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Einrichtung zum Ableiten von elektrischen Spannungen in störungsempfindlichen
Anordnungen, insbesondere am biologischen Objekt Bei der Ableitung biologischer
Spannungen tritt insofern eine Schwierigkeit auf, als die Elektroden, mit denen
die Spannungen vom Gewebe auf die metallischen. Leiter der Meß-oder Registriereinrichtungen
übertragen werden, einen nicht zu vernachlässigenden Widerstand aufweisen. In diesem
Widerstand können durch kapazitive Einwirkungen von fremden Spannungsquellen Spannungsabfälle
entstehen, die sich den aus dem Gewebe stammenden Spannungen überlagern. Die fremden
Spannungsquellen, insbesondere benachbarte Starkstromnetze, wirken als Störung auf
die Ableitungen ein. Auch bei Benutzung von Verstärkerröhren, zu deren Eingang nur
eine zu vernachlässigende Stromstärke fließt, treten diese Spannungsabfälle auf.
Diese Verhältnisse bei den bekannten Ableitungen seien an Hand der Abb. i näher
erläutert.
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In Abb. i ist a das biologische Objekt, von dem abgeleitet werden
soll. Die Elektroden b und e sind an solchen Punkten des Untersuchungsobjekts angelegt,
zwischen denen die aufzunehmenden Spannungen EKG auftreten, bei Ableitung des Elektrokardiogramms
z. B. am linken und rechten Arm des Patienten. Der innere Widerstand der Elektroden
und der Übergangswiderstand auf das Objekt ist durch die Widerstände c und i besonders
zur Darstellung gebracht. Die eine Elektrode c ist in der bisher üblichen Ableitungsweise
mit der Kathodenleitung d des Verstärkers verbunden und die andere mit dem Gitter
f der Verstärkerröhre i. Die zwischen d und f vor-
handenen Aussteuerungen,
im folgenden bezeichnet mit dl f, werden in der Röhre i verstärkt und dann
weiteren Verstärkerstufen zugeleitet, deren Kathoden ebenfalls geerdet sind und
deren Gitter die gegenüber den Kathoden vorhandenen Spannungsänderungen als Aussteuerung
erhalten.
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Wenn das biologische Objekt a sich in der Nähe einer Leitung g befindet,
die eine sich rasch verändernde Spannung hat, z. B. Wechselstrom von 5o Hertz, werden
diese Spannungsänderungen auf das Objekt a gekoppelt durch die Kapazität, die zwischen
g und a vorhanden ist. Diese Kopplungskapazität ist durch h in Abb. i, z und 3 dargestellt.
Die Ladeströme, die über diesen Kapazitätswert fließen, haben nun zwei mögliche
Wege zur Erde. Der eine ist über die Elektrode b, mit dem Widerstand c, zur Kathodenleitung
d und zur Erde und der andere über die Elektrode e, mit dem Widerstand
i, zum Gitter f, dann über die Gitter-Kathoden-Kapazität zur Kathodenleitung
d und zur Erde. Der zweite Weg bedeutet aber einen so viel größeren Widerstand für
die Ladeströme gegenüber dem ersten Weg, daß der ganze Ladestrom praktisch nur über
die Elektrode b zur Erde fließt. Das gilt auch bei etwaigem Vorhandensein eines
Gitterableitewiderstandes zwischen
f und d. Der Stromweg
von Erde zu Erde für die Ladeströme ist durch eine gestrichelte Linie dargestellt.
