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MassenverschluB für selbsttätige Waffen Die Erfindung liegt auf dem
Gebiet des Massenverschlusses für selbsttätige Waffen. Bekanntlich gibt es verschiedene
Arten von Verschlüssen selbsttätiger Waffen. Es unterscheiden sich in erster Linie
zwei Hauptgruppen, nämlich der verriegelte Verschluß und der Massenverschluß. Der
verriegelte Verschluß ist z. B. beim MG 42 angewendet, bei dem das Schloß so lange
fest mit dem Lauf verriegelt ist, bis das Geschoß zumindest den Lauf verlassen hat.
Damit hört die Kraftwirkung der Pulvergase auf den Verschluß auf. Die Entriegelung
muß dann durch andere Mittel, also durch den Rücklauf des Laufes infolge des Rückstoßes,
bewirkt werden. Bei dem Massenverschluß, den wir z. B. bei der neuen deutschen Maschinenpistole
antreffen, wird das Patronenlager nach rückwärts durch einen in Gleitbahnen geführten
Verschluß abgeschlossen, der keinerlei Verriegelungsorgane zum Lauf besitzt. Die
Abstützung des Patronenbodens gegen die Wirkung des Gasdruckes wird durch die Kraft
bewirkt, die erforderlich ist, um das Schloß nach rückwärts. zu beschleunigen.
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Es ergibt sich also aus dem Aufbau des Massenverschlusses, daß, während
das Geschoß den Lauf durcheilt, die Patronenhülse bereits ein kleines Stück nach
rückwärts aus dem Patronenlager herausgleitet und dabei das Schloß aus.seiner Ruhe-
Lage
heraus nach rückwärts beschleunigt. Vom Schloß aus, das also unmittelbar vom Gasdruck
Bewegungsenergie erhalten hat, kann der weitere Funktionsablauf der automatischen
Waffe bewirkt werden.
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Die Größe der Masse, die ausreichend ist, um als Verschluß zu wirken,
ist abhängig von der Pulverladung und von der Lauflänge, sie ist im allgemeinen
so groß, daß sie das Gewicht eines leichten MGs zu sehr vergrößern würde. Außerdem
muß die Bewegung der Schloßmasse am Ende des Rücklaufs umgekehrt werden, wozu bekanntlich
eine Pufferanordnung verwendet wird. Eine große Masse bedingt eine entsprechende
große Pufferung. Die Rückwirkung auf den Schützen ist gleichfalls um so größer,
je größer die Schloßmasse selbst ist.
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Man muß deshalb einen Weg finden, um auch bei kleinerer Masse die
Wirkung eines Massenverschlusses zu erreichen, wenn man die "Vorteile des Massenverschlusses,
nämlich Wegfall besonderer Antriebsvorrichtungen, wie Lauf-, Rücklauf- oder Antriebsgaskolben,
gewinnen will.
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Die im folgenden beschriebene Anordnung löst diese Aufgabe. Da Kraft
gleich Masse mal Beschleunigung ist, kann man die Kraft erhöhen entweder durch Erhöhung
der Masse oder durch Erhöhung der Beschleunigung. Die neue Verriegelung nach der
Erfindung wählt den letzteren Weg, um den Massenverschluß durch erhöhte Beschleunigung
einer kleinen Masse wirksam zu machen.
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Die Abb. i und 2 geben schematisch die Anordnung wieder. Der Lauf
i ist fest in- dem Gehäuse 2 gelagert. Der Verschluß besteht aus dem Verschlußkopf
3 und dem Verschlußkörper 4, die längs verschieblich gegeneinander unter Begrenzung
durch eine Bajonettanordnung 5 gelagert sind. Der Verschluß im ganzen ist in einer
Gleitbahn 6 des Gehäuses in Längsrichtung beweglich gelagert und wird durch eine
Schließfeder 7 nach vorn bewegt. Im Gehäuse 2 sind Gleitbahnen 8 angeordnet, die
unter einem Winkel zur Achse geneigt sind. Der Verschlußkörper 4 trägt an entsprechenden
Stellen zwei Gegengleitflächen 9, die ebenfalls unter einem Winkel gegen die Achse
geneigt sind. Zwei Rollen io sind so eingebaut, daß sie die rückwärtige Querfläche
des Verschlußkopfes 3 und die beiden geneigten Flächenbahnen 8 und 9 des Gehäuses
2 und des Verschlußkörpers,. berühren. Bewegt man die Rollen io aus der in der Abbildung
dargestellten Lage nach der Mitte zu (nach rechts), so wird der V erschlußkörper
4 vom Verschlußkopf 3 weggeschoben. Diese Bewegung der Rollen nach innen kann auch
dadurch bewirkt werden, daß man den Verschlußkörper nach rückwärts drückt, so daß
die beiden Rollen unter der Wirkung der Bahnen des Gehäuses in Richtung auf die
Mittelachse verschoben werden.
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Denkt man sich den Vorgang während - eines Schusses, so wird der Druck
auf den Verschlußkopf vom Patronenboden ausgeübt. Die Hauptmasse des Verschlusses,
die im Verschlußkörper konzentriert ist, wird auf diese Weise mit einer Übersetzung
gegenüber dem Patronenboden beschleunigt, so daß eine erhöhte Gegenkraft gegen den
Patronenboden zur Wirkung kommt.
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Der Schlagbolzen i i ist gestrichelt dargestellt, er wird vom Verschlußkörper
in üblicher Weise be= tätigt; aus dem Querschnitt ist die Lage der Rollen deutlich
zu erkennen.
