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Verfahren zur Wiedergabe farbiger Bilder Zusatz zum Patent 484 009
Das Patent 484 oog behandelt für das begrenzte Gebiet der Farbenphotographie und
-kinematographie die Benutzung von mehreren Teilauszügen für eine Farbe und eine
besondere Ausbildung dieses Verfahrens auch für .den Farbendruck. Gegenstand des
vorliegenden Zusatzpatents ist eine Erweiterung des in der Patentschrift 484 009
niedergelegten Verfahrens, insbesondere dessen zweckinäßigste Anwendung für die
verschiedenen Farbdruckverfahren, wie Buchdruck, Tiefdruck, Reliefabsaugedruck u.
dgl.
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Das Vereinigen der zwei Teilfarbenauszüge für eine Farbe zu einer
Druckform war für den Farbendruck nicht vorbeschrieben. Diese Zusammenlegung ist,
wie schon in dem Hauptpatent erwähnt, vorteilhaft anzuwenden, weil sie einen sonst
vielfachen Druckgang und vervielfachte Passerschwierigkeiten erspart. In der einfachsten
Weise kann sie durch zeitlich nacheinander vorzunehmendes Belichten einer gemeinsamen
Schicht unter den mehreren Teilauszügen erfolgen; aber genaues Passen beim Einkopieren
wird erleichtert, wenn die Belichtung gleichzeitig erfolgt, unter Verwendung von
reflektierenden Mitteln, wie hier weiter unten beschrieben werden wird.
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Wenn der durch das Verfahren gemäß des Hauptpatents erstrebte Vorteil,
farbenschönere Drucke zu erzielen, wirklich eintreten soll, so ist aber vor allem
die richtige Anwendung des Erfindungsgedankens bei den verschiedenen in der Praxis
üblichen Farbendrucktechniken wichtig. Zunächst soll vom Farbenbuchdruck gesprochen
werden.
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Würde man bei diesem auf dem üblichen Wege des Hauptpatents vorgehen,
so würde keine Verbesserung der Farbenwiedergabe eintreten. Gerade im Farbenbuchdruck
ist bisher fast alles der Retusche und der Fertigkeit des Chemigraphen überlassen.
Nach dem heutigen Stande der Technik kann folgende Methode im Farbenbuchdruck als
üblich gelten. Es werden nach den 'vom Farbenphotographen aufgenommenen drei Teilnegativen
zunächst Positive auf Film oder Glas gefertigt, diese dann angefärbt und zu einem
ganzfarbigen Diapositiv vereinigt. Von diesem farbigen Diapositiv nimmt der Farbendrucker
sich mit seinen Filtern seine autotypischen Teilauszüge; diese gerasterten Teilnegative
dienen dann endlich zum Kopieren auf den Ätzgrund. So viele Umwandlungen bedingen
erhebliche Verluste an Gradationswerten, die dann umfangreiche Korrekturen notwendig
machen. Will man daher im Farbenbuchdruck bessere Resultate, so wird der Farbendrucker
seine Filter bzw. seine Druckfarben denen angleichen müssen, die der Farbenphotograph
benutzt.
Es kann nicht unige kehrt gemacht `erden, weil der Farbenphotograph selber seine
Filter je nach der Beleuchtung des Aufnahmeobjektes verschieden wählen muß; beispielsweise
muß er bei Tageslichi andere Filter nehmen als beim gelben Lichi der Nitralampe
usw. Aus den vom Farbenphotographen aufgenommenen originalenTeilnegativen muß ferner
auf möglichst direktem Wege das gerasterte Teilnegativ des Farbendruckers gefertigt
werden. Nach dem Hauptpatent sind für eine jede Teilfarbe mehrere, im Charakter
verschiedene Teilnegative vorgesehen. Mehrere gerasterte Teilnegative pro Teilfarbe
würden im Farbenbuchdruck unerwünscht sein, weil sie eine Vervielfachung des Druckganges
und dadurch weitere Schwierigkeiten (z. B. Moirebildung) bringen würden. Die Anwendung
des neuen Verfahrens ist daher hier wie folgt. Mehrere der gleichen Farbe zugehörige
Teilnegative, also beispielsweise zwei solcher Farbauszüge, wie sie nach dem Hauptpatent
in der Farbenaufnahmelcamera durch gleichzeitige Belichtung gewonnen wurden, werden
unmittelbar zu einer Positivkopie vereinigt, etwa durch nacheinander folgendes Belichten
einer lichtempfindlchen Schicht zuerst unter dem einen, danach unter dem anderen
Teilnegativ; oder gleichzeitig in Projektion, wie weiter unten beschrieben werden
wird: Dieses Positiv oder ein durch Zusammenlegen von zwei einfachen Positiven gewonnenes
Doppelpositiv wird nun in der Rasterkamera zur Herstellung eines autotypischen Teilnegativs
benutzt, wobei in an sich bekannter ,Weise zweckmäßig verschiedene Blenden angewendet
werden, um alle Einzelheiten dieser hier besonders kontrastreichen Vorlage herauszuholen.
