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Verfahren zum Reservieren von Färbungen aus Estersalzen von Leukoküpenfarbstoffen
auf Textilstoffen Färbungen aus Schwefelsäureestersalzen von Leukoküpenfarbstoffen
(s. Patentschrift 424981) ließen sich bisher in der Weise reservieren, daß man Alkalien
oder Reduktionsmittel, gegebenenfalls beide zusammen, vor oder nach dem Klotzen
mit der Estersalzlösung auf den Stoff aufdruckte. Da sich dieFärbung an den bedruckten
Stellen nicht entwickeln kann, weil die dazu erforderliche saure Oxydation durch
die Reservierungsmittel unmöglich wird, erhält man weiße Muster auf gefärbtem Grunde.
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Es gibt nun Estersalze, die sich auf die genannte Weise nicht oder
nur ungenügend reservieren lassen. Ein Grund hierfür kann einmal darin liegen, daß
das Estersalz eine ausgesprochene Affinität zur Faser aufweist. Die Entwicklung
der Färbung durch saure Oxydation wird wohl vermieden, hingegen läßt sich das unentwickelte
Estersalz durch Waschen von der Faser nicht entfernen. Dieses Estersalz, das an
und für sich gefärbt sein kann, wird sich unter dem Einfluß des Lichtes zur eigentlichen
Färbung allmählich entwickeln. Das gewünschte Ergebnis - rein weiße Muster - wird
demnach nicht erreicht.
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Das Verfahren nach Patent 626 686 ist geeignet, diese Schwierigkeiten
zu überwinden. Hier wird als Reservemittel - gegebenenfalls in Verbindung mit den
obenerwähnten Reservierungsmitteln, besonders mit Natriumcarbonat - eine quartäre
Ammoniumverbindung verwendet. Diese Reserve wird auf den Stoff gedruckt. Dann wird
mit der Estersalzlösung geklotzt und die Grundfärbung in bekannter Weise entwickelt.
Es scheint, daß die quartären Ammoniumverbindungen dazu dienen, mit den Estersalzen
schwer lösliche Verbindungen zu geben, die, durch Alkalien nicht zersetzt, in der
Verdickung festgehalten und aus dieser durch Seifen undWaschen entfernt werden können.
Eine Fixierung cles Estersalzes als solches auf der Faser wird so unmöglich, und
man erhält rein weiße Reserveeffekte.
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Es wurde nun gefunden, daß man in einfacherer und billigerer Weise
als nach Patent 626 686 Reserven unter Estersalzfärbungen herstellen kann,
wenn man als Reserve Eiweißkörper oder Albuminoide, wie Leim, Gelatine, verwendet.
Die Reserve wird gegebenenfalls in Mischung mit einem der üblichen Verdickungsmittel,
wie Gummi, Tragant, auf den Stoff gedruckt. Dann wird getrocknet und in bekannter
Weise durch Klotzen mit der Estersalzlösung und Entwickeln die Grundfärbung hergestellt.
Es ist natürlich vorteilhaft, diese Reservierungsmittel in wässeriger Lösung oder
in fein verteiltem Zustande zur Anwendung zu bringen. Ferner ist es angezeigt, die
Reservierungsmittel in einer nicht gelatinierenden Form zu verwenden. Diese Reservierungsmittel
eignen sich zum Reservieren von allen Estersalzfäxbungen, und man erhält auf diesem
Wege weiße Reserveeffekte.
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Nach dem Verfahren der Patente 626 686 oder 6a7 o68 können
unter Estersalzfärbungen
reit alkalischen Eisfarbenpräparaten,
die durch eine saure Behandlung entwickelbar sind, Buntreserven erhalten werden.
Mit Küpenfarbstoffen gelingt dies aber nicht.
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Das neue Verfahren dagegen erlaubt die Herstellung von Buntreserven
sowohl mit Hilfe der genannten Eisfarbenpräparate als auch mit Küpenfarbstoffen
und auch mit Farbstoffen anderer Klassen. Die Anwendungsmöglichkeiten sind demnach
im vorliegenden Falle wesentlich größer.
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Die Verwendung von Eiweißstoffen im Reservedruckverfahren allein oder
in Verbindung mit Verdickungsmitteln und gegebenenfalls in Verbindung mit Illuminationsfarben
ist bekannt. Diese Eiweißstoffe reservieren in den meisten Fällen rein mechanisch.
In einigen Fällen wirken sie auch chemisch, indem sie zu Fällungsreaktionen führen.
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Es wurde nun gefunden, daß die Diffusionsgeschwindigkeit der Estersalze
durch die Reserve auf den zu druckenden Stoff außerordentlich stark herabgesetzt
wird, ohne daß eine Fällung entsteht, wenn man Eiweißstoffe als Reservemittel verwendet.
