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Technisches
Gebiet
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Die
Erfindung bezieht sich auf Tabletten, enthaltend Mikroorganismen
und ein Verfahren zu deren Herstellung. Insbesondere betrifft die
Erfindung Tabletten, enthaltend Mikroorganismen mit hoher Lebensfähigkeit.
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Stand der
Technik
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Tablette
werden in der Regel durch Pressen eines pulverförmigen Materials in eine Form
in geeigneter Form in einer sogenannten Tablettenpreßmaschine
hergestellt. Dieses Verfahren wird in der Regel als Tablettieren
bezeichnet. Die Tabletten können
unterschiedliche Formen, Größen und
Härten
aufweisen, abhängig von
den Eigenschaften des Tablettenmaterials und dem Druck, dem sie
während
des Pressens ausgesetzt werden.
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Wenn
die Tabletten erzeugt werden, wird Wärme als Ergebnis der Reibung
gegen die Wandoberflächen
der Form und einer inneren Reibung im Tablettenmaterial erzeugt.
Da die Tabletten in der Regel aus Chemikalien bestehen und der Temperaturanstieg
nicht besonders hoch ist, führt
dies nicht zu Problemen, daß die Chemikalien
Wärme gut
tolerieren. Wenn die Tabletten (das Tablettenmaterial) jedoch lebende
Mikroorganismen wie zum Beispiel Bakterien enthalten, die gegenüber Splitterkräften und
Wärme empfindlich
sind, führt dies
zu einer deutlichen Reduktion der Zahl der lebenden Mikroorganismen,
d.h. der Lebensfähigkeit,
wenn die Tabletten gepreßt
werden. Für
bestimmte bekannte Tablettenmaterialien ist es nicht unüblich, daß die Lebensfähigkeit
während
des Tablettierungsverfahrens im Tablettenmaterial bis um 90 % reduziert
wird oder manchmal sogar mehr.
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Dieses
Problem kann nicht vermieden werden, indem einfach ein niedrigerer
Druck auf das konventionelle Tablettenmaterial angewandt wird und
dadurch eine niedrigere Wärmeerzeugung
erreicht wird, da die Tablette einem bestimmten Minimaldruck ausgesetzt
werden muß,
damit die Form erhalten bleiben kann.
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Eine
Lösung
für dieses
Problem wird jedoch in der WO-A1-97/07822
beschrieben, wobei die Lösung ein
Tablettenmaterial vorsieht, das gepreßt wird, enthaltend Oligosaccharide,
wie zum Beispiel Inulin, zusätzlich
zu lebenden Mikroorganismen. Das Pressen kann dementsprechend bei
deutlich niedrigerem Druck bewirkt werden, was zur reduzierter Wärmeerzeugung
und erhöhter
Lebensfähigkeit
führt.
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Problem
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Nichtsdestotrotz
verbleibt manchmal das Problem, daß die Auflösung der Tabletten nicht immer
vollständig
zufriedenstellend ist oder nicht in einem Idealbereich erfolgt.
Bei einer bestimmten Behandlungsart, z.B. bei der Behandlung im
Gastrointestinaltrakt ist es unbedingt wichtig, daß die Tabletten
auf den beabsichtigten Bereich abzielen können.
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Kurze Beschreibung
der Erfindung
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Gemäß der Erfindung
wird eine Lösung
für die
oben erwähnten
Probleme durch eine Tablettensubstanz erreicht, die ein Schleimbildungsmittel
enthält,
zusätzlich
zu Mikroorganismen und Sacchariden, gewählt aus Oligosacchariden und
Polysacchariden, vorzugsweise Fructosacchariden.
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Unter "Oligosacchariden" werden Saccharide
verstanden, die 2 bis 10 Moleküle
eines Monosaccharids bieten und unter "Polysacchariden" werden diejenigen verstanden, die mehr
als 10 Moleküle
eines Monosaccharids bieten.
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Überraschenderweise
hat sich erwiesen, daß die
Mischung aus Oligosacchariden und/oder Polysacchariden und schleimbildenden
molekularen Verbindungen in dem Tablettenfüllmaterial als "Stützsubstanz" auch die Tablettierung
erleichtert, was bedeutet, daß das
Tablettieren bei niedrigerer Kompression bewirkt werden kann, während gleichzeitig
die Zerbrechlichkeit verbessert wird und daß das Niveau an Abnutzung und Härte der
Tablette erhalten bleiben.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung wird eine Tablette, enthaltend lebende Mikroorganismen
bereitgestellt, erzeugt aus einem gepreßtem Tablettenmaterial, umfassend
Mikroorganismen und Fructosaccharide, wobei das Tablettenmaterial
außerdem
mindestens eine zusätzliche
Verbindung enthält,
bei der es sich um ein Schleimbildungsmittel handelt.
