DE4220838A1 - Verfahren zum Äschern von Häuten und Fellen - Google Patents
Verfahren zum Äschern von Häuten und FellenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Äschern von
Häuten und Fellen, wobei die wäßrige Äscherflotte
alkalische Proteasen gleichzeitig mit Thioharnstoffdioxid
enthält.
Im Verlauf der sogenannten Wasserwerkstatt bei der
Herstellung von Leder wird meist eine alkalische
Verfahrensstufe, der Äscher, angewendet, der die
Voraussetzungen für die Enthaarung schafft und den
notwendigen Hautaufschluß bewirkt (Kirk-Othmer
Encyclopedia of Chemical Technology 1st Ed., Vol. 8,
291-296, Interscience; Ullmann′s Encyclopädie der Techn.
Chemie, 3. Aufl. Bd. 11, S. 560, 4. Auflage Bd. 16, S.
118-119; F. Stather, Gerbereichemie und Gerbereitechnologie,
Akademie-Verlag, Berlin 1967). In der Praxis arbeitet man
durchweg mit sogenannten angeschärften Äschern,
überwiegend einer Kombination von Calciumhydroxid und
Natriumsulfid. Die Durchführung des Verfahrens im
einzelnen richtet sich danach ob die Haare zerstört oder
erhalten werden sollen. Den Gefahren, die der Umgang
insbesondere mit anorganischem Sulfid mit sich bringt,
versuchte man auf verschiedenen Wegen auszuweichen.
Abgesehen von der Vermeidung von Bedingungen, unter denen
Schwefelwasserstoff freigesetzt werden kann, hat sich das
Interesse in jüngerer Zeit den enzymatisch gestützten
Äscherverfahren zugewandt. (Vgl. E. Pfleiderer u. R. Reiner
in H.J. Rehm & G. Reed Ed., Biotechnology Vol. 6b, pg.
730-743, VCH, Weinheim 1988). Dabei kommen hautsächlich
proteolytische Enzyme [E.C.3.4] daneben noch Lipasen
[E.C.3.1.1.3] und Amylasen [E.C.3.2.1] zur Anwendung.
Um den Gehalt an dem potentiell gefährlichen Sulfid im
Abwasser zu senken, wurde die anteilige Verwendung von
Thioverbindungen, Aminen und Hydrotropica vorgeschlagen.
Mit Thioverbindungen alleine kann z. B. eine Enthaarung
durchgeführt werden. Diese Tatsache bedeutet jedoch nicht
die Lösung der Probleme, belasten doch auch diese Stoffe
das Abwasser und führen zu Geruchsbelästigungen.
Die enzymatische Enthaarung hat nach wie vor nur begrenzte
Bedeutung, hauptsächlich bei Kleintierfellen und der
Wollgewinnung wegen. Nicht durchgesetzt hat sich dagegen
die enzymatische Enthaarung bei Großviehhäuten, in erster
Linie wegen z. T. unvollkommener Enthaarungswirkung und
wegen Schädigung der Kollagen-Narbenmembran bzw. wegen zu
starken Hautsubstanzabbaus. Auch die anteilige Verwendung
alkalischer Proteasen im Äscher zusammen mit geringen
Mengen an Sulfiden ist nicht unbedenklich. So kann zwar
der Sulfidanteil durch die Enzymverwendung deutlich
gesenkt werden und man erhält sehr gute Flächenausbeuten
mit wenig Narbenzug, jedoch tendieren die Leder zur
Losnarbigkeit, zu loser Flämenstruktur und einem groben,
z. T. nubukierten Narbenbild.
Vor einiger Zeit wurde die Verwendung von
Thioharnstoffdioxid (THDO) bzw. Formamidinsulfinsäure als
Sulfidersatz vorgeschlagen (AT-PS 3 81 952, EP 1 97 918).
