-
Verfahren zur Herstellung von Brauerpech aus Brauereialtpech Das Braugewerbe
verwendet zum Auspichen von Bierfässern bzw. zur Auskleidung ähnlicher Behälter
Brauerpech, welches in der Hauptsache ein Gemisch von Kolophonium, Holzharzen (Woodharz)
bzw. deren entpinolierten Produkten mit Harzölen evtl. Mineralölen mit oder ohne
Zumischung von Paraffinen oder ähnlichen Stoffen ist.
-
Diese Brauerpeche sind geruch- und geschmackfreie, meist lichtbraune,
harzige, kaubare Massen. Die unter Zusatz von Paraffin u. dgl. Stoffen hergestellten
Brauerpeche sind opak.
-
Nach einer gewissen Gebrauchszeit müssen solche Brauerpechauskleidungen
.durch Ausbrennen oder Ausschmelzen aus den Fässern oder sonstigen Behältern wieder
entfernt werden. Auf diese Weise entsteht das Brauereiauslaufpech oder Brauereialtpech.
Brauereiauslaufpech ist im Gegensatz zu frischem Brauerpech grünbraun bis braunschwarz,
evtl. auch rußhaltig, jedoch nicht mehr kaubar, sondern hart und spröde.
-
Der Tropfpunkt von Brauereiauslaufpech liegt wesentlich höher als
der des Brauerpechs, z. B. ro2° C gegenüber 68° C..
-
Zur Neuauskleidung von Fässern und Behältern ist Brauereiauslaufpech
vollständig ungeeignet, was am besten daraus hervorgeht, daß sein Wert nur ungefähr
2o °/a des Anschaffungspreises von neuem Brauerpech beträgt.
-
Man hat bereits versucht, Brauereialtpech zu regenerieren, indem man
dasselbe auf etwa 2oo° erhitzt und den nach Abscheiden des Wassers und der anderen
Verunreinigungen erhaltenen Rückstand mit Paraffin o. dgl. verschmelzt. Auch wurde
versucht, Brauereialtpech zu dem gleichen Zweck der Destillation, z. B. auch im
Vakuum, zu unterwerfen und das Destillat mit Kolophonium u. dgl. zu verschmelzen.
Bei dieser Destillation des Alt-Pechs tritt aber eine Zersetzung ein, so daß das
Produkt -flicht ohne weiteres wieder verwendbar ist, sondern noch einer l'"Tachbehandlung
unterworfen werden muß.
-
Überraschenderweise wurde nun gefunden, daß eine fraktionierte Destillation
von Brauereialtpech im Hochvakuum, d. h. bei einem Druck von 8 mm Quecksilbersäule
und darunter, ein Destillat liefert, welches mit Kolophonium oder Woodharzen usw.
oder deren Entpinolaten verschmolzen, ein technisch einwandfreies Brauerpech ergibt.
Man kann hierzu ein Destillat von einem Altpech verwenden, das aus Kolophonium mit
Zuschlägen von Harz- oder Mineralöl, Paraffin oder anderen bei der Brauerpechherstellung
üblichen Produkten hergestellt war. Es genügt dann im allgemeinen, dem fraktionierten
Hochvakuumdestillat so viel Kolophonium, Woodharz oder deren Entpinolate zuzugeben,
als bei der Hochvakuumdestillation nicht destillierbare Bestandteile entstehen.
-
Da die fraktionierte Hochvakuumdestillation die denkbar schonendste
Destillationsart darstellt und dabei eine saubere, exakte Trennung erlaubt, können
die Geruchs- und Geschmacksträger
des Brauereiauslaufpechs, die
seinen Wert so sehr herabsetzen, bereits mit dem Vorlauf entfernt werden. Das Hauptdestillat
ist geruch- und geschmackfrei, von' zähharziger Beschaffenheit und honiggelb''-Farbe,
während der Rückstand die durch deü:-Auspichungsprozeß mehr oder weniger ver=-;
änderten, höher schmelzenden Körper enthält.
-
Der besondere Vorteil des Verfahrens liegt darin, daß es gelingt,
aus ganz. minderwertigem Rohstoff ein technisch einwandfreies Edelprodukt herzustellen.
-
Es ist zwar bekannt, Kolophonium und Holzharz im Hochvakuum zu destillieren,
doch handelt es sich im vorliegenden Falle um die Anwendung des Hochvakuums zur
Destillation eines ganz anderen Ausgangsmaterials.
-
Die aus Kolophonium u. dgl. ,gewonnenen Destillate stellen nur aufgehellte
Harze von völlig anderem physikalischen und chemischen Charakter dar als das Hochvakuumdestillat
von Brauereiauslaufpech, welches in seiner chemischen Zusammensetzung völlig von
den genannten Naturprodukten abweicht.
-
Da im Hochvakuum die Destillation bei erheblich niedrigerer Temperatur
vorgenommen werden kann als bei der gewöhnlichen Krackdestillation unter _ normalem
Druck, wird auch ein bedeutend wertvollerer Rückstand erhalten, der beispielsweise
mit bestem Erfolg in- der Lackindustrie überall dort angewendet werden kann, wo
es. auf höheren Schmelzpunkt ankommt und wo die Farbe nicht stört.
-
Ein besonderer Vorzug dieses Rückstandes ist auch, daß seine Säurezahl
gegenüber der des Kolophoniums stark erniedrigt ist.
-
Die vorteilhafteste Ausführungsform der fraktionierten Hochvaktiumdestillation
von Brauereiauslaufpech ist . die kontinuierliche. Das geschmolzene Rohmaterial
wird x1 fortlaufendem Strahle, gegebenenfalls durch Düsen fein zerstäubt, dem Hochvakuumdestillationsapparat
zugeführt, in welchem es in wenigen Minuten unter den gewählten Destillationsbedingungen
in verdampfbare und nicht verdampfbare Bestandteile geschieden wird. Die Destillationsbedingungen
wechseln natürlich mit dem Ausgangsmaterial.
-
Die Destillationsprodukte werden durch >;eine geeignete Fraktioniereinrichtung
in den tüängenehm riechenden, stark gefärbten Vor-=lätxf und in das zur Brauerpechgewinnung
geeignete Hauptdestillat getrennt, während die nicht verdampfbaren Bestandteile
kontinuierüch°ineinen Sammelbehälter abfließen.
-
Es ergibt z. B. ein Brauereiauslaufpech vom Tropfpunkt io2° C (Ubbelohde)
2 °/a stark riechenden Vorlauf; 63 % Hauptdestillat und 35 % Rückstand vom
Tropfpunkt 13o° C (Ubbelohde).
-
"- Beispiel i 63. kg Destillat, gewonnen durch fraktionierte Hochvakuumdestillatiön
bei i mm Quecksilberdruck, aus ölhaltigem Brauereialtpech werden mit 37 kg amerikanischem
Kolophonium verschmolzen und er_ geben ioo kg Brauerpech. Beispiel 2 7o kg Destillat,
gewonnen durch fraktionierte Hochvakuumdestillation bei 1/f!mm Quecksilberdruck,
aus paraffinhaltigemBrauereiauslaufpech werden mit 3o kg amerikanischem Kolophonium
verschmolzen und ergeben ioo kg Brauerpechr Die gemäß diesen Beispielen hergestellten
Brauerpeche können in ihrer Elastizität und Härte sinngemäß durch weitere Zuschläge
von Kolophonium, Kunstharzen, Ceresin, Ozokerit, Wachsen, Kunstwachsen oder deren
Gemischen abgestuft werden.