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Ein
bevorzugtes schleimbildendes Mittel ist Xanthan oder Derivate davon
und andere Beispiele für schleimbildende
Mittel sind Traganth oder Gummi arabicum. Andere schleimbildende
Mittel sind auch möglich, abhängig vom
Anwendungsgebiet.
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Günstigerweise
liegt das Schleimbildungsmittel in einer Menge von oberhalb von
0 bis zu 10 Gew.% vor, basierend auf dem gesamten Tablettenmaterial.
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Die
erfindungsgemäße Tablette
weist vermutlich Höhlungen
auf, in denen die lebenden Mikroorganismen, wie zum Beispiel bakterielle
Kulturen geschützt
sind. Zusätzlich
kann die Desintegration und Auflösung der
Tablette einfach reguliert werden, indem Fructosaccharide von unterschiedlicher
Qualität
verwendet werden und gleichzeitig unterschiedliche Quantitäten des
schleimbildenden Mittels zugemischt werden.
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Die
Tablette kann auf den beabsichtigten Bereich im Gastrointestinaltrakt
abzielen, was zu einer regulierten Auflösung führt. Wenn sich die Tablette
auflöst,
sind die Mikroorganismen durch Schleim geschützt, der auftritt, wenn das
schleimbildende Mittel freigesetzt wird. Der Schleim wird nach der
Auflösung
gebildet. Weiterhin erhalten die Mikroorganismen für ihre eigene
Entwicklung und Vitalität
durch die Freisetzung der Fructosaccharide Nahrungsmittel.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung liegen die Saccharide in einer Menge von 40 bis 70
Gew.% des Tablettenmaterials vor, ohne Zumischung irgendwelcher
anderen Stützsubstanzen.
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Die
Tabletten könnten
auch Polysaccharide enthalten wie zum Beispiel mikrokristalline
Cellulose und Stärke,
wie auch andere konventionelle Additive.
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Die
Erfindung betrifft auch ein Verfahren für die Herstellung der Tabletten
gemäß der Erfindung,
wobei das Verfahren den Schritt des Pressens von Tabletten aus einer
Substanz umfaßt,
die lebende Organismen enthält,
Oligosaccharide und/oder Polysaccharide, vorzugsweise Fructosaccharide
und ein schleimbildendes Mittel.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung umfaßt
das Verfahren die folgenden Schritte:
- – Pressen
eines Tablettenmaterials, umfassend Mikroorganismen und Oligosaccharide
und/oder Polysaccharide, vorzugsweise Fructosaccharide bei reduziertem
Druck im Vergleich zu konventionellen Tablettierungsverfahren, an
denen keine Oligosaccharide und/oder Polysaccharide beteiligt sind,
wobei das Tablettenmaterial vor dem Pressen mit mindestens einem
schleimbildenden Mittel vermischt wird, zum Beispiel Xanthan oder
Derivaten davon, Gummi tragacanth oder Gummi arabicum.
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Die
erfindungsgemäßen Tabletten
weisen eine erhöhte
Lebensfähigkeit
im Hinblick auf die verwendeten bakteriellen Kulturen auf, äquivalent
zu einem Faktor von 5 bis 10 im Vergleich zu einem konventionellen Tablettenfüllmaterial
und Verfahren.
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Der
Auftreffdruck beim Tablettieren kann um bis zu 90 % im Vergleich
zu konventionellen Tablettierverfahren reduziert werden, kombiniert
mit einer erhaltenen Zerbrechlichkeit von weniger als 1,0 (anerkannte Referenzwerte
gemäß GMP in
der Pharmazeutikaherstellung sind 0,1 bis 1,0). Die Splitterkräfte sind
deutlich reduziert, was bedeutet, daß die Bakterien nicht im selben
Ausmaß wie
beim konventionellen Verfahren zerstört werden.
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Die
Tabletten lassen sich auch leicht verschlucken, aufgrund der Tatsache,
daß der
Schleim sich bereits im Mund bildet.
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Die
Erfindung wird nun im Detail unter Bezugnahme auf die begleitenden
Zeichnungen beschrieben.
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Kurze Beschreibung
der Zeichnungen
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1 zeigt
Bakterien in einer Tablette gemäß der Erfindung.
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2 zeigt Bakterien in einer Referenztablette.
