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Wachsartige Stoffe Es wurde gefunden, daß natürliche oder künstliche
Wachse, deren Ester in die Alkohole und Säuren übergeführt sind, ein vorzügliches
Ausgangsmaterial für die Zwecke, für die bisher natürliche oder künstliche Wachse
benutzt wurden, darstellen. Die Überführung der Ester in die Alkohole und Säuren
kann in bekannter Weise, z. B. durch Kochen mit Säuren oder Alkalien und anschließende
Zerlegung der Seifen mit Mineralsäuren, gegebenenfalls in Gegenwart von Katalysatoren,
bei gewöhnlichem oder erhöhtem Druck, erfolgen. Verwendet man als Ausgangsprodukt
ein Rohwachs, so kann dieses vorher durch eine physikalische oder chemische Behandlung
gebleicht werden, wobei jedoch die chemischen Eigenschaften zweckmäßig keine wesentliche
Veränderung erleiden sollen. Man kann auch die aus den Wachsen erhaltenen Komponenten
für sich, vorteilhaft ebenfalls unter Wahrung ihrer chemischen Beschaffenheit, einem
Bleichprozeß usw. unterwerfen. Das durch die Spaltung der Ester erhaltene Gemisch
kann als solches wie das ursprüngliche Wachs verwendet werden.
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Geeignet sind aber auch solche Gemische, bei denen die Komponenten
in einem bestimmten anderen Verhältnisse, je nach den gewünschten Eigenschaften
des Produktes, miteinander oder mit anderen Stoffen vermischt sind, z. B. mit Kohlenwasserstoffen,
wie Paraffin oder Ceresin, mit Alkoholen, Seifen, Wachsen, Fetten, Fettsäuren, mineralischen,
tierischen oder pflanzlichen Ölen, Harzen, Balsamen usw., z. B. auch mit den gemäß
den Patenten 553038,558437,565 310 und 563 394 erzeugten Produkten, gegebenenfalls
unter Zufügung von Lösungs- oder Verdünnungsmitteln.
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Vorzüglich geeignet sind auch solche Gemische der eingangs erwähnten
Art, bei denen die erhaltenen Säuren ganz oder teilweise als Salze oder die Gruppe-CO-enthaltende
Derivate vorliegen, deren zweiter Bestandteil in dem Ausgangswachs nicht enthalten
war. Diese Produkte können in der Weise erhalten werden, daß die Carboxylgruppen
der in dem Gemisch vorhandenen freien oder davon abgetrennten Fettsäuren oder ihrer
Derivate für sich oder zusammen mit anderen organischen Säuren durch Zugabe von
Stoffen, die im ursprünglichen Produkt nicht enthalten waren, z. B. gemäß den Verfahren
der Patente 558 437 und 563 394 ganz oder teilweise in Salze und bzw. oder andere
Verbindungen, die die CO-Gruppe enthalten, übergeführt werden, wobei die bei der
Spaltung entstandenen hochmolekularen, OH-Gruppen enthaltenden Stoffe ganz oder
teilweise erhalten bleiben.
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Es ist bereits bekannt, Wachse, deren freie Carboxylgruppen durch
Neutralisation mit Alkali oder durch Veresterung mit Glycerin
umgewandelt
sind, als Lederputzmittel bzw. als Ersatz für Carnaubawachs zu verwenden. In diesen
Produkten liegen aber die ursprünglich im Wachs vorhandenen Wachsester ganz oder
zum größten Teil noch in ungespaltener Form vor.
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Gegenüber den unbehandelten Wachsen zeichnen sich die aus freien Wachsalkoholen
und freien Wachssäuren bestehenden Gemische durch erhöhte Glanzwirkung, Emulgierbarkeit
und Elastizität aus. Sie kommen vor allem zur Herstellung von Schuhcremes, Bohnermassen,
Bodenbeizen, Polierpasten, Möbelpolituren, Glanzpapieren o. dgl. in Betracht.
