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Verfahren zur Herstellung von schwer entmischbaren, Chlornatrium enthaltenden
Salzmischungen Bei Chlornatrium enthaltenden Salzinischttngen, wie sie im Gewerbe
für die verschiedensten Zwecke Anwendung finden, z. B. beim Pökeln von Fleischwaren,
Einsalzen von Rohfellen u. dgl., zeigt sich der Übelstand, daß leicht eine mehr
oder weniger weitgehende Entmischung der zuvor hergestellten Salzgemische während
des Lagerns stattfindet, namentlich wenn die Salzgemische dabei Schüttel- oder Rüttelbewegungen
ausgesetzt sind, wie insbesondere beim Transport. Der Übelstand zeigt sich besonders
dann, wenn der eine Bestandteil des Salzgemisches in erheblich höherem Prozentsatz
vorliegt als der andere bzw. die anderen.
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Es hat sich nun gezeigt, daß man einer solchen Entmischung von Chlornatrium
enthaltenden Salzgemischen vorbeugen bzw. sie erheblich herabdrücken kann, wenn
man dabei in an sich bekannter Weise zur Wasserbindung durch Bildung kristallisierter
Hy-
drate befähigte Stoffe in ganz oder teilweise entwässertem Zustand mitverwendet
bzw. zusetzt und während oder nach der Ver= inischung der festen Mischungsbestandteile
bzw. einem nicht wasserbindenden Bestandteil vor der Vermischung nur eine solche
Wasserinenge zufügt, wie-von dem wasserbindenden Bestandteil annähernd gebunden
werden kann. Bei solcher Begrenzung des Wasserzusatzes kommt es, wie sich gezeigt
hat, auch nicht etwa zu einer Klumpenbildung im Salzgemisch. Die Wirkung des Verfahrens
beruht vermutlich darauf, daß bei dem Wasserzusatz der bzw. die nicht wasserbindenden
Bestandteile des Salzgemisches zunächst oberflächlich befeuchtet werden, dann aber
dieses Wasser von dem hydratbildenden Mischungs-Bestandteil alsbald entzogen wird
und so gleichsam ine Verklebung der -k#lischtingskomponenten stattfindet, ohne daß
es doch zur Klumpenbildung kommt.
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Man hat zwar bereits vorgeschlagen, Ammoniumnitrat dadurch in körnige
Form zu bringen, daß feuchtes Ammoniumnitrat mit bis io °/a Wasser nach Zusatz einer
solchen Menge von gebranntem Gips behandelt wird, welche mit der angegebenen Wassermenge
zähe Mischungen liefert, worauf man die Mischung bei Temperaturen von nicht mehr
als i3o° unter gleichzeitiger Bewegung der Masse trocknet. Abgesehen davon, daß
es sich hier, recht betrachtet, überhaupt nicht um die Herstellung eines Salzgemisches
handelt, ist zu beachten, daß bei solchen Salzen, die wie Ammoniumnitrat hygroskopisch
sind, die Gefahr einer Entmischung der damit hergestellten Salzgemische gar nicht
eintritt, weil sie unter Klumpenbildung zusammenbacken. Aber davon abgesehen, unterscheidet
sich jenes bekannte Verfahren von demjenigen gemäß der
Erfindung
in wesentlichen Punkten. Die nach dem bekannten Verfahren anzuwendende Menge von
etwa Ao gebranntem Gips würde nämlich nur zur Bindung von etwa o,8 0,1, Wasser genügen,
während das angewandte feuchte Ammäniumnitrat bis zu io 0jo Wasser enthalten soll.
Die angewandte Wassermenge ist also wesentlich größer als die gemäß vorliegender
Erfindung zu benutzende, d. h. als die, welche von denn wasserbindenden Bestandteil
gebunden werden kann, und demgemäß schreibt das bekannte Verfahren vor, die hergestellte
Mischung von Ammoniumniträt und Gips nachträglich bei erhöhten Temperaturen zu trocknen.