Und zwar wird dabei eine kleine Blende für die Schatten, dagegen eine große für
die Lichter benutzt. Ähnlich wie beim Farbenbuchdruck liegt das Problem auch für
den Farbentiefdruck. Hier können von mehreren Originalteilnegativ_en für eine Teilfarbe
nach einer Ausführung unmittelbar ebenso viele Positivkopien gefertigt werden, die
dann zum Belichten der Pigmentschicht dienen, die wie üblich auf Metall übertragen
wird. Die Vereinigung erfolgt demnach in der Ätzpigmentschicht, beispielsweise durch
mehrmaliges Obereinanderkopieren der im Charakter verschiedenen Teilpositive. Hierbei
würde nach üblichem Übertragen und Auswaschen der Löslichen Gelatineteile ein in
sich doppelt kräftig gestuftes ätzfähiges Gelatinerelief für jede der drei Druckfarben
entstehen. Da immerhin durch die mögliche Ausdehnung des Pigmentpapiers Unterschiede
in den Bildkon-:uren auftreten könnten, so wird die Vereiiigung besser schon ins
Positiv gelegt. Es «erden also nach einer anderen Ausführung von den Originalteilnegativen
durch Vereinigen der für eine Farbe bestimmten mehreren Auszüge unmittelbar gedoppelte
Positive hergestellt, die dann sämtliche Kontraste enthalten, die Lichter- sowohl
als auch die Schattenzeichnung für eine Teilfarbe also. Unter diesen Positiven werden
dann die drei üblichen Pigmentpapiere belichtet, die aufs Metall übertragen und
dann ausgewaschen werden. Bekanntlich ist beim Kopieren mit Chroinatverfahren durch
eine etwas konzentriertere Chromatsalzlösung die Möglichkeit gegeben, auch stärkste
Kontraste herauszuholen, so daß hier nicht die Gefahr besteht, durch das Kopieren
nach der Vereinigung der zwei Teilauszüge pro Teilfarbe das Endergebnis auf eine
niedrigere Onalitätsstufe herabzudrücken.
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Man kann Gradationsverluste noch weitergehend ausschalten, indem man
die zwei einer Farbe zugehörenden Teilauszüge auf einem. etwa beidseitig beschichteten
Film aufnimmt, wie dies in dem Hauptpatent vorgesehen ist (vgl. dort Anspruch 3).
Hiervon gibt dann die eine Schicht die Lichter, die andere die Schatten wieder.
Durch Umkehrung dieses Doppelnegativs erhält man ein Doppelpositiv; das dann beispielsweise
wie oben im Tiefdruck unmittelbar zur Belichtung des Pigmentpapiers dienen könnte.
Allerdings setzt dies Verfahren eine vollkommen richtige Belichtung des Negativs
voraus, aber diese Voraussetzung gilt auch auf anderen Gebieten der Farbenphotographie
als selbstverständlich, beispielsweise im Autochromverfahren, so daß man nicht ohne
weiteres von einer unerfüllbaren Förderung sprechen kann. Wäre die Belichtung dieser
beidseitig eines Schichtträgers befindlichen N egativteilauszü ge nicht v ollkommen
richtig, dann müßte man das gemeinsame Doppelpositiv durch getrennte .und korrigierende
Belichtung herstellen. Der Weg hierfür ist der für die Farbenphotographie bekannte
folgende: Die verschiedenen Seiten des Films werden mit verschiedenen, zweckmäßig
komplementären Farben eingefärbt, ähnlich den anaglyphischen Bildern, also z. B.
