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Verarbeitung von Rohtorf. Es sind Verfahren bekamst, welche wasserhaltigem
Brennstoff, wie Torf, zu Zwecken beschleunigter Wasserentziehung oder zur V eredlung
Chemikalien zusetzen. Auch gibt es Verfahren, welche auf Torf Bakterien einwirken
lassen, um den Gehalt an Kohlenstoff anzureichern. Hier erfolgt ein Zusatz an Chemikalien,
um den Bakterien als Nährstoff zu dienen. So soll - z. B. der Torf mit Fäulnisbakterien
und Chemikalien, wie Salzen von Phosphorsäure, Kali und Magnesia, behandelt und
bis auf - Prozent fester Bestandteile in Wasser aufgeschwemmt und unter Abschluß
von Licht und Luft gehalten werden. Solche Verfahren .erfordern demnach Aufwendungen,
welche der arme Brennstoff nicht zu tragen gestattet, ohne die Gewinnung von Torf
noch unwirtschaftlicher zu machen als sie schon ist. Das britische Patent 162738
läßt Bakterien unter Zusatz von Kali (potash), also einem Pflanzennährstoff, einwirken.
Auch hier ist die Gesamtwirkung wesentlich anders, als sie nachstehend dargestellt
wird.
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Die vorliegende Erfindung paßt sich den in der Natur auftretenden
Verhältnissen und dem Wesen der minderwertigen wasserhaltigen fossilen Brennstoffe
vollkommen an. Sie vermeidet die besondereKostenverursachendeBe.-handlung in geschlossenen
Behältern und die Verwässerung des Brennstoffes. Anstatt der Nährstoffe enthaltenden
Chemikalien wendet sie solche mehr katalytischer Wirkung an. Sie behandelt den Brennstoff,
indem sie ihm bei der sonst üblichen Gewinnung am besten vor dem Eintritt in die
Knet- oder Mischinaschine sowohl Chemikalien, z.. B. Soda wie Kalk und Kochsalz
oder Chlormagnesium, ferner geringe Mengen von Bakterien, besonders von Schimmelpilzen,
zusetzt. Die zugesetzten Salze sollen keine Nährstoffe für die Bakterien (Schimmelpilze)
sein.
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Der Luftabschluß derart, daß den Bakterien das Bestehen ermöglicht
wird, ohne daß aber eine Verwesung stattfindet, ist am ehesten damit zu erreichen,
daß den Formlingen eine Form unmittelbar nach dem Austritt aus der Knetmaschine
gegeben wird, bei deren Herstellung sich die Außenhaut verschmiert. Die gerundete
Form ergibt sich aus dem Zweck, daß sie bei geringster Oberfläche,größten Inhalt
haben muß. Die bezeichneten Chemikalien, verseifend und als Elektrolyten wirkend,
müssen bei ihrer künstlichen Anwendung zur vollen Ausnutzung der Wirkungsmöglichkeit
fein verteilt' . (zerlegt sein. Die erforderliche Menge an Chemikalien kann stets
nur durch Versuche festgestellt werden. Diese Menge hängt `wesentlich davon ab,
inwieweit die vorhandenen Kolloide (oder wohl richtiger Gele) gealtert sind und
dadurch der Einwirkung einen gewissen Widerstand entgegensetzen. Die Erfahrung lehrt
infolgedessen, daß in derarti; gen Fällen (Specktorf) sogar die doppelte Menge der
sonst volle Wirkung erzielend--n. Chemikalien angewendet werden muß. In gleicher
Weise haben die Versuche ergeben, daß auch die Zusammensetzung des Gemisches der
Chemikalien sich diesen Erfahrurigen
anzupassen hat, wenn man finit
billigsten Mitteln höchste Wirkung erzielen will. Grundsätzlich dürfte die Menge
der anzuwendenden Chemikalien bei gleichzeiti er Anwendung der Bakterien oder Pilze
i Prozent der Trockenbestandteile des Rohtorfes selten übersteigen, zumal die Wirkung
der Bakterien oder Pilze die an Chemikalien erforderliche Menge vermindert. Ein
:lehr oder Minder dieser oder jener Chemikalien wirkt auf die Beschaffenheit des
Enderzeugnisses derart ein, daß z. B. ein Mehr an Kochsalz - natürlich in bescheidenen
Grenzen - die Ausbeute an Koks steigern kann.
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Mit der Form selber wie mit der Herstellung der Form wird dem Zweck
gedient, die Oberflächenverdunstung zu vermindern, damit das Wasser nicht eher den
Formling verlä ßt, als bis Chemikalien und Bakterien oder Pilze gewirkt haben. Erst
mit weitgehender Wirkung tritt die natürliche Trennung des Wassers von den festen
Bestandteilen ein, da verschieden geartete Gele zwar gegenseitig die Diffusion fast
gänzlich verhindern. aber dem Wasser und den in ihm gelösten hristalloiden den Durchgang
gestatten. Da runde Formlinge der natürlichen Gestalt eines wässerigen Körpers entsprechen.
wird gleichzeitig die günstigste Bedingung für größtmögliche Scbrumpfung Schwindung)
gegeben.
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Die eingehenden Versuche haben gelehrt, daß die Anwendung der gerundeten
Form mit verschmierter Oberfläche zusammen mit der Verwendung der Bakterien (Pilze'l
und den bezeichneten Chemikalien weiterhin zuläßt, nicht bloß auf das Drehen und
Wenden zu verzichten, sondern auch die gerundeten Formlinge von Beginn an zu stapeln.
Während bei der Stapelung gewöhnlicher Soden in nassem Zustande eine Verfilzung
eintritt, welche selbst in trockenen Zeiten die unteren. Soden nicht austrocknen
läßt, hat sich gezeigt, daß die Formlinge nach der Behandlung nach vorliegender
Erfindung selbst bei höheren Stapeln auch in den unteren Lagen den natürlichen Vorgang
der Eigenentwässerung durchmachen. In den oberen Lagen. tritt mit zunehmender Schrumpfung
ein Durcheinanderpurzeln der Formlinge ein, um so mehr als die Formlinge naturgemäß
unter den eintretenden Druckwirkungen ihre Gestalt verändern. So ergibt sich als
Vorteil von wesentlicher Bedeutung, daß die Stapelung keine Behinderung der Eigenentwässerung
darstellt.
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Die Wirkung der Behandlung des Rohtorfes nach vorliegender Erfindung
bedeutet eine Verminderung in der Abhängigkeit der Torfgewinnung von Sonne und Feuchtigkeit.
Da weiterhin die neuartige, der Natur abgelauschte Anwendung der dort wirksamen
Stoffe unter gleichzeitiger Anpassung an die Eigenart des armen Brennstoffes infolge
innerer Umlagerungen eine wesentliche Anreicherung der wertvollen Bestandteile hervorruft,
ergeben sich so erhebliche wirtschaftliclie Vorteile, daß wohl endlich ein Weg gefunden
ist, um die zahlreich vorhandenen Lagerstätten von Rohtorf wirtschaftlicher Verwertung
zuzuführen.