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Verfahren zur Verarbeitung von Kartoffeln auf Spiritus Zusatz zum
Patent 587 781 Nach dem Verfahren des Hauptpatents werden im einfachsten Ausführungsfall
die rohen, mechanisch zerkleinerten Kartoffeln, gegebenenfalls ohne daß sie vom
Fruchtwasser getrennt werden, vermaischt und anschließend vergoren, oder es werden
die rohen, mechanisch zerkleinerten Kartoffeln in an sich bekannter Weise zunächst
von dem Preßsaft getrennt und diese von dem Preßsaft getrennten Kartoffeln vermaischt
und vergoren. Es können aber auch die rohen zerriebenen Kartoffeln mit oder ohne
Preßsaft, zweckmäßig unterhalb der Verkleisterungstemperatur der Kartoffelstärke,
getrocknet werden, um dann zur Weiterverarbeitung zu kommen.
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Es hat sich nun erfindungsgemäß herausgestellt, daß die Aufarbeitung
dieser Materialien in besonders vorteilhafter Weise nach einem Maischverfahren durchgeführt
wird, das von dem in der Brennerei üblichen Maischverfahren in wesentlichen Punkten
abweicht. Bei dem bisher in der Brennerei üblichen Maischverfahren liegt sofort
als Rohmaterial die verkleisterte Stärke der aus dem Henzedämpfer anfallenden Kartoffeln
vor. Im Falle des Verfahrens des Hauptpatents handelt es sich dagegen um die Vermaischung
von roher unverkleisterter oder nur unvollkommen verkleisterter Kartoffelstärke.
Wenn man derartige unverkleisterte oder nur unvollkommen verkleisterte Rohmaterialien
nach dem bisher üblichen Maischverfahren vermaischt, so findet eine Verkleisterung
des gesamten Materials zu einem zähen Brei statt, der sich nur schwer mit Rührern
o. dgl. Umwälzvorrichtungen durcharbeiten. läßt. Nur durch starke Verdünnung kann
man eine Bearbeitung dieser verkleisterten Maischen erreichen, was den Nachteil
mit sich bringt, daß man Maischen von geringem Zuckergehalt erhält, die in der Brennerei
nicht oder nur unwirtschaftlich verarbeitet werden können.
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Alle diese Schwierigkeiten werden nach dem Maischverfahren gemäß der
vorliegenden Erfindung überwunden. Dasselbe besteht darin, daß die unverkleisterte
oder nur unvollkommen verkleisterte Stärke enthaltenden Materialien (Kartoffel reibsel
bzw. getrocknete Rohkartoffeln) bei über den normalen Maischtemperaturen liegenden
Wärmegraden, z. B. 6o bis 65° C, zweckmäßig aber bei oder dicht bei der letzteren
Temperatur, in Anwesenheit von diastatischen Enzymen bzw. diastatische Enzyme enthaltenden
Stoffen, z. B. Malz, vorgemaischt werden. Durch diese Arbeitsweise wird erzielt,
daß
ein großer Teil der Stärke vor Erreichung der Verkleisterungstemperaturen
verflüssigt wird. Wenn später die Verkleisterungstemperaturen erreicht werden, so
nimmt dann die Maische nicht mehr die dicke Konsistenz einer normal verkleisterten
Stärkemasse im Sinne der oben gemachten Ausführungen an, sondern bleibt flüssiger
und ist leicht zu verarbeiten.
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Da ein gewisser Teil der Stärke während der im praktischen Betriebe
zur Verfügung stehenden Zeit auch bei dieser Behandlung nicht verflüssigt wird,
ist es in Fortsetzung des Verfahrens zweckmäßig, j etzt anschließend die Verkleisterungstemperaturen
der Kartoffelstärke zu durchlaufen, was mit anderen Worten heißt, daß die Maische
über 65° C, zweckmäßig über 75 bzw. 8o° C, hochgemaischt wird. Durch diese Behandlung
findet eine ausreichende Verkleisterung des nicht verflüssigten Stärkeanteils statt.
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Die so behandelte Maische muß jetzt vollkommen verzuckert werden.
