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Verfahren zur Erzeugung von Färbungen und Drucken mit Estersalzen
von Küpenfarbstoffen Zusatz zum Patent 418 487 Im Hauptpatent 418 487 wird ein allgemeines
Verfahren zur Erzeugung von echten Färbungen und Drucken mit Küpenfarbstoffen beschrieben,
welches darin besteht, daß man Estersalze von Leukoküpenfarbstoffen (Indigosole
nach Patent 424 981) auf die Faser bringt und hernach auf dieser durch saure Oxydation
die Färbung durch Rückbildung des Farbstoffes entwickelt. Dieses Verfahren ist nach
verschiedenen Richtungen hin ausgebildet worden. Gemäß dem Zusatzpatent 431501 z.
B. läßt man die genannten Estersalze aus saurem Bade wie saure Farbstoffe auf die
tierische Faser aufziehen und entwickelt auf letzterer die Färbung durch saure Oxydation.
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Die Estersalze der Leukoküpenfarbstoffe sind nun zum Teil farblos,
zum Teil sind sie gefärbt. Für die letzteren gilt die Regel, daß die Farbe der Estersalze
eine andere ist als diejenige des betreffenden Küpenfarbstoffes.
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Es kann bei der Entwicklung der Färbung der Fall eintreten, daß die
Oxydation aus irgendeinem Grunde nicht vollständig ist. Bei farblosen Estersalzen
hat dies nicht viel zu sagen; es bedeutet nur eine Einbuße an färberischer Ausbeute.
Der Fall liegt anders bei gefärbten Estersalzen. Wird die Oxydation nicht zu Ende
geführt, so entstehen Mischtöne, die zwischen demjenigen des Estersalzes und dem
des Küpenfarbstoffes liegen, was sehr nachteilig- ist. Das Oxydationsmittel muß
die Forderung erfüllen, daß die Oxydation bis zur quantitativen Rückbildung des
Küpenfarbstoffes auf der Faser führt. Wohl die meisten bisher angewandten Oxydationsmittel,
wie Fe 0h, Bichromat und Säure, Nitrit und Säure usw., genügen dieser Forderung.
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Nun besteht eine weitere Schwierigkeit darin, daß bei gewissen Estersalzen
- es sind dies oft gerade die wertvollen - eine Überoxydation möglich ist. Es entstehen
dabei anders gefärbte Körper. Der Farbstoff kann auch teilweise zerstört werden.
So bildet sich beispielsweise aus dem blauen Indanthren (N-Dihydro-i : 2'-anthrachinonazin)
durch weitergehende Oxydation ein grünes Azin, dessen Nuance wertlos ist.
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Um also im Falle von Indanthrenblau die richtige, blaue, wertvolle
Nuance zu erhalten, muß die Oxydationswirkung wohl dazu hinreichen, aus dem Estersalz
quantitativ den Küpenfarbstoff zu bilden, nicht aber um den Farbstoff in das Azin
übergehen zu lassen. Es war natürlich bisher schwierig, die Oxydationswirkung derart
abzutönen, daß nur und gerade die gewünschte Stufe erreicht wird.
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Es wurde nun gefunden, daß man in solchen Fällen, wo die Gefahr einer
Überoxydation besteht, in glatter Weise zur gewünschten Oxydatiönsstufe,
d.
h: zur normalen Nuance gelangt, wenn man als Oxydationsmittel ein Kupfersalz zusammen
mit einem Rhodansalz verwendet, wobei vermutlich durch doppelte Umsetzung Cuprirhodanid
entsteht, das die Oxydationswirkung in geeigneter. Abtönung vollzieht. Auch bei
Verwendung eines Überschusses dieses Oxydationsmittels -- im Gegensatz zu den bisherig
gebräuchlichen, wie Bichromat, Nitrit, Persulfät, Säure usw. - findet keine Überoxydation
statt.
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Es konnte diese spezifische Wirkung der vereinigten Anwendung von
Kupfersalz und Rhödansalz nicht vorausgesehen werden.
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Im Verfahren des Patents 5=2 483 werden allgemein beim Entwickeln
von Indigosolfärbungen als Oxydationsmittel Kupfersalze verwendet. Die Oxydationswirkung
wird dort durch kurzes Dämpfen bzw. durch einen Trocknungsprozeß bei gewöhnlicher
oder erhöhter Temperatur ausgelöst. Jenes Verfahren eignet sich namentlich zur Erzeugung
von Färbungen auf pflanzlicher Faser. Auf tierischer Faser ist die Oxydationswirkung
zu schwach und es werden keine brauchbaren Färbungen erzielt.
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Das vorliegende neue Verfahren unterscheidet sich vom genannten dadurch,
daß das verwendete wirksame Oxydationsmittel - vermutlich Cuprirhodanid - gegenüber
ändern Kupfersalzen eine stärkere Oxydationswirkung zeigt, so daß es sich auch mit
Vorteil auf tierischer Faser anwenden läßt.
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Gegenüber den früheren Verfahren z. B. von Patent 431 5o= besteht
der Unterschied darin, daß ein spezifisches Oxydationsmittel von abgetönter Wirkung
zur Verwendung kommt, das sich besonders für Fälle eignet, wo die Gefahr einer Überoxydation
vorliegt.
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Die Rhodansalze spielen übrigens hier eine ganz andere Rolle; als
etwa das Rhodanammonium im Dampfentwicklungsprozeß für Indigo- !, sole, wo dieses
beim Dämpfen durch Dissoziation die zur Auslösung der Oxydation notwendige Säure
zu liefern hat.
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Das vorliegende Verfahren wird durch folgendes Beispiel erläutert:
Wolle wird aus einem Bade, welches in bezug auf das Gewicht der Wolle i °/o Estersalz
von N-Dihydro-i : 2- 1': 2'-anthrachinonazin ioo °/o, i °/o Rhodanämmonium, =o °/o
Ammonsulfat und 2 °/o Sulfitpech enthält, etwa dreiviertel Stunden lang bei
95' C ausgefärbt; bis das Bad erschöpft ist. Es wird auf 30' C abgekühlt.
Man setzt 5°h Kupfervitriol und so viel Schwefelsäure, wie =o g H2 S04 pro Liter
Flotte entspricht, hinzu und erwärmt langsam wieder auf 8ö bis 9o ° C, worauf in
einer halben bis einer Stunde die Oxydation beendet ist: Es wird gespült und getrocknet.
Es wird so auf Wolle die reinblaue Nuance des Indanthrens erhalten.
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Das Rhodanammonium kann im ersten Bade weggelassen, dafür in einem
besonderen zweiten Bade durch Kupfervitriol zusammen mit einem Rhodansalz und Säure.
die Entwicklung der Färbung vollzogen werden.
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An Stelle von Kupfersulfat kann in diesem Beispiel auch ein anderes
Kupfersalz, z. B. Kupferchlorid, an Stelle von Rhodanammonium ein anderes Rhodansalz,
wie Rhodankalium, treten.
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In ähnlicher Weise können auch Färbungen auf einer anderen Faser,
wie z. B. auf Naturseide, erzeugt werden. Wenn sich auch das vorliegende Verfahren
ganz besonders zum Färben von tierischer Faser eignet, so ist es nicht darauf beschränkt.
Auch pflanzliche Faser; wie Baumwolle, kann danach gefärbt werden.
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An Stelle des Estersalzes von N-Dihydröi:2-i':2'-anthrachinonazin
können auch andere Estersalze, wie z. B. Estersalze von 4:4'-Dimethyl-6:6'-dichlorthioindigo
in dieser Weise auf der Faser oxydiert werden.