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Verfahren zur Herstellung von in der Aufsicht sichtbaren Photographien
in natürlichen Farben nach dem Dreifarbenverfahren. Die bisher bekannten Verfahren
zur Herstellung von naturfarbigen Papierbildern nach dem Dreifarbenverfahren lassen
sich in mehrere Klassen gliedern: r. Kohledruckverfahren, 2. Absaugverfahren, 3.
Ausbleichverfahren, q.. Verfahren mit Chromatgelatine, die vor oder nach Kopieren
mit Anilinfarben getränkt wird.
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Dem ersten Verfahren kommt eine praktische Bedeutung nicht zu, weil
die Schwierigkeit, die drei einzelnen Bilder zum Passen zu bringen, zu groß sind,
und zwar weil das Kohlepapier sich verzieht und dann auch, weil das Bild vor der
Entwickelung nicht sichtbar ist. Das zweite Verfahren, dessen bekannteste Vertreterin
die sog. Pinatypie ist, ergibt wohl brauchbare Bilder; indessen ist das Verfahren
sehr umständlich dadurch, daß zunächst Diapositive und dann erst die Druckplatten
angefertigt werden müssen. Die Folge davon ist, daß, wie bei jeder mehrfachen photographischen
Übertragung, feine Halbtöne verlorengehen und man eigentlich mehr von bunten Photographien
als von naturfarbigen sprechen kann. Die Bilder haben meist einen unangenehm wirkenden
blauen Schimmer, und zudem ist es nicht möglich, eine Reihe absolut gleicher Bilder
zu erzielen. Dem dritten Verfahren kommt ebenfalls praktische Bedeutung nicht zu,
weil es zu schwierig zu handhaben ist, die Bilder nicht stabil sind und der. Zweck,
Bilder in wirklich natürlichen Farben zu erzielen, noch nie erreicht worden ist.
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Das vierte und noch eine Reihe anderer Methoden, um naturfarbige Bilder
nach dein Dreifarbensystem zu erzielen, wie z. B. der Gummidruck, der Bromöldruck
und endlich solche, die sich mit Gelatine bedeckter Zelluloidfolien bedienen, welche
mit Bichromat sensibilisiert und dann mit Anilinfarben getränkt werden, bevor oder
nachdem sie unter dem Negativ dem Licht ausgesetzt waren. Die Nachteile dieser Methoden
sind ebenfalls so groß, daß sie ,keine praktische Anwendung gefunden haben. - Die
nicht mit Bichromat arbeitenden Methoden haben bisher fast ausnahmslos keinen auch
nur annähernd befriedigenden Erfolg gehabt, wogegen die Bichromatverfahren die großen
Nachteile haben, daß die sensibilisierten Schichten nicht haltbar sind und daß ein
genaues Verpassen der Teilbilder teils fast unmöglich, teils sehr schwer ist und
daß endlich die einzelnen Schichten nicht hafteten.
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Bei dem vorliegenden Verfahren sollen alle Nachteile und Mängel bisheriger
Methoden vermieden werden, auch ist der Zweck, wirklich naturfarbige Bilder zu erreichen,
erzielt worden. Das Verfahren basiert darauf, daß nach den drei Teilnegativen auf
Zelluloidfilm (Azetylzellulose o. dgl.) mit Bromsilberemulsion j e eine Kopie hergestellt,
entwickelt und fixiert wird. Diese drei Kopien werden mit
einem
Einfärbeverfahren (Umwandlung des Silberbildes in ein Metallferrozyanidbild mit
nachfolgender Anfärhung mit geeigneten Anilinfarbstoffen) in die entsprechenden
Farben blau, rot und gelb eingefärbt. Man kann z. B. das Silberbild in ein Kupferferrozyanidbild
(oder ein anderes Metallferrozyani:d) umwandeln und das Kupferbild mit basischen
organischen Farbstoffen, z. B. Methylenblau, Thiobenzenylen, Thiazinen, Pyraninen,
Saffraninen, Oxazinen, Akridinen, anfärben. Man verwendet vorteilhaft eine Zusammensetzung
des Kupferbades, welches besondere transparente Bilder liefert, z. B. ein Bad, das
weniger als die Hälfte des sonst üblichen Kupfers und Ferrizyankaliums enthält,
wobei mehr Ferrizyankalium als Kupfer angewendet wird. Bei anderen Metallbildern
benutzt man auch am besten derartige Metallösungen, daß die Bilder möglichst transparent
sind. Nun wird zunächst das gelbe Teilbild auf ein sehr starkes, gewachstes Papier
(oder eine andere Unterlage) gebracht, damit das Bild später, ähnlich wie bei der
doppelten Übertragung beim Kohledruckverfahren, wieder abgezogen werden kann. Statt
Wachs kann man einen anderen Stoff nehmen, der eine genügende Adhärenz besitzt,
ohne das nachherige Abziehen der Bilder zu gefährden. Man kann z. B. Paraffin benutzen.
Nach kurzem Pressen und Antrocknen wird mit einem- bekannten Lösungsmittel, z. B.
