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Mundharmonika Bei den heute meistgebräuchlichen diatonischen Mundharmonikas
sind die Töne der Dur- oder Moll-Tonleiter in zwei Gruppen aufgeteilt, wobei die
eine Gruppe auf Blasluft, die andere auf Ziehluft anspricht. So ergibt z. B. ein
C-dur-Instrument beim Blasen die Einzeltöne C, E, G, C, E, G, C, insgesamt angeblasen
also den C-dur-Akkord, beim Ziehen die restlichen Töne der C-dur-Tonleiter G, H,
D, F, .1. H, D, insgesamt also im unteren Tonbereich den G-dur Akkord, im oberen
einen unreinen Akkord, welch beide meistens an Stelle des G-Septim-Akkordes angewandt
werden.
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Das Spiel mit solchen diatonischen Instrumenten ist demnach harmonisch
auf zwei Akkorde beschränkt.
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Eine Erweiterung der musikalischen Ausdrucksweisen durch Einbezug
der Halbtöne ermöglichen die chromatischen Schieber-Mundharmonikas, die prinzipiell
gleichgestimmt sind wie die beschriebenen diatonischen Mundharmonikas, jedoch zwei
Stimmplatten enthalten, wobei die Zungen der einen Stimmplatte um einen halben Ton
höher als diejenigen der anderen gestimmt sind. Betätigt man nun beim Spielen den
Schieber, so kann wahlweise die eine oder andere Stimmplatte benutzt werden. Dadurch
werden alle zwölf Töne der chromatischen Tonleiter spielbar sowie vier Akkorde,
die allerdings nur begrenzt anwendbar sind, so daß sich dieses Instrument hauptsächlich
für das Einzeltonspiel eignet.
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Darüber hinaus sind Konstruktionen bekanntgeworden, welche die Spielbarkeit
mehrerer Akkorde in verschiedenen Tonarten ermöglichen. Infolge der Kompliziertheit
und der zu hohen Ansprüche.
welche diese Mundharmonikas an das Können
des Musizierenden stellen, konnten sich diese Instrumente jedoch nicht durchsetzen.
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Die Erfindung betrifft nun eine Mundharmonika, bei welcher die Töne
und Akkorde nicht oder zumindest nicht nur durch die Luftrichtung bestimmt werden,
sondern durch die Stellung von gelochten Schiebern, welche in die Luftwege eingeschaltet
sind, und bezweckt im Gegensatz zu den bisher gebräuchlichen Mundharmonikas, den
Melodieton und Begleitakkord nicht gleichzeitig zu wählen, sondern mit denselben
Tönen durch das Verschieben dieser Schieber verschiedene Akkorde zu bilden. Gemäß
der Erfindung wird dieses Ziel dadurch erreicht, daß zwischen ihrem Stimmblock und
einem damit fest verbundenen Mundstück mindestens zwei unabhängig voneinander bewegliche
Schieber angeordnet sind, welche eine in ihrer Teilung den Einblasöffnungen des
Mundstückes und den Kanzellen des Stimmblocks entsprechende Lochung aufweisen, wobei
jedoch bei jedem Schieber pro Oktavlänge ein oder zwei Löcher so ausgelassen-sind,
daß in Ruhestellung aller Schieber jede Auslaß'stelle eines Schiebers ein Loch der
anderen Schieber überdeckt.
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Die Zahl der Schieber hängt einmal von der Anzahl der Akkorde ab,
die gebildet werden sollen, anderseits aber auch von der Zahl der verschiedenen
Stellungen, die jeder einzelne Schieber einnehmen kann. Je weniger Schieberstellungen
vorkommen sollen, desto mehr Schieber müssen bei einer bestimmten Anzahl zu bildender
Akkorde vorgesehen werden.
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In der Zeichnung ist eine beispielsweise Ausführungsform einer Mundharmonika
gemäß der vorliegenden Erfindung dargestellt. Es handelt sich bei dem Ausführungsbeispiel
um ein C-dur-Ganztoninstrument mit drei Schiebern, durch welche die Akkorde C-dur,
G-Sept, a-moli, d-moll, e-moll und F-dur-Sext gebildet werden können, also die in
einfacheren C-dur-Kompositionen am häufigsten auftretenden Akkorde. Daneben sind
aber auch eine ganze Reihe von unreinen Akkorden, die bei Übergängen wertvoll sind,
bildbar. Es zeigt Fig. i eine perspektivische Ansicht einer Mundharmonika, wobei
die einzelnen Schieber zum besseren Verständnis herausgezogen dargestellt sind,
Fig. 2 einen Schnitt nach Linie I-I in Fig. 3, Fig. 3 einen Schnitt nach Linie II-II
in Fig. 2, Fig. ¢ bis 9 schematisch die verschiedenen Stellungen der Schieber, Fig.
io eine besondere Lochung der einzelnen Schieber, -Fig. i i einen Schnitt nach Linie
III-III in Fig. i2, Fig. 12 einen Schnitt nach Linie V-V in Fig. i i, Fig. 13
einen Schnitt nach Linie IV-IV in Fig. i i, Fig. 1q. eine Seitenansicht des Mundstückes
nach Fig. 12.
