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Mechanik für Blasinstrumente mit Klappenventilen Gegenstand der Erfindung
ist eine neue Klappenrnechanik für Blasinstrumente, wie Klarinetten, Flöten, Oboien,
englische Hörner, Fagotte, Saxophone u. dgl. Musikinstrumente.
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Bei den bekannten Klappenblasinstrumenten obiger Art, z. B. Klarinetten,
war-es schwierig, die verschiedenen aufeinanderfolgenden Töne zugreifen, weil verschiedene
Finger und diese wiederum in verschiedener Anzahl zusammenwirken mußten. So mußte
z. B. das c mit vier, cis finit fünf, b mit zwei, h mit neun Fingern gegriffen werden.
Dabei kamen die Finger nicht regelmäßig und nebeneinander zur Anwendung, sondern
wirkten in verschiedenen Arten zusammen. Beim dreigestrichenen d mußten die Finger
r, 3, q. der linken und 2,4,5 der rechten Hand zusammenarbeiten. Dabei muß der Finger
t ein Tonloch schließen und zugleich eine Klappe öffnen. Der Finger 5 bat ebenfalls
seine Klappe zu öffnen, während ,alle Finger 3, q., a, q. solche zu schließen haben.
Durch diese schwieriger. Griffe, bei denen es darauf ankommt, daß die Fingerdrückegenauzusammnentrefen,
da sonst entweder der Ton nicht @a'nspricht oder ein Miß,ton .entsteht, ergeben
sich bei raschen Tonbewegungen große -und bei ganz schnellen Akkordpassagen unüberwindliche
Schwierigkeiten, die nur von sehr geschickten Spielern nach jahrelanger Übung teilweise
überwunden werden können, was jedoch den meisten Spielern nicht gelingt. Verschiedene
Triller sind schwer, manche sogar unausführbar, auf der Klarinette z. B. _gis-_a
und gis-ais Weitere Nachteile der bisherigen Klappenmechaniken liegen darin, daß
Intervallensprünge teilweise im. der Bindung wie im Stakkato, bei der Klarinette
z. B. e-_cis, fis-cis, h_-gis, cis-gis sehr schwer zu greifen und in der schnellen
Bewegung überhaupt unausführbar sind. Tonarten mit mehr als drei Kreuzen und Be
in der Vorzeichnung haben steigernde technische Schwierigkeiten zur Folge. Aus diesem
Grunde ist ein Wechsel zwischen der B- -und A-Klarinette notwendig.
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Des weiteren liegt bei stark seitwärts und unten liegenden Tonklappen
die -Gefahr nahe, daß während des Blasens Wasser in die Tonöffnungen tritt, wodurch
die Stimmung, Reinheit und Ansprache des betreffenden Tones stark beeinträchtigt
wird.
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Bei den bekannten. Instrumenten der genannten Art ist es erforderlich,
daß die Komponisten die technischen Schwierigkeiten dieser Instrumente studieren
und diese beim Instrumentieren ihrer Werke berücksichtigen müssen. Der Musiker muß
täglich außer dem Tonstudium längere Zeit Technik üben, .eine schwierige Orchester-
oder Solostelle taktweise studieren, bis sie ihm »in den Fingern liegt«. Trotzdem
gibt es Stellen, die mit der bisherigen Mechanik selbst den größten Virtuosen zu
spielen nicht möglich sind.
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Alle diese Nachteile und Unvollkommenheiten werden durch die vorliegende
Erfindung dadurch beseitigt, daß einesteils zum Greifen eines jeden Tones immer
nur -ein Finger benötigt wird, wodurch ,ein gleichzeitiges Zusammenarbeiten mehrerer
Finger ausgeschaltet ist, anderenteils durch Ineinandersetzung
des
Griffsystems vier Finger einer Hand ,acht bis zehn Tonklappen ohne Schwierigkeit
bedienen können, wodurch es nun ermöglicht ist, den Tonumfang, z. B. den der Klarinette,
durch Ansetzen des schlechtesten Tones b als es an tiefster Stelle, wodurch bei
Benutzung der bekannten Oktavklappe ein vollklingendes h erzeugt und die A-Klarinette
erübrigt wird, zu :erweitern.
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Die Schließung-aller oberhalb des erklingenden Tones liegenden Tonlöcher
erfolgt auf mechanischem Wege.
