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Verfahren zum Äschern von Häuten und Fellen Die Lederindustrie bedient
sich bekanntlich des Kalkes als unentbehrliches Äschermittel. Zum Kalk setzt man
Schwefelnatrium oder andere Sulfide zu.
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Der Kalk besitzt folgende Vorteile: eine Alkalireserve von beständigem
pH-Wert, also auch ein gleichmäßiges Schwellungsvermögen gegenüber der tierischen
Haut, und außerdem ein niedriger Preis.
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Andererseits besitzt der Kalk folgende Nachteile: geringe Löslichkeit
in Wasser und demzufolge ein ungleichmäßiges und langsames Eindringen in die Haut,
ungleichmäßiges Absitzen in den Äschergruben und auf der Haut und somit auch eine
ungleichmäßige Äscherwirkung und schließlich die Bildung von unlöslichem Calciumcarbonat
in hartem Wasser, da`s sich auch bei Berührung mit der Luft bildet und zu den bekannten
Kalkschatten führt. Infolge des langsamen Eindringens in die Haut, namentlich bei
schweren Häuten, muß (las Äschern auf mehrere Tage ausgedehnt werden, wodurch wertvolle
Hautmengen v erlorengehen. Bei Sohlleder werden so Gewichtsverlust verursacht und
bei Oberleder ergeben sich leere Flanken. Da das Kollagen den Kalk stärker bindet
als die Alkalien, ist das Entkälken und auch das Beizen sehr schwierig, so daß die
Ware öfters gewaschen und mit Säuren behandelt werden muß; hierdurch wird die Güte
des Fertigleders ungünstig beeinflußt. Trotzdem verbleibt immer noch Kalk in der
Haut, der bei der weiteren Behandlung störend wirkt, da er bei der vegetabilischen
Gerbung die ersten Farben zum Teil niederschlägt, trübt und
verdunkelt.
Auch hier geht Gerbgut verloren. verloren. Schließlich ist der Kalk unangenehm im
Betrieb, da er getrennt gelöscht werden muß und da er die Maschinen, Fässer usw.
der Äseherwerkstatt verunreinigt.
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Die vorliegende Erfindung ermöglicht die völlige Ausschaltung des
Kalks aus dein Äscherverfahren. Das erfindungsgemäße Verfahren zum Äschern von Häuten
und Fellen verwendet Sulfide und puffernd wirkende Stoffe und ist dadurch gekennzeichnet,
daß als Puffer die alkalisch reagierenden Salze der Orthophosphorsäure, wie Di-
und bzw. oder Trinatriuniphosphat allein oder im Gemisch mit anderen alkalisch reagierenden
Verbindungen, gegebenenfalls unter Mitverwendung von Atmnoniumsalzen und bzw. oder
alkalibeständigen Netzmitteln, verwendet werden.
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Man verwendet somit klare Lösungen, die die Rohhaut rasch und gleichmäßig
durchdringen und eine gleichmäßige Äscherwirkung geben. Die Puffersalze schalten
die Wasserhärte aus und geben somit nicht zur Bildung von Kalkschatten Anlaß. Hautgut
geht nicht verloren, Sohlleder ergibt besseres Gewicht und Oberleder feste -Narben
und volle Flanken. Die Entfernung der Alkalisalze geschieht wesentlich leichter,
»und der Prozeß des Entkälkens fällt weg. Auch ist das Beizen leichter und gleichmäßiger
durchführbar. Die Gerbbrühe wird nicht durch Kalk entwertet.
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Wesentlich ist die Tatsache, daß diese Alkalisalze das zugesetzte
Schwefelnatrium puffern, d. 1i. einen starken Sprung des p11-Wertes verhindern und
somit auch die Schwellu-iig der Rohhaut in genau bemeßbare Schranken verweisen,
was bis jetzt noch nicht möglich war.
