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Wasserdichte Gewebe, insbesondere für Eisenbahnwagenbedachung Es ist
bekannt, daß man Stearinpechlösung zum Imprägnieren von Geweben verwendet. Da aber
die so behandelten Stoffe nur sehr schwer und erst nach längerer Zeit zum Trocknen
zu bringen waren, so half man sich durch Einstäuben der imprägnierten Gewebe mit
Bolus, Talkum u. dgl., um die fertigen Stoffe möglichst früh aus den Trockenkammern
zum Versand bringen zu können.
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Nach einigen älteren Patenten (siehe die A. P.__ 52g 727/29) wird
eine besonders elastische und widerstandsfähige Masse aus Fettpech durch Behandeln
mit Schwefel gewonnen, die zum Imprägnieren von Geweben und, als witterungsbeständige
Farbe verarbeitet, zum Überziehen von Stoffen aller Art verwendet wird. Die Herstellung
dieser Masse erfolgt so, daß Fettpech geschmolzen und 5 bis 15 % geschmolzener Schwefel
zugefügt werden. Dann wird die Temperatur gesteigert, und zwar nach dem A. P: 529
727 bis r65°, nach dem A. P. 529729 bis r8o°, bei Zusatz von Petrolpech zu der Reaktionsmasse
werden Zoo' erreicht. Die Dauer der Umsetzung wird mit 1J2 bis r Stunde angegeben.
Aus Sparsamkeitsgründen empfiehlt die Patentschrift 5297:27 beim Verarbeiten- des
geschwefelten Fettpechs in Verbindung mit Gummi (als dessen Ersatz ersteres überhaupt
gedacht ist) die Verwendung von Metallsalzen und solchen Erdfarben, wie sie bei
der Verarbeitung des Gummis üblich sind.: Bei dieser Arbeitsweise können die Zusätze
zu dem Fettpech vor und nach dessen Vulkanisation erfolgen. Die Patentschrift
529728 beschreibt eine besondere Herstellungsart des vulkanisierten Fettpechs,
welche darin besteht, daß zunächst das Fettpech mit der Hälfte der üblichen Schwefelmenge
behandelt und dann nach erfolgter Zerreibung oder Auflösung in Lösungsmitteln die
restliche Menge Schwefel zugefügt und unter Zusatz kleiner Mengen von Metalloxyden
des Bleies oder Zinkes nunmehr bei höchstens 2o5° zu Ende vulkanisiert wird, nachdem
die zerriebene oder aufgelöste Masse vorher auf die zu überziehenden Gegenstände,
sei es Metall oder Gewebe, aufgebracht worden ist. Die Dauer der Umsetzung wird
hier in 15 bis 6o Minuten angegeben, bisweilen kann auch längere Zeit gebraucht
werden. Die sich hierbei abspielenden chemischen Vorgänge sind kurz folgende: Nach
den Ausführungen des Patents 225 9 i z wirkt der Schwefel unter den vorliegenden
Bedingungen vorzugsweise kondensierend. Eine chemische Umsetzung, der in den beiden
Patentschriften empfohlenen Zusätze an Metalloxyden und Erdfarben mit dem Fettpech
kann unter den in den Patentschriften angegebenen Bedingungen nicht stattfinden.
So setzen. sich die meisten Metalloxyde, wie z. B. Glätte, bei der in der Patentschrift
angegebenen Höchsttemperatur von 205° mit Stearinpech noch nicht um; erst oberhalb
dieser Temperatur setzt die Reaktion ein, bei
25o° sind noch Stunden
zur Umsetzung erförderlich, bei 300° erst ist der Verlauf ein kürzerer. Ferner bei
Anwesenheit von Schwefel, wie es in den Patentschriften beschrieben ist; entsteht
auch keine Verbindung zwischen Stearinpech und Metall, sondern lediglich Schwefelmetall,
wie dieses auch leicht vorauszusehen ist. Aus den Patentschriften geht auch ganz
klar hervor, daß diese Zusatzmengen in keiner Weise zur chemischen Umsetzung bestimmt
sind. Die in den A. P. beschriebenen Verfahren sind in erster Linie gedacht für
die Herstellung eines Ersatzes bzw. Streckungsmittels für Gummi; der Gummivulkanisation
sind die hier beschriebenen Verfahren nachgebildet, selbst der Narbe Vulkanisation
ist für den Prozeß der Behandlung des Fettpechs mit Schwefel übernommen worden.
So sind dann auch die in den Patentschriften empfohlenen Zusätze, Metallsalze, Metalloxyde
oder Erdfarben, genau wie bei der Gummifabrikation als Füllmaterialien oder Beschleuniger
gedacht. Die Verfahren dieser Patentschrift haben daher mit dem nachstehend beschriebenen
Verfahren keinen Berührungspunkt, auch wird das berüchtigte Kleben der Stearinpecblösungen
durch dieses Verfahren nicht behoben, denn die Patentschrift 529 727 sagt deutlich,
daß man beim Imprägnieren der Gewebe Vorsicht gebrauchen muß, um ein Ankleben an
die Preßwalzen zu verhindern, und empfiehlt dabei auch das Einstauben der Imprägnierung.