Die Spannungen, die abgeleitet werden sollen, haben den Stromkreis, der durch die
strichpunktierte Linie bezeichnet ist. Die Ladeströme verursachen in dem Elektrodenwiderstand
c einen Spannungsabfall in der Frequenz der Spannung auf der Leitung g. Dieser Spannungsabfall
liegt gleichzeitig in dem strichpunktierten Stromkreis, der auf die VerstärkeAhre
i einwirkt, und auf diese Weise wird die Aussteuerung, die von den aufzunehmenden
Spannungen, Nutzspannungen, stammt, gemischt mit einer störenden fremden Spannung,
mit der Störspannung. .Sobald die Störspannung eine gewisse Größe im Verhältnis
zu den Nutzspannungen erreicht, wird die Auswertbarkeit der aufgenommenen Kurven
der Nutzspannung stark beeinträchtigt oder unmöglich gemacht.
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Gemäß der vorliegenden Erfindung wird das Vermischen der Störspannungen
mit den Nutzspannungen auf einfache und wirksame Weise verhindert. Hierzu ist erfindungsgemäß
eine nicht zur Ableitung benutzte Elektrode an einem beliebigen Punkt des. Untersuchungsobjektes
angeschlossen, während an die zu untersuchenden Punkte Elektroden gelegt sind, die
ohne Ausnahme zu den Gittern von Verstärkerröhren geleitet werden, wobei in einer
folgenden Verstärkerstufe die Differenz der Aussteuereng von je zwei Gittern gebildet
und von der gemeinsamen Aussteuerung aller Gitter gegen die geerdete Elektrode getrennt
wird, so daß auf die weiteren normal geschalteten Verstärkerstufen und auf die am
Ausgang angeschlossenen Meß- und Registriergeräte nur die Differenz der Aussteuerung
von je zwei Gittern wirksam ist. Eine Anordnung gemäß Erfindung ist in Abb. z dargestellt.
Es wird das Objekt jetzt über drei Elektroden an den Verstärker angeschlossen. Die
Elektrode n kann an irgendeinem beliebigen Punkt des Objekts a angelegt werden.
Sie dient nur zur Ableitung der Ladeströme der Störspannung zur Erde, so daß diese
in l wiederum einen Spannungsabfall hervorrufen. Dieser ist mit S bezeichnet. Die
Nutzspannungen werden von den Elektroden e und b abgenommen, die an den Punkten
angelegt sind, deren Spannungsunterschiede aufgezeichnet werden sollen. Der von
den Nutzspannungen über den Verstärker benutzte Stromweg ist wieder durch eine strichpunktierte
Linie dargestellt. Die Elektroden c und b bieten den Ladeströmen nur einen Stromweg
zur Erde mit sehr hohem Widerstand, so daß in den Elektrodenwiderständen i und c
keine nennenswerten Spannungsabfälle durch die Störspannung verursacht werden. Der
Stromweg der Nutzspannungen und der der Störspannungen haben keine gemeinsame Strecke
mehr, wie dies für die bisher übliche Schaltung, dargestellt in Abb. i, in dem Elektrodenwiderstand
c der Fall war. Der innere Widerstand des Objekts a =ist so klein, daß dessen Spannungsabfälle
vernachlässigt werden können.
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_; `Die Verstärkerröhre i erhält als Aussteuerung zwischen dem Gitter
f und der Kathodenleitung d die Störspannung S, eine unbekannte Spannung X, die
zwischen dem Ort der Elektrode b und dem beliebig gewählten Ort der Elektroden bestehen
mag, und die Nutzspannung EKG. Die Verstärkerröhre z erhält zwischen dem Gitter
k und der Kathodenleitung d die Aussteuerungen S und X. An den Anoden
m und o sind diese Aussteuerungen entsprechend verstärkt vorhanden. Wenn jetzt zur
Aussteuerung der weiteren Verstärkerstufen nur die Differenz zwischen 7n und o benutzt
wird, ergibt sich dafür. (S -f- X + EKG) - (S + X ) =EKG: Das
bedeutet, daß die Differenzbildung weder von der Größe oder Richtung von S noch
irgendwie von X beeinflußt wird. Daraus geht hervor, daß es nicht mehr so wichtig
ist, den Widerstand l oder den Wert der koppelnden Kapazität besonders klein zu
halten, weil ja größere Werte von S ebenso ausgeschaltet werden wie kleinere. Auch
die Größe und die Art von X ist ohne Bedeutung.
