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Verfahren zur Erzeugung von Mustern auf gemischten Geweben aus Celluloseacetatseide
und immunisierter Baumwolle einerseits und Baumwolle, Wolle, Naturseide oder Kunstseide
aus regenerierter Cellulose andererseits Die vorliegende Erfindung betrifft ein
Verfahren zur Erzeugung von Mustern auf gemischten Geweben, die im wesentlichen
einerseits aus Celluloseacetatseide oder aus immunisierter Baumwolle oder aus diesen
beiden und andererseits aus Baumwolle, Leinen, Naturseide, Wolle oder aus anderen
künstlichen Fasern, wie Viscoseseide, bestehen und entweder einen Teil oder sämtliche
der verschiedenen Fasern enthalten. .Das Verfahren ermöglicht die Erzielung von
Mustern auf den genannten Geweben, die nach den bekannten Verfahren nicht erreichbar
sind.
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Man hat schon vorgeschlagen, gemischte Gewebe aus Celluloseacetatseide
und aus anderen Faserstoffen mit Anthrachinonfarbstoffen zu bedrucken; aber diese
waren vorher in entsprechende Lösungen aufgelöst oder durch geeignete chemische
Behandlung löslich gemacht, und die bisher damit erreichten Erfolge sind nicht zufriedenstellend
gewesen.
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Es wurde nun gefunden, was eine unerwartete und neue Tatsache bedeutet,
daß beim Bedrucken der genannten Gewebe mit denselben Farbstoffen, die aber nicht
mehr aufgelöst oder löslich gemacht sind,sondern einfach aufgewöhnliche Weise durch
innige Mischung mit Wasser verdünnt sind (verdickt auf gewöhnliche Weise mit Gummi
o. dgl.), so daß der Farbstoff im Schwebezustand bleibt, diese Farbstoffe verschieden
bei einer nach Zeit und Temperatur bestimmten Fixage reagieren, und zwar ist die
Wirkung eine andere auf die Celluloseacetatfaser und immunisierte Baumwolle als
auf die anderen tierischen, pflanzlichen oder künstlichen Fasern. Man erhält so
sehr lebhafte und sehr klare Muster auf der Celluloseacetatseide und immunisierten
Baumwolle, während die anderen Faserstoffe nach Spülung im Falle von Pflanzenfasern
oder Durchgang durch ein reduzierendes Bad im Falle von tierischen Fasern nur eine
leichte Färbung behalten, wodurch bisher noch nicht erzielte Wirkungen erhalten
werden.
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Von den Farbstoffen der Anthrachinonreihe kann man Aminooxy-, Diamino-,
Tetramino-, Methylamino, Dimethyldiaminoanthrachinone verwenden.
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Anstatt der Cellulöseacetatseide kann man auch immunisierte Baumwolle
verwenden (d. h: Baumwolle, die beispielsweise nach dem Verfahren der Patentschrift
396 gab hergestellt ist). Das Wort »immunisiert« bedeutet, daß die so behandelte
Baumwollfaser nicht mehr mit den gewöhnlich
zum Färben von Baumwolle
verwendeten direkten substantiven oder Diaminfarbstofferi, gefärbt oder bedruckt
werden kann. Im besonderen erzielt man bei Geweben, die Celluloseacetatseide oder
immunisierte Baumwolle enthalten, unter Ausschluß einer Einwirkung auf alle anderen
Fäden des Gewebes vielfarbige Wirkungen.
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Des weiteren sind die Druckfarben auf Celluloseacetatseide und immunisierte
Baumwolle sehr wenig empfindlich gegenüber Reduktionsmitteln, wie Natriurnhydrosulfit,
während andererseits die Farbstoffe unter der Wirkung dieses Mittels fast vollständig
auf allen anderen Fasern verschwinden, woraus die Möglichkeit gegeben ist, auf gemischten
Geweben ein verschiedenes Aussehen der Drucke zu erreichen, was man bisher noch
nicht gekannt hat. Im besonderen wird man bei Verwendung eines Grundgewebes aus
Baumwolle, Leinen, Wolle oder Naturseide, das z. B. mit Celluloseacetatseide oder
immunisierter Baumwolle bestickt ist und das man unter den obengenannten Bedingungen
bedruckt, durch ein Bad von Hydrosulfit eine vollständige Entfärbung des Grundgewebes
erreichen, wenn man eine weiße Grundfarbe erhalten will, während die Färbung auf
der Celluloseacetatseide oder immunisierte Baumwolle erhalten bleibt. Das Grundgewebe
kann gegebenenfalls in einer beliebigen Farbe neu gefärbt werden.
