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Verfahren zur Gewinnung von Opiumalkaloiden Die Erfindung betrifft
ein Verfahren zur Gewinnung von Opiumalkaloiden durch Extraktion mit einer freie
schweflige Säure enthaltenden Sulfitsalzlösung.
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Die Opiumalkaloide werden im allgemeinen aus einer wäßrigen Lösung
des aus dem Ausland eingeführten Opiums gewonnen. Die Gewinnung des Opiummilchsaftes
seinerseits erfolgt bekanntlich so, daß man die Köpfe anschneidet und den ausquellenden
Milchsaft sammelt. Darauf extrahiert man ihn nach einem bekannten Verfahren mittels
freie schweflige Säure enthaltender Lösungen von Ammonium-, Alkali- oder Erdalkalisiilfit,
wobei die Alkaloide in Lösung übergehen und wasserlösliche Alkaloidsalze entstehen,
während die in dem Ausgangsmaterial enthaltenen Harze, Farbstoffe usw. ausgesalzen
werden.
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Abgesehen davon, daß eine derartige Gewinnung der Alkaloide recht
umständlich und unwirtschaftlich ist, weil das Anschneiden des Kopfes besondere
Geschicklichkeit erfordert und nur durch teure Arbeitskräfte vorgenommen werden
kann, wird sie praktisch nicht immer durchführbar sein. wenn der Anschnitt unter
den klimatischen Verhältnissen der nördlichen gemäßigten Zone erfolgt, in welcher
der Ausfluß nur sehr gering ist, so daß der weitaus größere Teil der ol>iumhaltigen
Pflanzensäfte in den Gefäßen der Pflanze verbleibt.
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Durch die Erfindung werden diese. Mängel dadurch beseitigt, daß man
die Opiumalkaloide unmittelbar aus den opiumhaltigen Pflanzen ohne Zwischenisolierung
des Milchsaftes gewinnt.
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Man hat zwar auch schon aus opiumhaltigen Pflanzen die Alkaloide unmittelbar
dadurch gewonnen, daß man den aus den zerkleinerten Mohnpflanzen erhaltenen Preßsaft
mit Fermenten oder Oxvdationsmitteln versetzt bzw. der natürlichen Gärung überläßt
und die Alkaloide aus dem fermentierten Rohsaft nach den üblichen Methoden abscheidet.
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Gegenüber diesem Verfahren stellt die beanspruchte Arbeitsweise eine
wesentliche Vereinfachung dar, wobei unter Gewinnung reiner Produkte eine technisch
gute Ausbeute erzielt wird.
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Das vorliegende Verfahren besteht darin, daß man die Mohnpflanzen
in der für den Opiumgehalt günstigsten Zeit, das ist unmittelbar nach dem Blühen,
samt dem ganzen Stengel schneidet, mechanisch, z. B. durch Zerschneiden zu Häcksel
aufschließt und die Masse mit einer freie schweflige Säure enthaltenden Lösung des
Sulfitsalzes extrahiert. Diese die Opiumalkaloide in Form leicht löslicher Salze
enthaltende wäßrige Lösung des
Opiums wird sodann in an sich bekannter
Weise weiterverarbeitet. Durch die Behandlung mit der freie schweflige Säure enthaltenden
Sulfitsalzlösung entstehen sehr gut lösliche Salze der Alkaloide; gleichzeitig werden
die aus den "Zellen des Pflanzenstoffes frei ,-erdenden schädlichen organischen
Säuren abgeschieden, auch wird der größte Teil der kolloidal gelösten Stoffe der
Pflanzenmilch ausgesalzen und zugleich die Gewinnung von Chlorophyll als reinem
Nebenprodukt ermöglicht. Diese Extraktion findet bei normaler Temperatur, also kalt
statt, so daß eine Oxedation der Alkaloide, die auch durch die freie schweflige
Säure verhindert wird, nicht eintreten kann.
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Zweckmäßig wird man wiederholt mit frischer Auszugsflüssigkeit extrahieren
und die gewonnenen Lösungen nach Vereinigung durch Filtrieren von den Verunreinigungen
befreien. Die so gesonnene dünne Lösung wird sodann bei Aufrechterhaltung eines
stufenweise geringeren freien Säuregehaltes durch Zusatz von Lauge wiederholt eingedampft
und geklärt. Die Anwesenheit freier Säure bezweckt die Erhaltung der Alkaloide in
gelöstem Zustand. Das Eindampfen geschieht bei einer 6o° C nicht übersteigenden
Temperatur, um das Koagulieren des Albumins und ähnlicher gefällter Stoffe zu verhindern.