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Beispiel i Nachstehendes Produkt eignet sich vorzüglich zur Verwendung
für solche Zwecke und in solcher Weise, für die bisher. Hartwachs benutzt wurden:
Carnaubawachs wird mit Ätzkali verseift, worauf die entstandenen Seifen mit verdünnter
Schwefelsäure zerlegt werden. Man erhält auf diese Weise ein Gemisch aus Alkoholen
und Fettsäuren. Nach dem Entfernen der Mineralsäure und Salze durch Auswaschen mit
Wasser und Entwässern im Vakuum erhält-man ein Produkt, das sich durch leichte Emulgierbarkeit
und hohe Glanzwirkung auszeichnet.
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Zur Verwendung als Creme eignet sich folgendes Produkt: Man verschmilzt
6 kg des obigen aus Carnaubawachsalkoholen und -säuren bestehenden Gemisches
mit 6,5 kg Paraffin, 3 kg Bienenwachs und 1,5 kg Kolophonium. In die Schmelze rührt
man alsdann eine heiße Lösung von 2 kg Pottasche in 55 1 Wasser ein und versetzt
das Ganze schließlich mit 151 Terpentinöl.
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Beispiel e An Stelle von Hartwachs bzw. Bienenwachs können folgende
Produkte verwendet werden: Rohmontanwachs wird durch Verseifung mit Natronlauge
in Alkohole und Seifen zerlegt. Die Alkohole werden aus dem Gemisch abgetrennt und
mit Entfärbungsmitteln, z. B. aktiver Kohle, gebleicht. Die aus der Seife mittels
einer verdünnten Mineralsäure in Freiheit gesetzten Fettsäuren werden nach dem Verfahren
des Patents 553 038 gereinigt. Durch Vermischen der so behandelten Komponenten
im Verhältnis von i : i erhält man ein hartes wachsartiges Produkt mit hoher Glanzwirkung,
welches auch in dem oben angegebenen Rezept an Stelle des Gemisches der Carnaubawachsalkohole
und -säuren treten kann. Man kann auch so verfahren, daß man die gebleichten Säuren
zunächst z. B. mit Benzylalkohol verestert und dann erst mit den Alkoholen vermischt.
Die so gewonnenen Produkte, die als Bienenwachsersatz geeignet sind, besitzen eine
große Elastizität und Biegsamkeit.
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Beispiel 3 i Teil durch Zerlegung von Carnaubawachs erhaltene Wachssäure
wird mit 3 Teilen aus Carnaubawachs gewonnenen Alkoholen verschmolzen, worauf man
zu der Schmelze 8 Teile Rohmontanwachs, i Teil hartes Ozokerit, i i Teile Paraffin,
73 Teile Terpentinöl und 3 Teile einer Fettfarbe hinzufügt, die aus je i Teil Stearin,
Rohmontanwachs und Nigrosinbase (vgl. S c h u 1 t z , Farbstofftabellen, Jahrg.
1914, Nr.698), besteht. Man erhält eine schwarze Schuhcreme, die vorzüglichen Glanz
und Spiegel gibt.
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Beispiel 4 Man verseift Carnaubawachs gemäß Beispiel i und isoliert
aus dem Gemisch die Säuren- und Alkohole. 3 Teile der erhaltenen Carnaubawachssäuren
werden mit i Teil der Carnaubaalkohole verschmolzen, worauf man zu der Schmelze
6 Teile Rohmontanwachs, o,8 Teile Japanwachs und 1,5 Teile Kolophonium gibt. Das
Ganze verrührt man alsdann mit einer heißen Lösung von 2 Teilen Pottasche und 4
Teilen wasserlöslichem Nigrosin (vgl. Schultz, Farbstofftabellen Nr.7oo) in 83 Teilen
Wasser. Man erhält eine vorzügliche verseifte Creme.