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Sämtliche Triller und Bindungen sind, da pro Ton nur ein Finger nötig
ist, leicht rund schnell auszuführen. Tonarten rund Chromatik bilden keine Schwierigkeiten
mehr. Verschiedene Stellen, wo rasch wiederholende, ausdauernde Bewegungen der an
sich schwachen Finger 4 und 5 jeder Hand erfordern (Ring-und kleiner Finger), können,
da alle anderen Finger unbeschäftigt sind, von den Fingern 2 und 3 (Zeige- und Mittelfinger)
ausgeführt werden. Der Fingersatz kann auch von der Norm abweichen und für eine
Spezialstelle besonders bequem gesetzt werden, wobei auch eine Hand der anderen
zu Hilfe kommen kann.
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Die Komponisten können ohne fingertechnische Rücksicht für diese Instrumente
schreiben und können die bisherigen technischen Anforderungen bedeutend steigern.
Den Musikern selbst wird monatelanges Üben erspart und die Möglichkeit gegeben,
die schwierigsten Tonstellen in kürzester Zeit zu beherrschen.
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Dadurch, daß sämtliche Klappen auf der oberen Seite des Instrumentes
zu liegen kommen, ist das Eindringen von Wasser in die Tonlöcher völlig behoben.
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Die Erfindung ist auf der Zeichnung in beispielsweiser Ausführungsform
an, einer Klarinette erläutert, wovon darstellen: Abb. i die Klarinette mit vollständiger
Mechanik in Ansicht, Abb.2 dieselbe nur mit den Tonklappen, Abb.3 dieselbe ohne
Tonklappen, nur mit Fingermechanik, Abb. 4 einen Teil der Kupplungsstange mit den
Klappen in vergrößerter Darstellung, Abb.5 eine Einzelkuppelhülse mit beiden Seitenansichten,
Abb. 6, 7 und 8 eine Lagerstelle der Kuppelstange in Ansicht, Längs- und Querschnitt,
Abb. 9 .einen vergrößerten Querschnitt durch die Klarinette mit Tonklappe und Fingerdrückheb@el,
Abb. i o und i i das Zubringergestänge mit Finger- und Klappendruckhebel, Abb. 12
einen Querschnitt desselben, Abb. 13 und 14 Grundriß und Querschnitt der zusammenwirkenden
Mechanik, Abb. 15 und 16 zwei weitere Querschnitte und Abb.
17 den vergrößerten Querschnitt einer Tonklappe in Schließstellung.
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Auf dem Schaft der Klarinette befinden sich linksseitig die auf den
durch eine Achse a aufgereihten Kupplungshülsen b befestigten Tonklappen c-c13,
die mittels einer Schelle um die Hülsen b herumgreifen rund durch eine Schraube
d festgeschraubt werden können, wodurch ein genaues Einstellen bezüglich des Andruckes
auf die Tonöffnung möglich wird. Diese 14 Klappen c werden von Federn ständig in
offener Lage gehalten, während die vier darüberliegenden Klappen / unterhalb der
nur punktiert angedeuteten bekannten Oktavklappe von Federn ständig geschlossen
gehaltenwerden. Diese Klappen f-fs tragen eine über ihren Drehpunkt hinausgehende
Verlängerung g (Abt. 13/ 14), worin zur Verminderung von Reibung ein Rädchen g1
gelagert ist. Die einzelnen Hülsen b sind untereinander derart gekuppelt, daß sie
entweder die darüber-oder darunterliegenden Hülsen mit ihren Klappen mitnehmen,
so daß diese Tonlöcher mit der gedrückten Klappe gleichzeitig geschlossen werden.
Zu diesem Zwecke besitzt jede Hülse auf der einen Seite einen Vorsprung b1 und gegenüberliegend
eine Rast b9, so daß bei der Aufreihung auf die Achse a jedesmal der Ansatz b1 der
einen Hülse in die Rast b? der nächsten Hülse eingreift.
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In der Abb. 4 ist die Trennungsstelle mit A bezeichnet. Durch Schließung
der ersten Klappe unterhalb der Stelle A werden sämtliche Klappen nach unten gleichzeitig
mitg,eschloss-en, während die darüberliegenden geöffnet bleiben. Bei geschlossenen
Klappen ist es genau ;umgekehrt. Zur Begrenzung der öffnungsweite der Tonklappen
besitzt die Endklappe c13 einen rückwärtigen Sporn o (Abt. 15), der .sich gegen
den Schaft des Instruments stützt. Zur Vermeidung der Duxchbiegung des Kuppelbüchsengestänges
zwischen den beiden Endpunkten sind noch zwei Zwischenlageri vorgesehen. Dieselben
bestehen nach den Abb. 6, 7, 8 aus einem T-Stück h mit über die Kuppelbüchsien
b geschobenem Rohr i,
welches auf der unteren Seite zwecks freier Drehbewegung
des Kuppelgestänges eine größere Aussparung besitzt.
