Schuhe aus demselben liegt eine Minute. Etwa 3 Minuten vergehen, bis daß die
Schuhe durch den Erhitzer 54 auf den Teil 60 des Transportbandes gelangen. Weitere 31Ii Minuten vergehen,
bis die Schuhe auf dem Teil 62 des Transportbandes den Arbeiter 64 erreichen. In ungefähr
30 Sekunden, nachdem die Schuhe auf dem Transportband zum Platz des Arbeiters gelangt sind, der
das Anbringen der Sohle erledigt, werden sie durch den Arbeiter in das Gestell 76 gelegt. Die Gesamtdauer
des vollständigen Arbeitsganges, wie vorstehend beschrieben, beträgt somit 25 Minuten.
Aus der vorstehenden Beschreibung geht hervor, daß das geschilderte Verfahren, bei dem die für das
Zwangstrocknen vorteilhafte Feuchtigkeitsverteilung im Leder auch für die Durchführung eines schnellen
Zwickens ausgenutzt wird, zwei hauptsächliche Vorzüge besitzt. Einerseits bietet es dem Fabrikanten die
Möglichkeit, die Herstellungskosten zu vermindern, und anderseits führt die Anwendung des Verfahrens
zu einer Verbesserung der Qualität der Schuhe. Durch die gleichmäßige und genau bemessene Oberflächen-Schichtenbefeuchtung
unter Anwendung von Hitze sowie durch die genaue Kontrolle aller Phasen der Herstellung wird die Zahl der Schuhe, die im Verlauf
des Fabrikationsganges beschädigt werden, merklich vermindert. Infolge der Schnelltrocknung kann der
Leisten gleich nach Anbringen der Sohle aus dem Schuh genommen werden. Die Zeit, während der der
Schuh auf dem Leisten zu bleiben hat, ist kurz, und dies drückt sich auch in der verminderten Anzahl an
Leisten aus, die für eine bestimmte Fabrikationsleistung erforderlich sind.
Die genau bemessene Schrumpfung des Oberleders ermöglicht es den bei der Leistenarbeit beschäftigten
Arbeitern, die Zugäbe, an Oberleder voll auszunutzen,
bevor eine vorzeitige Schrumpfung eintritt. Die genau bemessene Schrumpfung erlaubt ferner ein genaueres
Zuschneiden der Modelle, wodurch eine Ersparnis an Leder von etwa 3% erzielt wird. Durch die maximale
Schrumpfung des Leders und durch die Spannungsaufhebung ergibt sich ein bleibender vorzüglicher
Paßsitz der Schuhe, und somit kann der Fabrikant ein besseres Erzeugnis herstellen. Darüber hinaus
bleiben das genaue Format des Leistens und der Endzustand des Leders erhalten.
Die gleichmäßige und genau bemessene Befeuchtung im Heißbefeuchter gestattet es, die Zugspannungen
der Aufleistungsmaschinen für einen bestimmten Widerstand des Leders einzustellen, um zu vermeiden,
daß verschieden zubereitete Oberleder zu viel oder zu wenig gereckt werden. Die gleichmäßige und gesteuerte
Befeuchtung des Oberleders gestattet ferner den Fabrikanten, bestimmte automatische Aufleistungsmaschinen
zu verwenden, welche — obwohl sie bereits hergestellt worden sind — bislang noch
nicht verwendet wurden, und zwar mit Rücksicht auf die verhältnismäßig großen Toleranzabweichungen,
welche bislang in der Bearbeitbarkeit von Lederoberteilen bei den Aufleistungsarbeiten festgestellt wurden.
Die vorstehende Beschreibung der Erfindung bezog sich auf die Herstellung von Schuhen mit Lederoberteilen,
obwohl die Erfindung nicht auf die Fabrikation von Schuhen aus diesem Material beschränkt ist.
