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Vollselbsttätige Steuerung für elektrisch betriebene Fahrzeuge Durch
Patent 558:243 ist eine vollselbsttätige Steuerung für elektrisch betriebene Fahrzeuge
in Einzel- und Gruppenfahrt mit durch Flüssigkeitsdruck gesteuertem Bremsschalterteil
bekannt geworden.
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Da diese vollselbsttätige Steuerung es gestattet, mehrere mit ihr
ausgerüstete Fahrzeuge zu einem Zug zusammenzusetzen, ergab sich die Notwendigkeit,
eine Vorrichtung zu treffen, die es dem Führer ermöglicht, nicht nur, wie bisher,
in dem von ihm besetzten Wagen die Sandstreuer zu betätigen, sondern möglichst gleichzeitig
in sämtlichen Motorwagen, aus denen ein solcher Zug zusammengesetzt ist. Diese Notwendigkeit
liegt zwar nicht beim Anfahren vor, wo, wie bisher, ein Sandstreuen vor dem ersten
Wagen genügt. Beim Bremsen dagegen müssen aus Sicherheitsgründen unbedingt die Sandstreuer
sämtlicher Motorwagen eines Zuges bei Bedarf gleichzeitig betätigt werden.
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Es handelte sich also darum, eine Vorrichtung zu schaffen, die die
folgenden Bedingungen erfüllt: i. In sämtlichen Motorwagen eines Zuges sollen im
Bedarfsfalle die vor den Vorderrädern gelegenen Sandstreuer gleichzeitig betätigt
werden können, um einen möglichst kurzen Bremsweg zu erreichen.
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z. Bei zufälligem Rückwärtsfahren sollen diese Sandstreuer; da unwirksam,
nicht wirksam werden.
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3. Die Sandstreuer sollen in Tätigkeit treten können, ohne daß der
Führer hierzu eine besondere Hand- oder Fußbewegung auszuführen hätte.
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4. Der Sandverbrauch soll möglichst gering gehalten werden, was dadurch
geschieht, daß a) die betreffende Stellung nur mit einer zusätzlichen (stärkeren),
im übrigen aber in der Richtung des bis dahin durchgeführten Schaltvorganges liegenden
Anstrengung erreicht wird, b) die Öffnung der Sandstreuer verhältnismäßig klein
gehalten wird, weil die Beförderung des Sandes vor die Räder nicht durch die Schwerkraft
allein, sondern künstlich durch Schüttelrutschen erfolgt.
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5. Eine besondere Einstellung der richtigen Sandstreuer für die jeweilige
Fahrtrichtung soll nicht erforderlich sein, trotzdem je Wagen nur ein Bremsschalter
vorhanden ist.
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6. Alle diese Bedingungen sollen erfüllt werden, ohne daß dazu mehrere
durchlaufende
Leitungen erforderlich sind, wie bei den bisher bekannten
Vielfachsteuerungen. Es soll im Gegenteil mit den vorhandenen zwei elektrischen
und einer hydraulischen ausgekommen werden.
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Diese Aufgabe ist dadurch gelöst worden, daß unter Verwendung der
bereits für die sonstige Steuerung des Zuges vorhandenen Steuerleitungen in sämtlichen
Triebwagen des Zuges nur die jeweils in Fahrtrichtung vor den vorderen Triebachsen
befindlichen Sandstreuer durch einen Kontaktbelag in den Fahrtwendern auslösungsbereit
gemacht werden können.
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In Verbesserung der bekannten mechanisch betätigten und auch der für
ein einzelnes Motorfahrzeug elektrisch betätigten Sandstreueranordnung ergibt die
neue Bauart eine vollselbsttätige Sandstreueranordnung für elektrisch betriebene
Fahrzeuge in Einzel-und Gruppenfahrt, wobei der besondere Vorteil besteht, daß nach
dem neuen Vorschlag ohne zusätzliche durchlaufende Steuerleitung gearbeitet werden
kann.
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Die Zeichnung veranschaulicht ein Ausführungsbeispiel der neuen Schaltung.
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i i' ist der Fußhebel, welcher, wie bekannt, mittels Druckflüssigkeit
in sämtlichen Motormagen des Zuges gleichzeitig den Bremsschaltern gestattet, sich
unter der Einwirkung der Federn 12 einzuschalten. Die möglichen Stellungen des Fußhebels
sind mit i bis io bezeichnet, entsprechend den Stellungen i bis io des (abgewickelt
gezeichneten) Bremsschalters BS und entsprechend den Stellungen i bis io des treppenförmig
abgestuften Sperrades SR, von denen die Stellungen 5 bis io zur Erreichung größerer
Deutlichkeit fortgebrochen sind. 13, 14 sind zwei im Bremsschalter angebrachte Kontaktfinger,
die von dem Belag 15 kurzgeschlossen werden, wenn die Bremswalze die zehnte Stellung
erreicht hat. K und K' sind zwei von Fuß oder Hand zu betätigende Knöpfe an den
Führerständen F, F'.