Amylazetat oder Azeton, die Zelluloidfolie (oder die Azetylzellulose) von der Gelatineschicht
abgelöst. Es ist notwendig, die durch die verschiedenen Prozeduren, welchen die
Teilbilder vorher unterworfen waren, entstandene Gerbung wenigstens auf der Oberfläche
der Gelatineschicht zu beseitigen. Dieses Ziel wird z. B. erreicht, indem man die
Oberfläche durch sehr verdünnte Natronlauge etwas auflockert. Man könnte auch hierzu
andere Verfahren anwenden. Beispielsweise ist Essigsäure zu benutzen. Es wird nunmehr
das zweite rote i Teilbild in der gleichen Weise übertragen wie das erste, wiederum
die Zelluloidschicht in beschriebener Weise losgelöst und dann' das dritte blaue
Teilbild genau so übertragen und behandelt. Dadurch, daß die Zelluloid-(Azetylzellulose-
u. dgl.) Schicht durchsichtig ist, läßt sich ein genaues Passen ermöglichen, auch
verziehen sich die Zelluloidschichten nicht. Es wird jetzt ein Stück gelatiniertes
Papier (oder andere gelatinierte Unterlage, wie z. B. Elfenbein, Zelluloid, Galalith
usw.), ähnlich wie es beim Kohledruckverfahren Verwendung findet, in Wasser eingeweicht
und zur Vermeidung von Luftblasen unter Wasser mit den drei Teilbildern auf der
Wachspapierunterlage in Verbindung gebracht. Die Gelatine kann, um der Unter- f
lage einen genügend weißen Ton zu geben, mit einem undurchsichtigen weißen Pigment
vermischt werden, z. B. Kreide, Baryt, Bariumsulfat, Zinkweiß. Zur innigeren Verbindung
und zur Vermeidung eines späteren Loslösens der drei Teilbilder wird das Ganze noch
im feuchten Zustande zwischen zwei Platten unter mäßiger Pressung einer Wärme ausgesetzt,
die nicht weniger wie 35° und f nicht mehr als q.0° C betragen darf. Die drei Teilbilder
werden durch diese Prozedur erweicht, um bei dem nachherigen Trocknen fest aneinander
und auf der Unterlage zu haften. Nach dem Trocknen werden die beiden Papierschichten
an einer Ecke gelöst und auseinandergezogen. Das Farbenbild bleibt nunmehr fest
auf der neuen Unterlage haften.
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Vorstehendes Verfahren iäßt sich auch zur Herstellung von Piapierbildern
nach Farbendiapositiven verwenden, die mittels des Rasterverfahrens hergestellt
sind (Lumiere, Omnicolor, Agfa usw.). Man kann hierzu zwei Methoden anwenden, die
erste besteht darin, daß man vom Rasterdiapositiv drei Kontaktnegative auf panchromatischen
Platten herstellt, indem man :bei jeder Kopie auf dem Kopierrahmen einen Grün-,
Rot- bzw. Violettfilter vorschaltet. Von diesen drei Negativen werden drei Kontaktkopien
auf Film hergestellt, die wie im Patentanspruch i weiterbehandelt werden. Man kann
auch unter Umgehung obigen indirekten Verfahrens direkte Kontaktkopien auf panchromatischem
Film herstellen, ebenfalls unter Verwendung besagter Filter bei jeder einzelnen
Kopie. Allerdings muß die Schicht so dünn sein, daß sie eine Bildinversion mit den
bekannten Kaliumpermanganat- oder Kaliumbichromat-Lösungen zuläßt, um eine genügende
Transparenz in den Lichtern zu gewährleisten.
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Man hat bereits verschiedene Bildschichten übereinander angebracht,
beispielsweise hat man Dreifarbenphotographien hergestellt, indem man die Gelatineschicht,
welche das .erste Bild trägt,. mit einer Härtelösung behandelte und hierauf die
nächste Schicht von farbenempfindlicher Emulsion auftrug (D. R. P. 362107). Dieses
Verfahren ist praktisch kaum anwendbar. Man hat ferner (Schweizer Patentschrift
6349) auf ein Kinematographenband verschiedene Bildschichten übereinander übertragen
(vgl. auch amerikanische Patentschrift 117262z). Man hat endlich (amerikataische
Patentschrift 1248864, Seite z, Seite -27 bis 33) zur Übertragung mehrerer Bildschichten
übereinander den Zellulaidträger auf einer Seite abgelöst. Es ist dabei notwendig,
daß ein Bild zum anderen immer seitenverkehrt ist. Auch kann, da die beiden Filme
Bild gegen Bild in feuchtem Zustand
gegeneinandergepreßt werden,
eine Verdunstung des Wassers nicht stattfinden, .und die Ablösung des Zelluloids
von noch feuchten Gelatineschichten ist nur mit größter Schwierigkeit zu bewerkstelligen,
wenn man die Gelatineschicht nicht verletzen will. Diese Nachteile hat das vorliegende
Verfahren nicht, und es besteht im Gegensatz dazu darin, daß man auf Papier oder
allgemein auf Gewebe, die gewachst sind, Gelatinebilder auf Zelluloidschicht überträgt,
worauf nach Ablösung des Zelluloidträgers eine Auflockerung der Gelatineschicht
stattfindet und dann eine Erwärmung zwecks Verbindung erfolgt.