Diese Verbindung besitzt ein sehr hohes
Reduktionspotential gegenüber Cystein, so daß sich in
Dosierungen von 0,1-1 Gew.-% zusammen mit Calciumoxid
bzw. Calciumcarbonat eine einwandfreie Enthaarung
herbeiführen läßt. Die Verbindung ist weitgehend geruchlos
und der Erhaltungsgrad der Haare ist deutlich besser als
bei einem reinen Sulfidäscher. Außerdem weist die
Verbindung eine geringe Abwassertoxizität auf, da gute
biologische Abbaubarkeit besteht. Diesen Vorzügen steht
ein relativ hoher Preis gegenüber und der Befund, daß die
so hergestellten Leder nicht die optimale Weichheit der im
herkömmlichen Äscher behandelten Produkte besitzen. Diese
Gründe sind wohl dafür verantwortlich, daß sich
Thioharnstoffdioxid in alleiniger Anwendung bislang nicht
durchgesetzt hat. Neuere Vorschläge laufen daher darauf
hinaus, THDO zusammen mit hydrotropen und
quellungsdämpfenden Substanzen, z. B. Aminen einzusetzen um
bei entsprechender Alkalimenge den gewünschten
Hautaufschluß zu erreichen (EP 3 06 474). Teilweise wird
THDO ohne weitere Zusätze wegen seiner bleichenden Wirkung
im Nachäscher eingesetzt, gewöhnlich in Mengen von 0,3 bis
0,4 Gew.-% bezogen auf das Blößengewicht.
Es bestand angesichts des geschilderten Standes der
Technik Bedarf an einem Verfahren, das die Vorzüge des
traditionellen Äscherverfahrens mit den positiven Effekten
der Anwendung von Thioharnstoffdioxid vereinigt.
Insbesondere war auf ökologische Verträglichkeit des
Verfahrens und der dabei eingesetzten Wirkprinzipien zu
achten.
Es wurde nun gefunden, daß das erfindungsgemäße
Äscherverfahren diesen Forderungen weitgehend entspricht.
Die vorliegende Erfindung betrifft somit ein Verfahren zum
Äschern von Häuten und Fellen, wobei die wäßrige
Äscherflotten mit einem pH-Wert im Bereich 10-14,
vorzugsweise 12-14, Thioharnstoffdioxid und alkalische
Proteasen AP mit Elastaseaktivität enthalten.
Vorzugsweise enthalten die Äscherflotten 0,3 bis 2 Gew.-%,
insbesondere 0,5-1 Gew.-% Thioharnstoffdioxid zusammen
mit einer wirksamen Menge an einer oder mehreren
alkalischen Proteasen AP. Unter dem Äscherverfahren im
Sinne der vorliegenden Erfindung sei die Haarlockerung,
die eigentliche Äscherung, der Hautaufschluß und
gegebenenfalls der Nachäscher zusammengefaßt.
Wichtig ist, daß beim erfindungsgemäßen Verfahren auf die
Anwesenheit anorganischen Sulfids bzw. von Sulfidionen und
unter den Reaktionsbedingungen Sulfid entwickelnder
Agentien verzichtet werden kann. Die erfindungsgemäße
Kombination aus THDO und alkalischen Proteasen ist somit
ausgezeichnet geeignet für sulfidfreie Äscher und/oder
Nachäscher als auch für sulfidarme Äscher/Nachäscher.
Zur Charakterisierung von Elastasen [E.C.3.4.21.11] wird
deren Fähigkeit herangezogen, Elastinfasern der Aorta zu
hydrolysieren (W. Appel in H.U. Bergmeyer Ed. Methoden der
enzymatischen Analyse, 3. Auflage, Bd. I., S. 1081-1085
Verlag Chemie 1974; J. Mandel in S.P. Cholowick u. N.O.
Kaplan: Methods in Enzymology, Bd. V, S. 665, Academic
Press 1962).
Elastase-Präparationen auch in kristallisierter Form
müssen von vorneherein als uneinheitlich betrachtet
werden; auch die reinsten Präparate enthalten noch einen
Teil proteolytischer, nichtelastolytischer Aktivität. In
Struktur und spezifischer Aktivität scheinen die Elastasen
dem Trypsin und dem Chymotrypsin zu ähneln.
Die quantitativen Bestimmungen basieren auf dem (sowohl
proteolytischen als mucolytischen) Abbau des Elastins.
Als Bestimmungsmethode wird hauptsächlich der Abbau von
Elastin herangezogen, das mit Farbstoffen wie Orcin (bzw.
Kongorot, Dimethylaminonaphthalinsulfonsäure) oder
Fluorescein beladen ist.