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Es ist kein entscheidendes Merkmal für die beschriebenen Zusammenhänge,
ob die Erdung der Kathodenleitung d tatsächlich durch eine leitende Verbindung hergestellt
ist oder nicht. Wenn d nicht unmittelbar geerdet ist, können die Ladeströme vom
Patienten ebenfalls nur über die Elektroden auf den Verstärker übergehen. Der Stromkreis
zur Erde ist dann geschlossen über die in Abb. 2 gestrichelt gezeichnete Kapazität
w, die zwischen den Spannungsquellen und dem Apparatgehäuse und der Erde vorhanden
ist. Die Ladeströme haben sogar bei Fehlen der Erdung von d einen höheren Gesamtwiderstand
in ihrem Stromkreis, so daß in einer Schaltung nach Abb. i die Störspannungen ohne
Erdung von d kleiner ausfallen können. Für eine Schaltung nach Abb.2 ist es nicht
von Bedeutung, ob die Erdung ausgeführt ist oder nicht. Nur bei Speisung des Verstärkers
aus einem Netzanschlußgerät ist es wünschenswert, die kapazitiven Einwirkungen des
Netzanschlußgerätes auf den Verstärker bereits im Verstärker selbst zur Erde abzuleiten.
Sonst könnte das ganze Verstärkersystem Spannungsschwankungen erhalten, die dann
zu einer Auf= ladung des Objekts a über die Elektrode b führen würden.
Auch in diesem Falle ist die störungsbeseitigende Wirkung auf den Verstärker vorhanden,
aber die Störspannungsabfälle in c könnten solche Werte erreichen, daß die Eingangsröhren
i und 2 bereits übersteuert würden oder daß bei einer geringen vorhandenen Ungenauigkeit
in der Wirkung der Störbeseitigung
doch eine zu große Störspannung
mit der Nutzspannung vermischt würde.
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Verstärkertechnisch liegt jetzt die Aufgabe vor, die an den Anoden
m und o der Röhren i und 2 vorhandene Aussteuerungsdifferenz wieder auf ein Verstärkersystem
zu überführen, dessen Kathoden geerdet sein können. Der einfachste Weg dazu ist
gegeben durch die in Abb.3 gezeichnete Schaltung einer Verstärkerröhre 3. Deren
Kathode wird mit der Anode o der Röhre 2 verbunden und deren Gitter mit der Anode
in der Röhre i. Die Röhre 3 erhält als Aussteuerung dann nur die Differenz zwischen
den an den Anoden »z und o vorhandenen Spannungsänderungen. An der Anode P der Röhre
3 ist dann eine Aussteuerung vorhanden, die sich ergibt aus der Differenz zwischen
den Spannungen an e und b multipliziert mit dem Verstärkungsfaktor der Röhren i
und 2 und dem der Röhre 3. Außerdem ist aber an p gegenüber der Erde noch die Aussteuerung
der Anode o wirksam, weil die Kathode der Röhre 3 und deswegen notwendigerweise
auch die Anodenspannung q der Röhre 3 alle Spannungsänderungen des Punktes o mitmachen
muß. Insofern würde also an p gegenüber der Erde eine etwas zu große Aussteuerung
von den aus der Röhre 2 kommenden Spannungen wirksam sein; aber dies kann leicht
ausgeglichen werden, indem man z. B. bei etwa je 2ofacher Verstärkung in den Röhren
i und 2 sowie in 3 den Verstärkungsfaktor der Röhre 2 mit bekannten Mitteln herabsetzt
auf ig. Infolge der Umkehrung des Vorzeichens der am Gitter wirkenden Aussteuerung
gegenüber der an der Anode entstehenden Aussteuerung sind in der weiteren Rechnung
die Verstärkungsfaktoren mit negativem Vorzeichen einzusetzen. Die Aussteuerung
der Anode kommt nun auf folgende Weise zustande: Die Anode in erhält die zwischen
der Kathodenleitung d und der Elektrode e vorhandene Aussteuerung
die, multipliziert mit dem Verstärkungsfaktor -2o = -2o die, die Anode o
erhält eine Aussteuerung von -i9 dlb. Die Röhre 3 wird zwischen Gitter und Kathode
ausgesteuert mit -2o die - (-ig d/b), und durch die Verstärkung erhält P
daraus -2o (-2o die + ig dib). Außerdem hatte die Kathode von 3 und damit
auch p gegen Erde von o die Spannungen -ig d/b; P hat dann insgesamt -2o (-2o
die
-~ i9 d/b) -I- -i9 d/b = -f- 40o die - 38o d/b - i9 db =
4oo die - 399 a/b. Da die - d/b = ebb, wird die an P vorhandene
Aussteuerung in Annäherung = 400 elb sein.
