DE2047832C3 - Verfahren zum Färben von stickstoffhaltigen Fasern - Google Patents
Verfahren zum Färben von stickstoffhaltigen FasernInfo
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Description
35 der Färbungen bemerkbar macht. Wird der Farbstorf
wiederum bei einem höheren pH-Wert appliziert, dann wird die Wolle mehr oder minder geschädigt.
Hinzu kommt, daß es sehr oft nicht leicht ist, einen
pH-Wert von 6 in einer kochenden Farbeflotte möglichst weitgehend konstant zu halten. In den meisten
Fällen werden diese Bäder nämlich mit Wasser angesetzt das vorher mit Ionenaustauschern entkalkt
wurde und deren pH-Wert sodann während der Färbung erheblich steigt. ..
Bezüglich des Einsatzes von Sulfatoathylsulfonfarbstoffen zum Färben von Wollmaterialien wurde
deshalb bereits eine alkalische Vorbehandlung solcher Reaktivfarbstoffe vor dem Färbeprozeß empfohlen,
gemäß der man die wäßrige Fa) bstofflösung im Ansatzgefaß während 5 Minuten dei Einwirkung von
z. B Trinatriumphosphat bei 80" C aussetzt Dabei wird der Farbstoff in die für die Färbung notwendige
reaktive Vinylsulfonform umgewandelt. Anschließend wird die alkalische FarbstofTlösung in die lait Essigsäure
aur den pH-Wert 5 eingestellte Färbeflotte gegeben, und die Wolle kann somit beim isoelektrischen
Punkt, d. h. unter den für diese Faser scho nendsten Bedingungen naßecht gefärbt werden. Bei
der erwähnten alkalischen Vorbehandlung der SuI-fatoäthylsulfonfarbstoffe
verliert aber der sich bildende Vinylsulfonfarbstoff eine löslich machende Gruppe:
HO3S-(F) -SO2-CH2-CH2-O-SO1H
Es ist bekannt, daß man Wolle mit sulfonsäuregruppenhaltigen
Reaktivfarbstoffen vom Sulfatoäthylsulfon-Typ
sehr naßecht und in brillanlen Farbtönen nach dem Auszieh-Verfahren färben kann. Voraussetzung
hierfür ist, daß der pH-Wert der kochenden Färbeflotte mindestens eine halbe Stunde bei pH 6
gehalten werden kann. Unter diesen Bedingungen wird der Sulfatoäthylsulfonfarbstofi in die reaktive
Vinylsulfonform umgewandelt, die dafür maßgebend ist. daß der Farbstoff eine kovalente Bindung mit der
Proteinfaser eingeht (vgl. Melliand Textilberichte 1968, S. 1444 bis 1448). Diese Bindung führt dann
zu den ausgezeichneten Naßechtheitseigenschaften vom auf diese Weise erzeugten Wollfarbungen. Färbt
(man dagegen bei einem niedrigeren pH-Wert, so bildet sich nicht genügend Vinylsulfonfarbstoff, was
Sich in deutlicher Verminderung der Naßechtheit
40
45 OH
HO3S -©-SO,- CH = CH2
HSO4 + H, O
(F = Farbstoffrest)
Dadurch kommt es in den Ansatzbehältern bei den meist konzentrierten Farbstofflösungen immer wieder
zu Farbstoffausfällungen. weil solche Farbstoffe in alkalischen Flotten normalerweise nur in Mengen
von 5 bis 40 g 1 löslich sind.
Im Verlauf von Untersuchungen auf diesem Gebiet wurde gefunden, daß sich die Löslichkeit solcher
Reaktivfarbstoffe in alkalischen Flotten, bei einer Temperatur von 400C oder höher, durch Zugabe von
sulfonsäure- oder carbonsäuregruppenhaltigen sekundären,
aliphatischen Aminen auf 60 bis 110 g/l steigern
läßt, so daß keine FarbstoffausfällungcT mehr verursacht
werden können. Mit Hilfe von Papierchromatographic kann nachgewiesen werden, daß die genannten
Aminoverbindungen bei der alkalischen Vorbehandlung der Sulfatoäthylsulfonfarbstoffe bei Tcm-
peraturcn über 40 C mit dem Reaktivsystem dieser Produkte reagieren:
HO1S-© -SO2-CH2-CH2-O-SOjH + HN-CH2 CH2-SO3H
OH
HOjS—©—SO2-CH2-CH2-N-CH2-CH2-SOjH + HSO4" + H2O
(F = Farbstoffrest; R = niedereAlkylgruppe)
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist das Färben von Wolle mit Reaktivfarbstoffen nach der
Ausziehmethode, indem man die Ware bei Temperaturen zwischen 70 und 125" C sowie aus schwach
saurem Medium mit wäßrigen Flotten des UmwandluHgsproduktes
solcher bekannter SuUonyl-Reaktivfarbstofie
behandelt, mit denen die Faser nach einem Additionsmechanismus über die Vinylsulfonform des
Farbstoffs reagiert, und die vorher durch Einwirkung von kurzkettige bis zu 4 Kohlenstoffatome enthaltende
Kohlenwasserstoffreste ausweisenden N-AIkylaminoalkylcarbonsäuren
und/oder N-Alkyl-aminoalkylsulfonsäuren bzw. deren wasserlöslichen Salzen
davon zwischen 40° C und Kochtemperatur und bis zur 4fach molaren Menge, bezogen auf den Farbstoff, in
eine löslichere und für das Färben von Wolle reaktionsfähigere Form übergeführt worden sind.