Die erfindungsgemäß einzusetzenden alkalischen Proteasen
AP mit Elastaseaktivität sind durch ein Wirkungsoptimum im
alkalischen pH-Bereich, in der Regel im Bereich pH 12±2
charakterisiert.
Obschon andere Quellen nicht ausgeschlossen werden sollen,
stellen Mikroorganismen insbesondere vom Typ der
Bakterien, speziell der Bacillen derzeit die bevorzugten
Ausgangsmaterialien dar.
Genannt seien daneben z. B. Flavobacterium elastolyticum,
Chlortridium histolyticum, Staph. epidermis. Bei
Präparationen alkalischer Proteasen aus Bacillus-Typen
erhält man - als Anhalt - Anteile von 30-60 Gew.-%
alkalische Protease, 0,002-2 Gew.-% Elastase neben
neutraler Proteinase und Collagenase (vgl. USSR-PS
802 909, Chem. Abstr. 94, 148 340x).
Neuerdings sind auch alkal. Elastasen als Produkte
genetischer Manipulation hergestellt worden, z. B. durch
Klonierung des alkalischen Elastasegens aus alkalophilem
Bacillus und Expression in Bacillus subtilis (Vgl. JP-OS
90 76 586, Chem. Abstr. 115, 249 561c; Y.Ch. Tsai et al.
Biochim. Biophys. Acta 1986, 883(3), 439 - 47, Appl.
Environ. Microbiol. 1988, 54(12) 3156 - 61; Chem. Abstr.
110, 110 535a; R. Kaneko et al. Japan. J. Bacteriol. 171
(9) 5232-36 (1989)). In letzterer Arbeit wird die
Isolierung einer alkal. Elastase YaB die von dem
alkalophilen Bacillus sp. YaB extracellulär produziert
wird und Expression des Gens in B.subtilis berichtet.
Alkal. Proteasen mit ca. 59% Elastaseaktivität wurden
auch aus einem Aspergillus (A. versicolor 837) gewonnen
(Vgl. Chem. Abstr. 100, 6 6 560x). Andere Quellen sind
Pseudomonas-Typen, z. B. P.aeruginosa (vgl. A. Lazdunski et
al. Biochimie 1990, 72(2-3) 147 - 56).
Die Bestimmung der Elastase-Aktivität wird für die Zwecke
der vorliegenden Erfindung nach dem im experimentellen
Teil angegebenen Verfahren vorgenommen. Die auf die dort
angegebene Weise bestimmten Einheiten der Elastase-
Wirksamkeit werden im folgenden als Elastase-Einheiten
E.U.gly bezeichnet. Dabei gilt als Definition:
Einer Elastase-Einheit (E.U.gly) entspricht die
Extinktion eines µMols Glycin per Trinitrobenzolsulfon
säure-Bestimmung; Analysenbedingungen: Substrat ist
Elastin, in Puffer pH 8 und bei 37 Grad C wobei der
Extinktionsanstieg pro Minute ausgewertet wird.
Die Aktivitäten der wirksamen Enzyme in den
Enzympräparaten AP stehen bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren vorzugsweise in einem bestimmten Verhältnis.
Dieses Verhältnis sei rechnerisch wie folgt definiert:
Die Proteaseaktivität der alkal. Protease [in Löhlein-
Volhard-Einheiten (LVE)] geteilt durch Tausend mal einem
Faktor F ergibt zahlenmäßig die Elastase-Aktivität in den
für die Zwecke der vorliegenden Erfindung gewählten
Einheiten E.U.gly (Vgl. Experimenteller Teil).
Der Faktor F liegt erfindungsgemäß zwischen 0,6 und 20,
vorzugsweise 1 bis 5.
Die in den erfindungsgemäß einsetzbaren Enzympräparaten
AP anwesenden alkalischen Proteasen [E.C.3.4.21] sind in
der üblichen Weise charakterisiert. (Vgl. Kirk-Othmer 3rd.