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16 ist ein elektromagnetischer Hammerunterbrecher, 17 ein Vorschaltwiderstand;
18, i9, 2o, 2i stellen die vier Magnetspulen für die schüttelrutschenartig ausgebildeten
Verschlüsse der vier Sandkasten 23 dar. Diese Schüttelrutschen 22 tragen an einer
Seite je einen Magnetkern 24., auf der anderen Seite eine Rückzugsfeder 25. 26 und
sind Beläge auf den Fahrtwendern FW bzw. FIV". Diese Beläge haben eine Länge entsprechend
den Stellungen S, h, Tl', Ir" und sind geerdet. Die zugehörigen Kontaktfinger sind
27' bzw. 27. Während man den Fußhebel i i' in der bekannten Weise ohne Schwierigkeit
bis auf die neunte Stellung bringen kann, bedarf es seitens des Führers, um auf
die zehnte Stellung überzugehen, einer erheblichen Kraftanstrengung, weil eine Gegenfeder
28' angeordnet ist.
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Diese Anordnung arbeitet wie folgt: Beim Bremsen kann der Führer durch
Niedertreten des Fußhebels in der bekannten Weise den Bremsschalter auf jede beliebige
Stellung bringen. Stellung 8 ist die vorletzte Bremsschaltung. Auf Stellung 9 sind
sämtliche Widerstände kurzgeschlossen, der Motorstromkreis also ebenfalls; ferner
ist in der bekannten Weise die Festhaltung der Federbremse 29 gelöst worden.
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Nur in einem solchen Fall kann der Bedarf zu plötzlichem Sandstreuen
vorliegen. Soll dies geschehen, so tritt der Führer den Hebel bis auf die zehnte
Stellung durch. Dadurch schließt der auf der Bremsschalterwalze angeordnete Kontakt
15 die Finger 13, 14 kurz. Folgender Stromkreis ist jetzt geschlossen: Von der Oberleitung
30 fließt der Strom durch die Leitungen 31, 32, den Vorschaltwiderstand
17, den Hammerunterbrecher 16, die Leitung 33 in den Finger 1d., über den Kontakt
15 in den Finger 13, in die Leitung 34 und, unter der Voraussetzung, daß der Fahrtwender
FW' in Betrieb ist, in die Spulen 18 und i9 der beiden links gezeichneten Sandstreuer
23, in den Finger 27' und den Belag 26' des Fahrtwenders FW' zur Erde. Die Magnete
18 und i9 ziehen also ihre Kerne 24 an, öffnen damit den mit der Schüttelrutsche
verbundenen Schieber 22 gegen die Wirkung der Feder 25 und lassen so Sand aus dem
Trichter 23 herausfallen und befördern denselben, da der Hammerunterbrecher 16 für
regelmäßige Stromstöße sorgt, ruckweise unter dem Einfluß der Wechselwirkung zwischen
den Magnetspulen 18, i9 und den Rückzugfedern auf die Räder zu. Sinngemäß treten
die Magnetspulen 2o und 2,1 der am anderen Ende des Wagens angeordneten Sandstreuer
in Tätigkeit, wenn der Fahrtwender FW auf eine der Stellungen S, V, V', F" steht
und der (nicht gezeichnete) Fußhebel il betätigt wird. Da die den jeweiligen Stromkreis
schließenden Beläge auf der Fahrtwenderwalze angeordnet sind, können jeweils nur
die zu der Fahrtrichtung gehörigen Sandstreuer in Tätigkeit treten, ohne daß eine
besondere Einschaltung derselben nötig wäre.
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Da verhindert werden muß, daß bei jedem Bremsen Sand gestreut wird,
wenn kein besonderer Bedarf dafür vorliegt, ist die Feder 28' an dem Bremshebel
i i' angeordnet (desgleichen eine Feder 28 an dem nicht gezeichneten Fußhebel i
i des Führerstandes F), welche dem Führer ohne weiteres gestattet, den Bremsschalter
bis auf die letzte Bremsstellung einzuschalten und auf dieser auch die Handbremse
einfallen zu lassen, ihn aber
zu einer erhöhten Kraftanstrengung
veran-Iaßt, wenn er Sand streuen, also von der neunten auf die zehnte Stellung übergehen
will. Eine unnütze Sandverschwendung wird damit vermieden.
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Ferner muß der Führer die Möglichkeit haben, auch bei anderen Gelegenheiten,
z. B. beim Anfahren, etwas Sand streuen zu können. Für diesen Fall sind parallel
zu den Fingern 13, 1d. Kontaktknöpfe K und K' jeweils an den Führerständen
F und F' angeordnet. Ein Niederdrücken, z. B. des Kontaktes IL', setzt sofort die
Sandstreuermagnete 18 und I9 in Bewegung, da der Führer, wenn er den Wagen vom Führerstand
F' aus steuert, naturgemäß den Fahrtwender FTV' auf eine der vorerwähnten Stellungen
S', 1', l'", L"" gebracht haben muß.