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Gegenüber diesen Tonklappen c-f sind gleichfalls auf der Oberseite
des Instruments verschiedene Gruppen Griffmechaniken i bis 5 vorgesehen (Abt. i
und 3). je nach Notwendigkeit tragen diese Gestänge Fingerdruckhebel m und
Klappendruckhehel tz, welche entweder starre Verbindung mit der Hülse L oder mit
Hülse Z und Achse k haben, wodurch die Töne in den Griffbereich der Finger gebracht
werden. Zur Verminderung von Reibung
sind die Klappendruckhebel
mit Gleitrollen jti versehen.
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Da es bei den vielen hintereinandergereihten Tonklappen von Wichtigkeit
ist, daß die Klappen selbst bei nur leichtem Andruck sofort die Tonöffnungen schließen,
ist in Abb. 17 eine Klappe dargestellt, die entgegen den bisherigen Polsterklappen
(Abb. 9, 14, 15, 16) in der Mitte einen Ansatz p besitzt, über den
eine Gummihaut g gespannt ist, die durch einen sich in eine Rille einl°genden Gummiwulst
oder Klemmring t^ festgehalten wird. Diese Bauart der Tonklappen besitzt den Vorzug,
daß sie bei 'äußerst leichtem Andruck sofort gut iund sicher schließt und der L'berzug
bei Bedarf leicht .erneuert werden kann.
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Die Klappen f-f3 sind geschlossen angewendet, da diese in der Oktav-
und hohen; Lage bei der Klarinette nicht mehr benötigt werden und dadurch nicht
unnötig mitgeschlossen werden müssen, was zugleich einen gut klingenden leeren Ton
(f und _g) ergibt.
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Wie bereits erwähnt, ist diese Klappen-und Betätigungsmechanik als
Beispiel an einer Klarinette dargestellt. Sie läßt sich naturgemäß auch für alle
übrigen Klappenblasinstrumente verwenden, wobei, je nach. Gestaltung derselben,
sich die Hebelform der Form des Instruments anpassen muß. Da nun die verwendbaren
acht Finger die vorhandenen 18 Tonklappen in chromatischer wie diatonischer Aufeinanderfolge
nicht bedienen können, sind die Töne ineinandergeschoben, d. h. außer der Klappienreihe
wird mit Hilfe der Zubringergestänge (Abb. 3, i bis 5) eine eigene Tastenreihenfolge
ge-
schaffen. Diese Ineinanderschiebung geschieht systematisch. Zwei Töne
der chromatischen Tonleiter, z. B. c und cis, nehmen den nächsten der beiden darauffolgenden
Töne d und dis in ihre Mitte, wodurch nun die Reihenfolge c d cis dis entsteht.
Die beiden letzten Töne cis dis nehmen nun wiederum den nächsten der beiden darauffolgenden
Töne ie und f in ihre Mitte, wodurch sich die Reihenfolge c d cis @e dis f ergibt.
Diese Reihenfolge läßt sich nun nach den gleichen Regeln auf jedem Ton aufbauen
und nach Belieben fortsetzen. Das System kann fortlaufend durch die ganze Tastenreihe
gehen, kann aber auch für die zweite Hand frisch beginnen. Soll eine Hand mehr als
acht Tonklappen bedienen, so wird die Taste des achten oder neunten Tones -wieder
auf ungefähr gleiche Höhe des ersten Tones gesetzt und die Reihenfolge wieder von
neuem angesetzt,
c d cis e dis fis f g (i. Reihe) |
z. B.' gis ais a c h d cis (2. Reihe) |
Das System, welches jetzt nach rechts gebildet ist, kann ebenso auch nach links,
also um.-gekehrt, gebildet werden. Es können die Töne auch nach anderer Art ineinandergeschoben
werden, z. B.
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Grundprinzip ist immer, daß zwei aufeinanderfolgende Töne zwischen
den beiden letzten eingeschoben werden. Der Fingersatz für die chromatische Tonleiter
ist dadurch immer ein überholender. Beispiel: linke Hand, aufwärts: 53423232 abwärts:
23232435. Für die diatonischen Tonleitern ergibt sich der Fingersatz von selbst.
Bei der Anbringung der Zubringermechanik, welche die Töne auf den vom Griffsystem
bedingten Platz bringt, werden Tonklappen, welche ohnehin schon ,an. dem vorgesehenen
Platz sind, zugleich als Grifftasten angesehen.
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Diese Anordnung der Zubringermechanik (Abb. 3, i o bis 14, 16)
im Verein mit der Klappenkupplung ermöglicht die Bedienung beliebig vieler Tonklappen
in leichtester und einfachster Weise.