Ed. Vol. 9, pp. 199-202, J. Wiley 1980; Ullmann′s
Encyclopedia of Industrial Chemistry Vol. A9, pp. 409 - 414,
VCH 1987; L. Keay in "Process Biochemistry 17-21
(1971). Diese Proteasen, die meist dem Serin-Typ
angehören, entfalten ihr Wirkungsoptimum gewöhnlich in
einem pH-Bereich von etwa 8-13. Genannt seien
insbesondere Bakterienproteasen, speziell von Bacillus
Stämmen, vorteilhaft solchen, welche die
Elastase-Aktivitäten von ihrem Ursprung her mitbringen.
Es können jedoch auch alkalische Proteasen verschiedenen
Ursprungs miteinander kombiniert werden, wobei die
Elastase-Aktivität durch entsprechenden Zusatz einzubringen
ist.
Als solche alkalische Proteasen seien vor allem die aus
Bacillus-Stämmen gewonnenen, speziell B.subtilis, aber
auch B.formus, B.licheniformis, B.alcalophilus,
B.polymixa, B.mesentericus, ferner aus Streptomyces-
Stämmen wie S.alcalophilus genannt.
Die günstigste Arbeitstemperatur mit alkalischen
Bakterien-Proteasen (die aber im vorliegenden Falle
deutlich unterschritten werden muß) liegt im allgemeinen
bei 40-60 Grad C, bei Pilzproteasen eher bei 20-40
Grad C.
Als alkalische Pilzproteasen seien solche aus Aspergillus-
Stämmen wie A.oryzae, aus Penicillinum-Stämmen wie
P.cyanofulvum oder Paecilumyces persicinus genannt. Die
Aktivität der alkalischen Pilzproteasen liegt vorwiegend
im pH-Bereich 8,0-11,0.
Die proteolytische Wirksamkeit der alkal. Proteasen wird
gebräuchlicherweise nach der Anson-Hämoglobin-Methode
(vgl. M.L. Anson J. Gen. Physiol. 22, 79 (1939) bzw. nach
der Löhlein-Volhard-Methode (modifiziert nach TEGEWA, vgl.
Das Leder, 22, 121-126 1971) bestimmt.
Dabei entspricht eine Löhlein-Volhard-Einheit derjenigen
Enzymmenge, die in 20 ml Casein-Filtrat einen Anstieg an
Hydrolyseprodukt entsprechend einem Äquivalent von
5,75×10-3 ml 0,1 n NaOH hervorruft. Die anzuwendende Protease-
Aktivität liegt im allgemeinen zwischen 1 000 und 60 000
LVE pro kg Haut, vorzugsweise zwischen 2 000 und 14 000
LVE pro kg Haut.
Je nach Aktivität kommt man bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren gewöhnlich mit Proteasemengen zwischen 0,05 bis
0,8 Gew.-%, vorzugsweise mit etwa 0,1 bis 0,3 Gew.-%, als
Faustregel bei Verwendung einer alkalischen
Bakterienprotease (Bacillus alcalophilus) mit 4 000 LVE
bezogen auf das Gewicht der eingesetzten Häute und Felle
aus.
Zusammen mit den proteolytischen Enzymen AP werden
erfindungsgemäß 0,3-2 Gew.-%, vorzugsweise 0,5-1 Gew.-%
Thioharnstoffdioxid eingesetzt. Die Flottenlänge beträgt
in der Regel 100 bis 120 Gew.-% bezogen auf das Gewicht
der eingesetzten Häute und Felle.
Die Einstellung des pH-Bereichs der Flotte geschieht
vorteilhaft mittels Kalkhydrat, anteilig können jedoch
auch Natronlauge und/oder Soda verwendet werden.
Zur weiteren Verbesserung des Hautaufschlusses können an
sich bekannte Agentien wie z. B. organische Amine,
beispielsweise Diethanolamin und/oder hydrotrope
Substanzen wie z. B. Harnstoff mitverwendet werden.
Wie üblich geht man von frischer oder gesalzener Rohware
aus. Im allgemeinen führt man zur Vorbehandlung eine
Schmutzweiche und eine Hauptweiche durch (US-PS
4 344 762). Die Hauptweiche wird wie betriebsüblich
gewöhnlich unter Anwendung von geeigneten Proteasen
und/oder von Tensiden bei einem pH von 9-10 über 4-6
Stunden durchgeführt.