Bei dem Verfahren gemäß der Erfindung ist das Verfahren beendet und die Salzmischung
fertig, sobald die bestimmt dosierte Wassermenge dem Salzgemisch zugesetzt bzw.
dieses unter Zusatz der betreffenden Wassermenge hergestellt ist. Einer nachträglichen
Trocknung oder gar Erhitzung des Gemisches bedarf es hier nicht.
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Ganz ähnlich wie bei dem eben besprochenen Fall ist die Sachlage-
bei einem andern bekannten Verfahren, wo durch den dem ammoniuinnitrathaltigen Düngemittel
zugesetzten Gips nur die Wassermenge gebunden werden soll, die dem Salz bzw: Salzgemisch
zufällig anhaftet. Dabei soll aber die Menge des zugesetzten Gipses keineswegs hiernach
besonders im voraus bestimmt werden, sondern es soll ein sehr hoher Gipszusatz gemacht
werden: Auch bei Anwendung von gebranntem Gips würde hier infolgedessen die Gefahr
bestehen, daß derjenige Teil, der nicht zur Hydratbildung ausgenutzt wird, sich
von den mit hydratisiertem Gips verklebten Ammoniumnitratkörnern trennt, so daß
eine Entmischung eintritt, die gemäß der Erfindung gerade verhindert werden soll.
Im übrigen aber betrifft dieses Verfahren gar nicht einen Fall derjenigen Art, wo
der eine Bestandteil des Salzgemisches in wesentlich höherem Prozentsatz vorliegt
als der andere und deswegen die Entmischungsgefahr besonders groß ist.
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Es ist ferner vorgeschlagen worden, zur Herstellung eines gut streubaren,
nicht wasseranziehenden Kali -Stickstoff -Mischdüngers mehr als 2;5 Mo1. Wasser
enthaltende konzentrierte Lösungen von Calciumnitrat mit der äquimolekularen Menge
festen Kaliumsulfats bei 5o bis ioo° zu vermischen. In diesem Falle soll eine chemische
Umsetzung unter Bildung von Calciumsulfat und Kaliumnitrat eintreten, und es soll
als Endprodukt ein feinkörniges, trocken bleibendes; nicht zusammenbackendes Erzeugnis
erhalten werden. Dieses Verfahren unterscheidet sich von demjenigen gemäß der Erfindung
in erster Linie dadurch, daß im Gegensatz zum letzteren dort in Lösung gearbeitet
werden soll. Ferner sollen danach äquimolekulare Mengen der beiden Bestandteile
angewandt werden, also solche Mengen, bei denen schon von vornherein eine Entmiscbüngsgefahr
praktisch kaum vorhanden wäre.
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Schließlich ist auch schon vorgeschlagen worden, zwecks Überführung
von Ammoniumnitrat in ein gut streufähiges und nicht hygroskopisches Düngemittel
Ammoniumnitrat mit Ammoniümsulfat in feuchtem Zustand zu vermischen. Dabei sollen
sich aber beide Mischungsbestandteile schon vor der Vermischung in feuchtem Zustand
befinden, und es könnte daher zu einer Bildung kristallisierter Hydrate nach der
Vermischung auch dann nicht kommen; wenn überhaupt einer der Mischungsbestandteile
an sich dazu befähigt wäre, was aber weder beim Ammoniumnitrat noch beim Ammoniumsulfat
der Fall ist.
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Besondere Bedeutung besitzt das Verfahren gemäß der Erfindung für
die Herstellung von Gemischen aus Soda und Chlornatrium für .das Einsalzen von Rohfellen.
Man empfiehlt für diesen Zweck meist den Zusatz von 2 bis 3 °f, calc. Soda oder
5 °)o Kristallsoda zum Chlornatrium. Die Mischung wird im allgemeinen auf den Salzwerken
vorgenommen. Diese Soda-Salz-Mischung hat nun die unangenehme Eigenschaft; sich
auf dem Transport von den Salzwerken zu den Verbrauchsstellen durch die Schüttelbewegungen
der Transportmittel zu entmischen, so daß einzelne Teile des Salzstapels fast sodafrei;
andere Teile verhältnismäßig sodäreich sind. Durch kurzes Durchschaufeln nach dem
Entladen läßt sich eine gleichmäßige Mischung nicht ohne weiteres wieder herstellen.
