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Verfahren zur Herstellung komplexer Chromgerbstoffe Nach den bisher
bei der -Chromgerbung angewandten Einhadverfahren werden die Blößen nach dem Pickeln
mit einer Lösung basischer Chromsalze behandelt, -wodurch das fertige Leder einen
Gehalt an z bis 8 0/0 Chromoxyd erhält.
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Man hat bereits vorgeschlagen, an Stelle der üblichen basischen Chromsalze
gewisse komplexe Chromsalze, wie z.-B. Hydroxosulfitochromsalze zur Chromgerbung
zu verwenden. Diese Salze werden durch Zusatz des Alkalisalzss einer Säure, -,vie
z. B. Ameisensäure, Oxalsäure und schweflige Säure, gewonnen, die besondere Neigung
zur Komplexbildung mit den Chromsalzen besitzt. Bei Verwendung dieser Salze kommt
im albgemeinen der vorausgehende Pickel der Hautblößen in Fortfall, und es wird
in einzelnen Fällen ein Leder mit hohem Chromoxydgehalt erhalten. Es handelt sich
jedoch bei diesen komplexbildenden Alkalisalzen in erster Linie um maskierende Zusätze,
d. h. um Stoffe, die bei Zusatz in genügender Menge die Gerbwirkung der Chromsalze
aufheben und bei Zusatz in geringen Mengen eine Milderung der -Angerburg verursachen.
Eine Steigerung der Gerbwirkung bzw. eine Erhöhung des Chromoxydgehaltesdes Leders
über etwa 8 % wird .durch diese bekannten Verfahren weder bezweckt noch ermöglicht.
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Es wurde nun gefunden, @daß man Chromgerhsstoffe von bisher
unbekannter Wirkung erhält, wenn man borsaure Kupfer- oder Zinksalze mit Chromsalzen
zur Umsetzung bringt. Nach einer .weiteren Ausführungsform der Erfindung bringt
man Hydroxyde, Carbonate oder 'basische Garbonate des Kupfers oder Zinks dn Gegenwart
von Borsäure mit Chromsalzen in Lösung.
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Man- kann erfindungsgemäß auch so vorgehen, daß man lösliche Kupfer-
oder Zinksalze mit Chromsalzen in- Gegenwart von Borax. bzw. -Borsäure und Alkalien
bzw. Alkalicarbonaten in wäßriger Lösung reagieren läßt.
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Die so erhaltenen Lösungen können durch Eindampfen entweder auf die
gewünschte Konzentration gebracht oder in eine feste, wasserlösliche Form überführt
werden.
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Beim Verdampfen des Wassers verbleiben kleinkristallinische Rückstände.
Bei starker Verdünnung mit gewöhnlichem Wasser flokken basische Chrom-Zink- bzw.
Chrom-Kupfersalze usw. aus. - Kocht man die mit destilliertem Wasser stark verdünnten
Lösungen der Gerbstoffe, so zerfallen sie in basische Salze und Borsäure, wobei
erstere unlöslich ausfallen. Die konzentrierten Lösungen der Gerbstoffe sind auch
in der Wärme beständig. .
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Läßt man die neuartigen Gerbstoffe auf die in üblicher Weise für die
Gerbung vorbereiteten Hautblößen einwirken, so kann .damit ein Leder erhalten werden,
das einen Gehalt an etwa 15 °/o Cr, O3 und etwa z °/o Cu O aufweist.
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Gegenüber den zur Zeit verwendeten Chromgerbstoffen haben die neuen
Chromgerbstoffe den Vorteil, in einem einzigen
Prozeß ohne vorausgehenden
Pickel und ohne Zuhilfenahme von Kombinationsgerbverfahren dem Chromleder einen
bisher in bezog auf Höhe unerreichten. Metallgehalt zu verleihen. Es !ist erfindungsgemäß
möglich, bis zu etwa 15 °/o Chromoxyd und noch weitere 2 °/a mineralische Stoffe
dem Leder im Ein= badverfahren einz-uverleiben, d, h. also etwa das Doppelte des
höchsten bisher erzielten Mineralgehaltes. Im Einklang damit hat es sich auch erwiesen;
@daß man den Chromoxydgehalt des seither gebräuohlichen - Einbadchromleders durch
Nachgerbnng mit den neuen Gerbstoffen vermehren bzw. verviel-r fältigen kann.