Die Flotte der Hauptweiche wird üblicherweise abgelassen
und es wird mit einem neuen Bad fortgefahren. Im
allgemeinen führt man die enzymatische Reaktion im
Temperaturbereich 20-28 Grad C, vorzugsweise bei 26 Grad
C durch. Die auf einen alkalischen pH, speziell im Bereich
10-13 eingestellte, die Enzyme und das
Thioharnstoffdioxid enthaltende Flotte läßt man in einem
üblichen Reaktionsgefäß, beispielsweise einem Mischer,
Gerbfaß usw. unter Bewegen beispielsweise über einen
ausreichenden Zeitraum, als Faustregel seien ca. 90
Minuten genannt, auf die Häute und Felle einwirken, bis
diese weitgehend haarfrei sind.
Dann kann mit etwas Alkali, beispielsweise 0,2 Gew.-%
einer 50-%-igen Natronlauge nachalkalisiert werden, wobei
vorzugsweise etwa 30 Minuten bewegt wird. Daran schließt
sich eine längere Behandlungsphase, zweckmäßig mit
kurzfristigem Bewegen/längerem Ruhen, etwa im Turnus: 1
Minute bewegen, 59 Minuten ruhen an, die beispielsweise
über 18 Stunden durchgeführt wird. Anschließend wird die
Flotte abgelassen. Die Haare erweisen sich als weniger
zerstört als bei Anwendung eines konventionellen Sulfid-
Kalkäschers. Man wäscht vorteilhaft nach, beispielsweise
zweimal mit je 200% Wasser von 25 Grad C über 15
Minuten.
Die Weiterverarbeitung kann in an sich üblicher Weise,
z. B. in der Abfolge Beize/Entkälkung/Pickel/Chromgerbung,
erfolgen.
Das erfindungsgemäße Verfahren gestattet die Herstellung
bemerkenswert weicher Leder, wobei besonders hervorzuheben
ist, daß trotz der Verwendung abbauender Enzyme in der
Regel ein völlig intaktes Narbenbild vorliegt. Insgesamt
ist das Ergebnis als sehr überraschend zu betrachten,
tritt doch die bei Enzymanwendung im Äscher zu erwartende
Nubukierung sowenig ein, wie die erwartete Losnarbigkeit
in den Flämen.
Durch die Enzymanwendung im Rahmen des erfindungsgemäßen
Verfahrens läßt sich die benötigte Einsatzmenge an
Thioharnstoffdioxid deutlich reduzieren. Die Kombination
von Thioharnstoffdioxid und alkalischer Protease im Äscher
ermöglicht somit ein ökologisch äußerst günstiges
Äscherverfahren, welches hohe Lederqualität mit genügender
Anwendungssicherheit verbindet. Der ökologische Vorteil
liegt primär in der guten Haarerhaltung und der dadurch
geringeren CSB-Belastung im Abwasser als auch in der
Vermeidung jeglichen Einsatzes von Sulfid.
Die folgenden Beispiele dienen zur Erläuterung der
Erfindung.
Rohware:
1 t gesalzene bzw. frische Rindshäute, Gewichtsklasse 30-39 kg (schwarzbunt).
Vorbehandlung:
Schmutzweiche, Hauptweiche erfolgt betriebsüblich durch Anwendung von Tensiden bei pH 9-10 für 4-6 Stunden. Die Flotten der Hauptweiche werden abgelassen und in allen Beispielen wird in einem neuen Bad weitergearbeitet.
1 t gesalzene bzw. frische Rindshäute, Gewichtsklasse 30-39 kg (schwarzbunt).
Vorbehandlung:
Schmutzweiche, Hauptweiche erfolgt betriebsüblich durch Anwendung von Tensiden bei pH 9-10 für 4-6 Stunden. Die Flotten der Hauptweiche werden abgelassen und in allen Beispielen wird in einem neuen Bad weitergearbeitet.
Sämtliche Prozentangaben stellen Gew.-% bezogen auf das
Salz- bzw. Grüngewicht der Häute dar.
Rohware:
1 t gesalzene Rindshäute.
