-
Glühofen zum Blankglühen. Gegenstand der Erfindung ist ein Glühofen
zum Blankglühen von Bandeisen, Draht, Blechen und sonstigen Metallgegenständen.
-
Das Blankglühen derartiger Waren erfolgte bisher meistens in der Weise,
daß zwischen dem Glühtopf und dem Glühgut Graugußspäne eingefüllt wurden, die den
vorhandenen Sauerstoff aufnehmen sollten. Dieses Verfahren ist teuer und zeitraubend,
weil es ein ständiges Füllen und Wiedererneuern der Späne nötig macht.
-
Man ist deshalb dazu übergegangen, in dem Glühofen zum Blankglühen
eine von der Außenluft abgeschlossene indifferente Atmosphäre herzustellen, und
hat zu diesem Zwecke während des Glühens indifferente Gase dauernd in den Glühofen
eingeführt. Diese Ofen haben eine vergleichsweise verwickelte Bauart, bedingen entsprechend
hohe Anschaffungskosten und können im Falle des Versagens des verwicktelten Mechanismus
auch zu Explosionen führen.
-
Bei Ofen, die mit der Anwendung indifferenter Gase arbeiten, wurde
die Glühretorte schon bis zur Oberkante des Ofens hochgeführt und in ihrem oberen
Teile dicht von dem Mauerwerk umgeben. Dieser bekannte Ofen hat aber, um die Anwendung
eines indifferenten Gases beim Blankglühen und Abkühlen zu ermöglichen, keinen geschlossenen
Einsatztopf, sondern enthält nur einen Gitterkorb, der mit dem Glühgut gefüllt ist.
-
Es wurde nun gefunden, daß das Blankglühen von Bandeisen, Draht, Blechen
und allen sonstigen Metallgegenständen ohne Fülhing mit Graugußspänen und ohne die
Einführung neutraler Gase möglich ist,-- wenn das das Glühgut enthaltende Gefäß
einwandfrei luftdicht verschlossen ist, d. h. das Eindringen von Außenluft während
des Glühens und beim Abkühlen sicher verhindert, aber die beim Glühen entstehenden
öl- und Wasserdämpfe austreten läßt. In diesem Falle, d. h. bei einwandfreiem luftdichten
Verschluß des Gefäßes, genügt entsprechend lange Erhitzung auf die erforderliche
Temperatur, um einwandfreie Ausglühungen zu erreichen. Damit ein solcher zuverlässiger
Verschluß möglich ist, dessen Dichtheit auch während der Durchführung des Verfahrens
gewährleistet ist und der das Einströmen von Luft sicher ausschließt, müssen die
Dichtungsstellen dem Einfluß der Hitze nach Möglichkeit entzogen werden.
-
Dies wird erfindungsgemäß dadurch erreicht, daß in Anlehnung an die
bekannten Blankglühöfen, bei denen die Glühretorte bis an die Oberkante des Ofens
reicht und dort vorn Mauerwerk der Glühkammer unter der Oberkante des Ofens dicht
eingeschlossen ist, die Einsatztöpfe gleichfalls über die Oberkante des Ofens reichen
und dort durch Deckel abgeschlossen werden.
-
Es wird dadurch erreicht, daß der Deckel des Glühtopfes nicht überhitzt
und so einer Verschlechterung der Abdichtung weitgehend vorgebeugt wird.
-
Versuche haben ergeben, daß sich die Temperatur der Deckel der Einsatztöpfe
ungefähr zwischen aoo und 300° C hält. Bei dieser
Temperatur wird
die Dichtung sicher nicht gefährdet. Wenn aber durch irgendeinen unglücklichen Zufall
ausnahmsweise eine Verschlechterung der Dichtung eintreten sollte, so kann durch
Anziehen der Dichtungsschrauben während des Glühens der Fehler ohne weiteres wieder
gut gemacht werden.
