-
Verfahren zur Herstellung netzartiger Faserkörper Die Erfindung betrifft
die Herstellung. offenmaschiger oder Hetzartiger Faserkörper, die mit einem Bindemittel,
wie z. 13. Kautschuk o. dgl., hergestellt werden, <las wenigstens einen Teil
der Masern an ihren Kreuzungsstellen miteinander verbindet und einen elastischen
Mantel oder Überzug für einzelne Fasern schafft.
-
Derartige Faserkörper -,verden zu den verschiedensten Zwecken verwendet,
-r_.13. bei Luftfiltern, für Wärmeisolierungen u. dgl., besonders aber als Stoßdämpfungs-
und Federungsmaterial und vor allem als Polstermaterial für Möbel und ähnliche Zwecke.
-
I?s ist bereits bekannt. Haare, z. B. gekräuselte Schweinsborsten,
in offemrnaschiger Form durch Übersprühen tnit Kautschuk oder durch Eintauchen oder
durch leides zu gummieren, und es ist weiterhin bekannt, ein faserdurchsetztes,
schwammartiges Material dadurch herzustellen, dafi man eine Dispersion von Kautschuk
oder ähnlichem Stoff durch Schaumbildung in die Zwischenräume eines offenmaschigen
Körpers aus Haaren einbringt. Bei in dieser \Veise aus Haar oder gleichartigen Stoffen
als Fasermaterial hergestellten Körpern sind jedoch die physikalischen und mechanischen
Eigenschaften des Erzeugnisses durch die Art des Fasermaterials begrenzt.
-
Die Erfindung ist hauptsächlich darauf gerichtet, neue Erzeugnisse
mit wünschenswerten Eigenschaften zu schaffen, wie sie sich hei Verwendung
von
Haar in der bisherigen Art nicht erzielen lassen, und insbesondere ein Dämpfungs-
und Federungsmaterial zu erzielen, das bei äußerst geringem Gewicht zugleich auch
einen starken Federungswiderstand, eine lange Haltbarkeit bei der Verwendung als
Möbelpolster oder zu ähnlichen Zwecken und eine Brauchbarkeit als schwingungsdämpfendes
Material besitzt.
-
Es wurde gefunden, daß man diese Eigenschaften in einem ganz anderen
Maße als bei der Verwendung sogar von gekräuseltem Haar erhält, wenn man bei geeigneter
Verfahrensausführung als Fasermaterial natürliche Schafwolle oder gleichartige Fasern
verwendet.
-
Ein Beispiel für den wesentlichen Unterschied der Erfindung gegenüber
den bekannten Herstellungsarten besteht darin, daß nach der Erfindung ohne Verwendung
eines dem Bindemittel zugesetzten Blähmittels und ohne Verschäumen des Bindemittels
ein gleidhmäßig federnder Körper von größeren Abmessungen erzielt werden kann, der
in allen drei Dimensionen von nahezu gleicher Struktur ist, und der in seinen Eigenschaften
einem faserdurchsetzten Schwammgummi sehr ähnlich, jedoch bei gegebenem Federungswiderstand,
gleicher Haltbarkeit und gleichen Stoßdämpfungseigenschaften sogar noch leichter
ist.
-
Vorzugsweise wird das Fasermaterial, das aus Rohwolle oder Reißwolle
o. dgl. besteht, auf einer üblichen Zupfmaschine (Picker) gezupft und dann auf einer
Karde üblicher Art gekrempelt, so daß ein sehr dünnes, offenmaschiges Faservlies
entsteht.
-
Das Vlies, oder eine kleine Zahl übereinandergelegter Vliese, wird
darin mit Kautschukmilch (Latex) o. dgl. von einer Seite her besprüht und getrocknet,
darauf ebenso von der anderen Seite her besprüht und getrocknet, wobei das Trocknen
vorzugsweise durch Vorbeiführen des Vlieses an einem Heiß-Iuftgel>läse erfolgt.
Das Vlies wird dann in eine verdünnte Dispersion von Latex o. dgl. getaucht und
nach dem Abtropfen der überschüssigen Flüssigkeit wiederum getrocknet. Das so behandelte
Material wird darauf in mehreren Lagen übereinandergelegt, wobei man die Schichten
mit Latex oder einem anderen geeigneten Klebmittel zusammenkleht. Auf diese Weise
läßt sich eine gumniierte Faserstruktur in jeder gewünschten Stärke herstellen.