Äscher:
150,0% Wasser, 26 Grad C,
3,5% Kalk,
0,8% Thioharnstoffdioxid,
0,3% proteolytisches Enzym, z. B. aus Bacillus alcalophilus, pH-Wirkungsoptimum, pH 10-13, 4 000 LVE-Einheiten, Elastasewert 6,4 (F = 1,6) 90 Min. bewegen bis Häute weitgehend haarfrei,
0,2% Natronlauge 50-%ig 30 Min. bewegen, anschließend weitere 18 Stunden behandeln (1 Min. bewegen, 59 Min. ruhen). Flotte ablassen (Haare sind geringer zerstört als bei konventionellem Sulfid/Kalk-Äscher) 2×waschen mit je 200% Wasser, 25 Grad C, 15 Min.
betriebsübliche Weiterarbeit mit Beize/Entkälkung/Pickel/ Chromgerbung.
1 t gesalzene Rindshäute.
Äscher:
150,0% Wasser, 26 Grad C,
3,5% Kalk,
0,8% Thioharnstoffdioxid,
0,3% proteolytisches Enzym, z. B. aus Bacillus alcalophilus, pH-Wirkungsoptimum, pH 10-13, 4 000 LVE-Einheiten, Elastasewert 6,4 (F = 1,6) 90 Min. bewegen bis Häute weitgehend haarfrei,
0,2% Natronlauge 50-%ig 30 Min. bewegen, anschließend weitere 18 Stunden behandeln (1 Min. bewegen, 59 Min. ruhen). Flotte ablassen (Haare sind geringer zerstört als bei konventionellem Sulfid/Kalk-Äscher) 2×waschen mit je 200% Wasser, 25 Grad C, 15 Min.
betriebsübliche Weiterarbeit mit Beize/Entkälkung/Pickel/ Chromgerbung.
Rohware:
1 t frische Rindshäute.
Äscher (haarerhaltend):
100,0% Wasser, 26 Grad C,
1,0% Kalk, 90 Min. bewegen, pH 12-12,5,
1,0% Thioharnstoffdioxid,
0,3% proteolytisches alkalistabiles Enzym (z. B. aus Bacillus alcalophilus) pH-Wirkungsoptimum pH 10-13, 4 000 LVE, Elastasewert 6,0 (F = 1,5) 90 Min. bewegen, pH 12-13, Häute sind haarfrei und gut in ihrer Struktur erhalten; Haar kann durch Umpumpen der Flotte über ein Sieb abgetrennt werden,
+ 50,0% Wasser, 26 Grad C,
2,5% Kalkhydrat 10 Min. bewegen,
0,2% Natronlauge 50-%ig weitere 15 Stunden behandeln (Automatik: 2 Min. bewegen, 58 Min. ruhen): Flotte ablassen 2×waschen mit je 250% Wasser, 26 Grad C, 15 Min.
Weiterarbeit betriebsüblich.
1 t frische Rindshäute.
Äscher (haarerhaltend):
100,0% Wasser, 26 Grad C,
1,0% Kalk, 90 Min. bewegen, pH 12-12,5,
1,0% Thioharnstoffdioxid,
0,3% proteolytisches alkalistabiles Enzym (z. B. aus Bacillus alcalophilus) pH-Wirkungsoptimum pH 10-13, 4 000 LVE, Elastasewert 6,0 (F = 1,5) 90 Min. bewegen, pH 12-13, Häute sind haarfrei und gut in ihrer Struktur erhalten; Haar kann durch Umpumpen der Flotte über ein Sieb abgetrennt werden,
+ 50,0% Wasser, 26 Grad C,
2,5% Kalkhydrat 10 Min. bewegen,
0,2% Natronlauge 50-%ig weitere 15 Stunden behandeln (Automatik: 2 Min. bewegen, 58 Min. ruhen): Flotte ablassen 2×waschen mit je 250% Wasser, 26 Grad C, 15 Min.
Weiterarbeit betriebsüblich.
Rohware:
1 t gesalzene Rindshäute.
Sulfidarmer Äscher:
150,0% Wasser, 26 Grad C,
3,5% Kalkhydrat,
0,4% Natriumsulfhydrat, 72-%ig 30 Min. bewegen,
0,4% Thioharnstoffdioxid,
0,1% proteolytisches, alkalistabiles Enzym (z. B. aus Bacillus alcalophilus), 4 000 LVE, Elastasewert 6,8 (F = 1,7) 60 Min. bewegen bis Häute haarfrei
+ 0,3% Natronlauge, 50-%ig, weitere 18 Stunden bewegen (Automatik: 2 Min bewegen, 58 Min. ruhen). Flotte ablassen 2×waschen mit je 150% Wasser, 25 Grad C, 15 Min.
