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Gießunterlage zur Herstellung von Filmen und ähnlichen Flächengebilden
Die Erfindung betrifft Gießunterlagen zur Herstellung von Filmen - und ähnlichen
Flächengebilden, insbesondere Gießunterlagen, die auch dann verwendbar sind, wenn
das Gießen und das Abstreifen der herzustellenden Filme ot dbl. fortlaufend erfolgen
soll.
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In diesem Falle muß die Oberfläche der Gießunterlage nicht nur fest,
sondern auch besonders glatt sein.
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Aus diesem Grunde ist es früher üblich gewesen, die Gießunterlage
aus Metall herzustellen und die oberfläche fein zu polieren.
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Bei diesen Metalloberflächen ergab scih jedoch die Notwendigkeit,
ein häufiges Nachpolieren voriunehmen, was eine teuere und beschwerliche Arbeit
bedeutet. Außerdem nahmen die Filme, die von einer Metallfläche abgestreift wurden,
leicht eine statische elektrische Ladung auf, und es erwies sich als schwierig,
die Filme in einer schnell laufenden Maschine, beispielsweise in einer Einwickelumachine,
zu behandeln. Die statischen elektrischen Ladungen erhöhen bei den meisten Filmen
auch die Feuergefährlichkeit.
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Um diese Nachteile zu vermeiden, ist vorgeschlagen worden, die Metalloberfläche
der Gießunterlage mit anderen Stoffen zu überziehen. So ist es z. B. bekannt, auf
die Metalloherfläche Lösungen von Kunstharzen in organischen Lösungsmitteln aufzubringen,
dann das Lösungsmittel zu verdunsten und schließlich das Harz durch Hitzehärtung
unlöslich und/oder unschmelzbar zu machen.
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Abgesehen davon, daß die Herstellung solcher Gießunterlagen durch
die Verwendung organischer Lösungsmittel und durch die Hitzehärtung verteuert wird,
weisen die Unterlagen noch die folgenden Nachteile auf:
Es hesteht
bei ihnen die Gefahr, daß sie sich mit statischer Elektrizität aufladen und daß
die beim Gießen in den Filmmassen enthaltenen organischen Lösungsmittel in sie ein
dringen.
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Eine Gießunterlage, die diese Nachteile nicht aufweist und die einfach
und billig herzustellen ist, besteht erfindungsgemäß aus einer Schicht von Polyvinylalkohol
oder dessen wasserlöslichen, aber in organischen Lösungsmitteln unlöslichen Derivaten,
gegebenenfalls mit Zusatz von Aminopolymeren wie entacetylieretm Chitin.
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Eine solche Gießunterlage haftet außerordeutlich gut auf dem Metall
o. dgl., auf dem sie angebracht wird. Durch ihre Unlöslichkeit in sämtlichen organischen
Lösungsmitteln ist ein Eindringen oder eine Einwirkung der in den Filmmassen heim
Gießen enthaltenen organischen Lösungsmittel unmöglich gemacht. Durch die Wasserlöslichkeit
der erfindungsgemäß zur Herstellung der Gießunterlage verwendeten Stoffe erübrigt
sich die Venvendung von teueren organischen Lösungsmitteln. Eine Nachbehandlung
durch IIitzehärtung ist unnötig. Der hydrophile Charakter der neuartigen Unterlage
bewirkt, daß diese stets geschmeidig bleibt, weil sie nie ganz austrocknet, und
daß sie sich nicht mit statischer Elektrizität auflädt.
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Das Aufbringen des Polyvinylalkohols oder seiner wasserlöslichen,
alter in organischen Lösungsmitteln unlöslichen Derivate auf die Fläche aus Metall
0. dgl. geschieht vorzugsweise in einer verhältnismäßig zähflüssigen Lösung in heißem
Wasser. Die Lösung wird möglichst gleichmäßig verteilt und die Stärke mittels eines
geeigneten Messers 0. dgl. geregelt. Das Trocknen der so aufgetragenen Gießunterlage
kann bei gewöhnlicher Temperatur erfolgen, es wird jedoch durch Verwendung einer
erhöhten Temperatur beschleunigt.
