-
Verfahren zur Herstellung von dünnflüssigen wäßrigen Aufschlämmungen
- aus Ätzkalk und Kaliumsulfat Wie bekannt, erhält man bei der Herstellung wäßriger
Aufschlämmungen von Ätzkalk in Gegenwart von Kaliumsulfat, wie sie bei der Herstellung
von Kaliumformiat atis den genannten Komponenten unter Einwirkung von Kohlenoxyd
zur Anwendung kommen, auch schon bei verhältnismäßig sehr schwachen Konzentrationen
zähflüssige bis pastenartige Massen. Diese Erscheinung beruht darauf; daß sich in
einem Reaktionsgemisch, das gleichzeitig die Ionen von Calcium, Kalium und
SO, enthält, sehr leicht das schwerlösliche Doppelsalz Syngenit (Ca S O,,
# K2 S 04 # I-320) bildet, und zwar in äußerst langfaserigen, dünnen Kristallen,
welche die ganze Lösung verfilzen und zum Gestehen bringen (vgl. Herold; Zeitschrift
für Elektrochemie 11, 1905, S. q.18).
-
Dieser Umstand wirkt sich nicht nur auf die ganze Handhabung der'
Gemische, z. B. die Förderung mittels Pumpen, äußerst nachteilig aus, sondern beeinträchtigt
auch die Reaktionsfähigkeit, z. B. das Kohlenoxydabsorptionsvermögen derartiger
Massen. So erfolgt z. B. beim Ansatz einef Mischung, die im Liter molekulare Mengen
Ätzkalk und Kaliumsulfat enthält, unter Abscheidung von Syngenit, insbesondere in
der Kälte, ein praktisch sofortiges Erstarren des ganzen 'Gemisches, welches dabei
so steif wird, daß jedes Pumpen und Rühren unmöglich ist.
-
Ausgehend von der Erkenntnis, daß sich bei Anwesenheit ausreichender
Elektrolytmengen Syngenit in Form kurzer derber Nadeln ausbildet ")zw. langfaserig
abgeschiedener Syngenit diese Form annimmt, wurde nun gefunden, daß man die vorerwähnten
Schwierigkeiten in einfachster Weise beseitigen und dünnflüssige, leicht zu handhabende
und gut reaktionsfähige Produkte erhalten kann, wenn man während oder nach der üblichen
Herstellung von Mischungen genannter Art für die Anwesenheit so erheblicher Mengen
von Etlektrolyten Sorge trägt, daß innerhalb der Gemische sich bildender Syngenit
in kurzen derben Nadeln zur Abscheidung gebracht oder bereits gebildeter Syngenit
in solche Nadeln übergeführt wird. Als Elektrolyte können z. B. Kaliumchlorid, Natriumsulfat,
Calciumchlorid, Calciumformiat, Ätzalkalien oder auch Kaliumformiat verwendet werden.
Der Gebrauch des letzteren bietet dabei noch besondere Vorteile dann, wenn die Ansätze
zur Herstellung von Kaliumformiat Verwendung finden sollen. Die zur Erzielung einer
genügenden
Dünnflüssigkeit erforderlichen Elektrolytmengen richten
sich einerseits nach der Art des Elektrolyten und andererseits nach der jeweiligen,
an sich vorhandenen oder herzustellenden Konzentration der Produkte. Die. Elektrolyte
können dabei einzeln oder. auch zu mehreren sowohl in fester, zweckmäßig feinzerteilter
Form als auch in gelöster Form verwendet werden. Als zusätzlicher Elektrolyt kann
auch das Kaliumsulfat selbst verwendet werden. In diesem Falle ist jedoch, da sich
Kaliumsulfat bei gewöhnlicher Temperatur nicht in genügender Menge' in Wasser löst,
bei derart erhöhten Temperaturen, zweckmäßig solchen von mindestens 5o° C, zu arbeiten,
daß zur Erzielung der Elektrolyt-Nvirkung ausreichende Mengen Kaliumsulfat in Lösung
gehen bzw. in derselben verbleiben.
-
Wie bereits erwähnt, kann der Zusatz der Elektrolyte sowohl während
als auch nach der Herstellung der wäßrigen Aufschlämmungen erfolgen. So kann man
z. B. derart vorgehen, daß man zunächst gelöschten Kalk mit der wäßrigen Lösung
eines oder mehrerer Elektrolyten verdünnt oder aber durch Löschen von gebranntem
Kalk mit Wasser zunächst einen steifen Brei erzeugt und diesen dann mit den in fester
Form zugesetzten Elektrolyten verrührt und die auf' die eine oder andere Weise erhaltene
Kalkmilch dann mit Kaliumsulfat versetzt. Andererseits kann man aber sinngemäß auch
derart arbeiten, daß man gebrannten Kalk mit Wasser löscht und in dem so erhaltenen,
gegebenenfalls noch weiter verdünnten Brei Kaliumsulfat z. B. als feines Pulver
aufschlämmt, Versetzt man diese zu einem mehr oder weniger steifen Brei erstarrte
Masse dann mit einem oder mehreren festen Elektrolyten oder einer zweckmäßig konzentrierten
Lösung eines solchen, so erhält man auch.-auf diese Weise selbst bei sehr hohen
Konzentrationen innerhalb kurzer Zeit, und zwar um so rascher, j e größer die Elektrolytzusatzmenge
gewählt wird, dünnflüssige, leicht zu handhabende und gut reaktionsfähige Produkte.
Im Bedarfsfalle können diese verschiedenen Ausführungsformen aber auch sinngemäß
miteinander kombiniert werden, z. B. auch in der Weise, daß je nach der für die
Endprodukte gewünschten Konzentration einerseits das .Kaliumsulfat selbst und andererseits
auch 'noch zusätzliche Salze obengenannter Art gemeinsam als Elektrolyte verwendet
werden. Beispiele i. 1q. kg gebrannter Kalk werden mit 70 1 Wasser gelöscht, dazu
eine Lösung von 3o kg Calciumformiat in i 8o 1 Wasser hinzugefügt und 45 kg Kaliumsulfat
in gernahiener Form langsam eingerührt. Der Ansatz bleibt vollständig dünnflüssig.
-
2. 1q. kg gebrannter Kalk werden mit 70 1 Wasser gelöscht, mit weiteren
i8o 1 verdünnt und in diese Kalkmilch 45 kg fein gemahlenes Kaliumsulfat eingerührt,
`wobei die ganze Masse zu einem steifen Brei erstarrt. Versetzt man diesen Brei
Mit 3o kg Kaliumformiat, entweder in fester Form oder als konzentrierte Lösung,
so wird die Masse innerhalb kurzer Zeit dünnflüssig.