-
Verfahren zur Darstellung von Kondensationsprodukten der Benzanthronreihe.
Es ist bekannt, daß man durch energisches Erhitzen von Benzanthron oder seiner Derivaten
und Analogen mit kaustischen Alkalien, gegebenenfalls unter Verwendung von Lösungs-
oder Verdünnungsmitteln, zu wertvollen Küpenfarbstoffen gelangt.
-
Es wurde nun gefunden, daß man bei dieser Reaktion Kondensationsprodukte
festhalten kann, die keine Küpenfarbstoffeigenschaften haben, aber als Ausgangsstoffe
für die Herstellung von Farbstoffen wertvoll sind. Man erhält derartige Produkte,
wenn man unter gemäßigteren Bedingungen arbeitet, als sie für die LTberführung der
Benzanthrone in die bekannten Küpenfarbstoffe erforderlich sind. Als solche Bedingungen
kommen insbesondere niedrigere Temperaturen, kürzere Behandlungsdauer, geringere
-Konzentrationen des Kondensationsmittels u. dgl. in Betracht; jedoch hängt die
Art dieser Bedingungen von den jeweils herrschenden Verhältnissen, dem verwendeten
Verdünnungs- urid Kondensationsmittel usw. ab und ist von Fall zu Fall unschwer
zu ermitteln. Es lassen sich hierbei alkalische Kondensationsmittel der verschiedensten
Art benutzen.
-
Analyse und Reaktionen der neuen Verbire= dungen machen es wahrscheinlich,
daß es sich um die bisher unbekannten 2 # z'-Dibenzanthronyle handelt, deren einfachster
Vertreter folgendermaßen wiederzugeben wäre:
Beispiel i.
-
In eine Schmelze von 5oo Teilen Ätzkali und 3oo Teilen Alkohol trägt
man bei einer ioo° nicht übersteigenden Temperatur 5o Teile Benzanthron ein. Man
rührt dann noch einige Stunden bei 95 bis ioo°. Die Schmelze wird
dann
mit Nasser ausgekocht und der dunkel gefärbte Rückstand zur Entfernung von leichtlöslichen
Nebenprodukten mit geeigneten Lösungsmitteln, z. B. Aceton, ausgezogen.
-
Das grünlichgelbe Rohprodukt kann durch Umkristallisieren aus hochsiedenden
Lösungsmitteln, zweckmäßig unter Zusatz von Tierkohle, in gelben Nädelchen erhalten
werden, die über 300° schmelzen. Sie lösen sich schwer in Eisessig, Benzol, Aceton,
leicht in hochsiedenden Mitteln, wie Nitrobenzol und Trichlorbenzol, mit gelber
Farbe. Die Lösungsfarbe in konzentrierter Schwefelsäure ist tiefrot.
-
Man kann auch bei etwas höheren Temperaturen arbeiten; in diesen Fällen
enthält das Endprodukt mehr oder weniger von dem als Dibenzanthron bekannten blauvioletten
Küpenfarbstoff, der durch Behandeln mit alkalischer Hydrosulfitlösung entfernt werden
kann.
-
Der Athylalkohol läßt sich durch andere Alkohole ersetzen, wobei die
Temperaturverhältnisse von Fall zu Fall besonders zu regeln sind. Bei Verwendung
von Methylalkohol z. B. arbeitet man zweckmäßig bei etwas höherer Temperatur, etwa
i io bis i 15'.
-
Beispiel 2.
-
5o Teile Benzanthron werden mit 75 Teilen Ätzkali und 5oo Teilen Chlorbenzol
5 bis 6 Stunden unter Rückfluß gekocht. Man befreit das Reaktionsprodukt vom `Lösungsmittel,
durch Absaugen oder Dampfdestillation und behandelt den Rückstand zwecks Entfernung
von gleichzeitig gebildetem Küpenfarbstoff mit heißer alkalischer Hydrosulfitlösung.
Das neue Produkt kann schließlich, wie im Beispiel i beschrieben, gereinigt werden.
-
Beispiel 3.
-
Man trägt 18o Teile Benzanthron bei etwa 30° in eine Lösung von 24o
Teilen Anilin. natrium (dargestellt aus 48 Teilen Natrium) in 8oo Teilen wasserfreiem
Anilin im Stickstoffstrom ein und erwärmt 2 bis 3 Stunden auf 45°. Die kirschrote
Lösung wird in verdünnte Salzsäure gegossen, das in braunroten Flocken abgeschiedene
Reaktionsprodukt abfiltriert, gewaschen und getrocknet.
-
Der Stoff kann gemäß Beispiel i gereinigt werden. Er stimmt mit dem
dort beschriebenen Produkt überein.
-
Beispiel 4.
-
In Zoo Teile Monomethylanilin werden im Stickstoffstrom
8,5 Teile Natriumamid eingetragen, das Gemisch wird alsdann so lange auf
etwa i8o° erwärmt, bis kein Ammoniak mehr entweicht. Alsdann kühlt man auf etwa
75' ab und trägt 2o Tele Benzanthron ein. Man hält die Temperatur 2 -Stunden
auf 75 bis 8o° und nimmt das Reaktionsgemisch mit verdünnter Salzsäure auf. Der
abgeschiedene bräunlichrote Stoff wird abfiltriert, gewaschen, getrocknet und mit
kochendem Alkohol ausgezogen. Der in Alkohol ungelöste Teil stimmt in seinen Eigenschaften,
gegebenenfalls nach der Reinigung, mit der nach Beispiel i erhaltenen Verbindung
überein.
-
Beispiel 5.
-
Ersetzt man im Beispiel i das Benzanthron durch das 6-Methylbenzanthron,
so gelangt man zu einem Stoff, der dem dort beschriebenen in seinen Reaktionen sehr
ähnlich ist. Er kristallisiert aus Chlorbenzol teils in feinen gelben Nadeln, teils
in derben bräunlichen Gebilden. Sein Schmelzpunkt liegt über 350°-3n entsprechender
Weise kann man bei Verwendung anderer Kondensations- und Verdünnungsmittel arbeiten,
wobei die Temperatur jeweils so niedrig zu halten ist, daß nicht lediglich Küpenfarbstoff
entsteht; die näheren Bedingungen wechseln von Fall zu Fall in gewissen Grenzen.
-
Statt des 6-Methylbenzanthrons lassen sich andere Derivate des Benzanthrons
sowie seine Analogen, wie Benzanthronchinoline und Benznaphthanthrone, verwenden.