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Verfahren zur Gewinnung von Puddingstärke aus Kartoffelstärke Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gewinnung von Puddingstärke aus Kartoffelstärke
durch Behandlung mit Säure, und es kommt dabei darauf an, daß Kartoffelstärkemlch
mit einer eine Hydrolyse der Stärke bewirkenden Säure und schwefliger Säure oder
deren Salzen in an sich bekannter Weise so lange bei erhöhten Temperaturen, jedoch
unterhalb des Verkleisterungspunktes behandelt wird, bis eine Probe des erhaltenen
Produktes nach Auswaschen der freien Säure und Verkochen mit Wasser einen geruch-
und geschmacklosen, beim Abkühlen glatten Pudding liefert.
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Man hat zwar schon vorgeschlagen, .aus Kartoffelstärke Puddingstärke
herzustellen. Dabei erfolgte die Behandlung aber in der Weise, daß die Kartoffelstärke
im feuchten Zustand mehrere Stunden lang auf Temperaturen unterhalb der Verkleisterungstemperatur
der Stärke in annähernd neutralem Medium erwärmt wird. Wohl erhält man auf diese
Weise - auch eine brauchbare Puddingstärke, aber die daraus durch Verkochen mit
wäßrigen Flüssigkeiten hergestellten Puddings besitzen keine glatte, sondern eine
etwas grießige Ober- und Schnittfläche und jauch keine gleich gute Schneidfähigkeit
wie die nach dem Verfahren gemäß der Erfindung hergestellten. Die Mitverwendung
von Mineralsäuren wird bei jenem bekannten Verfahren ausdrücklich verworfen, indem
betont wird, daß schon eine schwache Erhöhung der Acidität zu einem unerwünschten
Abbau der Stärke führe. Es war also nicht erkannt worden, daß man durch eine mäßige
Säurebehandlung im Gegenteil besondere Vorteile für die Herstellung von. Puddingstärke
erzielen kann.
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Bei einem den Gegenstand eines älteren Patentes bildenden Verfahren
zur Herstellung von Puddingstärke aus Kartoffelstärke soll lufttrockene Stärke in
einem geschlossenen Behälter auf eine zwischen 6o und roo° C liegende Temperatur
erwärmt werden, und es kann gegebenenfalls vor oder bei dieser Erwärmung auch noch
eine geringe Menge Säure, ungefähr o,2 Gewichtsprozent, zugesetzt werden. Auch hierbei
handelt es sich ebenso wie bei dem zuvor besprochenen bekannten Verfahren im wesentlichen
um eine reine Wärmebehandlung :der Stärke, und das gilt auch, insoweit bei diesem
Verfahren eine geringe Menge Säure zugesetzt werden soll; denn diese reicht jedenfalls
nicht aus, um die für das vorliegende Verfahren wesentliche Säurehydrolyse der Stärke
zu bewirken. Auch unterscheidet sich das Verfahren jenes älteren Patentes von dem
vorliegenden wesentlich dadurch, daß nach jenem bei Temperaturen über dem Verkleisterungspunkt
der Stärke gearbeitet werden soll.
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Den Gegenstand eines andern älteren Patentes bildet der Vorschlag,
Puddingstärke aus reiner Kartoffelstärke dadurch herzustellen, daß diese mit einem
Überschuß von
Chlor oder Hypochloriten bei etwa q.5° C und alsdann
mit einem Reduktionsmittel wie schwefliger Säure, bis zur viscositätsverminderten
Gelatinierung, d. h. bis zur Bildung von Puddingstärke, behandelt wird. Wenri°.
hier auch die Eigenschaften des erhaltenen Produktes im wesentlichen mit denjenigen
des Produktes gemäß vorliegender Erfindung übereinstimmen dürften, so war doch keineswegs
vorauszusehen, daß das gleiche Ergebnis, das -dort durch Behandlung mit Hilfe von
Chlor o. dgl. und Reduktionsmitteln erhalten wird, hier schon durch die viel einfacher
und bequemer ausführbare Behandlung mit einer hydrolisierenden Säure, wie Schwefelsäure,
unter Zusatz von schwefligsauren Salzen oder schwefliger Säure würde erreicht werden
können.
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Man hat schließlich auch. schon vorgeschlagen, schweflige Säure zur
Entfernung der unangenehmen Geruchs- und Geschmacksstoffe, insbesondere bei der
Herstellung von Dextrin, zu benutzen, und zwar auch in Verbindung mit Mineralsäuren.
Dabei soll so vorgegangen werden, daß . Stärkemehl in Form einer dicken Milch zunächst
mit i °1o Mineralsäure bei Zimmertemperatur behandelt und nacherfolgtem Auswaschen
mit 1/2 010
einer gesättigten Lösung von schwefliger Säure im Autoklaven bei
einem Druck von 3 bis 4. Atmosphären gekocht wird. Im Gegensatz dazu kommt es gemäß
der Erfindung aber darauf an, daß die Überschreitung der sog. Verkleisterungstemperatur
(also etwa Co bis 63° C) vermieden wird. Erst so gelingt es, durch die Säurebehandlung
eine Puddingstärke zu gewinnen, während das bekannte Verfahren die Herstellung von
Dextrin betrifft.
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Während schweflige Säure allein auch bei Anwendung in großem Überschuß
Kartoffelstärke bei Temperaturen unterhalb des Verkleisterungspunktes nicht in Puddingstärke
überzuführen vermag, gelingt dies durch die angegebene kombinierte Behandlung in
Gegen- j wart verdünnter Säuren. Dabei verwendet man zweckmäßig Temperaturen, welche
zwar möglichst hoch liegen, aber doch immer unter dem Verkleisterungspunkt der Kartoffelstärke
bleiben müssen. Die Verwendung von schwefligsauren Salzen, wie Natriumbisulfat,
an Stelle der Verwendung freier schwefliger Säure empfiehlt si@li, wegen der leichteren
Dosierung . und 'besseren Haltbarkeit. Gleichzeitig bietet die °Verwendung dieser
Salze den Vorteil, daß die EntWicklung der schwefligen Säure nur langsam im Laufe
des Verfahrens stattfindet und ein Überschuß leichter zu vermeiden ist. Ausführungsbeispiel
Zu ioo 1 einer Stärkemilch von etwa 23° Be (spez. Gewicht i,ig) werden i kg konzentrierte
Schwefelsäure (mit etwas Wasser verdünnt) und 5oo g Natriumbisulfit zugefügt. Die
Mischung wird unter Rühren auf 5o bis 55° C erwärmt, bei welcher Temperatur die
Einwirkung erfolgt. Die Aufschließung geht um so rascher vor sich, je mehr man sich
der oberen Temperaturgrenze nähert. Nach etwa 4 Stunden ist der Prozeß beendet.
Die Stärke wird hierauf gut mit Wasser gewaschen, bis jede saure Reaktion verschwunden
ist, und sodann in üblicher Weise getrocknet.
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go g der so gewonnenen handelstrockenen Stärke geben in üblicher Weise
mit iooo ccm Wasser gekocht einen geruch- und geschmacklosen und beim Abkühlen kein
Wasser absondernden Pudding.
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An Stelle von Schwefelsäure können andere mineralische und organische
Säuren, welche eine Hydrolyse der Stärke bewirken Verwendung finden.