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Bei der Anordnung nach Abb. i wird die Beschleunigung des Verschlußkörpers
eine Rückwirkung auf das Waffengehäuse ausüben, da die Gegenflächen für die Bewegung
der Rollen im Gehäuse gelagert sind. Um diesen Nachteil zu vermeiden, ist in der
Anordnung nach Abb. 2 das Gleitflächenpaar an ein am Lauf befestigtes Stück verlegt
worden. Bei dieser Anordnung wird also die Reaktionskraft durch die unmittelbare
Verbindung mit der ursprünglichen Kraft an einer Auswirkung nach außen gehindert.
Die Bezeichnung der einzelnen Teile entspricht der in Abb. i ; das am Lauf i befestigte
Gleitbahnstück ist mit 12 bezeichnet.
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Die Wirkung gemäß der Erfindung kann besonders einfach mit den Verriegelungsorganen
des MG ,42 erreicht werden, wenn man einige kleine Änderungen vornimmt.
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In den Abb. 3 und 4 ist schematisch die Wirkweise des Verschlusses
bei einem MG 42 dargestellt, und zwar zeigt Abb. 3 den Verschluß in einer entriegelten
Stellung, während Abb. 4 die verriegelte Stellung aufzeigt. In Abb. 3 ist der Verschluß
in seine Endstellung zurückgefahren. Beim Schuß wird er unter dem Druck einer Feder
(nicht gezeichnet) zum Lauf 13 hingetrieben, der mit dem Verriegelungsstück 14 fest
verbunden ist. Die Kurvenbahnen 15 sind mit einem nicht dargestellten Gehäuse fest
verbunden und wirken bei der Bewegung des Verschlußkopfes 16 nach links nicht auf
die Verriegelungskörper 17, da diese die innerste Stellung einnehmen. Wenn die Vorderseite
des Verschlußkopfes 16 die Kurvenbahnen 15 passiert hat, dringt sie in den Innenraum
des Verriegelungsstückes 14 ein. Dabei arbeiten die Verriegelungskörper 17 mit den
Anschlagflächen 18 zusammen und werden durch eine Bewegung, die von der Verschlußachse
weggerichtet ist, in die- Verriegelungsstellung, die in Abb. 4 dargestellt ist,
gebracht. Bei dieser Bewegung legen sieh die Verriegelungskörper 17 hinter
die senkrecht zur Längsrichtung an der laufabgewandten Seite des Verriegelungsstückes
14 vorgesehenen Ansätze i9. Damit ist einerseits eine Verriegelung von Verriegelungsstück
14 und Verschlußkopf 16 gegeben, andererseits wird aber der Schlagbolzen mit dem
Verschlußkörper 2o freigegeben, der infolge der Trägheit bewegter Massen und unter
der Wirkung der Schlagbolzenfeder 21 auf die Patrone schlägt und somit den Schuß
auslöst.
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Beim Rückstoß des Laufes 13 wirken die Verriegelungskörper 17 mit
ihrem Mittelteil auf die gehäusefesten Kurvenbahnen 15 und werden beim weiteren
Zurückgehen nach innen geführt. Dabei wird der Verschlußkopf 16 durch die ablaufenden
Verriegelungskörper 17 an den Flächen 18 des Verriegelungsstückes 14 einerseits
und den Flächen 22 des Verschlußkopfes 16 andererseits nach rückwärts
beschleunigt.
Der Verschlußkörper 20 wird beim Nachinnengehen der Verriegelungskörper 17 durch
Zurückdrücken an den Kurvenbahnen 2o, gegenüber dem Verschlußkopf 16 zusätzlich
beschleunigt.
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Diese Verriegelungsorgane des MG 42 kann man leicht abwandeln in eine
Anordnung, die nach dem Gegenstand der Erfindung arbeitet. Will man gemäß Abb. a
verfahren, so muß man die Kurvenbahnen 15 so weit nach vorn versetzen, daß die Verriegelungskörper
17 bei der geringsten Rückwärtsbewegung des Verschlußkopfes 16 von den Kurvenbahnen
15 nach der Mitte zu bewegt werden. Die Verriegelungsansätze i9 am Verriegelungsstück
14 des Laufes 13 kommen dann beim MG 42 in Fortfall.
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Will man gemäß Abb. 2 verfahren, so kommen die gehäusefesten Kurvenbahnen
15 beim MG 42 in Fortfall, und die Verriegelungsflächen der Ansätze i9 des Verriegelungsstückes
14 werden unter einem Winkel von z.B. 30° gegen ihre ursprüngliche Lage geneigt
ausgeführt. Wenn also der Gasdruck auf den Verschlußkopf 16 wirkt, rollen die Führungskörper
17 unter Wirkung der geneigten Flächen der Ansätze i9 nach innen zu ab und beschleunigen
auf diese Weise den Verschlußkörper 20. Die Verriegelungskörper 17 dienen somit
nicht mehr zur Verriegelung, sondern zur Beschleunigung des Verschlußkörpers.
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Die aus dieser Anordnung besonders für schnellschießende automatische
Waffen sich ergebenden Vorteile sind folgende: Der Lauf hat keine Rücklaufbewegung,
es fällt infolgedessen die Vorholfedereinrichtung weg. Die Wandstärken des Laufes
können verstärkt werden, um ihn für höhere Wärmebelastung geeigneter zu machen,
so daß die Masse keinen Einfluß auf die Funktion mehr hat. Der Wegfall der Kurvenbahnen
im Kurvenhalter und der besonders starken Schlagbahnbeanspruchungen ausgesetzten
Anschlagflächen für die rückwärtige Begrenzung des Rücklaufweges des Laufes bringen
wesentliche Ersparnisse an Bearbeitungszeit und hochwertigem Werkstoff. Die Belastung
des Verriegelungsstückes am Lauf ist gleichfalls herabgesetzt, da die Verriegelungskräfte
nicht mehr auftreten.