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3 zeigt,
wie die Struktur in einer Tablette gemäß einer Ausführungsform
der Erfindung in Vergrößerung aussieht.
Die Struktur weist Porositäten
auf, worin sich die Bakterien sammeln können.
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4 zeigt
die dominante Struktur in einer Tablette gemäß einer Ausführungsform
der Erfindung.
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Die 5a–b zeigen
die Struktur der Matrix in einer Tablette gemäß einer Ausführungsform
der Erfindung.
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6 zeigt
eine Ausschnittsvergrößerung auf
die Tablette.
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Detaillierte
Beschreibung der Erfindung
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Die
erfindungsgemäßen Tabletten
umfassen lebende Mikroorganismen, z.B. Milchsäure produzierende Kulturen,
die als Probiotika bekannt sind, die die bakterielle Flora im Gastrointestinaltrakt
normalisieren oder balancieren sollen. Beispiele für Mikroorganismen
sind Streptococcus thermophilus, Lactobacillus bulgaricus und Bifidobacterium
lactis.
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Durch
die Zumischung von Oligosacchariden und/oder Polysacchariden, vorzugsweise
Fructosacchariden zu der Tablettensubstanz wird eine Substanz erhalten,
die es den Tabletten ermöglicht,
bei niedrigerem Druck gepreßt
zu werden, in welchem Fall die Splitterkräfte reduziert sind und weniger
Wärme erzeugt
wird, während
die Härte
der Tabletten erhalten bleibt.
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Die
Menge der Saccharide hängt
von verschiedenen kristallinen Eigenschaften ab, liegt jedoch günstigerweise
oberhalb von 40 Gew.% der Gesamtmasse der Tablette. Ein niedrigeres
Saccharid-Zumischungsniveau führt
zu einem geringeren Differential im Hinblick auf die Lebensfähigkeit
im Vergleich mit konventionellen Verfahren. Inulin kann beispielsweise
verwendet werden, von dem bereits bekannt war, daß es als
Nahrungsmittel für
probiotische Kulturen dient, insbesondere in diesem Fall Bifidobakterien.
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Es
müssen
keine anderen Stützsubstanzen
zugefügt
werden, jedoch ist die Erfindung nicht auf die Verwendung von Oligosacchariden
allein begrenzt. Es können
zum Beispiel Calciumdiphosphat, mikrokristalline Cellulose und Stärke in einer
geeigneten, vorzugsweise geringen Menge oberhalb von 0 zugefügt werden.
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Die
bakteriellen Kulturen können
zum Beispiel mit 0,1 % bis 30 % der gesamten endgültigen Tablettenmasse
zugemischt werden.
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Die
Brüchigkeit
der Tablette, d.h. die Zerbrechlichkeit wird in der Tablettensubstanz
gemäß der Erfindung
nicht verändert.
Diese wird weniger als 1,0 betragen, was mit Referenzwerten vergleichbar
ist, die gemäß GMP (Good
Menufacturing Practice) akzeptiert werden. Die Zerbrechlichkeit
wird in Prozent Gewichtsreduktion für die Tabletten ausgedrückt, wenn
sie mit 100 Umdrehungen in einer Standardtestvorrichtung rotiert
werden, was nicht im größeren Detail
beschrieben wird, da es auf dem Gebiet wohlbekannt ist.
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Die
Erfindung wird im Detail unten unter Bezugnahme auf zwei Beispiele
beschrieben, wovon Beispiel 1 ein Verfahren (Tablette) gemäß der Erfindung
beschreibt und Beispiel 2, wobei es sich um ein Vergleichsbeispiel
handelt, ein konventionelles Verfahren (Tablette) beschreibt. Beispiele Beispiel
1: Gehalt der Tablettensubstanz gemäß einer Ausführungsform
der Erfindung
Str.
thermophilus & Lactobacillus
bulgaricus | 2,5
% |
Bifidobacterium
lactis | 2,5
% |
| 5
% |
Xanthan | 2,0
% |
Magnesiumstearat | 0,5
% |
Inulin oder andere Substanzen bilden den Rest.
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Tabletten
wurden mit einem Tablettierungsverfahren erzeugt, das per se konventionell
ist und nicht im Detail beschrieben wird, jedoch bei reduziertem
Druck, mit einer Kompression von 200 kP (korrespondierend zu einer
90%igen Druckreduktion). Die Zerbrechlichkeit betrug 0,31 und die
Härte 2,75
kP.