Aus diesem Tatbestand ergeben sich bei der Anwendung von Sodasalz verschiedene Nachteile.
Durch den Sodazusatz soll nämlich das Salz auf eine verhältnismäßig hohe Alkalität
(p. über io) gebracht werden. Wenn nun Entmischung eintritt, so zeigen diejenigen
Teile des Salzes, die zu wenig Soda enthalten, eine geringere Alkalität, und zwar
besonders dann, wenn das Salz Gips enthält, der sich mit der Soda zu neutralen Produkten
umsetzt.
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Zwar tritt eine gewisse Herabsetzung der Alkalität bei Gegenwart von
Gips auch schon ohne Entmischung ein; im Falle der Entmischung aber besteht die
Gefahr, daß manche Teile des Salzgemisches so stark an Soda verarmen, daß der Alkalitätsrückgang
mit seinen schädlichen Folgen besonders stark in Erscheinung tritt: Die Übelstände
treten nicht ein, wenn gemäß der Erfindung dieser Gewerbesalzmischurig so viel Wasser
zugesetzt wird, wie
zur Überführung der calcinierten Soda in das
Hydrat Na2C0" ioH20 erforderlich ist. Die Zugabe des Wassers kann dabei in der Weise
erfolgen, daß entweder das Kochsalzschon vor dem Zusatz der calcinierten Soda damit
versetzt wird, oder so, daß der Wasserzusatz während der Vermischung dieser beiden
Bestandteile erfolgt, oder schließlich so, daß das Wasser zu der vorher bereiteten
Salz-Soda-Mischung gegeben wird. An Stelle von Wasser kann man auch wäßrige Lösungen
von Chlornatrium oder andern Salzen verwenden.
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Dem Wasser können auch organische Kolloide oder kristalloide Stoffe,
wie Stärke, Leim, Kasein, Rohrzucker, Melasse, zugegeben «erden. Auch desinfizierend
wirkende Stoffe können zugesetzt werden. Andererseits kann man der Salzmischung
auch noch solche anderen Stoffe zusetzen, welche selbst Wasser zu binden vermögen,
wie z. B. wasserfreies Natriumphosphat: man kann dann so viel Wasser zufügen, wie
die verschiedenen zur Hydratbildung befähigten wasserfreien Salze zu binden vermögen.
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In entsprechender Weise lassen sich andere Chlornatrium enthaltende,
schwer entmischbare Mischungen herstellen, z. B. solche von Chlornatrium, Salpeter
und Nitrit, wie sie für Pökelzwecke gebraucht werden. Man geht dann in der Weise
vor, daß man dem für den betreffenden Zweck erforderlichen Gemisch ein unschädliches
wasserfreies bzw. Wasserarmes, aber zur Wasserbindung durch Hydratbildung geeignetes
Salz zusetzt, wie z. B. mehr oder weniger entwässertes Natriumphosphat. Indem man
vor, während oder nach der Vermischung der erforderlichen Salze mit einem derartigen
Zusatzstoff die geeignete Wassermenge zufügt, erhält man auch hier eine trockene,
im wesentlichen beständige Salzmischung. Auch in diesem Fälle können noch entsprechende
Zusätze gernacht werden, ganz wie bei der Herstellung eines Gemisches von Chlornatrium
und Soda. Ausführungsbeispiel i Ein nicht entmischbares Gewerbesalz mit einem Gehalt
von 1,94'/, an calc. Soda wird erhalten, indem man dem Salz allmählich die berechnete
Menge calc. Soda zufügt und während der Vermischung die zur Hydratisierung der wasserfreien
Soda notwendige Wassermenge einspritzt. Nach guter Durchmischung erhält man auf
diese Weise ein körniges, aber nicht klumpendes, streufähiges Salzgemisch.
