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Verfahren zur Trennung des aus dem Eigelb erhältlichen Gemisches phosphorhaltiger
Kerne. Durch Patent 455 117 ist ein Verfahren geschützt, welches erlaubt,
die Phosphorkerne der im Eigelb enthaltenen Proteide in freier Form oder als Salze
abzuscheiden. Es wurde dort erwähnt, daß das erhaltene Gemisch aus drei Phosphorkernen
besteht, welche durch die drei Buchstaben a, ß und y bezeichnet wurden. Gegenstand
vorliegender Erfindung ist ein Verfahren, um diese Phosphorkerne voneinander zu
trennen und jeden derselben in freiem Zustand oder in Form von Salzen darzustellen.
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Der Phosphorkern u ist in kaltem Wasser nur wenig löslich, ganz unlöslich
in mit Mineralsäuren angesäuerten Mineralsalzen, durch welche er leicht abgeschieden
werden kann. Er bildet lösliche Alkalisalze und unlösliche Erdalkalisalze. P und
N sind darin im Atomverhältnis 1:1,75 bis 1:2 enthalten. Es gibt eine schöne Biuret-,
jedoch keine Millonsche und Molischsche Reaktion. Bei der Hydrolyse mit kochenden
Mineralsäuren erhält man als stickstoffhaltige Produkte nur Ammoniak, Serin und
Lysin. Dies ist um so merkwürdiger, als es keinem der vielen Autoren, welche sich
mit den Spaltungsprodukten des Vitellins beschäftigt haben (z. B. A b d e r -h a
1 d e n und Hunter, Zeitschr. f. physiol. Chemie, Bd. 48 [1go6] S. 5o5, Osborne
und J o n e s , Am. Journal of Physiol., Bd. 24 [1go6] S. 173, Levene und Allberg,
Journ. biolog. Chem., Bd 2 [Igo6] S.217), gelungen ist, Serien abzuscheiden. Die
Phosphorsäuregruppen sind offenbar mit den Hydroxylgruppen des Serins verestert.
Der P-Gehalt der Verbindung bewegt sich zwischen 12,5 und 13,5 Prozent.
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Der Phosphorkern ß ist der Eisenträger des Eigelbs. Seine physikalischen
und chemischen Eigenschaften sind denjenigen des Phosphorkerns a ähnlich. Er enthält
etwa 3,5 Prozent Fe, also mehr als siebenmal so viel als das Präparat von H u g
o u n e n q und M o r e 1 (Comptes rendus, Bd. 140 [19o5] S. 1o65) und zwölfmal
so viel wie das Hämatogen von B u n g e (vgl. Zeitschr. f. physiol. Chemie, Bd.9
[1885] S.56). Der P-Gehalt beträgt rund 12 Prozent, das Atomverhältnis von P : N
= i:--.
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Der Phosphorkern y ist von den zwei vorhergehenden grundverschieden.
Er ist in Wasser sehr leicht löslich, gibt lösliche Erdalkalisalze und unlösliche
Metallsalze. Der P-Gehalt beträgt rund 8 Prozent. Das Atomverhältnis von P : N =
1:3. Diese Verbindung gibt die Biuret- und Molischsche, nicht aber die Millonsche
Reaktion.
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Phosphorkern a enthält ungefähr 5 5 Prozent, Phosphorkern ß ungefähr
27 Prozent, Phosphorkern y etwa 18 Prozent des Gesamtphosphors der Eigelbproteide.
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Das Trennungsverfahren beruht auf folgenden Beobachtungen: 1. Wenn
man zu einer Mischung der nach dem durch Patent 455117 geschützten Verfahren hergestellten
Natriumsalze der drei
Phosphorkerne des Eigelbs in wäßriger Lösung
Alkohol unter Rühren allmählich zusetzt, so bildet sich plötzlich eine flockige
Fällung, welche den eisenhaltigen Kern (D enthält.
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2. Aus einer Mischung der Natriumsalze der Phosphorkerne a und -f
fällen lösliche Erdalkalisalze die in Wasser unlöslichen Erdallkalisalze des Phosphorkerns
a. Der Phosphorkern y wird dabei nicht gefällt, da er wasserlösliche Erdalkalisalze
bildet.
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3. Wenn man eine wäßrige Lösung einer Mischung der Natriumsalze der
Phosphorkerne a, ß, y mit Natriumchlorid sättigt und Mineralsäure zusetzt, so fallen
die Phosphorkerne a und ß aus, der Phosphorkern -y bleibt in Lösung.