Weiterarbeit betriebsüblich.
1 t gesalzene Rindshäute.
Sulfidarmer Äscher:
150,0% Wasser, 26 Grad C,
3,5% Kalkhydrat,
0,4% Natriumsulfhydrat, 72-%ig 30 Min. bewegen,
0,4% Thioharnstoffdioxid,
0,1% proteolytisches, alkalistabiles Enzym (z. B. aus Bacillus alcalophilus), 4 000 LVE, Elastasewert 6,8 (F = 1,7) 60 Min. bewegen bis Häute haarfrei
+ 0,3% Natronlauge, 50-%ig, weitere 18 Stunden bewegen (Automatik: 2 Min bewegen, 58 Min. ruhen). Flotte ablassen 2×waschen mit je 150% Wasser, 25 Grad C, 15 Min.
Weiterarbeit betriebsüblich.
Konventioneller Sulfid/Kalk-Äscher und Nachäscher mit
erfindungsgemäßer Wirkstoffkombination zur Herstellung
z. B. besonders weicher Möbelleder mit hoher Farbegalität.
Rohware:
1 t gesalzene Rindshäute.
Äscher:
150,0% Wasser, 26 Grad C,
2,0% Kalkhydrat,
0,9% Natriumsulfhydrat, 20-30 Min. bewegen
1,0% Kalkhydrat, 20 Min. bewegen,
0,4% Natriumsulfid, 60-%ig, 30 Min. bewegen dann Automatik: 2 Min. bewegen, 58 Min. ruhen insgesamt 15 Stunden Flotte ablassen, 2×waschen, Häute entfleischen und spalten auf 1,8-2 mm.
Nachäscher:
150,0% Wasser, 26 Grad C,
1,0% Kalkhydrat,
0,3% Thioharnstoffdioxid,
0,1% proteolytisches, alkalistabiles Enzym (z. B. aus Bac.alcalophilus), 4 000 LVE, Elastasewert 9,2 (F = 2,3) 20 Min. bewegen, dann weitere 6 Stunden: 2 Min. bewegen, 58 Min. ruhen.
Flotte ablassen, waschen und betriebsüblich weiterarbeiten.
Rohware:
1 t gesalzene Rindshäute.
Äscher:
150,0% Wasser, 26 Grad C,
2,0% Kalkhydrat,
0,9% Natriumsulfhydrat, 20-30 Min. bewegen
1,0% Kalkhydrat, 20 Min. bewegen,
0,4% Natriumsulfid, 60-%ig, 30 Min. bewegen dann Automatik: 2 Min. bewegen, 58 Min. ruhen insgesamt 15 Stunden Flotte ablassen, 2×waschen, Häute entfleischen und spalten auf 1,8-2 mm.
Nachäscher:
150,0% Wasser, 26 Grad C,
1,0% Kalkhydrat,
0,3% Thioharnstoffdioxid,
0,1% proteolytisches, alkalistabiles Enzym (z. B. aus Bac.alcalophilus), 4 000 LVE, Elastasewert 9,2 (F = 2,3) 20 Min. bewegen, dann weitere 6 Stunden: 2 Min. bewegen, 58 Min. ruhen.
Flotte ablassen, waschen und betriebsüblich weiterarbeiten.
Bestimmung der Elastase-Aktivität der erfindungsgemäß
eingesetzten Enzyme.
Reagentien:
Elastin (Sigma Lot 71 F-8020; No. E-1625),
Borsäure,
Trinitrobenzolsulfonsäure (TNBS),
Glycin.
Geräte:
Schüttelthermostat: 37 Grad C,
Wasserbad: 50 Grad C.
Reagentien:
Elastin (Sigma Lot 71 F-8020; No. E-1625),
Borsäure,
Trinitrobenzolsulfonsäure (TNBS),
Glycin.
Geräte:
Schüttelthermostat: 37 Grad C,
Wasserbad: 50 Grad C.