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Die Verbindung des Polyvinylalkohols oder seiner Derivate mit der
Fläche aus Metall o. dgI. kann erheblich verbessert werden, wenn den benutzten Lösungen
in Wasser oder in wäßrigen Säuren lösliche Aminopolymere zugesetzt werden. Die vorzugsweise
zur Verwendung geeigneten Aminopolymer sind alle im wesentlichen in Wasser und in
5prozentigen wässerigen Ammoniaklösungen unlöslich, jedoch in 2prozentiger wässeriger
Essigsäure löslich. Der Aminostickstoff kann primär, sekundär, tertiär oder Teil
einer offenen Kette oder einer cyclischen Moleku larstruktur sein. Von diesen Materialien
sind entacetvliertes Chitin und seine Salze besonders gut geeignet. Andere Stoffe,
die an Stelle von entacetyliertem Chitin benutzt werden können, sind: I. harzartige
polvmere Aminoalkoholester von Acrvlsäure und von deren Homologen, die in der Alphastellung
durch einen Kohlenwasserstoffrest substituiert sind wie z. B. Betadiäthylaminoäthylalphametha
crylat, Morphol i n-N-äthyl alpham ethacrul at das Mischpolymerisat von Betadicyexclohyl
aminoäthylalphamethacyrlat und Methylvinyketon und Triäthanolaminomonomethacryla:
2. harzartige Reaktionsprodukte von Phenolen.
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Aldehyden und Ammoniak oder primären oder sekundären Aminen und 3.
Aminoderivate von Proteinen, wie z. B. Dimethylaminoäthylzein und Piperidylmethlzein.
Die Aminopolymermenge-, welche dem Polyvinyl -harz zugesetzt wird, kann von beliebige
passender Größe sein und richtet sich zum Teil nach der Verträglichkeit des Materials
mit Polyvinylalkohol. Im allgemeinen wird die Menge so groß gewählt, daß der Überzug
so fest and der Fläche aus Metall o. dgl. haftet, daß er sich nicht löst, wenn ein
Film abgestreift wird. Um die erwünschte Festigkeit und Biegsamkeit zu erhalten,
bertögt die Polyvinglakoholmenge vorzugsweise mehr als 50 % der Gesamtmenge der
in der Misclmng vorhandenen festen Stoffe.
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Den Polyvinylalkoholmischungen können auch gewisse andere Stoffe
zugesetzt werden, welche es nach der Herstellung der Gießen unterlage ermöglichen,
dieselbe in eine wasserunl!ösliche Form zu überführen. Zu diesem Zwecke können beispielsweise
mehrbasiche, Säuren, insbesondere Polymethacrylsäure, wasserlösliches Dimethylharnstoffharz
und gewisse polyhalogenisierte Verbindungen. wie 2,3-Dichlordioxan, verwendet werden.
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Falls erwünscht, können den Polyvinylalkoholmischungen auch andere,
Verändermigen hervorrufende Stoffe zugestzt werden, z. B. Wiechmachungsmittel, harze,
z. B. flarnstofformaldehydharze, Stoffe, die das Abstreifen der Filme von der Polyvinylalkoholfläche
erleichtern, wie Octadecylamin oder seine Salze usw. Im allgemeinen ist es jedoch
nicht notwendig, weitere Zusätze. we \Veichmachungsmittel, zuzusetzen, da der Polyvinylalkohol
an sich genügend weich und biegsam ist.
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Einige Beispiele für die Zusammensetzung und die An der Aufbringung
von Gießunterlagen sind in der Folge aufgeführt.
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Beispiel I Eine Platte, ein Band oder ein Rad mit einer Oberfläche
aus Nickel wird gleichförmig mit einer ISprozentigen Lösung voll Polyvinylalkohol
überzogen, der iil einer 4prozentigen wässerigen Lösung bei 20° eine Viscosität
von 22 Centipoises hat, worauf man die so gewonnene Gießunterlage gründlich trocknen
läßt. Wird beispielsweise eine
aus einem Teil Nitrocellulose (12
°/o StickstoffgEehalt) oder 5 Teilen Aceton bestehende Mischung ,gleichförmig auf
der Gießunterlage verteilt und das Aceton verdampft, so läßt sich der entstehende
selbsttragende Nitrocellulosefilm leicht von der Polyvinylalkoholfläche abstreifen,
während ein gleicher Film, wenn er unmittelbar auf einer Nickelfläche hergestellt
wird, nur mit äußerster Schwierigl:eit entfernt werden kann.