-
Ebenso wichtig wie die Erhitzung des Gutes auf die vorgeschriebene
Temperatur ist seine Abkühlung. Diese Abkühlung erfolgt in der Weise, daß die Glühretorte,
nachdem sie lange genug auf der Feuerstelle verweilt hat, erfindungsgemäß weiterbewegt
wird. Um eine möglichst einfache Handhabung und günstige Ausnutzung der Wärme zu
erzielen, sind die Glühkammer und die Glühretorte an einer beweglichen Platte befestigt,
die mit ihrem Mittelpunkt auf einer Säule und mit ihrem Rande auf einem Stiftkranz
sitzt, auf dem die Rollen laufen, die durch den Führungsring auf dem Umfang verteilt
werden. Dieser Führungsring dient dabei gleichzeitig als -,#.bschluß des Glühkanals.
Dadurch ist die Glühkammer, die die Züge für die Feuerungsgase enthält, mit der
Glühretorte beweglich gemacht worden. Es wird eine erschöpfende Ausnutzung der Abgase
gewährleistet, die durch die sämtlichen Glühkammern in der vorgeschriebenen Bewegungsrichtung
fließen und dabei ihre Wärme abgeben. Die Feuerung soll während der Erhitzung der
Glühretorten die günstigste Lage gegen diese einnehmen, und es sollen Nebenluftwege
u. dgl. ausgeschlossen werden. Sie liegt deshalb während des Erhitzens dicht an
dem Fußende der Glühkammer an, so daß ein- einheitlicher Feuer- und Zugraum vorhanden
ist, der die günstigste Ausnutzung der Heizgase gewährleistet. Die Feuerungskammer
ist dabei in senkrechter und wagerechter Richtung verstellbar, um. sie in jedem
Einzelfall den bestehenden besonderen Verhältnissen anpassen zu können.
-
Auf der Zeichnung ist beispielsweise eine Ausführungsform des Erfindungsgegenstandes
dargestellt, und zwar zeigt: Abb. i den Ofen im Längsschnitt mit versenkbarer Feuerungskammer,
Abb. 2 den Ofen in Draufsicht.
-
Die drehbare Abdeckplatte a ruht in ihrem Mittelpunkt auf einem Kugeldrucklager
b, das auf der Säule c sitzt, dagegen außen auf einem Laufkranz d, auf dem
die Rollen e laufen und durch den Führungsring f in Abständen auf dem Umfang
verteilt angebracht sind. Der Führungsring f bewegt sich zwischen den Nuten g und
g1 und dient gleichzeitig als Abdichtung gegen die Hitze des Glühkammerkanals h.
Durch diese leicht gleitende Anordnung läßt sich die Abdeckplatte mit den Glühkammern,
den Glühretorten und den Einsatztöpfen-samt dem Glühgut durch ein einfaches Hebelschaltwerk
von Hand leicht drehen.
-
Unter der Abdeckplatte a sind die Glühkammern i befestigt. Gleichachsig
mit diesen sind in der Abdeckplatte a Löcher vorgesehen, in denen die Glühretorten
k hängen. Die Form der Glühretorten richtet sich nach dem Glühgut.
-
In den Glühretorten k hängen die Einsatztöpfe L, in denen das Glühgut
auf einem Untersatz m ruht, mit dem es aus- und eingesetzt wird. Der Einsatztopf
L ist mit einem Deckeln luftdicht abgeschlossen. Um ein Warmwerden der Dichtungsfläche
nach Möglichkeit zu vermeiden, kann im Deckel n ein Kühlkanal o vorgesehen werden,
der während des Glühvorganges dauernd mit Kühlwasser beschickt werden kann.
-
Im Deckel n sind zwei Rohre p und q angebracht, die in das
Innere des Glühtopfes hineinragen. Das Rohr p ist unten geschlossen, oben offen
und dient zum Einstecken des Pyrometers. Dadurch kann die Temperatur des Glühgutes
im Glühtopf gemessen werden, ohne das falsche Luft einströmt. Das Rohr q ist unten
offen und oberhalb des Deckels ia durch ein Sicherheitsventil abgesperrt. Es dient
zum Ablassen des Öl- und Wasserdampfes, der sich beim Erwärmen des Glühgutes
entwickelt.