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4. Der Phosphorkern y kann aus seinen wäßrigen Lösungen als freie
Säure oder in Form von Erdalkalisalzen mit Alkohol gefällt werden. Beispiel i. Die
nach dem durch Patent 455 117 geschützten Verfahren hergestellte Mischung
der Natriumsalze der drei Phosphorkerne aus iokg mit kochendem Alkohol extrahierten
Eigelbs wird in i o 1 Wasser gelöst. Man setzt langsam unter stetigem Rühren 21/2
bis 3 1 Alkohol zu. Es bildet sich plötzlich eine flockige Fällung, welche abfiltriert,
in Wasser, wenn notwendig unter Zugabe von etwas Natriumcarbonat wieder gelöst,
mit Alkohol neuerdings gefällt, gewaschen und im Vakuum getrocknet wird. Das Natriumsalz
des Phosphorkerns ß stellt ein gelblich gefärbtes, in Wasser etwas träge lösliches
Pulver dar.
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Die Lösung dieses Salzes kann durch doppelte Umsetzung mit löslichen
Erdalkali- und Metallsalzen in die entsprechenden unlöslichen Erdalkali- oder Metallsalze,
wie z. B. das Magnesium-, Calcium-, Eisen- oder Quecksilbersalz, übergeführt werden.
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Das alkoholische Filtrat des Phosphorkerns ß wird durch Destillation
im Vakuum vom Alkohol befreit und mit einer Calciumchlorid- oder Calciumacetatlösung
versetzt, worauf das Calciumsalz des Phosphorkerns a ausfällt. Man filtriert, wäscht
in Wasser nach und trocknet. Das so erhaltene Calciumsalz stellt ein weißes, in
Wasser unlösliches geschmackloses Pulver dar. Durch Behandlung mit der berechneten
Menge Natriumoxala.t in der Wärme kann man das Calciumsalz in das entsprechende
Natriumsalz überführen, aus welchem durch doppelte Umsetzung mit löslichen Erdalkali-
und Metallsalzen verschiedene Erdallr-ali- und Metallsalze hergestellt werden können.
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Endlich wird das Filtrat vom Calciumsalz des Phosphorkerns a, entweder
mit Alkohol gefällt, um das C'alciumsalz in fester Form herzustellen, oder mit Bleizucker
niedergeschlagen und mit Schw #-felwasserstoff zerlegt, vom Schwefelblei abfiltriert,
der überschüssige Schwefelwasserstoff durch einen Luftstrom verjagt und die Lösung
mit Alkohol gefällt, der Niederschlag abfiltriert, mit Alkohol gewaschen und im
Vakuum getrocknet. Das so erhaltene weiße Pulver stellt den Phosphorkern -f in freiem
Zustand dar.
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Aus diesem wasserlöslichen Pulver kann man durch Behandeln-mit Alkalien,
Erdalkalien oder Metallsalzen entsprechende Salze herstellen.
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Aus der Bleifällung kann man durch Behandlung mit Natriumcarbonatlösung
unmittelbar das Natriumsalz des Phosphorkerns herstellen.
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Es ist selbstverständlich, daß man zur Ausfällung des Phosphorkerns
y an Stelle von Bleisalzen auch Salze anderer Schwermetall salze, wie z. B. des
Kupfers oder Quecksilbers, und ferner zur Darstellung der Alkalisalze aus den Schwermetallsalzen
statt Natriumcarbonat auch andere Alkaliverbindungen, wie z. B. Kaliumcarbonat,
verwenden kann. Beispiel --. Die Mischung der Natriumsälze der.drei Phosphorkerne
aus iokg mit kochendem Alkohol extrahierten Eigelbs wird in io 1 Wasser gelöst.
Man sättigt diese Lösung mit Kochsalz und Setzt 200 ccm konzentrierte Salzsäure
zu, filtriert die entstandene Fällung, wäscht diese mit salzsäurehaltigem Wasser
und nachher mit salzsäurehaltigem Alkohol. Diese Fällung stellt eine Mischung der
Phosphorkerne a und ß dar. Diese wird in einer genügenden Menge Natriumcarbonatlösung
gelöst und mit so viel Alkohol unter stetigem Rühren versetzt, bis eine plötzliche
Fällung entsteht. Diese Fällung stellt den Phosphorkern ß dar und wird nach Beispiel
i weiterverarbeitet. Aus dem alkoholischen Filtrat wird der Phosphorkern a entweder
nach Entfernung des Alkohols mit einem löslichen Erdalkalisalz als Erdalkalisalz
oder durch Eingießen des alkoholischen Filtrats in mit Salzsäure angesäuerten Alkohol
als freie Säure abgeschieden.