-
Die nunmehr zu einem Körper verbundene Fasermasse wird dann einer
Behandlung unterworfen, um <las Bindemittel zu verfestigen, im Falle der Verwendung
von Gummilatex also einer Vulkanisierung. Bei dieser Behandlung kann das Material
einem leichten Formungsdruck unterworfen werden, wobei man es zum Erzielen einer
Platte gleichmäßiger Stärke zwischen flachen Preßplatten oder zur Herstellung von
Formstücken gewünschter Kontur in eine entsprechende Form einlagert. \\'egen des
dreidimensionalen Charakters der Krümmungen von Wolle oder gleichartigen Fasern
ist eine Streifenbildung durch das Zusammenkleben der einzelnen Lagen im Querschnitt
des Erzeugnisses kaum erkennbar, und die gummierte Faser-
masse hat in allen drei Dimensionen eine aus- |
gesprochen offenniaschige Struktur, wobei das |
Bindemittel gleichmäßig auf die Fasern verteilt ist. |
Die besonderen Eigenschaften (°s Erzeugnisses |
fallen bei einem Vergleich finit Schwanimgunimi ins |
_\tige, der einen geometrischen Aufbau hat, wie er |
theoretisch wünschenswert ist, den man aber prak- |
tisch nicht leichter als 0,07 kg pro dm3 machen |
kann, weil er sonst während des Gelierens in sich |
zusammenfällt oder nicht den genügenden '\,erfor- |
mungswiderstand zur Aufnahme der erforderlichen |
Belastungen aufweist. So besitzt z. B. ,,in Stück |
Schwamm aus Kunstkautschuk von 0,o45 kg/din3 |
1>e1 3oo/oiger Zusammendrückung einen 1\'iderstand |
von nur 0.0053 kg/cin=, während ein \Ttister eines |
nach der 13rfiliciuiig lt_er11"est-elltett \laterials, das
nur |
0,o4 kg/dm3 wiegt, 1>c-i ;o";'oigc@i- Zusatninendriickung |
einen Widerstand voll etwa o.03; kg/eni= besitzt. |
Es hat dabei ein Znsammetlsetzungsverhältnis von |
Kautschuk zu Fasern viiti 3 : 1 und ist daher trotz |
seines äußerst geringen Gewicht; gtit als Kissen- |
auflage für Federrahmen von .\titoiiioliilsitzeii oder |
als Belag für Nlatratzeti mit Innenfedern geeignet. |
Die überraschenden neuen Ergel»iisse sind im Zu- |
sammenhang mit dem angewendet"@n \herfahren auf |
eine oder mehrere der verschiedenen Eigenschaften |
von Wolle oder ihr gleicliartigeii Fasern zurück- |
zuführen. mit Gienen sich diese Fasern weitgehend |
von dem bisher für diese Zwecke verwendeten Haar |
oder ihm gleiclizusetzeliden Stoffen unterscheiden. |
Es handelt sich um folgende Eigenschaften: |
1. Natürliche Wolle hat eitlen 1,- aserdurchmesser |
von etwa -o,ot3 bis 0,0a3 111111, während Roßhaar, |
Rinder- oder Schweinshaare einen Durchmesser von |
etwa 0,13 bis 0,18 111111 anfivei:en. |
2. Die durclischnittliclic Zahl von Wellen oder |
Krümmungen je Zentimeter Länge beträgt bei |
Wolle etwa 6 bis 10 gegen vielleicht 0.4 bis 1.2 bei |
sogar lockigem Tierhaar anderer Sorten. |
3. Das spezifische Gewicht von Wolle beträgt |
etwa 1,30 gegenüber etwa 1,15 hei Haar. |
4. Wenn man die Wirkungsweise einer mit |
Kautschuk überzogenen Wollfaser oder eines Haares |
mit einer Schraubenfeder vergleicht, so stellt man |
fest, (]aß das #,'erliiiltiiis viiin 1#aserdurchinesser zum |
U'indungsdurchmesser 1>e1 Wolle geringer ist als |
bei Haar. Aus diesem Grunde und wegen der |
großen Zahl von Krümmungen je Längeneinheit ist |
