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Verfahren zur Herstellung von Azofarbstoffen auf Wolle . Es ist bekannt,
echte Färbungen auf Wolle durch Behandeln der Faser mit der alkalischen Lösung einer
Kupplungskomponente und nachfolgendes Entwickeln des Farbstoffs durch Kuppeln mit
einer Diazoverbindung herzustellen. Diese Verfahren haben sich indes bisher nur
in untergeordnetem Maße in die Praxis einführen lassen, da ein wesentlicher Nachteil
darin besteht, daß die Diazoverbindungen mit der Wollfaser selbst reagieren und
gelbe bis braune Färbungen liefern, die durch Spülen, Säuern oder Seifen nur unvollständig
von der Faser entfernt werden können.
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Die Intensität dieser Wollkupplungen ist abhängig von der Vorbehandlung
der Wollfaser, der Aikalität, Temperatur und Dauer des Grundierungs- und Entwicklungsvorganges.
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Eine genaue Einhaltung dieser Arbeitsbedingungen bereitet dem Färber
größte Schwierigkeiten, und die Nebenkupplung der Wolle bedingt, daß es bisher nicht
möglich war, auf Wolle neinblaue, neinschwarze und grüne Färbungen in den gleichen
Farbtönen wie auf Baumwolle zu erzielen.
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Zwar wurde vorgeschlagen, die Reaktion der Diazoverbindung mit der
Wollfaser dadurch zurückzudrängen, daß man zur Entwicklung der Färbung stark essigsaure
Diazobäder verwendet (Melliands Textilberichte, Band 9, 1928, SSeite
585). Jedoch bietet dieses Verfahren nur bei stark kuppelnden Diazoverbindungen
Vorteile, während bei schwach kuppelnden Verbindungen auch die Kupplung der Azokomponente
beeinträchtigt wird.
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Es wurde nun gefunden, daß die Eigenkupplung der Wolle größtenteils
dadurch aufgehoben werden kann, daß man die Färbungen einer Nachbehandlung mit Reduktionsmitteln,
vorteilhaft in der Hitze, unterwirft. Hierbei können beliebige Reduktionsmittel,
soweit sie nicht mit der Wollfaser reagieren, Verwendung finden, beispielsweise
Formaldehydsulfoxylate,;Hydrosulfitpräparabe, Zinnchlorür in Gegenwart von Säuren.
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Die Reduktion wird je nach Art des zur Verwendung gelangenden Reduktionsmittels
in saurem, neutralem bis schwach alkalischem Bade und bei wechselnden Temperaturen
vorgenommen. Benutzt man beispielsweise das Zinksalz des Fo:rmaldehydsulfoxylats,
so kann.man kochend in schwefelsaurer Lösung arbeiten. Bei Verwendung von Natriumhydrosulfit
wird man die Reduktion vorteilhaft in ammoniakalischer Lösung bei Temperaturen von
etwa 6o° C vornehmen und erforderlichenfalls eine kochende Nachbehandlung mit Säuren
folgen lassen, um die bei Azafarbstoffen erwünschte Vergrößerung der Korngröße in
der Faser und den damit häufig erzielbaren Farbtonumschlag zu erhalten.
Arbeitet
man mit Zinksalz, so kann die Reduktion kochend in essigsaurer Lösung vorgenommen
werden. Zusätze von Schutzkolloiden und Dispersionsmitteln, z. B. Ölsäureester des
Methyltaurins, zum Reduktionsbad können den Ausfall der Färbung begünstigen.
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Als Kupplungskomponenten kommen beispielsweise in Betracht: 2, 3-Oxynaphthoesäurearylide,
2 - Oxyca.rbazol-3-earbonsäurearylide, o-Oxycarbonsäurearylide höherer Ringsysteme,
wie z. B. des Anthracens, Naphthocarbazols, ferner Acetessigsäurearylide, Bi.sacethoaeetylarylendiamine,
Terephthaloylbisessigsäuredia.rylide, Bienzoylessigsäurearylide.
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Außer natürlicher Wolle kann für das vorliegende Verfahren auch schwach
chlorierte oder mit sauerstoffabgebenden Mitteln vorbehandelte Wolle verwendet werden.
Beispiele 5o g mit Wasserstoffsuperoxyd gebleichte Wolle werden während etwa 112
Stunde in den in den Beispielen unter a angegebenen Grundierungsbädern behandelt,
durch Schleudern oder Abquetschen entwässert und in den unter b beschriebenen Färbebädern
ausgefärbt. - Dann wird gespült, kochend mit i bis 2 °% neutralem Zinksalz des Formaldehydsulfoxylats
und 2 % Schwefelsäure etwa 2o Minuten nachbehandelt, gegebenenfalls unter Zusatz
des Ölsäureesters des 1VIethyltaurins bei etwa 35° C gespült, fertiggespült und
getrocknet.
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i. a) Grundierung: 0,5 g 2'; 3'-Oxynaphthoylaminobenzol werden mit
i ccm Alkohol, 0,25 ccm Natronlauge 34° B6 und 0,5 ccm Wasser gelöst.
Diese Lösung wird in ein Bad, das -5 ccm Natrontürkischrotöl 5oprozentig, 4 ccm
Natronlauge 3¢° B6 auf 85o ccm Wasser von 30° enthält, eingegossen.
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Während des Grundierungsvorganges werden i5o ccm 2oprozentige Natriumchlorid
Lösung in Teilen zugegeben.
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b) Färbebad: 2,79 i-Amino-2, 5-dimethoxy-4-benzoylaminobenzol
werden mit 3,I ccm Salzsäure 2o0 Be und 0,72 g Natriumnitrit diazotiert.
Das Bad wird mit etwa 2 g Natriumacetat abgestumpft und mit Wasser auf i ooo ccm
eingestellt.