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Selbst in Gegenwart von etwas Ätznatron oder calciniertetn Soda ergeben
die alkalisch reagierenden Alkalisalze der Orthophosphorsäure, wie z. B. das Dinatriumphosphat,
das Trinatriumphosphat oder auch Gemische dieser Salze gut gepufferte wäßrige Lösungen,
deren pH-Wert sehr genau reguliert werden kann. Durch den weiteren für das Äschern
notwendigen Zusatz Schwefelnatrium sowie durch geeignete Wahl des Puffergemisches
kann man die pH-Werte nach Belieben bis etwa 12,7 erhöhen und auf diese Weise ohne
p11-Sprünge die für jeden :scher gewünschte alkalische Einstellung erhalten. lin
allgemeinen kommt man auch nach Zusatz des Schwefelnatriums mit niedrigeren pH-Werten
aus. Die All.:alireserve der erfindungsgemäß verwendeten Puffersalze wirkt sich
derart aus, daß unter allmählichem Alkaliverbrauch durch das Äscherverfahren die
PH-Werte der Ascherbrühen langsam absinken, ohne daß die :@s@i@ci=wirlcung hierdurch
beeinträchtigt wird. Nicht nachprüfbare Schwellungen sowie Angriffe auf die Haut
durch einen alkalischen Proteinabbau werden mit Sicherheit vei?inieden. Beispiel
i Gründlich geweichte Kalbfelle werden entfleischt und mit 3,511/o Dinatriumphosphat
kristallisiert, i,o °/" Trinatriumphosphat kristallisiert, o,511/o Soda calciniert,
5 bis 6°(, Schwefelnatrium 6o11/oig und 3.50"/, Wasser bei 18 bis 2o° im Haspel
48 bis 7,2 Stunden lang geäschert, wobei etwa halbstündlich der Haspel kurze
Zeit bewegt wird. Dann werden die Felle gespült, enthaart, entfleischt, mit Milchsäure
auf etwa pH = 8 abgestumpft, gebeizt, gepickelt und mit Chromsalzen gegerbt. Beispiel
Narbenempfindliche Kalbfelle werden grschwödet mit einem Ansatz aus 2o 1;g Talkum,
d.kg Trinatriumphosphat calciniert und 5 kg Schwefelnatrium in 30 1 Wasser. Man
bestreicht die Fleischseite der Felle und lällt über Nacht einwirken; am nächsten
Morgen werden die Felle enthaart und nachgeäschert mit 300 11/o Wasser, 2 11/o Trinatriumphosphat
calciniert, 211/o Borax, 2111!o Ammonchlorid, 111/o Schwefelnatrium. _31s Netzmittel
setzt man o15% des Salzes einer alkclierten Naphthalinsulfonsäure hinzu. Die Mengen
beziehen sich auf das Weichgewicht. Beispiel 3 Für die Herstellung von Boxleder
werden geweichte Kalbfelle mit einer Lösung von Schwefelnatrium von i8' Be, welche
mit Kreide auf 3oi' Be gestellt wurde, .4 Stunden lang geschwödet, anschließend
enthaart, entfleischt, ausgestrichen und dann nachgeäschert. llan verwendet zum
Äschern 35011/o Flotte. i 11/o Xtznatron, i 11/o Schwefelnatrium und d.11;1 eines
puffernden Salzgemisches, welches aus 1011/o Soda calciniert, 8o 11/o Dinatriuniphosphat
kristallisiert und io 11/o Trinatriumphosphat kristallisiert besteht. -Nach dein
Aschern werden die Felle bei z6= gespült, dann initMilchsäure auf pH=8 gebracht
und gebeizt.
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Man hat bereits vorgeschlagen, gewisse .Mängel der gleichzeitigen
Behandlung finit Kalk und Schwefelnatrium o. dgl., und zwar besonders Angriffe auf
die Haut, dadurch zu vermeiden, daß man stufenweise, und zwar erst mit Schwefelnatrium
und dann mit Kalk, äschert. Demgegenüber wird nach dein vorliegenden Verfahren in
nur einem Arbeitsvorang und ohne Kalk ein durchaus schonen-:#
des
und trotzdem technisch befriedigendes Äschergebnis erzielt. Man hat auch kalkfreie
Äscher empfohlen, welche die Sulfide stickstoffhaltiger Basen oder mit Milchsäure
teilweise abgestumpfte Schwefelnatriumlösungen in Gegenwart von Zuckerarten enthalten.
Solche Äscher wirken jedoch für viele technische Zwecke nicht ausreichend. Schließlich
ist bereits vorgeschlagen worden, die Äscherwirkung durch einen Zusatz von Alkalisilikaten
zu verstärken. Man erreicht auf diese Weise zwar eine kräftigere Äscherwirkung,
jedoch auf Kosten der Narbenbeschaffenheit.