die Beanspruchung l>zw-. Spannung in der Woll- |
faser und in ihrem t'1>ti-zttg geringer als in guni- |
iniertetn Haar, sofern nian in beiden Fällen ent- |
sprechende, gleichmäßig verteilte LIerzüge voraus- |
setzt. Infolgedessen ermüdet die überzogene.Woll- |
fas,er weniger. Zugleich besitzt eine 1\lasse <°s |
durch Gummierung ztisaninietigefiigten \\'oll#,i-zetig- |
nisses als Ganzes wegen der Feinheit der Wolle |
und ihrer Kriimmittigen und \\e- eti des dreidini°@i- |
sionalen Charakters.der l@i-iiniintingen jeder eili- |
zelnen Wollfasei einen holieu Widerstand gegen |
Druckkräfte in bezug ailf ihr Gewicht. wenn man |
durch geeignete Verfahren eine gleicliinäßige Ver- |
teilung des Bindemittels erreicht hat. |
5. Wolle ist ein hochelastischer Stoff mit einer |
Bruchdehnung bis zu 30 oder selbst die |
wesentlich anders ist als di:# von Haar. |
C). bezogtl auf' die Gcwichtseirrlleit, besitzt \\'olle |
eine weitaus grhl.iere Oherfiiche zur Aufrlahrne des |
I3indernittels als Haar, s(1 dal') sie ohne (.@ng@:ich- |
m:ißigkeiten in der \"erteiltnrg, \vie sie durch zu |
starkes Aufbringen (les Bindemittels entstehen |
körnten, eine grcüiere \1erlge (l(#; liindenlittels auf- |
nehmen kann. Dies ist @vlchtlg, u111 die gewtlnschterl |
Eigellscliafteli in (lein Erzeugnis ohne Mehrgewicht |
zti erhalten. |
Nilnint rnan (1i( f(11gcii(leii \\'cl"tc an: |
~IK'zltlsche? Gew1('ht \"(111 \\'(111(' =
1.30. |
spezifische: (;ewirht von Haar = 1,1;. |
mittlerer Durchnrcsser von W()11( # o.(25 mnl, |
mittlerer 1)urchl@lc sser von I laar = o, l ; mni. |
s(1 entspricht elnein 1\llo""ranlnl Wolle :111e einzelr1 |
l,'asei" von i 5oo kin l.:irlgc finit einer ( ll)erHÜrhe vtln |
1 1g 111'= Illl(1 eitlem 1,#il0gl"11111111 Haar c'iii
einzelne: |
Ilaar \"(111 ._17.5 kill l.allg(' 1111t (#111e1" ()l)d'i'HflClle
voll |
etwa 2 2 111'=. |
Die für (las Aufbriii-en des 11in(leiliittel; ver- |
fügbaren Oberflächen verbalten sich also mindestens |
\vie 5 : i. Dies ist wichtig für die Herstellung eines |
dauerelastischere, gtrninitert(n Faserpolsters. Es |
wurde gefunden, daß bei einem gegebenen spezi- |
fischen (@esamtgewirht des gummierten \laterials |
von 1>eispiels@@"eise o.5 kg/(ini,'l die Haltharkeft (!es |
Materials in einer unmittelbaren Bezielnnrg zti dem |
Verhältnis des gleichmäßig verteilten Kautschuks |
zur Faser stehen. Das bedeutet, dali ein Material |
aus (;ewichtsteileli Kautschuk und t Gewichts- |
teil haser (\'erliiiltrlis 2 : 1) einen besser halt- |
baren elastischen Kürl)er ergibt als ein Material, |
(las nur je 1'/z Gewichtsteile (Verhältnis t : t) |
enthält, und ein NI aterial aus 2'/- Gewichts- |
teilen l1£111tSClltlk und '/_ Gewichtsteil Fasern |
(\"erli:iltnis 5 : i ) übertrifft ein solches mit den |
Verli;iltnisserl 3 : 1 oder 4 : t. Dies hängt von |
der Möglichkeit a1). den Kautschukgleichmäßig über |
den ganzen Faserkörper zu verteilen. In üblicher |
Weise gutnrniertes Haar hat ein \"erliältnis zwischen |
Faser und liindeinittel von ungefähr i : i. \-ersucht |
male, mehr Kautschuk auf dem Haar abzulagern, |
s(1 lvird der (`berzug ungleichmäßig. (l. 1i. es bilden |
sich Kügelchen und Tröpfchen (!'erl.en ) an den |