Wenn die bei der Einwirkung der zuvor genannten Aminoverbindungen aus den Reaktivfarbstoffen ent-Itehenden
Reaktionsprodukte nunmehr entsprechend dem erfindungsger"äßen Verfahren bei pH-Werten um
Ctwa 5 auf stickstoffhaltigen Fasern appliziert werden,
fo erhält man tiefere und naßechtere Färbungen als I. B. mit den herkömmlichen Sulfatoäthylsulfonfarbttoffen.
Letztere gehen nämlich im Hinblick auf ihren Farbaufbau bei diesem pH-Bereich nur etwa zu 70 bis
80% eine kovalente Bindung mit den stickstoffhaltigen Fasern ein, während der restliche Anteil lediglich
Salzartig gebunden wird. Dagegen werden die oben aufgerührten Reaktionsprodukte nahezu vollständig
fixiert. Weiterhin können diese Farbstoffe — im Gegensatz zu den Sulfatoäthylsulfonprodukten — bei
pH-Werten zwischen 2 und 3 auf Wolle aufgebracht werden, ohne daß sie mit der Faser chemisch
reagieren, und anschließend durch pl i-Wert-Erhöhung auf 5 echt fixiert werden. Auf diese Weise resultiert
eine beachtliche Verbesserung der Egalität von solchen Färbungen. Es handelt sich somit um Reaktivfarbstoffe,
die gegenüber stickstoffhaltigen Fasern eine merkliche höhere Reaktionsfähigkeit besitzen als die
Sulfatoäthylsulfon-Ausgangsprodukte selbst.
Die zur Herstellung der Färbungen gemäß dieser Erfindung eingesetzten Farbstoffe werden erhalten,
indem man die oben zitierten Aminoverbindungen in alkalischer Flotte mit Reaktivfarbstoffen, die mit
stickstoffhaltigen Fasern nach einem Additionsmechanismus reagieren, 1 bis 2 Minuten aufkocht. Geeignete
Ausgangsfarbstoffe dieser Kategorie gehören beispielsweise der Reihe der Oxazin-, Triphenylmethan-,
Xanthon-, Nitro-, Acridon- oder Phthalocyaninfarbstoffe an. insbesondere jedoch dem Typ
von metallfreien bzw. mctallicrten Mono- oder PoIyazofarbstoffen
sowie von Anthrachinonfarbstoffe^ die mindestens eine wasserlöslich machende Gruppe,
wie die Sulfonsäure- oder Carbonsäuregruppe, enthalten sowie vorzugsweise die Gruppe
— SO2 — CH2 — CH2 — OSO3H
einmal oder mehrmals aufweisen. Demgegenüber werden Reaktivfarbstoffe, die sich nach einem Substitutionsmechanismus umsetzen, durch die oben
zitierten Aminoverbindungen inaktiviert.
Aus der Klasse von verfahrensgemäß in Betracht zu ziehenden Aminoverbindungen seien beispielsweise
N'Alkyl-aminoessigsäure,
N-Alkyl-aminoäthyisulfonsäure und
N-Alkyl-aminopropionsäure
N-Alkyl-aminoäthyisulfonsäure und
N-Alkyl-aminopropionsäure
genannt, wobei als Alkylreste in diesen Substanzen
solche mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen in Frage kommen. Die Aminoverbindungen können auch in Form
ihrer wasserlöslichen Salze, z. B. als Alkalisalze, angewandt werden.
