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Herstellung botanischer, zoologischer und anatomischer Präparate Bei
der Herstellung botanischer, zoologischer und anatomischer Präparate muß man besonders
darauf achten, daß die Präparate nicht schwinden. Die bekannten Maßregeln hierfür
sind aber recht umständlich. So ist es z. B. notwendig, um ein formbeständiges anatomisches
Präparat herzustellen, diesesallfällig nach einer Behandlung mit einer Formaldehydlösung
stufenweise in 6o%igem bis absolutem Alkohol zu entwässern, anschließend den Alkohol
durch eine Toluolbehandlung zu entfernen und dann wieder das Toluol durch eine Paraffinbehandlung
zu verdrängen. Dieses Verfahren ist also nicht nur sehr teuer, sondern auch sehr
zeitraubend.
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Es wurde nun gefunden, daß sich formbeständige botanische, zoologische
und anatomische Präparate in sehr einfacher und billiger Weise herstellen lassen,
wenn man die zu behandelnden Tierkörper, Gewebe, Organe, Pflanzen oder Pflanzenteile
mit wäßrigen Lösungen von Methylolverbindungen des Harnstoffs, Thioharnstoffs oder
deren Gemischen bzw. von Anfangskondensationsprodukten von Harnstoff, Thioharnstoff
oder deren Gemischen mit Formaldehyd behandelt. Am besten arbeitet man so, daß man
in schwach alkalischer Formaldehydlösung Harnstoff im Verhältnis i Mol Harnstoff
auf mindestens i Mol bis z bis 3 Mol Formaldehyd auflöst und nach Herstellung der
entsprechenden Methylolverbindungen, die auch in der Wärme erfolgen kann, die erhaltene
Lösung zum Tränken der Präparate verwendet. Anschließend werden die Präparate, gegebenenfalls
nach kurzem. Abspülen mit Wasser, in
wäßrige oder organische saure
Flüssigkeiten gebracht, um so die Weiterkondensation und Härtung der Methylolverbindungen
des Harnstoffs oder Thioliarnstoffs herbeizuführen.
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Man kann aber auch so arbeiten, daß man in wäßrige Formaldehydlösung
bei einem pH-Wert unter 7 in der Wärme Harnstoff einträgt. Das entstehende, noch
niedrigmolekulare Kondensationsprodukt eignet sich ebenfalls zur Vorbehandlung der
Präparate. Ebenso kann man die entsprechenden Harnstoff-Formaldehyd Anlagerungs-
oder Kondensationsprodukte in Gegenwart des zu behandelnden Präparates entstehen
lassen, z. B. dadurch, daß man Harnstoff bei gewöhnlicher Temperatur in Formaldehyd,
am besten in Nähe des N eutralpunktes, löst und mit diesen Lösungen das Präparat
bei 30 bis 35- stehenläßt.
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Oft ist es von Vorteil, die Fertighärtung in einer sauren Flüssigkeit
vorzunehmen, die selbst nicht fähig ist, mit dem Harnstoffharz Verbindungen zu liefern.
Es eignen sich hierzu besonders z. B. die Äther. Man löst zu diesem Zweck in der
ätherischen Flüssigkeit eine darin lösliche Säure oder einen säureabspaltenden Stoff,
z. B. Osalsäure oder ihre Ester.
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Die Behandlung der Präparate mit der Lösung der Methylolverbindungen
des Harnstoffs usw. bzw. der niedrigmolekularen Harnstoff -,Formaldehyd - Kondensationsprodukte
wird am besten bei wenig erhöhter Temperatur, z. B. zwischen 30 und 4o°,
vorgenommen. Die Dauer der Behandlung hängt von der Größe des Präparats ab; im allgemeinen
genügen 24 Stunden bis 3 bis 4 Tage, um ein Präparat völlig zu tränken.
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Die so erhaltenen Präparate sind völlig formbeständig, da die Gewebeteile
ganz mit durchgehärtetem Harnstoffharz erfüllt sind. Die Präparate können nach dieser
Behandlung in jeder arideren hierfür üblichen Flüssigkeit aufbewahrt oder auch zur
Herstellung von Trockenpräparaten verwendet werden. Besonders eignen sie sich zur
Einbettung in die Einbettmasse nach Patent 696 o i i.
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Man hat zwar schon vorgeschlagen, Kunstharze, z. B. Kondensationserzeugnisse
aus Harnstoff und Formaldehyd, als Einbettungsmasse für Tier- und Pflanzenkörper
zu verwenden. Diese Stoffe dringen wegen ihrer hochmolekularen Beschaffenheit nicht
in das Gewebe ein und vermögen es daher bei einem Wasserverlust nicht vor dem Schrumpfen
zu schützen. Im Gegensatz dazu behalten die nach der vorliegenden Erfindung behandelten
Gegenstände ihre natürliche Form vollständig bei.
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Beispiel i 6oog Harnstoff werden in 2kg 3oo/oigem wäßrigem Formaldehyd
mit einem pH-Wert von 8,2 aufgelöst; die Lösung wird 1@ Stunde lang auf 45' erwärmt.
Dann wird die Lösung auf 3o bis 35° abgekühlt und mit 4oo g Wasser versetzt. Legt
man nun in diese Lösung bei 3o bis 35' z. B. eine Ratte. deren Eingeweide bloßgelegt
sind, so sind nach 2:1 Stunden alle Gewebe vollkommen von der Lösung getränkt. Man
kann dabei noch durch Einspritzen der Lösung z. B. Magen und Dickdarm auffüllen.
Die Ratte wird nun aus der Lösung herausgenommen und etwa 15 Minuten lang in einer
2o;oigen wäßrigen Oxalsäurelösung gespült. Alsdann wird sie zur Fertighärtung der
in den Geweben befindlichen Kondensationsprodukte 24 Stunden lang in eine gesättigte
Lösung von Oxalsäure in Athyläther eingelegt. Nach dieser Zeit sind alle Eingeweide
völlig fest und hart geworden. Bei der Einbettung des so getränkten Tierkörpers
in eine nach Beispiel i des Patents 696 o t i hergestellte Einbettmasse behält der
Tierkörper seine Formen und Abmessungen genau bei. Beispiel 2 In eine Lösung von
2,5 kg 3ooioigem wäßrigem Formaldehyd von einem pii-Wert 6,o werden in der Siedehitze
6oo g Harnstoff eingetragen. Die Lösung wird dann auf 3o bis 35' abgekühlt und durch
Zugabe von Alkalilauge auf PH = 7 bis 8 eingestellt. Die so erhaltene Lösung kann
nach der Arbeitsweise des Beispiels i zum Tränken von Tierkörpern, Teilen davon,
Geweben, Pflanzen und Pflanzenteilen aller Art verwendet werden.