Haaren. Dickere (Therztige sind kein I#-rcatz für |
eine größere Zahl von gummüil)erzogenen Fasern. |
I?in dichtmaschiger Faserl<iirper hat voni Stand- |
punkt seiner Verwendung al; Polstermaterial noch |
einen anderen Vorteil. Es wurde nämlich fest- |
gestellt, daß die schwingungsdämpfenden Eigen- |
schaffell eines netzartigen :Materials mit ab- |
nehmender 1laschengr<il.1c# schnell zunehmen. |
7. Das finit gummierten Wollfasern leergestellte |
Erzeugnis hat eilten physikalischen Aufbau. in (lern |
die Anzahl von \"erl)in(lun"sstellen zwischen den |
Fasern von ganz anderer (3r("ßenordrrtnig ist als |
I>ei den ottenmaschigel gummierten Laserkörpern |
früherer Art. Zum \@'ergleich kann (las rnit Kau- |
tschuk verfestigte Wollerzeugnis makroskopisch als |
\ #, ' ßertes Modull eines Kautschuktrioleküls
be- |
-ergrö |
trachtet tverden, (las nach den modernen Anschau- |
ungen aus mehr oder weniger gewundenen oder gekriimniten Ketten besteht, die an
bestimmten Punkten durch Kreuzgelenke zusammengehalt,-n sind. Die Molekiilwindurigen
werden durch die gekrümmten \Volliasern und die Gelenke durch die Kautschukverbindungsstellen
dargestellt. Man kann leicht die Zahl solcher Kreuzgelenke in dein nach (1:r Erfindung
hergestellten Material im Vergleich zu einem entsprechenden Gewicht und Volumen
von gummiertem Haar errechnen. Nimmt man an, daß in beiden Fällen das gleiche Gewicht
an Fasern in (lein gleichen Raum gleichmäßig verteilt ist und (1a1.1 je ein Drittel
aller Fasern in Richtung der x-,
Y- und z-Achse verlaufen, so ergibt sich,
daß in einem gegebenen Volumen des Materials nach der Erfindung etwa 30 ooomal so
viele Kreuzungsstellen angenommen werden können wie 1)ei mit Kautschuk überzogenem
Haar.
-
B. Jeder der drei Befeuchtungs- und Trocknen gsvorgän ge verstärkt
die Dicke des Vlieses beträchtlich, und diese stufenweise Zunahme der Dicke ist
offensichtlich nicht nur das Ergebnis der zusätzlicli-cn Aufbringung von Bindemittel
auf die Oberfläche des Vlies.cs, sondern vermutlich in erheblichem :Maße durch eine
Zunahme der dreidimensionalen Kräuselung der Wollfaser bedingt, die durch die 1lefeuchtungs-
und Trocknungsvorgänge verursacht wird; hierbei kann auch eine ungleichmäßige Schrumpfung
des Bindemittels beim Trocknen von Einfluß sein. Ein anderer Einfluß kann daher
rühren, daß die flüssige Dispersion beim Verbinden der einzelnen Fasern an ihren
Kreuzungsstellen die Fasern an diesen Stellen auseinandertreibt,weil sie durch Kapillarwirkun.g
zwischen sie eingezogen wird, und dieser Einfluß kann bei Wolle oder ähnlichen Fasern
mit Rücksicht auf die sehr große Zahl solcher Kreuzungsstellen bedeutend sein.
-
Was auch der Grund für diese Zunahme der Dicke des Vlieses sein mag,
sie ist jedenfalls deutlich erkennbar und, da sie mehrmals erfolgt. ist die \'liesstärke
des endgültigen, geschichteten Erzeugnisses gewöhnlich zwei- bis dreimal größer
als die ursprüngliche Dicke des unbehandelten Vlieses.
-
Wegen des Dickerwerdens der Vliese in d-en raufe inanderfolgenden
Befeuchtungs- und Trocknungsvorgängen kann ein Polster von geeigneter Stärke aus
verhältnismäßig wenigen Lagen des behandelten V!iesmaterials aufgebaut werden.