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Das so hergestellte Salzgemisch wurde im Vergleich mit Gewerbesalzen,
denen 1,7 °@o Natriumcarbonat in Form von calc. Soda oder 1,87 °/o Natriumcarbonat
in Form von Kristallsoda in üblicher Weise zugemischt waren, auf seine Entmischungsfähigkeit
geprüft. Die Salze wurden 18 Stunden lang in einem Schüttelapparat mit horizontalem
Stoß geschüttelt und hierauf auf ihren Gehalt an Soda in der oberen, mittleren und
unteren Salzschicht untersucht. Die in nachstehender Tabelle zusammengestellten
Resultate lassen deutlich erkennen, daß bei den gewöhnlichen Mischungen mit calc.
Soda oder mit Kristallsoda eine weitgehende Entmischung stattgefunden hat, während
bei dem nach vorliegendem Verfahren hergestellten Salzgemisch der Gehalt an Soda
in den verschiedenen Schichten annähernd gleichgeblieben ist:
Gewerbesalz Gewerbesalz |
Gemisch nach |
Salzgemisch Beispiel t |
calc. Soda Kristallsoda obigem |
° / o ° / o . |
Anfangsgehalt an Soda . . . . . . . . . . . . . . . 1,70 |
1,87 |
1,94 |
Endgehalt oben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
0,35 0,53 1,93 bis 1,95 |
- Mitte ..................... 3,02 1,78 i,gi bis 1,97 |
- unten . . ... . . . . . .. .. . ... . .. 2,26 1,4o bis 2,2o
1,92 bis 1,g5 |
Schüttelversuche mit Vertikalstoß verliefen ganz entsprechend.
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Ausführungsbeispiel z In ähnlicher Weise, wie im Beispiel i beschrieben,
kann man für das Einsalzen von Rohfellen ein Salzgemisch dadurch herstellen, daß
min dem Gewerbesalz 2,5 % wässerfreies Natriumsulfat zumischt und gleichzeitig eine
zur Hydratisierung des Natriumsulfats ausreichende Wassermenge (ungefähr 3 °/o der
angewandten Kochsalzmenge) einspritzt, Ausführungsbeispiel 3 Man verfährt wie im
Beispiel 2 angegeben, nur: mit dem Unterschied, daß dem Gewerbesulz statt des wasserfreien
Natriumsulfats
3 °/o eines Gemisches aus 5 Teilen wasserfreiem Natriumsulfat
und z Teil Natriumfluorid oder kieselfluorwasserstoffsaurein Natrium unter gleichzeitigem
Einspritzen ler im Beispiel ä angegebenen Wassermengegemischt werden.
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Ausführungsbeispiel 4.
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Um der Entmischungsgefahr bei Pökelsalz vorzubeugen, setzt man 9o
Teilen Kochsalz Teile wasserfreies sekundäres Natriumphosphat zu und vermischt gleichzeitig
mit der zur Hydratisierung dieses Salzes notwendigen Wassermenge, die 2,5 Teile
Salpeter und o,5 Teile Natriumnitrit gelöst enthält.
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,_- Ein Vergleich der Entinischbarkeit dieses T ökelsalzgemisches
reit einem durch Ver-:mischen von Kochsalz, Salpeter und Nitrit hergestellten Pökelsalz
bei einem Schüttelversuch mit Vertikalstoß ergab; wie nachstehende Tabelle zeigt,
daß eine Entmischung des nach vorliegender Erfindung hergestellten Pökelsalzgemisches
nicht eintrat, während die gewöhnliche Pökelsalzmischung bis zu einem gewissen-Grad
entmischt wurde.
Gewöhnliche Pökelsalzmischung |
Salzgemisch Pökelsalzmischung mit Zusatz |
nach Beispiel q. |
% °/o |
Anfangsgehalt an Natriumnitrit ....... 0,75 o,62 |
Endgehalt oben : . . . . . . . . .. . . . . . : . 0,57 bis
o,$1 o,6o bis o,6r |
- Mitte ....... ... ...... . o,65 bis o,7i o,6i bis o,62 |
- unten ...........:..... .. ä,68 bis o,86 o,61 bis o,62 |