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Bestimmte saure Farbstoffe, wie Citronin (S ch u 1 t z, Farbstofftabellen,
5. AuflageNr. 1q.1), Rocellin (Schultz, a. a. 0., Nr. 16i), lösliches Seidenblau
(Schultz, a. a. 0., Nr.539), undbestimmte basische Farbstoffe, die sich durch Hydrosulfit
auslösen lassen, wie Malachitgrün (Schultz, Farbstofftabellen,5.AuflageNr.495),
Azophosphin S 0 (Schultz, a. a. 0., Nr. 6o), Viktoriablau B (Schultz, a.a 0., Nr.559),Viktoriablau
q.R (Schultz, a. a. 0., Nr. 522), Fuchsin (Schultz, a. a. 0., Nr. 51i), Vesuvin
konz. 2 R, Vesuvin konz. q. B G (Schultz, a. a. 0., Nr. 283), Cerise S (Schultz,
a. a. 0., Nr.512),besitzennach dem Beizen des Gewebes mit Tannin oder seinen Ersatzstoffen,
wie das unter dem Namen Acetanol im Handel befindliche Pyridinnitrat, die gleichen
Eigenschaften wie die Farbstoffe auf Anthrachinonbasis.
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Das Verfahren zur Erzeugung der Muster besteht bei Verwendung von
Geweben aus Celluloseacetatseide oder immunisierter Baumwolle auf einem Grundgewebe
von künstlicher Viskoseseide und Baumwolle aus folgenden Arbeitsstufen a) Man druckt
zuerst auf das Gewebe irgendein Muster unter Verwendung der obengenannten Anthrachinonfarbstoffe
und fixiert durch Dämpfen. Besteht das gemischte Gewebe beispielsweise aus Celluloseacetatseide
und Naturseide, so soll die Dauer des Dämpfens io Minuten und der Druck i Atm. nicht
überschreiten. Dieselben Grenzen soll man beachten, wenn immunisierte Baumwolle
in einem gemischten Gewebe bedruckt werden soll.
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Im Verlauf dieser Arbeitsstufe .wird der Farbstoff auf der Celluloseacetatfaser
oder immunisierten Baumwolle fixiert, während er auf dem Baumwolluntergrund und
auf Viskoseseide nur mangelhaft haftet.
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b) Das Gewebe wird hierauf rein gewaschen. Im Verlauf dieser Stufe
verschwindet ein Teil der etwa auf dem Baumwolle- oder Viskoseuntergrund haftenden
Färbstoffe.
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c) Schließlich wird das Gewebe in eine Lösung von Natriumhydrosulfit
eingetaucht, die auf 11
Wasser von etwa 65' x g Hydrosulfit enthält.
Im Verlauf dieser Stufe entfärben sich alle anderen Gewebeanteile außer den aus
Celluloseacetatseide oder immunisierter Baumwolle bestehenden Fasern.
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Das Gewebe kann nun so, wie es jetzt ist, verwendet werden; man kann
aber auch den Untergrund färben, ohne merklich die Färbung der Celluloseacetatseide
zu verändern.
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In Abänderung des Verfahrens kann man die Behandlung mit Natriumhydrosulfit
weglassen, d. h. man kann das Gewebe in dem Zustand verwenden, in dem es sich nach
der Stufe b befindet. .
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Hat das Gewebe einen Untergrund aus Naturseide, so verwendet man je
nach der Güte der Seide eine Lösung von 2 bis 3 g Hydrosulfit in =1 Wasser. Man
erhält so auf dem Untergrund der Naturseide eine Abschwächung der Färbung, während
die "Färbungen auf der Celluloseacetatseide mit den Anthrachinonfarbstoffen ihre
lebhaften Töne behalten oder aber, je nach der -Dauer oder der Temperaturhöhe der
Behandlung, nur geringe Abweichungen aufweisen.
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Des weiteren kann man Farbspuren, die etwa noch auf dem Untergrund
haften, durch ein Bad mit 1/10,o Schwefelsäure von 66' Be und einer Temperatur
von etwa 8o' beseitigen.
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Es kommt manchmal vor, daß infolge der verwendeten konzentrierten
Farbstoffe zum Bedrucken von Acetatcellulose das Grundgewebe, das weiß werden sollte,
nach Behandeln in Hydrosulfit und saurem Bad noch leicht gefärbt bleibt, was dem
Aussehen des Gewebes schadet, da dieses Grundgewebe in der Folge nicht wieder mit
einer Deckfarbe versehen werden soll.