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Beispiel II Dieselben Stoffe und dasselbe Verfahren wie in Beispiel
1 werden benutzt, aber an Stelle einer Platte mit Nickeloberfläche wird eine glatte
Platte oder ein glattes Rad aus Glas benutzt. Der entstehende Nitrocellulosefilm
läßt sich leicht von der Polyvinylalkoholschicht abstreifen. Im Gegensatz hierzu
läßt sich derselbe Film, wenn er unmittelbar auf der Glasfläche hergestellt wird,
nur nach Anfeuchten mit Wasser entfernen, was die Herstellung erschwert.
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Beispiel III Eine Glas- oder Nickelfläche wird mit einer Mischung
überzogen, die aus 10 Teilen Polyvinylalkohol und 5 Teilen entacetyliertem Chitinacetat,
in I85 Teilen Wasser gelöst, besteht. Wenn der Überzug vollkommen trocken ist, haftet
er sehr fest an der Glas-oder Nickelfläche und kann nur Idurch Eintauchen in Wasser
o. dgl. und Abkratzen entfernt werden. Diese aus modifiziertem Polyvinylalkohol
bestehende Gießunterlage ist besonders gut geeignet zum Trockengießen von Lösungen
von Celluloseacetat in Aceton, da der entstehende Celluloseacetatfilm leicht entfernt
werden kann, ohne daß die Gießunterlage ihre Glätte verliert.
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Beispiel IV Eine Glas- oder Nickelfläche wird gleichförmig mit einer
1 5prozentigen wässerigen Lösung eines Formaldehydpolyvinylalkoholkondensationsproduktes
überzogen, welches wasserlöslich ist, aber sich in einem organischen Lösungsmittel
nicht löst. Ein Nitrocellulosefilm, der entsprechend Beispiel I auf dieser Gießunterlage
hergestellt wird, läßt sich leicht von der überzogenen Fläche abstreifen.
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Die Gießunterlage aus Polyvinylalkohol gemäß vorliegender Erfindung
kann mit Vorteil zum Gießen von verschiedenen zur Herstellung von Filmen bestimmten
Mischungen, die in organischen Lösungsmitteln gelöst sind, benutzt werden.
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Die Polyvinylalkohol und modifizierten Polyvinylalkohol enthaltenden
Mischungen besitzen gegenüber Gelatine und anderen als Gießunterlage verwendeten
Stoffen viele Vorteile. Wie allgemein bekannt, wird Gelatine ziemlich spröde, wenn
sie getrocknet und als Gießunterlage benutzt wird, so daß die Gelatineunterlagen
ziemlich häufig erneuert werden miissen. Im Gegensatz hierzu werden Unterlagen aus
Polyvinylalkoholen beim Trocknen nicht spröde und behalten ihre Biegsamkeit für
längere Zeit. Ein anderer wesentlicher Vorteil der Gießunterlagen aus Polyvinylalkohol
besteht darin, daß die von ihnen abgestreiften Filme weit weniger geneigt sind,
eine statische Ladung aufzunehmen, als ähnliche Filme, die von einer Metallfläche
abgestreift werden. Dies ist von besonderer Bedeutung beim Gießen von Filmen aus
Celluloseacetat und gewissen anderen Stoffen. Die Gießunterlagen aus Polyvinylalkohol
haften außerdem äußerst fest an ihrem Träger, werden durch die zurAuflöslung des
Filmmaterials verwendeten Lösungsmittel nicht beschädigt und bieten deshalb auch
den Vorteil, daß sie sich beim Abstreifen der auf ihnen gegossenen Filme nicht von
ihrer Unterlage lösen. Diese Vorteile sind in einem etwas geringeren Grade auch
bei den Überzügen vorhanden, die aus Polyvinylalkoholderivaten vom Acetaltyp bestehen,
welche in Wasser löslich, aber in organischen Lösungsmitteln unlöslich sind. Durch
die Anwendung der Gießunterlagen gemäß der Erfindung tritt keine Verunreinigung
der Filme durch mikroskopisch kleine Metallteilchen ein, wie es z. B. bei metallischen
Gießunterlagen der Fall zu sein scheint. Erfindungsgemäß hergestellte Gießunterlagen
bieten deshalb besonders große Vorteile beim Gießen von photographischen Filmen,
eignen sich aber auch gut zur Herstelhing von anderen Filmen o. dgl., wie z. B.
dünnblättrigem Material zum Einvwickeln von Waren.