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Neuerdings sind dann weiterhin einige Verfahren bekanntgeworden, bei
denen man durch eine besondere Behandlung ein schnelleres Trocknen des Stearinpechs
ermöglicht. So verwendet z. B. Patent 402 251 ein geschwefeltes oder ein bei 3o0°
mit Wasserdampf oder Luft behandeltes Stearinpech.
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Es ist fernerhin bereits bekannt, schnell trocknende Fettraffinationsrückstände
durch Behandlung mit Metalloxyden unter Zusatz oxydierender Mittel herzustellen.
Derartige Massen werden in der Lackindustrie als Anstrichmittel für Gegenstände
aus Holz u. dgl. verwendet. Die Imprägnierung von Geweben, die Gegenstand dieser
Erfindung ist, stellt jedoch ganz andere Anforderungen an die Imprägniermassen als
das Herstellen von Anstrichen auf mehr oder weniger porenfreiem Untergrunde.
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Es wurde nun gefunden, daß man zu einem für die Zwecke der Imprägnierung
besonders geeigneten Produkte gelangt, wenn man Fettraffinationsrückstände, @ wie
sie im Handel verschiedentlich unter den Namen Cottonpech, Wollpech und ähnlichen
zu haben sind, mit Metalloxyden, wie z. B. mit solchen des Bleies, Zinkes, Mangans,
Eisens, Aluminiums usw., bei erhöhter Temperatur behandelt unter Zusatz von oxydierend
wirkenden Mitteln, wie Braunstein, Mennige u. dgl. Bei diesem Vorgang bilden sich
die entsprechenden fettsauren Salze, während gleichzeitig bei der hohen Temperatur
eine Oxydation stattfindet. Das Endprodukt ist jedenfalls eine Auflösung der so
gebildeten Metallsalze in den oxydierten Fettraffinationsrückständen. Solche Produkte
sind in den gebräuchlichen Lösungsmitteln löslich; an Trockenkraft übertreffen diese
Lösungen alle derartigen Produkte, wie sie für Imprägnierungszwecke bekanntgeworden
sind, namentlich auch die Produkte des Patents 402, 251. Die Trockenzeit der mit
diesen neuen Lösungen getränkten Gewebe wird hierdurch auf ein Mindestmaß beschränkt,
die Produktion also erheblich gesteigert.
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Die nach vorliegendem Verfahren gewonnenen Verbindungen eignen sich
besonders gut zum Imprägnieren von Geweben, die für Bedachungszwecke, namentlich
Waggonbedachungen, gebraucht werden. Neben der konservierenden Eigenschaft der oxydierten
Fettraffinationsrückstände kommt die wasserdichtende Wirkung der amorphen und von
Wasser nicht benetzbaren Metallsalze voll zur Geltung. Die nach vorliegendem Verfahren
gewonnenen Imprägnierungsmassen sind durch die bei der Herstellung erfolgte Oxydation
in hohem Maße witterungsbeständig, sie erweichen nicht bei Sonnenhitze, und in der
Kälte werden sie nicht spröde. Um eine besonders geschmeidige imprägnierte Ware
zu erhalten, setzt man den nach vorliegendem Verfahren erhaltenen Imprägnierungsmassen
noch andere Peche, wie z. B. Bitumen, oder auch ölsaure Metallsalze zu. Ein erhöhter
Schutz gegen den Einfluß der Atmosphärilien wird durch Zugabe von wasserdichtenden
Stoffen üblicher Form, wie z. B. Zinkverbindungen, Aluminiumverbindungen und ähnlichen,
erreicht.
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Die nach vorliegendem Verfahren imprägnierten Gewebe haben sich gemäß
unseren jahrelangen Versuchen vollkommen bewährt. Neben völliger Wasserdichtheit
zeichnen sie sich durch eine große Witterungsbeständigkeit aus. Werden die Gewebe
zur Waggonbedachung verwendet, so empfiehlt es sich, um ein schnelleres Ablaufen
des Wassers zu ermöglichen, die Gewebe mit einem Überanstrich aus Firnis oder Ölfarbe
zu versehen, obwohl sie auch ohne einen solchen Anstrich in jeder Hinsicht witterungsbeständig
sind. Beispiel i ioo-kg Cottonpech werden mit Zoo kg Glätte und 5o kg Mennige unter
Zufügung von 5o kg Braunstein verkocht. Nach erfolgter
Reaktion
wird mit Terpentin oder mit dessen Ersatzprodukten bis zur Streichfähigkeit verdünnt.
Nach Zugabe von Zoo kg Bitumen zu dieser Lösung wird imprägniert. Beispiele i ooo
kg Cottonpech werden mit ioo kg Zinkoxyd und ioo kg Braunstein wie unter Beispiel
i behandelt. Nach erfolgter Verdünnung wird imprägniert.