Mit Hilfe dieser Aminoverbindungen können z. B. die Sulfatoäthylsulfonfarbstoffe in den in den Färbereien
üblichen Ansatzbehältern mit Wasser und Alkali durch kurzes Aufkochen in konzentrierter
ίο Form gelöst werden, ohne daß es dabei zu unerwünschten
und für die Färberei untragbaun Ausfällungen kommt. Ebenso kann die Überführung der
Farbstoffe in die reaktionsfähigere Form im Färbebad selbst durch Zugabe der Aminoverbindungen erfolgen.
is Zweckmäßigerweise worden die Aminoverbindungen
ii der 1,5- bis 4fach molaren Menge, bezogen auf den
Farbstoff, eingesetzt.
Die Durchführung der erfindungsgemäßen Färbungen von stickstoffhaltigem Fasermaterial natürlicher
oder synthetischer Herkunft erfolgt vorwiegend nach der Ausziehmethode bei Temperaturen zwischen 70
und 125° C der wäßrigen Farbstofflösungen, aus schwach saurem, bevorzugt essigsaurem Medium.
Entsprechend einer Variante dieser Färbebedingungen läßt sich — wie bereits oben erwähnt — die Egalität
solcher Färbungen merkenswert erhöhen, indem man mit der Ware zuerst in ein mineralsaures Färbebad
eingeht und sodanp die Färbeoperation bei schwach sauren pH-Werten zu Ende führt.
In der französischen Patentschrift 1 558 340 sind wohl Präparationen zum Färben und Bedrucken von
Baumwolle beschrieben, bei denen bestimmte Aminoverbindungen, unter anderem Taurin oder Derivate
davon, zur Stabilisierung von Reaktivfarbstoffen vom Sulfatoäthylsulfon- bzw. Vinylsulfon-Typ in alkalischen
Klolzflotten oder Druckpaster. zugesetzt werden.
Hieraus kann man jedoch nicht die technische Lehre der vorliegenden Erfindung ableiten, daß beim
Färben von stickstoffhaltigen Fasern mit Reaktivfarbstoffen dieser Klasse in Anwesenheit von z. B.
Methyltaurin — im Gegensatz zur Verbesserung der Stabilität gemäß dem genannten Stand der Technik —
überraschenderweise eine Erhöhung der Reaktivität sowie der Löslichkeit dieser Farbstoffe in saurer.
neutraler oder alkalischer Flotte bewirkt wird.
Beispiel 1
25 g des Reaktivfarbstoffe der Formel
25 g des Reaktivfarbstoffe der Formel
OH
. Ί
SO3Na
N=N
OCH3
SO2-CH2-CH2-O-SO3Na
werden zusammen mit 2,5 g Soda und 3.8 g des Natriumsalzes der N-Methylaminoäthylsulfonsäure
in 500 ml Wasser durch ein Aufkochen von 1 bis 2 Minuten im Ansatzgefäß gelöst, ohne daß es dabei
zu Farbstoffniederschlägen kommt. Anschließend wird 1 kg Wollkammgarn mit 40 I einer wäßrigen Lösung,
die 40 ml 60%ige Essigsäure und 250 ml obiger
wäßriger Farbstofflösung enthält, 1 Stunde beim pH-Wert 5 und der Temperatur von 1000C gefärbt.
Das gefärbte Garn wird sodann mit Wasser heiß und kalt gespült. Nach dem Trocknen erhält man eine
brillante Rotfiirbung von ausgezeichneter Waschechtheit,
Beispiel 2
10 g des Reaktivfarbstoffe der Formel
10 g des Reaktivfarbstoffe der Formel
OCH3
erhiilt man eine brillante Blaufärbung von ausgezeichneter Was'hechtheit.
Beispiel 4
20 g des Reaktivfarbstoffe der Formel
20 g des Reaktivfarbstoffe der Formel
10
CH,
O3H
werden zusammen mit Ig Soda und 1,5g des
Natriumsalzes der N-Methylaminoessigsäure in 140 ml Wasser durch ein Aufkochen von 1 bis 2 Minuten im
Ansatzgefäß gelöst, ohne daß es dabei zu Farbstoffniederschlägen kommt. Anschließend wird 1 kg Wollkammzug
mit 35 1 einer wäßrigen Lösung, die 40 ml 60%ige Essigsäure und 140 ml obiger wäßriger Farbstofflösung
enthält, 1 Stunde beim pH-Wert 5 und der Temperatur von 1000C gefärbt. Der gefärbte Kammzug
wird sodann mit Wasser heiß und kalt gespült. Nach dem Trocknen erhält man eine brillante Gelbfärbung
von ausgezeichneter Waschechtheit.