Dies konnte aus den bisherigen Veröffentlichungen nicht gefolgert werden.
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Aus der britischen Patentschrift 393 38I ist zwar ebenfalls ein Verfahren
bekannt, welches ermöglicht, bisher nicht reservierbare EstersälzevonLeukoküpenfarbstoffen
dadurch zu reservieren, däß man Schwermetallsalze aufdruckt oder daß man undurchdringliche
Filme, wie z. B. einen Film aus Kupferferrocyanid, vor dem Klotzen mit dem Ester
bildet, Filme, welche dann den Ester verhindern, bis auf die Faser durchzudringen.
Da der Grundgedanke dieses Verfahrens darin besteht, daß ein oxydierendes Metallsalz
gleichzeitig als Oxydations- und als Reservierungsmittel dient, so können hier nur
solche Ester verwendet werden, die durch Kupfersalze oder andere schwach oxydierende
Metallsalze entwickelbar sind, während das vorliegende neue Verfahren mit starkem
starkem Oxydationsmittel - Nitrit und Schwefelsäure - arbeitet und daher die Anwendung
sämtlicher Estersalze erlaubt.
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Nach dem erwähnten bekannten Verfahren ist der Arbeitsgang umständlich.
Man muß zuerst eine Farbe aufdrucken, welche Kupfersalz enthält. Eine solche Farbe
wird man schwer auf gewöhnlichen Druckmaschinen, welche Kupferwalzen und Stahlrakeln
haben, drucken können. Man weiß aus der Praxis, daß diese kupferhaltigen Farben
die Stahlrakeln stark angreifen und ein Arbeiten im großen unmöglich machen. Die
bedruckte Ware wird dann in einer sehr konzentrierten Estersalzlösung geklotzt und
getrocknet. Dann muß sie während mindestens einer halben Stunde gedämpft werden,
und erst nachher wird sie durch ein Wasserstoffsuperoxyd-und ein Säurebad behandelt,
um die Oxydation zu vervollständigen.
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Beim neuen Verfahren dagegen wird die Reservepaste, die weder Rakeln
noch Walzen angreift oder irgendwie zerstört, aufgedruckt und dann getrocknet. Die
Ware wird alsdann zwischen zwei Walzen oder in vollem Bad geklotzt, und anschließend
wird der Grund in Estersalz entwickelt. Dieses Verfahren erlaubt, wie oben gesagt,
auch die Herstellung von Buntreserven sowohl mit Eisfarbenpr äparaten als auch mit
Küpenfarbstoffen, was nach dem Verfahren der britischen Patentschrift 393 381 wegen
des Gehaltes der Reserve an Schwermetallsalzen nicht möglich ist.
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Das neueVerfahren ist also auch gegenüber dieser Patentschrift wirtschaftlicher,
technisch viel rascher und in seiner Wirkung viel kräftiger.
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Das Verfahren wird durch die folgenden Beispiele erläutert. Beispiel
I Auf Baumwollstoff wird eine Reservedruckpaste, bestehend aus 5o Teilen Leim (I
:3) und 5o Teilen Tragantverdickung (8oprozentig), aufgedruckt.
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Es wird scharf getrocknet, durch einKlotzbad passiert, das folgende
Zusammensetzung hat:
5o Teile Estersalz von Leuko-Bz: 2: Bz': 2'- |
dimethoxydibenzanthron, |
670 - Wasser, |
2oo - Tragantverdickung, |
50 - Natriumcarbonatlösung (Iopro- |
zentig), |
30 - Nitritlösung (2oprozentig), |
Iooo Teile. |
Nach dem Klotzen wird getrocknet und hierauf in einem Bade, das je Liter Wasser
36 g Schwefelsäure (96prozentig) enthält und dessen Temperatur bei 7o° G gehalten
wird, während "2 bis 8 Sekunden entwickelt. Es wird gründlich gespült, kochend geseift,
gespült und getrocknet.
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Man erhält rein weiße Muster auf grünem Grund.
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Beispiel 2 -Man druckt auf Baumwolle eine Reservepaste, bestehend
aus:
Natriumcarbönat, wasserfrei .... 150 Teile, |
Wasser ..................... 65o -, |
Gelatine, -fest . . . . _ . . ". . . . . . . zoo - , |
Industriegummi, fest ........... ioo - , |
iooo@ T eile, |
wobei Gelatine und Industriegummi zuerst in ungefähr q.oo ccm Wasser gequollen uns
gelöst
werden. Es wird getrocknet und in einem Bade geklotzt, das folgende Zusammensetzung
hat:
5o g Estersalz der Leukov erbindung des |
nach Beispiel I der Patentschrift |
2I2 471 erhältlichen grünen Küpen- |
farbstoffes; |
670g Wasser, |
200 g Tragantverdickung, |
50g Natriumcarbonatlösung (Ioprozentig), |
Sog Nitritlösung (2oprözentig), |
1000 g. |
Nach dem Klotzen wird getrocknet und wie in Beispiel I ausgeführt, in einem schwefelsäurehaltigen
Bade entwickelt. Es wird gründlich gespült, kochend geseift und gewaschen.