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Diese Aussteuerung an p kann dann auf das Gitter einer Verstärkerröhre
4 gegeben werden, deren Kathode geerdet sein kann, so daß man dann ohne Schwierigkeiten
eine Weiterverstärkung vornehmen kann. Der Nachteil dieser Schaltung liegt aber
darin, daß man für die Verstärkerröhre 3 eine besondere Anodenspannungsquelle braucht
und bei direkter Beheizung der Kathode auch eine besondere Heizspannung, die beide
von dem Potential der Erde oder von dem anderer Stromkreise völlig unabhängig,sein
müssen.
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Dieser Nachteil kann in bezug auf die Anodenspannung vermieden werden
durch eine zweckmäßige Bemessung der inneren Widerstände in den Verstärkerröhren
2 und 3. Man benutzt für die Verstärkerröhre 3 eine Anodenspannung r, die mit ihrem
negativen Pol an der Erdleitung liegen kann. Der Anodenstrom der Röhre 3 muß dann
über die Röhre 2 zur Erdleitung fließen. Wenn der innere Widerstand und der Anodenwiderstand
der Röhre 3 sehr groß gewählt werden, z. B. 2 MOhm, und die Widerstände der Röhre
2 durch Benutzung einer entsprechenden Röhrenart und durch Wahl eines geeigneten
Arbeitspunktes sehr niedrig, z. B. io ooo Ohm, kann man erreichen, daß die Rückwirkung
der in der Röhre 3 stattfindenden Anodenstromänderungen auf die Spannung der Anode
o so gering wird, daß trotzdem noch eine Verstärkung in der Röhre 2 stattfindet.
Wenn das Verhältnis der Widerstände nicht sehr viel größer ist als der Wert des
Verstärkungsfaktors, z. B. 2ö, kann nämlich keine Verstärkung mehr zustande kommen.
Ebenso wie dies in dem oberen Zahlenbeispiel für die Aussteuerungsspannungen gezeigt
wurde, kann man diese Herabsetzung des Verstärkungsfaktors der Röhre 2 sowie die
Rückwirkung auf die Aussteuerung der Anode o ausgleichen durch Herabsetzung der
Verstärkung in der Röhre i.
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Diese Rückwirkungen werden aber unangenehm, wenn man mit mehr als
zwei Gitterelektroden ableiten will. Für die verschiedenen zwischen den Elektroden
notwendigen Kombinationen können dann die gegenseitigen Beeinflussungen nicht mehr
ausgeglichen werden, und man kann eine Schaltungsweise anwenden, wie sie in Abb.
4 dargestellt ist. Von der Anode o ist ein Spannungsteiler aus den Widerständen
s und t zur Erde gelegt, und die Kathode der Röhre 3 ist mit der Mitte dieses Spannungsteilers
verbunden. t soll klein sein gegenüber s, so daß an diesem kleineren Wert von t
die Rückwirkung durch den Anodenstrom der Röhre 3 schon sehr viel kleiner ausfällt.