0,1 m Boratpuffer, pH = 8,0
Eine Lösung aus 6,2 g Borsäure p.a. wird mit 1 n NaOH auf pH = 8,0 eingestellt und mit dest. Wasser auf 1 l aufgefüllt. Ca. 800 ml dest. Wasser plus 6,2 g Borsäure p.a. unter Rühren zusetzen und auf pH = 8,0 einstellen. Dazu gibt man 240 mg TNBS, stellt den pH gegebenenfalls nach und füllt mit dest. Wasser auf 1 l auf. Das TNBS- Reagenz wird zweckmäßig in einer braunen Flasche aufbewahrt und ist täglich neu anzusetzen.
Eine Lösung aus 6,2 g Borsäure p.a. wird mit 1 n NaOH auf pH = 8,0 eingestellt und mit dest. Wasser auf 1 l aufgefüllt. Ca. 800 ml dest. Wasser plus 6,2 g Borsäure p.a. unter Rühren zusetzen und auf pH = 8,0 einstellen. Dazu gibt man 240 mg TNBS, stellt den pH gegebenenfalls nach und füllt mit dest. Wasser auf 1 l auf. Das TNBS- Reagenz wird zweckmäßig in einer braunen Flasche aufbewahrt und ist täglich neu anzusetzen.
Bedingungen:
2 Stunden bei 37 Grad C unter maximalem Schütteln des Schüttelthermostaten.
2 Stunden bei 37 Grad C unter maximalem Schütteln des Schüttelthermostaten.
Durchführung:
250 mg Elastin werden in einem 50-ml-Enghals-Erlenmeyer- Kolben mit Schliffstöpsel eingewogen und mit 10 ml 0,1 m Boratpuffer versetzt. Den Kolben temperiert man im Schüttelthermostaten 10 min vor. Nach Zugabe von 1 ml Enzymlösung wird gut geschüttelt und der Kolben in den Thermostaten zurückgegeben.
250 mg Elastin werden in einem 50-ml-Enghals-Erlenmeyer- Kolben mit Schliffstöpsel eingewogen und mit 10 ml 0,1 m Boratpuffer versetzt. Den Kolben temperiert man im Schüttelthermostaten 10 min vor. Nach Zugabe von 1 ml Enzymlösung wird gut geschüttelt und der Kolben in den Thermostaten zurückgegeben.
Man stoppt die Reaktion ab, indem man das Reaktionsgemisch
durch einen Faltenfilter (Erdol, Qualität 14, Durchmesser
10 cm) filtriert. Es folgt unmittelbar die
Aktivitätsbestimmung des Enzyms mit der TNBS-Methode.
Man gibt hier die Enzymlösung erst nach Ablauf der zweiten
Stunde der Reaktionszeit zu. Die Weiterbehandlung erfolgt
wie beim Hauptwert.
Gemessen wird der Extinktionskoeffizient Δ bei 420 nm im
Spektrophotometer
Blindwert: TNBS-Reagens + 100 µl dest. Wasser.
Zu 8 ml TNBS-Reagens gibt man 100 µl der Probe und läßt
das Reagenzglas 25 Min in einem Wasserbad bei 50 Grad C
stehen. Nach genau 25 Min wird das Reagenzglas 5 min in
Eiswasser gestellt und gleich anschließend die Extinktion
bei 420 nm gemessen.
Die Definition der Einheiten lautet:
Claims (6)
1. Verfahren zum Äschern von Häuten und Fellen unter
Verwendung proteolytischer Enzyme in wäßrig-
alkalischer Flotte,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Äscherflotte mit einem pH-Wert im Bereich 10-14
gleichzeitig Thioharnstoffdioxid und alkalische
Proteasen AP mit Elastaseaktivität enthält.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Äscherflotte 0,3 bis 2 Gew.-%
Thioharnstoffdioxid enthält.
3. Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 und 2, dadurch
gekennzeichnet, daß die Äscherflotte einen wirksamen
Anteil an alkalischer Elastase [E.C.3.4.21.11] neben
alkalischer Protease [E.C.3.4.21] enthält.
4. Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die Äscherflotte keinen
Sulfidzusatz enthält.
5. Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß die alkalische Protease eine
Bakterienprotease ist.
6. Verfahren gemäß Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet,
daß die alkalische Bakterienprotease aus Bacillus
alcalophilus gewonnen wurde.
Priority Applications (11)
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