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Die erhaltene graue bis schwarze Färbung wird durch die beschriebene
Nachbehandlung mit Schwefelsäure und neutralem Zinksalz des Formaldehydsulfoxylats
in ein rotstichiges Blau übergeführt.
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2. a) Grundierung: i g i-(2', 3'-Oxynaphthoylamino)-2-methylq-chlorbenzol
werden in - 2 ccm Alkohol, 0,5 ccm Natronlauge 34° B6 und i ccm Wasser gelöst. Diese
Lösung wird in eine Lösung von 5 ccm Natrontürkischrotöl 5oprozentig, 4 ccm Natronlauge
34 B6 in 850 ccm Wasser von 30' eingetragen.
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Während des Grundierungsvorganges fügt man 150 ccm 2oprozentige
Natriumchloridlösung zu.
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b) Färbebad: 47 g salzsaures i Amino-2-methyl-4-chlorbenzol werden
mit 2,1 ccm Salzsäure 2o° Be und 0,7.29 Nafriumnitrit diazotiert. Die Lösung wird
dann mit 2 g Natriumacetat abgestumpft und auf i ooo ccm eingestellt.
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Die erhaltene Scharlachfärbung geht bei der oben beschriebenen Nachbehandlung
mit Schwefelsäure und neutralem Zinksalz des Formaldehydsulfoxyiats in ein blaustichiges
Rot über.
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3. a) Grundierung: i g 3'-Oxynaphthoylamino)-2-methoxybenzol werden
in 2 ccm Alkohol, 0,5 ccm Natronlauge 34'B8 und i ccm Wasser gelöst. Diese Lösung
wird in eine Lösung von 5 ccm Natrontürkischrotöl 5oprozentig und 4 ccm Natronlauge
34° B6 in 85o ccm Wasser von 30' C eingetragen.
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Während des Grundierungsvorgangesfügt man i5o ccm 2oprozentige Natriumchloridlösung
zu.
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b) Färbebad: io g eines etwa 2oprozentigen Diazoniumsalzes des i-Amino-2-methoxy-4-nitrobenzols
werden mit 2 ccm Essigsäure .5o01, angeteigt und mit Wasser auf iooo cem eingestellt.
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Die erhaltene gelbstichige Scharlachfärbung wird durch Behandeln mit
Schwefelsäure und neutralem Zinksalz des Formaldehydsulfoxylats in der oben beschriebenen
Weise in den normalen, etwas blaustichigen Farbton übergeführt.
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4. a) Grundierung: i g i-(2'-Oxycarbazol-3'-carboylamino)-4-chlorbenzol
werden mit 5 ccm Türkischrotöl 5oprozentig und 7 ccm Natronlauge 34° B6 kochend
gelöst und mit kaltem Wasser auf 850 ccm eingestellt.
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Während des Grundierungsvorganges werden 150 ccm . 2oprozentige
Natriumchloridlösung zugegeben.
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b) Färbebad: 1,7 g salzsaures i-Amino-2-methyl-3-chlorbenzöl
werden mit 2, i. ccm Salzsäure 2o0 B6 und 0,72 g Natriumnitrit diazotiert. Nach
Abstumpfen mit etwa 2 g Natriumacetat stellt man. mit Wasser auf iooo ccm ein.
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Die erhaltene Braunfärbung geht bei kochender Nachbehandlung mit Schwefelsäure
und neutralem Zinksalz des Formaldehydsulfoxylats in den auf Baumwolle erhältlichen
Braunton über.
5. a) Grundierung: 2 g 4, 4'-Diacetoacetylamino-3,
3'-dimethyldiph.enyl werden in 5 ccm Türkischrotöl 5oprozentig und 4 ccm Natronlauge
34° B6 in heißem Wasser gelöst und auf 85ö c= eingestellt. .
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Während. des Grundierungsvorganges werden z 5o ccm I\Tatriumchloridlösung
2oprozentig zugegeben.
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b) Färbebad: 9,2 g eines 2oprozentigen Diazoniumchlorzinkdoppelsalzes
des 2, 5-Dichlor-i-aminobenzols werden mit 4 ccm Essigsäure 5oprozentig angeteigt
und in iooo ccm Wasser gelöst.
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Die erhaltene rötlichgelbe Färbung wird durch die kochende Nachbehandlung
mit Schwefelsäure und neutralem Zinksalz des Formaldehydsulfoxylats in einen reineren
Farbton übergeführt.
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6. Die nach Beispiel i ohne Nachbehandlung erhältliche graue bis schwarze
Färbung wird während 1/2 Stunde bei 6o° C in 2 Liter Wasser, enthaltend 4 ccm 25prozentige
Ammoniaklösung, 3 g Hydrosulfit und i g Ölsäureestier des Methyltaurins, eingelegt,
dann gespült und io Minuten in eine kochende Lösung von 4 ccm konzentrierter Schwefelsäure
und i g Ölsäureester des Methyltaurins je Liter Wasser eingelegt. Nach dem Spülen
und Trocknen erhält man eine rotstichigblaue Färbung.
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7. Die nach Beispiel i ohne Nachbehandlung erhältliche graue bis schwarze
Färbung wird während 3 Stunden bei 40° C in eine Lösung von 6 g Natriumhydrosulfit
in 2 Liter Wasser eingelegt. Darauf wird gespült, kochend mit 2 °/o Schwefelsäure
abgesäuert und nochmals gespült. Man erhält ein rotstichiges Blau.
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B. Die nach Beispiel i erhältliche graue bis schwarze Färbung wird
1/2 Stunde kochend mit einer Lösung von 2 g Zinnchlorür und 4 ccm Essigsäure 5oprozentig
in 2 Liter Wasser behandelt. Man spült und erhält ein rotstichiges Blau.