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Der hohe Chromoxydgehalt des mit Hilfe der neuen Gerbmittel erhaltenen
Chromleders hat .außerdem eine um 5 bis io % höhere Flächenausbeute und eine
größere Fülle zur Folge, als sie Chromleder mit einem niedrigeren Chromoxydgehäit
- eigen sind-Die gummiähnlichen Eigenschaften mancher Chromledersorten werden .dabei
aufigehoben.
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Fernerhin zeigt sieh der Einfloß des hohen Chromoxydgehaltes bei der
Zuriohtung des aus der Gerbung kommenden Leders, dass auf die gleiche oder ähnliche
Weise zugerichtet werden kann wie vegetabiliech gegerbtes, ohne .daß- die wertvollen
Eigenschaften des Chromleders verlorengehen.
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Schießlich hat es eich bei dein erfindungsgemäß hergestellten Leder
erwiesen, daß gegenüber dem in der deutschen Patentschilift 5600 r8
angegebeeen. Verfahren ein Chromleder hohen Chromoxydgehaltes durch direkte Einwirkung
einer geeigneten Chrombrühe erzielt werden kann, ohne daß es notwendig ist, die
mit. Chromsalzen --getränkten Häute nach dem Herausnehmen aus'der'Gerbstofflösung
mit Gasen zu behandeln,- welche das Chromoxyd nachträglich erst ausfällen.
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. Beispiel I . . 250 kg Kupfersulfat (Cut, S 04 +. 5H20) werden zunächst.
mit 9o bis i2o kg Borsäure (B(OH)3) und io6kg Soäa (Na2C03) oder einer- äquivalenten
Menge Borax und Soda aus wäßriger Lösung heiß gefällt und dann au.sgewaschen. Dass
so hergestellte Kupferborgt wird in eine Auflösung von 5oo kg. Chromalaun oder auch
359 kg Chromsulfat (Cr2# (S 04) 3 + 18 H20) in der 3- bis 5fachen
Gewichtsmenge Wasser warm eingetragen, wobei unter Auflösung des Kupferborates die
Bildung ,des neuen Chrom-Kupfergerbstoffes stattfindet. Durch Eindampfen kann diese
Gerbbrühe auf die gewünschte Konzentration gebracht werden.
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Beispiel II 99kg Zinkhydroxyd (Zn(OH)2) oder eine diesem äquivalente
Menge basisches Zinkcarbonat werden .gemeinsam mit 65 bis 95 kg Borsäure (B(OH)3)
in eine heiße Lösung von 5oo kg Chromalaun oder einer diesem äquivalenten Menge
eines anderen Chromsalzes in der 3- bis 5fachen Gewichtsmenge warmen Wassers eingetragen.
Durch Einengen oder völliges Verdampfen des Wassers wird der gebildete Gerbstoff
in einen hochprozentigen Extrakt oder in trockene Form überführt. Beispiel III 25o
kg Kupfersulfat (CU S 04 + 5H20) oder 136 kg Zinkchlorid (Zn 02) wenden
gemeinsam mit 50o kg Chromalaun und 65 bis 95 kg Borsäure in etwa 30001 Wasser warm
gelöst und in der Wärme gerade so viel Alkali bzw. Soda zugesetzt, daß sich noch
kein bleibender Niederschlag ausscheidet. An Stelle von Borsäure und Soda können
auch dem Alkaligehalt nach analoge Mengen von Borax und Soda gewählt werden.