Das Gitter der Röhre 3 erhält seine Aussteuerung von einem Spannungsteiler aus u
und v, der ein entsprechendes Aufteilungsverhältnis hat. Die Verstärkerröhre 3 wird
also bestimmungsgemäß nur mit der Differenz der an o und in vorhandenen Spannungsänderungen
ausgesteuert. Wenn nun eine weitere Verstärkerröhre g für eine dritte Gitterelektrode
x vorhanden ist, und es soll die Spannung zwischen der Elektrode x und der
Elektrode b weiter verstärkt werden in einer Röhre 6, dann muß man für die
Kathode der Röhre 6 wiederum einen Spannungsteiler
an die Anode
der Röhre 5 legen. Wenn jetzt das Gitter der Röhre 6 von dem Anschlußpunkt des Spannungsteilers
aus s und t ausgesteuert würde, erhielte es ebenfalls als Aussteuerung die Rückwirkungen,
die in t durch den Anodenstrom der Röhre 3 stattfinden. Das kann vermieden werden,
wenn das Gitter der Röhre 6 an einen Spannungsteiler aus y und z angeschlossen wird,
der einen sehr großen Widerstand haben kann gegenüber den Werten von s und
t. Wenn das Verhältnis zwischen s und t
und zwischen y und z wie io
: x ist, kann eine Beeinflussung. von t an der Anode o nur noch mit %o Amplitude
ankommen, und durch die Spannungsteilung in y und z wird diese an o vorhandene Amplitude
der Beeinflussung nochmals auf %a herabgesetzt, so daß das Gitter der Röhre 6 von
dieser Rückwirkung nur noch Amplitude erhält. Dieser Wert ist auf alle Fälle zulässig,
zumal die Spannungsänderungen durch die Beeinflussung von t schon klein sind gegenüber
den Aussteuerungsspannungen der Verstärkerröhre 3.
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In entsprechender Weise könnte auch eine Differenzbildung zwischen
den Röhren 5 und x durchgeführt werden, indem stets die Kathode der die Differenz
bildenden Röhre an einen Spannungsteiler mit geringem Widerstand und das Gitter
an einen Spannungsteiler einer anderen Röhre mit höherem Widerstand gelegt wird.
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Die Wirksamkeit dieser Schaltungsmaßnahmen ist unabhängig davon, ob
die Vorverstärkung ohne Differenzbildung zunächst nur in einer ersten Verstärkerstufe,
Röhren z, 2 und 5, oder zunächst in mehreren Verstärkerstufen stattfindet.
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Die Differenzbildung kann auch in einer noch einfacheren Schaltung
erst im Registriergerät vorgenommen werden, wie dies in Abb. 5 dargestellt ist.