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Um diesem Mangel abzuhelfen, läßt man das Gewebe nach dem Bedrucken
des Celluloseacetats, wie es oben beschrieben wurde, durch ein Bad von Kaliumpermanganat
gehen, dann durch eine Lösung von Natriumbisulfit, worauf die noch leicht auf dem
Untergrund haftenden Farbflecke vollständig verschwinden.
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Die hierbei verwendeten Mengenverhältnisse können beispielsweise folgende
sein: etwa 2 g Kaliumpermanganat in einem Bad von iooo g
Wasser,
während die Lösung des Natriumbisulfits eine Dichtigkeit von etwa 15' B6
hat.
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Bei einem so bearbeiteten Gewebe kann man wie bei Gewebe mit Baumwolluntergrund
den Untergrund aus Naturseide einer Färbung unterziehen, ohne die Färbung des Celluloseacetats
merklich zu ändern.
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Bei Verwendung von Wolle als Untergrund setzt man bis zu 5 g Hydrosulfat
zu 11 Wasser. Bei Geweben mit Wolluntergrund kann die Nachbehandlung mit
Kaliumpermanganat und Bisulfit in der gleichen Weise und aus denselben Gründen notwendig
sein wie bei Geweben mit Naturseidenuntergrund. Man erhält dann auf dem Wolluntergrund
eine genügende Abschwächung des Druckes, um durch weitere Färbung einen einfarbigen
Untergrund zu erhalten, wobei die auf das Acetat aufgedruckte Farbe immer ihren
ursprünglichen Glanz behält.
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Die Erfindung betrifft außerdem die Erweiterung des oben beschriebenen
Druckverfahrens zum Färben von gemischten Geweben, die im besonderen aus immunisierter
Baumwolle und aus Baumwolle oder anderen künstlichen Fasern, wie Viskoseseide, zusammengesetzt
sind, wobei die immunisierte Baumwolle für sich gefärbt wird und die anderen Fasern,
außer der immunisierten Baumwolle, durch darauffolgendes Färben eine andere Färbung
erhalten.
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Dieses Verfahren beruht auf den besonderen Eigenschaften, die die
vorher - immunisierte Baumwolle gegenüber den anderen pflanzlichen oder künstlichen
Fasern aufweist, und zwar bei Verwendung bestimmter folgender Farbstoffe: r. Aminooxy-,
Diamino-, Tetramino-, Methylamino-, Dimethyldiaminoanthrachinone oder Acetatfarbstoffe
; 2. bestimmte saure Farbstoffe, wie Citronin, Rocellin, lösliches Seidenblau o.
dgl.; 3. basische auf Tannin oder seine Ersatzprodukte ziehende Farbstoffe.
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Die Färbverfahren bestehen aus folgenden Stufen, wobei das gemischte
Gewebe aus immunisierter Baumwolle, Baumwolle undViskoseseide besteht.
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a) Man beginnt die Färbung des Gewebes auf gewöhnliche Weise, indem
man die oben beschriebenen Farbstoffe verwendet.
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b) Das Gewebe wird dann gespült. Im Verlauf dieser Stufe schwinden
die von der Baumwolle oder Viskoseseide aufgenommenen Farbstoffe.
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c) Schließlich wird das Gewebe in eine etwa 65' warme Lösung
von Natriumhydrosulfit eingetaucht, die 0,5 g Hydrosulfit auf 11 Wasser
enthält, dann in ein Bad mit 5 g Permanganat auf 11 Wasser und hierauf in
eine Bisulfitlösung, wie oben angegeben. Im Verlauf dieser Stufe entfärben sich
alle anderen Gewebeteile außer den aus immunisierter Baumwolle bestehenden Fasern.
Das Gewebe kann nun so, wie es jetzt ist, verwendet werden, oder man kann es einer
weiteren Färbung unterwerfen, durch die die Baumwolle und die Viskoseseide gefärbt
wird, ohne merklich die Färbung der immunisierten Baumwolle, die sie in der ersten
Verfahrensstufe a erhalten hat, zu verändern. In Abänderung des Verfahrens kann
man die Behandlung mit Natriumhydrosulfit weglassen, d. h. man kann das Gewebe in
dem Zustand verwenden, in dem es sich nach der Stufe b befindet, da in diesem Augenblick
schon eine interessante Wirkung der Färbung, Farbton auf Farbton, erreicht ist.
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Einzelne Abweichungen ändern nichts an dem Erfolg des Verfahrens;
im besonderen kann das Mischverhältnis und die Temperatur Schwankungen erfahren.