-
Während vorzugsweise natürliche Wolle in ihrer ursprünglichen Form,
einschließlich Kurzwolle oder Kämmlingen oder Reißwolle, die trotz ihrer geringen
Faserlänge in dem vorliegenden Verfahren zufriedenstellend ist, verwendet werden,
können auch andere Fasern mit ähnlichen Eigenschaften ,#vie denen von Wolle benutzt
werden, z. B. gekräuselte feine Kunstseiden- oder Zellwollfasern und gekräuselte
Kaseinfasern, die von manchen Firmen auf den'-Markt gebracht werden.
-
Das Vorhandelnsein einer ausgesprochen dreidinlensionalen Krümmung,
Kräuselung oder Locke in der Faser ist ein erstrebenswertes Merkmal bei der Auswahl
des Fasermaterials für die Ausführung der Erfindung. Diese besondere Eigenschaft
kann
künstlich durch Anwendung einer besonderen Kräuselungsbehandlung gesteigert werden,
besonders bei der Verwendung von Reißwolle, d. h. von Wolle, die aus Schneiderabfällen
oder Wollumpen gewonnen wird.
-
Bei der Herstellung von Reißwolle werden die Schneiderabfälle oder
Wollumpen gewöhnlich nach Güte und Farben sortiert und oft, wenn sie Baumwollbeimischungen
enthalten, einem Verkohlungsverfahren unterworfen. Dies isst eine chemische Behandlung
z. B. mit Salzsäuredämpfen, die die pflanzlichen Cellulosefasern zerstören, ohne
die Wollfasern anzugreifen. Anschließend werden die Lumpen oder Abfälle gezupft
und dann gekrempelt, um sie in eire lose Masse einzelner Wollfasern zu verwandeln.
-
Es wurde gefunden, daß Abfälle oder Lumpen aus gestricktex Wolle für
das Verfahren nach der Erfindung besser geeignet sind als solche aus gewebter Wolle,
und zwar deshalb, weil die beim Stricken zustandekommende Verschlingung der Fäden
die dreidimensionale Kräuselung der einzelnen Fasern noch verstärkt.
-
Weiterhin wurde gefunden, daß die natürliche Kräuselung zusätzlich
gesteigert und damit das fertige F@rzengn,is weiter verbessert werden kann, wenn
man die Stricklumpen oder -abfälle einer Behandlung zum Verfestigen der Kräuselung
unterwirft. Diese Verfahren beruhen auf der wahrschein, lich richtigen Annahme,
daß die Keratinketten in ler Wolle an bestimmten Punkten durch Kreuzgelenke aus
Disulfiden zusammengehalten werden, und daß diese Gelenke durch gewisse Behandlungen
gelöst und nachfolgend wiederhergestellt werden können. Wenn diese Behandlung nun
in einem Zustand durchgeführt wird, in dem die Fasern wie in einer gestrickten oder
gewirkten Wollware in einer erzwungen gekräuselten Form gehalten ist, so kann den
einzelnen Wollfasern auf diese Weise eine dauerhafte Kräuselung beigebracht werden.
-
In der Praxis kann diese Behandlung so durchgeführt werden, daß die
Strickwarenabfälle oder Stricklumpen z. B. mit einer Lösung von K-atriumbisulfit
oder von Thioglykolsäure und anschließend mit Dampf behandelt werden. Auch eine
Beizbehandlung, wie man sie beim Färben kennt, z. B. eine Behandlung der Strickware
mit einem Chromsalz und Schwefelsäure, führt zu geeignetem Ergebnissen.
-
Die `'Vollmasse wird hierbei in eire mit kaltem Wasser gefüllte Färbemaschine
eingebracht. Dann wird hatriumbichromat in einer Menge von 3()/o des Wollwarengewichos
zugesetzt, darauf Schwefelsäure von 66° Be in gleicher Gewichtsmenge. Das Chrorxsalz
muß gut aufgelöst und dieSchwefelsäure in kaltem Wasser gut verdünnt sein, ehe sie
dem Bad zugesetzt werden. Die Maschine wird darauf in Gang gesetzt und das Bad langsam
zum Kochen gebracht. Es muß etwa 45 Minuten lang kochen, wird dann abgelassen, und
die Wollmasse wird gut ausgewaschen..
-
Auch die Kautschukmilch (Latex) kann durch synthetischen Latex und
durch künstliche wäßrige Dispersionen von natürlichem und synthetischem Kautschuk,
ihre Regenerate, Ersatzstoffe und ähnliche Stoffe ersetzt werden.