Die von den Elektroden x, e und b
gegenüber der geerdeten Elektrode
n vorhandenen Spannungsänderungen werden in drei zweistufigen Verstärkersätzen aus
den Röhren ii und 21 sowie 12 und 2z und 13 und 23 so weit verstärkt, daß an die
Anoden der zweiten Röhre Registriergeräte, z. B. Oszillographenschleifen
A, B und C oder die Ablenkplatten von Kathodenstrahlröhren angeschlossen
werden können. Für die drei Verstärkersätze werden drei Registriersysteme in den
drei möglichen Kombinationen zwischen die Anoden geschaltet. Die allen drei Verstärkersätzen
gemeinsame Aussteuerung mit den Störspannungen, die sich am inneren Widerstand der
Elektroden gebildet haben, kann sich auf keines der Registriersysteme auswirken,
weil für jedes einzelne an seinen beiden Anschlußpunkten in bezug auf die Störspannungen
gleichsinnige und gleich große Aussteuerung vorhanden ist. Die Spannungsdifferenzen,
die zwischen den Elektroden x, e und b vorhanden sind, ergeben gleichartige
verstärkte Spannungsdifferenzen zwischen den Anoden der Röhren, an die die Registriersysteme
angeschlossen sind, so daß die letzteren entsprechende Ausschläge machen. Die Rückwirkung,
die stattfindet durch den gleichzeitigen Anschluß von je zwei Registriersystemen
an eine Anode, wird zum größten Teil aufgehoben, weil die Röhren in einer Art Dreieckschaltung
sich gegenseitig beeinflussen. Wenn man aber diese Rückwirkung ganz ausschalten
will, kann man jedes einzelne Registriersystem an je zwei Verstärkerröhren anschließen,
deren Gitter in gleicher Reihenfolge an die Vorstufe angeschlossen sind wie jetzt
die Registriersysteme an die Anoden. Es werden dann von jeder Vorstufe je zwei Gitter
ausgesteuert, und dabei kann eine Beeinflussung nicht stattfinden. Eine gewisse
dabei vorhandene Schwingneigung kann mit bekannten Mitteln unterdrückt werden. Eine
Anordnung, wie sie in Abb. 5 dargestellt ist, wäre z. B. gut geeignet für eine gleichzeitigeAufnahme
des Elektrokardiogramms in den drei gebräuchlichen Ableitungen. Dabei werden drei
Elektroden benutzt, die an die Eingangsgitter von drei Verstärkersätzen geschaltet
werden. Sie sind an den rechten und linken Arm sowie an den linken Fuß anzulegen.
Außerdem ist eine vierte geerdete Elektrode anzuschließen, welche die kapazitiven
Störeinwirkungen zur Erde ableitet und außerdem allen Gittern die richtige Vorspannung
zuleitet. Die Anbringung dieser vierten Elektrode ist dadurch erleichtert; daß sie
an irgendeinem beliebigen Punkt des Körpers liegen kann. Sie kann auch in unmittelbarer
Nachbarschaft einer der drei Gitterelektroden liegen, sie darf aber nicht mit einer
von diesen übereinstimmend sein. Außerdem wird der Aufwand für diese vierte Elektrode
dadurch ausgeglichen, daß für die drei anderen ein wesentlich größerer Eigenwiderstand
zulässig ist, sie können also kleiner sein und sind deswegen leicht anzubringen.
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Die beschriebenen Schaltungen haben aber noch andere bedeutungsvolle
Vorteile: Bei Änderungen der Betriebsspannungen des Verstärkers, wie sie sich insbesondere
bei Speisung aus Netzanschluß nicht vermeiden lassen, findet für alle Verstärkerröhren
der gleichen Stufe eine gleichsinnige und gleich große Beeinflussung statt. Unter
diesen Bedingungen wird aber die Differenzbildung zwischen den einzelnen Verstärkersätzen
ebensowenig beeinflußt wie durch die gemeinsame Aussteuerung mit den Störspannungen.
Die Anordnung ist also in dem Umfange unbeeinflußbar durch Netzspannungsänderungen,
wie die Auswirkung von Änderungen der Heiz-Gitter-Schirmgitter- und Anodenspannung
für die in der gleichen Stufe liegenden Verstärkerröhren gleichen zeitlichen Verlauf
und gleiche Größe hat. Wenn also die Abweichungen
in dem Verhalten
der einzelnen gleichstufigen Verstärkerröhren nur 5prozentigsind, sind 2ofach größere
Spannungsänderungen zulässig als in den bisher benutzten einfachen Schaltungen.
Voraussetzung für den ordnungsmäßigen Betrieb dieser Schaltung ist aber, daß alle
Verstärkersätze mit gleicher Verstärkung arbeiten. Das muß auch aufrechterhalten
bleiben, wenn man die Empfindlichkeit herabsetzen will.