Beispiel 3
15 g des Reaktivfarbstoffes der Formel
15 g des Reaktivfarbstoffes der Formel
30
35
O NH2
40
45
SO2-CH2-CH2-O-SO1Na
werden zusammen mit 1,5 g Soda und 2,3 g des Natriumsalzes der N-Methylaminoäthylsulfonsäure
in 210 ml Wasser dmch ein Aufkochen von 1 bis 2 Minuten im Ansatzgefäß gelöst, ohne daß es dabei zu
Farbstoffniederschlägen kommt. Anschließend wird 1 kg eines Nylongewebes mit 35 1 einer wäßrigen
Lösung, die 40 ml 60%ige Essigsäure und 140 ml obiger wäßriger Farbstofflösung enthält, 1 Stunde bei
100°C gefärbt. Die gefärbte Ware wird sodann mit Wasser heiß und kalt gespült. Nach dem Trocknen
N=N
SO3H
SO2-CH2-CH2-O-SO3H
werden zusammen mit 2 g Soda und 3 g N-Äthylaminopropionsäure
in 300 ml Wasser durch ein
Aufkochen von I bis 2 Minuten in Lösung gebracht, ohne daß es dabei zu Farbstoffniederschlägen kommt.
Anschließend wird 1 kg gechlortes Wollgarn mit 40 I einer wäßrigen Lösung, die 40 ml 60%iger Essigsäure
und 175 ml obiger wäßriger Farbstofflösung enthält, 1 Stunde beim pH-Wert 5 und der Temperatur von
100' C gefärbt. Das gefärbte Wollgarn wird sodann mit Wasser heiß und kalt gesrült. Nach dem Trocknen
erhält man eine brillante O i.ngefärbung von ausgezeichneter
Waschechtheit.
15 g des Reaktivfarbsioffes der Formel
NH,
NH,
,-SO1Na
SO2 - CH2 - CH2 ~O- SO,N;i
H3CO
werden ,-uisammcn mit 1,5 g Soda und 2.3 g des
Natriumsalzes der N-Mcthyl-amino-äthylsulfonsäurc
in 210 ml Wasser durch ein Aufkochen von 1 bis 2 Minuten im Ansatzgefäß gelöst, ohne daß es dabei zu
Faibstoffausfällungen kommt. Anschließend wird 1 kg Wollgarn mit 40 1 einer wäßrigen Lösung, die 40 ml
konzentrierte Schwefelsäure und 170 ml obiger wäßriger
Farbstofflösung enthält. 45 Minuten bei 100 C behandelt. Daraufhin wird durch Zugabe von 50 g
Natriumacetat und 30 ml Natronlauge von 38 Be der pH-Wert der Flotte auf 5 erhöht, und sodann
wird die Färbung während 45 Minuten bei Kochtemperatur weitergeführt. Die gefärbte Ware wird
schließlich mit Wasser heiß und kalt gespült. Nach dem Trocknen erhält man eine brillante Blaufärbung
von ausgezeichneter Waschech'heit, die bezüglich ihres Warer.bildes wesentlich egaler ist. als wenn
man die Färbung in essigsaurem Medium durchführt.
Claims (4)
1. Verfahren zum Färben von Wolle mit Reaktivfarbstoffen
nach der Ausaehmethode, dadurch gekennzeichnet, daß man die Ware bei
Temperaturen zwischen 70 und J 25" C sowie aus schwach saurem Medium mit wäßrigen Flotten
des Umwandlungsproduktes solcher bekannter Sulfonyl-Reaklivfarbstofle bebandelt, mit denen ι ο
die Faser nach einem Additionsmecbanismus über
die Vinylsulfonform des Farbstoffs reagiert, und die vorher durch Einwirkung von kurzkettigen bis
zu 4 Koblenstoffatome enthaltende Kohlenwasserstoffreste aufweisenden N-Alkyl-aminoalkylcarbonsäuren
und/oder N-Alkyl-amino-alkylsulfonsäuren
bzw. wasserlöslichen Salzen davon zwischen 400C und Kochtemperatur und bis zur
4fach molaren Menge, bezogen auf den Farbstoff, in eine löslichere und für das Färben von Wolle
reaktionsfähigere Form übergerührt worden sind.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man für die Umwandlung AusgangsreaktivfarbstofTe
vom Typ der Sulfatoäthylsulfon-Verbindungen einsetzt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß man die Umwandlung der
Ausgangsreaktivfarbstoffe im Färbebad oder im Ansatzbehälter vornimmt.
4. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man die Färbungen unter
mirieralsauren Bedingungen beginnt und bei schwach sauren pH-Werten zu Ende führt.
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E77 | Valid patent as to the heymanns-index 1977 | ||
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