Dadurch, daß man die Pflanze nach der Erfindung fast vollständig extrahieren kann,
erzielt man dreierlei: Erstens kommt man bei billigen Herstellungskosten zu einer
wesentlich höheren Ausbeute der Alkaloide aus dem im Inland erzeugten Mohn, weil
man jetzt davon unabhängig ist, wieviel Milchsaft die Pflanze absondert, was in
dein nördlichen Teil der gemäßigten Zone, wie erwähnt, recht spärlich erfolgt, zweitens
wird das Inland damit unabhängig vom Ausland gemacht, drittens wird in volkshygienischer
Hinsicht der nicht zu unterschätzende Vorteil erzielt, daß eine Zwischenisolierung
von Opium und zum größten Teil der daraus folgende Mißbrauch dieses Giftes entfällt.
Bei der Gewinnung des Opiummilchsaftes unter freiem Himmel läßt sich ein. Umsichgreifen
des Opiumgenusses gar nicht aufhalten, weil die L berwachung natürlich nur mangelhaft
sein kann. Als Nebenprodukt wird dabei, wie schon erwähnt, das in den Pflanzen enthaltene
Chlorophyll gewonnen, das bei dem Verfahren fixiert und so nicht nur in 'Wasser,
sondern auch in absolutem Alkohol unlöslich gemacht wird.
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Beispiel Es werden i oo kg Mohnpflanzen zu Häcksel zerschnitten und
dieses in gleichen Teilen auf ffinf Auszugsgefäße verteilt. Das Häcksel des ersten
Gefäßes wird mit der doppelten Menge, also 4.o kg, Auczugsfliissigkeit unter ständigem
Umrühren i Stunde lang extraliiert. Die Auszugsflüssigkeit enthält bei o,5 : i°/"
schwefliger Säure (SO..) o,5 : i";" eines sauren Sulfitsalzes, z.
B. Calciumbisulfit Ca(HS03),.
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Nach einer Stunde wird die Auszugsflüssigkeit auf den Inhalt des zweiten
Gefälles übergeführt und das Häcksel des ersten Gefäßes mit frischer Auszugsflüssigkeit
in derselben Menge und Zusammensetzung wie das erste 1;1a1 behandelt. Nachdem die
2 X .1o kg Auszugsflüssigkeiten nacheinander alle fünf Gefäße durchflossen haben,
«-erden sie miteinander vereinigt. Dieser Lösung wird noch die aus den Häckselfüllungen
in der Zentrifuge oder in der Presse gewonnene Flüssigkeit zugesetzt. Die den Auszug
von i oo kg Mohnpflanze enthaltende Lösung von ungefähr So kg wird titriert, und
es wird ihr so viel Lauge, z. B. Calciumhydroxyd Ca(OH)22 zugesetzt, daß die Acidität
der Lösung o,2 : o,6 0`o Salzsäure entspricht. Die sodann in einer Filterpresse
behandelte Lösung ist eine von den Salzen und dein größten Teil der Säuren befreite
wäßrige Opiumlösung.
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Diese Lösung wird hierauf im Vakuum unter 5o bis 6o min Druck und
einer 6o° C nicht übersteigenden Temperatur auf ungefähr ein Viertel der ursprünglichen
Menge eingedampft, noch in Vakuum abgekühlt und durch Zugabe von 1 °j" Calciumchlorid
geklärt. Die auf Salzsäure bezogene Acidität der Lösung wird jetzt durch Zusatz
von Natriunicarbonat bis auf o, i : 0,2 °%" verringert.
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ach einer neuerlichen Behandlung auf der Filterpresse wird das Eindampfen
fortgesetzt. Zweckmäßig wird man das Eindampfen noch einige Male zwecks Klärens,
Verringerung der Acidität und Pressens unterbrechen, und zwar jeweils nach der Erreichung
von einem Achtel und einem Sechszehntel der ursprünglichen Menge, Die Acidität der
zum Schluß erhaltenen Lösung von 5 : 6 kg soll 0,02 : 0,05 °J" nicht überschreiten.
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Die weitere Verarbeitung der wäßrigen Opiumlösung erfolgt in an sich
bekannter Weise.