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Dies
führte
zu einer Zahl von koloniebildenden Einheiten vor dem Tablettieren,
die 5E9 war, reduziert auf 4E9 danach. Die Reduktion betrug so 20
%.
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Beispiel 2 (Vergleichsbeispiel):
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- Str. thermophilus & Lactobacillus
bulgaricus
- Bifidobacterium lactis
- Calciumdiphosphat
- Mikrokristalline Cellulose
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Die
Zerbrechlichkeit betrug 0,31 und die Härte 4,5 kP.
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Die
Tabletten wurden auf dieselbe weise wie in Beispiel 1 jedoch mit
höherem
Druck (2000 kP) erzeugt.
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Es
führte
zu einer Zahl von koloniebildenden Einheiten vor dem Tablettieren,
die 5E9 betrug, reduziert auf 3E8 danach. Die Reduktion betrug so
94 %.
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Verschiedene
Tests, die an den erzeugten Tabletten durchgeführt wurden, werden unten beschrieben, wobei
die verschiedenen Tests unter ihren jeweiligen Überschriften klassifiziert
sind.
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Lichtmikroskopie:
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Die
Tabletten wurden aufeinanderfolgend in Teile zerkleinert und in
0,9 % NaCl, eine Tablette pro 5 ml Lösung, für ca. 2 Stunden unter konstantem
Rühren
gelöst.
Die Lösung
war leicht trüb.
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Die
Bakterien wurden mit "Acridinorange", 0,1 % in 0,9 NaCl
1 Minute angefärbt.
Die überschüssige Lösung wurde
mit einem Filterpapier entfernt und die Substanz mit einem Abdeckstreifen
abgedeckt. Die Substanz wurde mit Lichtmikroskopie (LM) durch Fluoreszenz überprüft.
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"Konfocale Laserrastermikroskopie".
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Tablettenteile
wurden mit "Acridinorange" für eine Minute
gefärbt
und auf einen Objektträger
für ein
Mikroskop angebracht. Die Lösung
durchdrang die Tabletten und die Bakterien wurden gefärbt. Die
Tabletten wurden dann durch "konfocale
Laserrastermikroskopie" überprüft.
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Raster-Elektronennmikroskop
(SEM):
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Die
Tabletten wurden zerkleinert und auf "SEM-Platten" angebracht, und zwar mit einem elektrisch
leitenden Klebstoff. Die Oberfläche
war mit Gold beschichtet.
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Die
Ergebnisse sind aus den 1 und 2 ablesbar. 1 korrespondiert
zu einem Tablettenmaterial gemäß einer
Ausführungsform
der Erfindung und 2 korrespondiert
zu einem Referenzmaterial mit einem Gehalt gemäß Beispiel 2. 1 und 2 zeigen die Ergebnisse nach Lichtmikroskopie.
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1 zeigt,
daß Bakterien
einfach in der Tablette gemäß der Erfindung
angetroffen wurden und offensichtlich konserviert worden waren.
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In
der in 2 dargestellten Referenztablette
war es schwierig, gut konservierte Bakterien zu finden, wenn dieser
Test verwendet wurde. Relativ große Bereiche der Bakterien wurden
angetroffen, jedoch waren die Zellen anscheinend zerstört und es
war schwierig, individuelle Bakterien zu identifizieren. Es wurden
nur kleine Gruppen Bakterien getroffen.
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3 zeigt,
wie die Struktur in einer Tablette gemäß einer Ausführungsform
der Erfindung in Vergrößerung aussieht.
Die Struktur weist Porositäten
auf, worin sich die Bakterien ansammeln können.
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4 zeigt
die dominante Struktur in einer Tablette gemäß einer Ausführungsform
der Erfindung. Die Teilchen, die Bakterien enthalten, sind häufig kugelförmig. Die
Bakterien sind wohl gut geschützt
in den Höhlungen.
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Die 5a–5 zeigen die Struktur einer Matrix in einer
Tablette gemäß einer
Ausführungsform
der Erfindung.
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6 zeigt
eine Vergrößerung auf
die Tablette.
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Die
anderen Tests zeigen korrespondierende Ergebnisse, was bedeutet,
daß die
erfindungsgemäßen Tabletten
einen Anstieg der erhaltenen Lebensfähigkeit nach Tablettierung
von bis zu 1000 % im Vergleich mit konventionellen Tablettenmaterialien
zeigen, aufgrund der Gegenwart eines schleimbildenden Mittels, wobei das
Mittel außerdem
weitere Vorteile mit sich bringt, wie zum Beispiel, daß Desintegration
und Auflösung
einfach regulierbar sind.