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Verfahren zur Herstellung eines insbesondere gegen Anämie anwendbaren
Heilmittels Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung eines Heilmittels,
welches gegen verschiedene Krankheiten. insbesondere gegen Anämie, wirksam ist und
gegebenenfalls auch als Vorbeugungsmittel angewendet werden kann.
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Es ist bereits bekannt. Heilmittel für verschiedene Zwecke durch Extrahieren
von tierischen Geweben herzustellen. Beispielsweise hat man schon vorgeschlagen,
ein die Darmperistaltik anregendes Präparat dadurch zii gewinnen, daß man die Darm-
oder Magenschleimhaut oder die Milz eines auf der Höhe der Verdauung getöteten Tieres
auspreßt und mit physiologischer Salzlösung oder verdünnter Salzsäure behandelt.
Auf ähnlichen Maßnahmen beruht auch die Herstellung der unter den Bezeichnungen
Gastrin und Sekretin bekannten Stoffe. Der erstere wird aus der Schleimhaut des
Magens unter Anwendung von absolutem Alkohol extrahiert und dient zur Anregung der
Magensekretion, während der letztere ebenfalls unter Anwendung von absolutem Alkohol
aus der Schleimhaut des Dünndarmes hergestellte Stoff zur Anregung der Pankreassekretion
verwendet werden soll.
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Bei dem Verfahren nach der Erfindung kommen zur Herstellung des Heilmittels
für den eingangs erwähnten Zweck als Ausgangsstoffe endotlielische Substanzen, und
zwar das Darmnetz oder das Gekröse in Anwendung, aus denen unter Verwendung von
Alkohol da" 1.-Ieilniittel ausgezogen wird. Darmnetz und Gekröse unterscheiden sich
von der als Ausgangsstoff bei den bekannten Verfahren verwendeten Darm- oder Magenschleimhaut
grundsätzlich hinsichtlich des embryonalen Ursprungs. Das Darmnetz und Gekröse bestehen
aus der mittleren Keimlage oder Mittelhaut, während die Darmschleimhaut aus der
inneren Keimlage oder Innenhaut gebildet wird. Die Darmschleimhaut bildet die innere
Auskleidung des Darmes; ein wesentliches Kennzeichen besteht in dem Vorhandensein
von Schleimdrüsen. Das Darmnetz und das Gekröse besitzen keine Schleimdrüsen und
sind somit auch anatomisch mit der Darmschleimhaut nicht zu vergleichen.
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Das durch das neue Verfahren erzielte Produkt gehört zur Klasse der
Enzyme und hat die Eigenschaft, das Hämoglobin von dem Lecithin der roten Blutzelle
zu trennen. Die spektroskopische Analyse zeigt, daß das Hämoglobin bei dieser Reaktion
unverändert bleibt. Bei der Anwendung des Heilmittels ergibt sich infolge der Hämolyse
eine Lymphbildung. Dadurch entsteht eine verstärkte Sekretion der Galle in ähnlicher
Weise wie durch das reticulo-endothelische System.
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Das Erzeugnis des neuen Verfahrens ist in 70prozentigem Alkohol in
molekularen Mengenverhältnissen klar löslich. In Wasser ist es nicht ohne weiteres
löslich, sondern nur kolloidal; es ergibt eine milchige Suspension. Wenn jedoch
ein Alikali, z. B. Natronlauge, zugefügt wird, ergibt sich eine Erhöhung der
Löslichkeit,
so daß bei einer Wasserstoffionenkonzentr_ation von 7,5 die Lösung opalisierend
ist. Dadurch wird der Vergleich mit den Eigenschaften der Fettsäuren nahegelegt.
Das Erzeugnis kann in 70prozentiger Alkohollösung durch Papier filtriert werden,
jedoch nicht in wäßriger Lösung, da es ein elektropositives Kolloid darstellt und
an das elektronegative Filterpapier adsorbiert wird. Das Erzeugnis besitzt die gleiche
Ladung wie Oxyhämoglobin, und dies ist der Grund, daß bei der Hämolvse der roten
Blutzelle das Hämoglobin von dem Lecithin getrennt wird. Es wurde nun gefunden,
daß das Erzeugnis in Wasser langsam seine Stärke verliert. Aus diesem Grunde wird
es in 70prozentiger Alkohollösung gehalten. Eine wichtige Eigenschaft des Enzyms
besteht darin, daß es eine Temperatur von ioo° C verträgt. Diese Widerstandsfähigkeit
gegen Erwärmung ermöglicht es, der Alkohollösung destilliertes Wasser zuzusetzen
und den Alkohol zu verdampfen, um ein zur Injektion geeignete Präparat zu erhalten.
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Die praktische Durchführung des neuen Verfahrens geschieht zweckmäßig
in der Weise, daß das Darmnetz oder das Gekröse eines Schweines oder eines anderen
Säugetieres zu einer breiigen Masse zerrieben und dann in einem Gefäß mit
0,5 bis o,6 1 Alkohol (70prozentig) übergossen und ungefähr 2..1. Stunden
stehengelassen wird. Die alkoholische Lösung wird dann abgefiltert und auf ihre
Stärke geprüft.
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Von besonderer Wichtigkeit ist die Normierung des Extraktes, um die
Möglichkeit einer genauen Dosierung bei der Verabreichung zu erhalten. Es ist bekannt,
die Eigenschaften der verschiedensten Wirkstoffe, z. B. des Adrenalins, dadurch
zu erinitteln, daß man in bestimmten Zeitabständen nach der Anwendung (Injektion)
die Blutveränderung prüft. Nach der Erfindung wird die Normierung in der Weise vorgenommen,
daß mehrere in einem bekannten Verhältnis zueinander und zu einer angenommenen Einheit
stehende Konzentrationen des Auszuges je mit der gleichen Menge einer Suspension
aus roten Blutzellen in physiologischer Salzlösung vermischt werden und dann diejenige
Konzentration ermittelt wird, welche unter den für die angenommene Einheit gültigen
Bedingungen (Zeit und Temperatur) eine vollständige Auflösung der roten Blutzellen
bewirkt. Als Einheit wird diejenige Menge angenommen, welche erforderlich ist, um
i ccm einer 2prozentigen Suspension menschlicher roter Blutzellen in einer physiologischen
normalen Kochsalzlösung in 18 Stunden bei 37° aufzulösen.