Unter Anwendung der Biegetheorie ist es klar, daß, ungeachtet der Art des für die Oberteile verwendeten
Materials, die Außenfasern desselben bei der Aufleistungsarbeit der größten Beanspruchung unterworfen
sind. Bei Verwendung von Webstoffen — an Stelle von Leder — wird gewöhnlich eine Hinterfüllung
oder ein Zwischenfutter verwendet. Die Außenfasern von Tuchstoffen sowie die innenliegenden
Zwischenfutter sprechen jedoch genauso auf Feuchtigkeit und Hitze an. Wenn die Aufleistungsarbeit
gleich nach der Vorbehandlung im Heißbefeuchter erfolgt, und wenn dann das Schaftmaterial
zwangsgetrocknet wird, bevor die Feuchtigkeit Gelegenheit hat, sich über den gesamten Querschnitt
zu verteilen, so kann diese schneller beseitigt werden, und hieraus ergeben sich dann eine größere Schrumpfung
und ein besserer Paßsitz. Auf Oberteile aus lederähnlichem Kunststoff mit oder ohne Hinterfüllung
aus Leder oder Stoff kann die Erfindung ebenfalls vorteilhaft angewendet werden. Obwohl die Bearbeitbarkeit
von Kunststoffen hauptsächlich durch Hitze erlangt wird, so wird die erhöhte Temperatur,
der die Oberteile gemäß der Erfindung während des kurzen Zeitraumes unterworfen sind, in welchem sie
durch den Heißbefeuchter gehen, ihnen die für die Leistenarbeit gewünschte Biegsamkeit geben. Die
Anwendung der Erfindung beschränkt sich daher nicht ausschließlich auf Leder.
Claims (6)
1. Verfahren zur Herstellung von Schuhwerk, bei dem die unter gleichzeitiger Anwendung von
Wärme befeuchteten Schuhschäfte aus Leder nach Beendigung der Zwickarbeiten auf den Leisten
zwangsgetrocknet werden, dadurch gekennzeichnet, daß man die Schuhschäfte während
einer kurzen Zeitspanne von nicht mehr als etwa 3 Minuten einer Atmosphäre hoher Feuchtigkeit
und einer Temperatur von etwa 60 bis 83° C aussetzt, bis nur die Oberflächenschichten der Schäfte
einen Feuchtigkeitsgehalt von etwa 18 bis 22% angenommen haben, ihre tieferen Schichten jedoch
noch trocken sind, und die Zwangstrocknung vornimmt, ehe die in die Oberflächenschichten der
Schuhschäfte eingebrachte Feuchtigkeit die tieferen Schichten der Schäfte durchdrungen hat.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß im wesentlichen die Narbenseiten
der Lederschuhschäfte befeuchtet werden.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Zwangstrocknung
etwa innerhalb einer Minute durchgeführt wird.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Zwangstrocknung
nicht später als etwa 10 Minuten nach dem Befeuchten erfolgt und dabei der Feuchtigkeitsgehalt
in den Oberflächenschichten von etwa 16 bis 2O*/o auf etwa ll°/o verringert wird.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Oberflächenschichten
der normal lufttrockenen Schuhschäfte vor Durchführen der Leistenarbeiten befeuchtet
werden, unmittelbar anschließend an das Befeuchten der Schäfte das Zwicken auf den Leisten beschleunigt
durchgeführt und wiederum unmittelbar anschließend an den Zwickvorgang die schnelle und kurze Zwangstrocknung vorgenommen
wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß während der Leistenarbeiten
nötigenfalls der Befeuchtungsgrad der Ledernarbe durch kurze zwischenzeitliche Dampfeinwirkung
aufrechterhalten wird.
In Betracht gezogene Druckschriften:
Deutsche Patentschrift Nr. 500 487;
USA.-Patentschriften Nr. 1 948 127, 2 097 799,
206 275,2633 583.
Deutsche Patentschrift Nr. 500 487;
USA.-Patentschriften Nr. 1 948 127, 2 097 799,
206 275,2633 583.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
309 780/811.64 © Bundesdruckerei Berlin
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
US1161787XA | 1959-05-04 | 1959-05-04 |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE1161787B true DE1161787B (de) | 1964-01-23 |
Family
ID=22365723
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DEB54619A Pending DE1161787B (de) | 1959-05-04 | 1959-08-29 | Verfahren zur Herstellung von Schuhwerk |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE1161787B (de) |
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1959
- 1959-08-29 DE DEB54619A patent/DE1161787B/de active Pending
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