-
Es ist nicht notwendig, irgendwelche Geriiinungsmittel zu benutzen,
da die Gerinnung durch die Wasserverdampfung hei den Trocknungsvorgän.gen erfolgt
und die Behandlungstechnik hauptsächlich durch die Anforderungen an gute Haltbarkeit
bei der Lagerung, beim Transport, beim Übersprühen und Tauchen bestimmt ist. Vulkanisierung
ist zweckmäßig, aber nicht unbedingt notwendig.
-
Es ist wünschenswert, daß das Vlies oder die übereinandergelegten
Fliese eine gut gekrempelte und offene Faserstruktur beim Übersprühen aufweisen
und doch eine solche Dichte haben, daß beim Auftreffen und Durchtreten der Kautschukmilch
keine Faserverluste entstehen. Um diesen beiden Erfordernissen gerecht zu werden,
können die Vliese sehr dünn gekrempelt und vor dem Besprühen in größerer Zahl übereinandergelegt
werden. Bei Bedarf kann auch die heim Krempeln zustandekommende Ausrichtung der
Fasern, die hauptsächlich in Längsrichtung des Vlieses liegen, durch kreuzweises
Ü bereinanderlegen der einzelnen Vliese ausgeglichen werden, z. 13. durch
Anwendung der in der Textiltechnik bekannten Kreuzwickler.
-
Das gleichmäßige Aufbringen des Kautschuks o. dgl. sauf die Fasern,
das, wie oben erwähnt, sehr wichtig ist, stellt ein Problem dar, wenn sich die Fasern
in einem Zustand befinden, in dem sie sich nicht benetzen lassen. Dies tritt bei
natürlicher Wolle auf, die entweder von Natur her oder durch Behandlung in der textilen
Verarbeitung auf ihren Fasern mit einer Fett- oder Ölschicht überzogen ist. Wird
solche Wolle in Latex untergetaucht, so wird nachdem Herausnehmen eine ungleichmäßige
Ablagerung des Kautschuks entstehen. Es bilden sich Tropfen besonders an den Kreuzungsstellen,
während andere Stellen der Fasern frei bleiben. Eine gleichmäßige Verteilung des
Kautschuks kann durch folgende Maßnahmen erzielt werden: a) Die Wolle kann durch
Reinigen, Extrahieren, Waschen in Lösungsmitteln oder in irgendeiner bekannten oder
bevorzugten Art vollständig entfettet werden. Darauf wird vor der Behandlung mit
Latex durch Sprühen oder Tauchen ein Einweichmittel auf die Wolle gebracht. Wenn
das so vorbehandelte Material mit Kautschuk besprüht oder getaucht wird, weist es
darin eine zufriedenstellemde Verteilung des Kautschuks auf seiner Oberfläche auf.
-
b) Eine andere und sehr wirksame Behandlung läßt sich folgendermaßen
durchführen: Das Fasermaterial, das nicht unbedingt entfettet sein muß, wird durch
Besprühen oder Eintauchen mit einem Oberflächenkoagtilator benetzt. Beispiele für
Koagulatoren: Koagulator (i): 1ltthanol . . . 6o,o Teile Aceton . . . . 2o,o
Teile Calciumnitrat . . 12,5 Teile Calciumchlorid . . 12,5 Teile (handelsübliches
Erzeugnis mit Molekülen Wasser).
Koagulator (2) : lfethanol . .
. . 8o,o Teile Calciumnitrat . . 20,o Teile Das Gerinnungsmittel läßt man abtropfen
und trocknen. Diese Behandlung kann in irgendeiner :lrlreitsstufe vor dem Tauchen
der Wolle in die Latexlösung durchgeführt werden, z. B. durch Behandlung :der Wollmasse,
ehe sie auf die Karde kommt, oder durch Behandlung des durch Übersprühen gefestigten
Vlieses, das durch ein Bad d-es Gerinnungsmittels laufen kann, ehe es in das Latexbad
gelangt.
-
Ein erheblicher Vorzug der Tauchbehandlung im Koagulierungsbad ist
es, daß sich ein gleichmäßig dicker Überzug ergibt, weil dann das Abfließen durch
die Gerinnung verhindert wird. Die Dicke des Überzugs kann durch die Konzentration
der Kautschukmilch und die Tauchzeit geregelt werden.