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Beispiel s 7 Teile eines gemäß Beispiel i hergestellten Gemisches
aus Carnaubawachssäuren und -alkoholen werden mit io Teilen eines in derselben Weise
hergestellten Gemisches aus Säuren und Alkoholen des Bienenwachses verschmolzen,
worauf zu der Schmelze noch 1,2 Teile Kolophonium hinzugefügt werden. Dann rührt
man in die Schmelze 3o Teile heißes Terpentinöl und anschließend 6o Teile einer.
heißen, 1,5 Teile Pottasche enthaltenden wäßrigen Lösung ein. Man erhält auf diese
Weise eine farblose Creme von besonders hoher Glanzwirkung. Beispiel 6 Als helles
Bohnerwachs kann folgendes Produkt verwendet werden: Carnaubawachs wird in der in
Beispiel i beschriebenen Weise gespalten, die entstandene Seife mit Salzsäure oder
Schwefelsäure zerlegt und das aus den Wachsalkoholen und Säuren bestehende, von
Mineralsäuren und Salzen befreite Gemisch durch Behandlung mit Bleichkohle, die
mit Chlorzink aktiviert ist (sog. Carboraffin), gegebenenfalls in Gegenwart von
Wachslösungsmitteln, z. B. Benzin, gebleicht.
Gewichtsteile des
so erhaltenen hellen wachsartigen Produktes werden mit der gleichen Menge eines
mit Chromsäure, z. B. nach Patent 493 1053 gebleichten Montanwachses, ferner
4 Gewichtsteilen gebleichtem Ozokerit und 12 Gewichtsteilen Paraffin (Smp. So bis
52°) verschmolzen, worauf zu der Schmelze unter Rühren allmählich 76 Gewichtsteile
Terpentinöl oder Schwerbenzin hinzugefügt werden. Die erhaltene Bohnermasse zeichnet
sich durch geschmeidigen, salbenartigen Griff und hohe Glanzwirkung aus. Beispiel
? Die Verwendung aufgespaltener Naturwachse in Kombination mit anderen wachsartigen
Stoffen zur Herstellung von Kohlepapier zeigt nachstehendes Beispiel: i 1 Gewichtsteile
aufgespaltenen Walrats werden mit 2 Gewichtsteilen Carnaubawachs und 1,5 Gewichtsteilen
Kristallviolettpulver (vgl. Schultz, Farbstofftabellen 1914, Nr. 51,6) gelöst, worauf
man in die Schmelze noch 6 Gewichtsteile Sesamöl einrührt. Die erhaltene Masse wird
mittels einer Streichmaschine auf Rohcarbonpapier aufgetragen. Man erhält ein violettes,
nicht kopierfähiges Kohlepapier von sehr großer Leuchtkraft und außergewöhnlicher
Ausgießigkeit.
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Ähnliche Resultate ergeben auch folgende Ansätze: 1. zo Gewichtsteile
aufgespaltener Walrat, 3 Gewichtsteile Cetylalkohol, 2,2 Gewichtsteile Kristallviolettpulver
(s. oben), 5 Gewichtsteile Rohmontanw achs, 2o Gewichtsteile Knochenöl. 2. 1 o Gewichtsteile
aufgespaltenes Carnaubawachs, 2 Gewichtsteile nach Patent 493 953 gebleichtes Montanwachs,
2 Gewichtsteile Viktoriablau B hochkonz. (vgl. S c h u 1 t z , Farbstofftabellen
1914, Nr. 559), 5 Gewichtsteile Ozokerit, 5 Gewichtsteile Paraffin, .18 Gewichtsteile
Spindelöl, dünnflüssig.
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3. 8 Gewichtsteile aufgespaltenes Carnaubawachs, 4 Gewichtsteile Cetylalkohol,
6 Gewichtsteile nach Patent 493 953 gebleichtes Montanwachs, 2,5Gewichtsteile Methylviolettpulver
(vgl. Schultz, Farbstofffabellen 1914, Nr. 515), 25 Gewichtsteile Cottonöl.
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4. & Gewichtsteile aufgespaltenes Carnaubawachs, 5 Gewichtsteile
gewöhnliches Carnaubawachs, 4GewichtsteileOktodecylalkohol, 1,9 Gewichtsteile Kristallviolettpulver
(siehe oben), 5 Gewichtsteile Paraffin, 2o Gewichtsteile Vaseliuöl.