-
Der Ofen arbeitet wie folgt: Es wird angenommen, daß die vier Glühkammern
i, 2, 3 und q. mit Glühgut beschickt sind. Das Glühgut in der Kammer i, die sich
über der Feuerkammer r befindet, wird so lange geheizt, bis die gewünschte Temperatur,
etwa 77o bis 8oo° C, erreicht ist. Die Feuerkammer r wird dann so weit gesenkt,
daß die Glühkammer i gedreht werden kann. Nun wird die Abdeckplatte a z. B. durch
ein Schaltwerk so weit gedreht, bis sich die Glühkammer 2 über der Feuerkammer r
befindet. Die Feuerkammer r wird nun wieder bis an diese Glühkammer herangehoben
und die Feuerung in Gang gesetzt. Die Erwärmung der in der Glühkammer 2 befindlichen
Retorte dauert nur ein bis zwei Stunden, da die Retorte durch die Abgase des voraufgegangenen
Glühvorganges schon auf 5oo bis 6oo° vorgewärmt war. Nachdem auch die Beschickung
der Glühkammer 2 genügend erwärmt ist, wird die Abdeckplatte a so weit gedreht,
daß sich die Glühkammer 3 über der Feuerkammer r befindet, und nun steht die Glühkammer
i an der Stelle, wo bei Beginn die Glühkammer 3 stand. Jetzt wird der in der Kammer
i befindliche Einsatztopf mit dem geglühten und schon zum Teil abgekühlten Glühgut
ausgehoben und ein neuer Einsatztopf mit Glühgut eingesetzt. Das Ein- und Aussetzen
der Töpfe findet an der in der Zeichnung mit
3 bezeichneten Glühkammer
statt. Bei weiterem Glühen wiederholt sich dasselbe Spiel alle ein bis zwei Stunden.
-
An Stelle die Glühkammern im Kreise zu bewegen, können sie auch geradlinig
bewegt erden. Diese Ausführungsform ist für Blechglühöfen, die sogenannten Kanalöfen,
sehr vorteilhaft, wobei das Glühgut in Kisten verpackt und dann mit Wagen oder Rollvorrichtungen
in den Glühkanal gefahren wird: Die Glühkisten lassen sich leicht hängend und oben
auf dem Glühkanal rollend anbringen. Dadurch läßt sich die Glühkiste, ebenso wie
der Glühtopf, von oben her luftdicht abschließen. Die Bleche werden auf diese Weise
blankgeglüht, was bis jetzt nicht möglich war, da die Ränder bis zu io cm und mehr
blau anliefen. Dies war aber nachteilig für das Verzinnen und das Lackieren.
-
Das Glühgut wird wie folgt beheizt: Die in der Feuerungskammer r erzeugte
Hitze bestreicht die jeweils über derselben befindliche Glühretorte, z. B. die Retorte
in der Kammer i, von unten nach oben und zieht dann von oben nach unten an der Glühretorte
der auf der Zeichnung angegebenen Glühkammer 2 vorbei, um dann wiederum von unten
durch die auf der Zeichnung gezeichnete Glühkammer 3 an der Retorte vorbei zum Kamin
zu gelangen. Die Stelle; an der sich die Glühkammer 4 auf der Zeichnung befindet,
dient jedesmal zum teilweisen Abkühlen des geglühten Topfes. Die ausstrahlende Hitze
zieht ebenfalls von unten durch die Glühkammer 3 zum Kamin. Auf diese Weise wird
die sonst ns Freie strahlende Glühhitze nutzbar geinacht und erwärmt zusammen mit
den Abgasen das jeweils frisch eingesetzte Glühgut auf 3oo bis d.oo° C. Wenn der
Ofen anstatt vier sechs bis acht Glühkammern und mehr hat, könnte das fertiggeglühte
Gut im Ofen ganz abgekühlt werden.