rot das eine, grün das andere. Unter . Filtern wird dann das rotgefärbte Teilbild
y allein herauskopiert, danach folgend das grüngefärbte. Anstatt beidseitig eines
Schichtträgers können schließlich die zwei Teilauszüge für eine Farbe auch in einer
einzigen Schicht vereint liegen. Und zwar kann dies nicht nur durch Doppelguß, der
allerdings seit langem als nachteilig in mancher Hinsicht und gußtechnisch schwer
ausführbar erkannt ist, erreicht werden. Im Patent 468 98o ist ein Verfahren zur
Herstellung von Schichten angegeben, die nach der Tiefenausdehnun
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der Schicht unterschiedliche Allgemein-oder Farbenempfindlichkeit besitzen. Auch
für solche besonders stufende Schichten gilt das vorstehend über Gewinnung eines
idealen Positivs beispielsweise für Farbentiefdruck durch unmittelbare Umkehrung
eines Originalnegativs Gesagte.
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Ähnlich wie beim Pigmentrelief für Farbentiefdruck kann auch die Herstellung
eines doppeltgestuften Flachreliefs im Farbenlichtdruck und eines Flach- oder Auswaschreliefs
im Absaugedruckverfahren erfolgen. Soweit es sich hierbei um Chromatverfahren handelt,
kann also ohne weiteres die Vereinigung sowohl in der Druckplatte selbst (Farbenlichtdruck
und Pinatypie) oder in dem zur Belichtung derselben dienenden Positiv erfolgen.
Bei den mit Silberschicht arbeitenden Pigment- und keliefabsaugedruckverfahren,
wie z. B. dem Koppmannschen, ist es zweckmäßig, die Doppelung unmittelbar bei der
Herstellung der Druckplatte selbst vorzunehmen. Sollte für einzelne Verfahren eine
Umkehrung, oder genauer gesagt ein Komplementärrelief in Frage kommen, so muß durch
Einkopierung eines doppeltgestuften ersten Bildes in die Schicht, ohne weiteres
auch dessen Komplementär die Vorteile der Doppelstufung aufweisen.
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Zum Schluß soll noch angegeben werden, wie die Vereinigung der zwei
Teilauszüge in gleichzeitiger Belichtung erreicht wird. Hierzu verwendet man eine
beliebige Farbenkamera mit Lichtstrahlenteilung; nur arbeitet man umgekehrt, d.
h. man stellt fertig entwickelte Teilnegative in die Bildfenster, ordnet hinter
jedem Bildfenster eine Lichtquelle an und benutzt die Kamera nun als Bildwurfgerät.
Das Objektiv entwirft in dieser Weise ein vereinigtes Bild der Teilnegative auf
einer in der Entfernung angeordneten Bildebene oder lichtempfindlichen Schicht.
Man kann also vergrößern oder verkleinern und hat vor allem die .Erleichterung,
die Konturen beider Teilbilder vor der eigentlichen Belichtung übereinander zu sehen
und sie infolgedessen sicher zur genauen Deckung bringen zu können. Zum Zwecke dieser
Justierung können auch besondere Verstellschrauben am Bildfenster angebracht werden,
mit Hilfe deren die Platten gegeneinander in beliebiger Richtung verschoben werden
können. Die Aufgabe des Passens wird aber schon dadurch erleichtert, daß bei der
eigentlichen Aufnahme der Originalteilfarbenauszüge im Bildfenster der Farbenaufnahmekamera
Paßmarken gleich mit einphotographiert werden. Zu diesem Zweck können seitlich oder
sonst an beliebig geeigneter Stelle unmittelbar vor den mehreren, der gleichen Farbe
im Bildfenster zugeordneten lichtempfindlichen Schichten in bekannter Weise solche
Kennzeichen, wie Striche oder Kreuze, angebracht sein; bei der Belichtung zeichnen
sie sich dann auf den zusammengehörigen Teilauszügen für eine Farbe gleichlaufend
ab, so daß an Hand dieser Marken im oben beschriebenen Sinne die Deckung leicht
zu erzielen ist.