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In den Fig. i bis 3 ist generell der Aufbau des Instrumentes dargestellt.
Im Körper i des Instrumentes sind die unteren und oberen Kanzellen 2@ und 3 vorgesehen,
die oben und unten durch die sämtliche Ganztöne der C-Tonleiter enthaltende Stimmplatten
4 und 5 abgedeckt werden. In den im Kanzellenkörper eingefrästen Schlitzen 6 sind
die Spannbügel 7, 8 und 9 längs verschiebbar gelagert. Die Spannbügel 7, 8, 9 tragen
die Schieber i i, 12 und 13 derart, daß durch die Bügel7, 8, 9 die Schieber
11, 12, 13 zwischen dem -den Kanzellenkörper vorn abdeckenden Deckblatt io und dem
Mundstück 1q. verschoben werden können, ohne daß dabei eine Durchbiegung erfolgen
kann. Die Verschiebung der Bügel 7, 8, 9 und damit der Schieber ii bis
13 erfolgt durch Drehen der auf einer Welle 15 gelagerten, je mit
drei Armen 16, 17, 18 versehenen, Y-förmigen Hebel, die so ausgebildet und
gelagert sind, daß mit einem Finger leicht entweder der vorderste oder der hinterste
Hebel oder zwei benachbarte oder auch alle drei Hebel gemeinsam niedergedrückt werden
können.
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Im Körper i sind Federn 2i gelagert, die auf die Büge17 bis 9 und
damit die Schieber ii bis 13 wirken. Beim Loslassen der Y-förmigen Hebel mit den
Armen 16 bis 18 werden daher Bügel und Schieber in ihre Mittellage zurückgebracht.
Mit 22 ist das Deckblech der Mundharmonika bezeichnet.
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In den Fig. q. bis 9 ist dargestellt, welche Stellungen der einzelnen
Lochschieber sich durch entsprechende Betätigung der drei Hebel ergeben. Es lassen
sich, wie die Fig. q. bis 9 zeigen, die Akkorde C-dur, G-Sept, a-moll, d-moll, e-moll
und F-dur-Sext bilden.
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Das dargestellte Ausführungsbeispiel ist selbstverständlich nur eine
von den zahlreichen möglichen Varianten. Die erfindungsgemäße Mundharmonika kann,,
wie dies bereits angedeutet wurde, zur Erweiterung der musikalischen Möglichkeiten
mit Halbtönen und einer entsprechend größeren Zahl von Schiebern ausgestattet werden.
Kommen pro Oktave zwölf Töne und insgesamt zwölf Schieber zur Anwendung, so sind
die musikalischen Möglichkeiten unbegrenzt, d. h. es kann mit einem solchen Instrument
jeder beliebige Ton oder Akkord gespielt werden.
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Die im Ausführungsbeispiel beschriebene Mundharmonika hat den Nachteil,
daß beim Spielen zu jedem Melodieton ein Akkord gewählt werden muß, in welchem dieser
Ton vorkommt, also auch dann, wenn gar nicht ganze Akkorde gewünscht und deshalb
die zwischen der Oktave der Melodietöne offenen Kanäle mit der Zunge abgedeckt werden.
Dieser Nachteil läßt sich, wie in Fig. io beispielsweise dargestellt, durch die
Verwendung eines auf der Mundstückführung gleitenden Mundstückes 23 und die Ergänzung
aller Lochschieber sowie des Deckblattes und der Mundstückführung durch eine Reihe
Melodietonlöcher beheben.
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In Fig. io sind die so ergänzten Lochschieber mit ix', i2' und i3',
das Deckblatt mit io' und die Mundstückführung mit 1q.' bezeichnet.
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Wie die Fig. i i bis 1q. zeigen, enthält dieses Mundstück einen oberen
Kanal 2q., welcher auf die Löcher der Akkordtonreihe wirkt, und einen unteren Kanal
25, welcher auf die Löcher der Melodietonreihe wirkt. Der Kanal 25 (Fig. 12) mündet
in zwei um die Distanz einer Oktave voneinander entfernte Austrittsöffnungen, während
der Kanal 24 (Fig. 13)
zu einem dazwischenliegenden Schlitz führt. Die
Eintrittsöffnungen
der beiden Kanäle 24 und 25 sind getrennt, so daß sie einzeln mit der Zunge abgedeckt
werden können. Auch die Ausführung dieses Mundstückes ist selbstverständlich nur
beispielsweise, da die Öffnungen auch über den Umfang einer Oktave ausgedehnt werden
können.
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Durch das gezeigte Mundstück wird es zudem möglich, jeden mit dem
Instrument spielbaren Akkord mit jedem einzelnen Ton der Ganztonreihe zu kombinieren,
was für ein harmonisch richtiges Spiel außerordentlich wichtig ist.
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Die erfindungsgemäße Mundharmonika bringt eine einfache, in der Herstellung
verhältnismäßig billige Lösung für das seit langem bestehende Bedürfnis nach einem
Instrument, mit dem ein harmonisch richtiges Spiel möglich und leicht erlernbar
ist.