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Man erhält weiße Muster auf olivfarbigem Grund.
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Beispiel 3 Es wird auf Baumwolle eine Reservepaste aufgedruckt, die
folgende Zusammensetzung hat:
Natriumcarbonat .............. Ioo Teile, |
Wasser ..................... 2oo - , |
Gummi (I : I) ............ . ... 400 - , |
Albumin (I : I) ............... 300 - , |
Iooo Teile. |
Es wird, wie in Beispiel I ausgeführt, getrocknet, darauf in einem Bade, welches
das Estersalz von Leukodibenzpyrenchinon (vgl. die schweizer Patentschrift 105 239),
ferner Nitrit, etwas Alkali und Verdickung enthält, geklotzt und wiederum getrocknet.
Schließlich wird in der in Beispiel: I beschriebenen Weise in einem schwefelsäurehaltigen
Badeentwickelt, gespült, geseift und gewaschen.
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Man erhält weiße Muster auf goldgelbem Grunde. Beispiel 4 Man druckt
auf weißes Gewebe folgende Druckpasten auf:
Dibenzpy renchinon (s. |
schweizer Patentschrift a b |
105:239) ................ 10 -Teile, |
Indanthrenbrillantrosa R Teig |
(Schultz, Farbstofftabel- |
len, 7. Auflage, Nr.1345)... - 10 - , |
Glycerin ................. 5 5 - |
Industriegummi (I : 5) ..... 30 30 - , |
Kaliumcarbonat .......... 15 10 - , |
Hvdrosulfit N F conc. |
(NaHS02-CH2O+2H20, |
88prozentig) ............ Io 8 - , |
Industriegummi........... Io Io - , |
Wasser .................. 15 22 _ , |
Gelatine, fest ............. 5 5 -, |
Ioo Ioo Teile. |
Nach dem Drucken und Trocknen wird 8 Minuten im Mather-Platt gedämpft.
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Es wird darauf in einer Klotzlösung, enthaltend:
50g Estersalz von Leukodimethoxydibenz- |
anthron, |
670g Wasser, |
2oo g Tragantverdickung, |
50 g Natriumcarbonatlösung (Ioprozentig), |
3o g Nitritlösung (2oprozentig), |
Iooo g, |
geklotzt, dann bei 7o° C während 8 Sekunden in einem Bade, das 36 g Schwefelsäure
(66° Be) je Liter enthält, entwickelt, gespült, geseift und gewaschen.
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Man erhält auf grünem Grund echte goldgelbe und rote Muster.
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Beispiel s Auf weißes Gewebe werden folgende Druckpasten gedruckt:
Eisfarbenpräparat, enthaltend eine Diazoaminoverbindung von
4-Nitro-2-meth- c d e |
oxybenzol sowie I-(2',3'-Oxynaphthoylamino)-4-methoxybenzol
in handels- Teile Teile Teile |
üblicher Form .....................................................
8o |
Eisfarbenpräparat,enthaltendeineDiazoaminoverbindungvon3-Nitro-I-amino- |
benzol sowie 2', 3'-Oxynaphthoylaminobenzol in handelsüblicher
Form . . . . - 8o - |
Eisfärbenpräparat,enthaltend eine Diazoaminoverbindung von
2 - Chlor-I-amino- |
benzol sowie 4, 4'-Diacetoacetylamino-3, 3'-dimethyl-diphenyl
in handels- |
üblicher Form .....................................................
- __ 8o |
jeweils gelöst in |
Natronlauge (34° Be) .................................................
30 30 30 |
und |
Spiritus.............................................................
30 30 30 |
und weiter enthaltend |
lauwarmes Wasser....................................................
240 240 240 |
Reserveverdickung ...................................................
6oo 6oo 6oo |
Zinkoxyd .............................. ............................
20 20 20 |
iooo iooo iooo |
Die Reserveverdickung hat dabei folgende Zusammensetzung:
Gelatin oder Leim ........... «?.,i25 Teile. |
Industriegummi ............... |
#y:#:.2.5 5. , |
Wasser .............. '" öo TeiN: |
Nach dem Drucken wird getrocknet und während 5 Minuten im Mather-Platt mit essigsäurehaltigem
Dampf gedämpft. Man überklotzt mit einer Lösung des Estersalzes von Leukodimethoxydibenzanthron
und entwickelt in der in Beispiel I angegebenen Weise.
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Man erhält lebhaft rote, orange und gelbe Muster auf grünem Grund.