Dies geschieht dadurch, daß man die vorgemaischte und dann hochgemaischte Kartoffelmaische
zweckmäßig zunächst auf die oben angegebenen Vormaischtemperaturen abkühlt, erneut
mit diastatischen Enzymen. bzw. solche Enzyme enthaltenden Stoffen, z. B. Malz,
versetzt, wodurch eine Verflüssigung evtl. noch übriggebliebener nicht verkleisterter
Stärkereste stattfindet, und schließlich die Maische weiter auf die normalen Maischtemperaturen
abkühlt und erneut mit diastatischen Enzymen bzw. solche Enzyme enthaltenden Stoffen
versetzt.
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Die verzuckerte Maische kann dann bei üblichen Abmaischtemperaturen,
z. B. 62° C, abgemaischt werden.
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Es ist bei allen vier Phasen des vorliegenden Maischverfahrens notwendig,
daß eine gewisse Rastzeit eingehalten wird, wie es bei allen Maischverfahren üblich
ist, und deren Dauer sich bekanntlich nach dem zu verarbeitenden Material und den
vorhandenen Maischeinrichtungen richtet.
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Es sei noch erwähnt, daß die Einhaltung der dritten Phase nur als
zweckmäßig anzusehen ist und gegebenenfalls nach der zweiten Phase sofort die vierte
Phase angeschlossen werden kann.
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Zum Schluß sei noch darauf hingewiesen, daß es ein außerordentlich
fernliegender Schritt ist, Maischen bei Temperaturen zwischen 6o bis 65'
C vorzumaischen, weil man diese Temperaturen bisher in der Brennereipraxis geradezu
ängstlich vermieden hat, um eine bei diesen Temperaturen schon stattfindende starke
Schädigung der Diastase zu vermeiden, und daß man diese Temperaturen tatsächlich
vermeiden konnte, weil stets schon verkleisterte Stärke zur Behandlung vorlag. Die
Verhältnisse waren also ganz anders als im vorliegenden Falle.
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Es sei noch bezüglich der einzelnen Verfahrensschritte ausdrücklich
darauf hingewiesen, daß den wesentlichsten Teil der Erfindung das eigentliche Vormaischverfahren
ausmacht, während -die anderen Verfahrensstufen zweckmäßig und vorteilhaft in der
angegebenen Weise durchgeführt werden, aber durchaus nicht fest an das als zweckmäßig
gefundene Schema gebunden sind.
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Zwecks Vereinfachung des späteren Gärverfahrens ist ein evtl. Zusatz
von Mineralsäuren während des Maischverfahrens empfehlenswert. Ausführungsbeispiel
6o Zentner Frischkartoffeln wurden nach der Reinigung in der Kartoffelwäsche in
etwa 6o Minuten auf der Kartoffelreibe zerrieben und gleichzeitig nach Zusatz von
etwa 30 Pfund Gerste in Form von Grünmalz bei einer Temperatur von etwa 6o
bis 65' C gemaischt. Diese Temperatur wurde etwa 15 Minuten gehalten. Hierauf
erfolgte ein weiteres Erwärmen der Maische auf 73 bis 8o° C. Diese Temperatur wurde
etwa 1o Minuten gehalten. Hierauf wurde die Maische auf die eigentliche Verzuckerungstemperatur
von 53 bis 55° C abgekühlt und mit der Hauptmenge des für jede Maische bestimmten
Grünmalzes, entsprechend etwa go Pfund Gerste, versetzt. Nach der Verzuckerung erfolgte,
wie üblich, das Herunterkühlen auf die Anstelltemperatur und nach dem inzwischen
erfolgten Zusatz der reifen Hefe die Beförderung der Maische in den Gärbottich.
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Die nach diesem Schema. hergestellten Reibselmaischen hatten eine
Konzentration von etwa 17 bis 1g,3° Balling. Die Gärung verlief in dem geschlossenen
Gärkessel durchaus normal. Die scheinbare Vergärung der Reibselmaischen war durchgehend
besser als die einer im Henzedämpfer nach dem üblichen Hochdruckdämpfverfahren hergestellten
Maische. Ebenso war der Endvergärungsgrad innerhalb von 72 Stunden in den Reibselmaischen
restlos erreicht, was bei den gewöhnlichen Hochdruckmaischen nicht immer der Fall
ist.
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Die Alkoholerträge aus den Reibselmaischen lagen innerhalb der für
die Gärung im geschlossenen Gärkessel normalen Grenzen.