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Daß bei dieser Herabsetzung der Empfindlichkeit Fehler vermieden werden,
und daß trotzdem die Möglichkeit besteht, die Empfindlichkeit des einzelnen Registriersystems
unabhängig von den anderen zu beeinflussen, kann am besten geschehen in einer Schaltung,
bei der für jedes einzelne Registriersystem zwei Röhren vorgesehen sind. Wenn man
dann die Regelung jedesmal nur für die Spannungen durchführt, die auf die beiden
Gitter dieses Röhrenpaares kommen, ist auch in dieser Hinsicht eine Beeinflussung
der anderen Registrierungen ausgeschaltet.
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In bezug auf den Anschluß der Registriersysteme selbst hat die Schaltung
nach Abb. 5 auch noch den Vorteil, daß ohne besondere Schaltungsmaßnahmen die Registriersysteme
im unausgesteuerten Zustand frei von Gleichstrom sind; sie können dann also bei
Aussteuerung sowohl Ausschläge in positiver als auch in negativer Richtung machen
und haben auf diese VTeise einen sehr viel weiteren Arbeitsbereich.
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Bei einer einfachen Ableitung des Elektrokardiogramms mit nur einem
Registriersystem kann man sich die Anlegung einer besonderen erdenden Elektrode
ersparen, indem man an die zu untersuchende Person sofort die drei für die drei
verschiedenen Ableitungen notwendigen Elektroden anlegt. Durch den im Verstärkereingang
vorhandenen Elektrodenumschalter werden dann die beiden zur Ableitung benötigten
Elektroden e und b (Ableitung I) an den linken und rechten Arm gelegt, und die dritte
Elektrode, die am linken Fuß liegt, wird jetzt zur Erdung benutzt (Elektrode n).
Bei Ableitung II wird die Elektrode des linken Armes und linken Fußes zu den Gittern
geschaltet, und die des rechten Armes dient zur Erdung. In gleicher Weise wird bei
Ableitung III über die Elektrode des linken Armes geerdet, während zwischen rechtem
Arm und linkem Fuß abgeleitet wird.
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Es ist bereits eine Schaltung angegebenworden, die in der Anordnung
der Schaltelemente teilweise übereinstimmt mit der Anordnung in Abb. 5. Mit der
bekannten Schaltung wird die Registrierung der dritten Ableitung des EKG ermöglicht,
die bisher nicht ausgeführt werden konnte, wenn für die erste und zweite Ableitung
bereits einseitig geerdete Verstärkersysteme an den Patienten angeschlossen waren.
Die dritte Ableitung wird dort erhalten durch Anschluß des dritten Registriersystems
zwischen die Anoden der für die erste und zweite Ableitung normal geschalteten Endröhren.
Der Grundgedanke der vorliegenden Erfindung, daß eine besondere geerdete Elektrode
vorgesehen wird, von der keine zu registrierenden Spannungen abgenommen werden,
so daß der Spannungsabfall der Störeinwirkungen in dieser auch sehr groß sein kann,
ist dort nicht enthalten. Auch die Tatsache, daß die Empfindlichkeit gegen Spannungsänderungen
sich in den Röhren vor der Differenzbildung nur im Umfange der Röhrenungleichheit
auswirken kann, ist dort nicht zum Ausdruck gebracht. Diese Tatsache könnte sich
auch nur auf die dritte Ableitung auswirken, nicht auf die erste und zweite. Die
Anordnung ist unter gleichen kapazitiven Störeinwirkungen auf das Objekt und bei
gleichen Spannungsänderungen also sehr viel weniger brauchbar als die der vorliegenden
Erfindung. Es ist eine gleichzeitige Aufnahme von drei Kurven, von der zwei stark
gestört sind, nicht wertvoller als eine Einzelaufnahme einer ungestörten Kurve,
bei der die Möglichkeit vorgesehen ist, nacheinander auch die beiden anderen Kurven
völlig ungestört aufzunehmen.