DE39248C - Auslösende Steuerung für CORLISS-Hähne oder Ventile - Google Patents

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT.

PATENTSCHRIFT

KLASSE 14: Dampfmaschinen.

Patentirt im Deutschen Reiche vom 19. October 1886 ab.

Die Erfindung besteht wesentlich in einer eigenthümlichen Steuerung der Einlafsorgane durch Combination von zwei Excenterbewegungen in der in beiliegenden Zeichnungen dargestellten Weise.

Fig. ι zeigt die Seitenansicht eines mit der neuen Steuerung versehenen Dampfcylinders.

Fig. 2 ist ein zugehöriger Querschnitt,

Fig. 3 der Grundrifs.

A ist der Dampfcylinder, B und C sind die Einlafs - Corlifshähne, D und E die Auslafs-Corlifshähne, F ist die Corlifsscheibe, welche an einem Zapfen G in der bei Corlifssteuerungen üblichen Weise von einem Excenter, dem Vertheilungsexcenter, bethätigt wird.

Die Corlifsscheibe trägt aufser den zwei Zapfen H und J zum Antrieb der Auslafshähne (welche nach Bedarf anzuordnen sind) auch noch die Lagerung für die Achse eines Ankerhebels K, an dessen Arm KL das Expansionsexcenter angreift.

Unter Einfiufs der Bewegung des Grundexcenters, welche in Fig. 4 von 15 ° zu 15 ° Kurbeldrehung gezeichnet ist, beschreiben die Endpunkte M und N Curven, deren nach innen liegende Hälfte (Bezeichnung ο bis 9) in sehr charakteristischer Weise steil und zweckmäfsigerweise etwas schräg gerichtet ist. Die Phasen der Kurbeldrehung sind mit den Ziffern ο bis 11 bezeichnet und ebenso die correspondirenden Stellungen des Expansionsexcenters, welch letzteres einen bedeutend gröfseren Hub (doppelt bis dreifach) hat als das Grundexcenter und gegen das Grundexcenter unter einem passenden Winkel aufgekeilt ist.

Die Bewegung des Punktes M bezw. N wird durch Triebstangen Q., welche bei P gerade geführt sind, und deren Verlängerung PR den activen Mitnehmer der Präcisionssteuerung darstellt, zu dem betreffenden Stofsbacken S, welcher mit Hülfe eines Schlittens und Hebels den Corlifshahn in bekannter Art bethätigt, übertragen. Der active Stofsbacken R fafst den passiven Stofsbacken S in dessen Anfangsstellung (bei geschlossenem Schieber) in der Gegend eines der Punkte 7, 8 oder 9 mit sichtlich sehr geringer Geschwindigkeit; infolge dessen ist der Stofs beim Zusammentreffen, dementsprechend die Abnutzung der Stofsbacken möglichst gemildert.

Im weiteren Verlauf der Bewegung schiebt der active Backen den passiven vor sich her, wobei er anfangs langsam, später, sobald die Eröffnung begonnen hat, rascher längs desselben gleitet. Je nachdem nun der passive Mitnehmer 5 im Führungsschlitz seines Schlittens mit Hülfe des Geradführungsbolzens T, Fig. 2, höher oder tiefer vom Regulator eingestellt wird, erfolgt später oder früher das Abschnappen und mit Hülfe von Federn, Buffern oder Gewichten der Schlufs des Hahnes.

Es ist ersichtlich, wie die (von der richtigen Wahl der Aufkeilungswinkel und Hübe, der Excenter und der Hebellängen abhängige) Form der Curve, welche der Punkt M bezw. N beschreibt, durch die Triebstangen und die Führung derselben (im Punkte P), sowie durch das Verhältnifs der Längen MP:PR, ohne ihre charakteristische Verkürzung der Innenseite einzubüfsen, in der Höhe wesentlich reducirt wird, wodurch allein die Verwendung eines

durch gleichzeitige Drehung (um den Punkt P) abgleitenden activen Mitnehmers möglich wird, so dafs der Regulator bei dem grofsen Ausschub, den der Antrieb des Corlifshahnes erfordert, eine nur mäfsige Höhenverschiebung des passiven Mitnehmers zu bewirken hat, bei welcher eine solide Führung des letzteren constructiv möglich ist. Aufserdem weicht der active Mitnehmer dem abschnappenden, passiven vollkommen sicher aus, obzwar bis etwa go pCt. des ganzen Excenterhubes zur Bewegung des Hahnes (Oeffnung und Ueberlauf) ausgenutzt werden.

In Fig. 4 ersieht man in punktirten Linien die Stellung der beiden Backen beim Fassen und die Höhenstellungen des passiven Stofsbackens bei kleinster, mittlerer und gröfster Füllung. Die Verstellung des Geradführungsbolzens T kann in der gezeichneten Weise mit Hülfe der Hebel U und der Torsionsspindel V vom Regulator aus automatisch oder von Hand aus erfolgen; es ist jedoch auch zulässig, die Geradführung bei P oder die verstellbare Geradführung T oder beide durch pendelnde Hängestangen, also die genaue Geradführung durch eine flache Kreisbogenführung zu ersetzen, wobei der Aufhängepunkt der Hängestangen vom Regulator zu verstellen wäre. Ebenso ist es zulässig, die Höhenlage von JR unverändert zu lassen und die Höhenlage der Führung P zu verstellen.

Da die Aufwärtsbewegung des activen Backens während der ganzen Eröffnungsdauer stattfindet, ist die Auslösung ebenfalls während der ganzen Eröffhungsdauer des Steuerungsorganes möglich, zum Unterschiede von den gewöhnlichen Corlifssteuerungen, bei welchen im allgemeinen eine Auslösung nur während der öffnenden Hälfte der Bewegung des activen Mitnehmers stattfindet. Man ist daher bei der neuen Steuerung in der Wahl des Voreilungswinkels nicht beschränkt, was für die gleichzeitige Steuerung der Auslafshähne durch das Vertheilungsexcenter sehr erwünscht ist.

Derselbe Antriebmechanismus läfst sich auch für Ventilsteuerungen anwenden, wobei die Spindel b bezw. c, Fig. i, in ihrer Verlängerung einen Hebel trägt, welcher das Ventil hebt.

Claims (1)

1. Patent-Anspruch:

   Eine auslösende Steuerung (Corlifshahn- oder Ventilsteuerung), bei welcher durch Combination zweier Excentergetriebe mit Ankerhebel, Triebstangen und Führungen eine derartige Bahn des activen Mitnehmers erzielt wird, dafs das Erfassen des passiven Mitnehmers bei geringer Geschwindigkeit erfolgt und die Auslösung während der ganzen Dauer der Eröffnung möglich ist, indem der Steuerungsmechanismus besteht aus einer oscillirenden, vom Vertheilungsexcenter angetriebenen Corlifsscheibe (event, einem Hebel) F, welche die Lagerung für einen von einem zweiten (dem Expansions-) Excenter in Schwingungen versetzten Ankerhebel MN trägt, in Combination mit Triebstangen AiP, PR, welche im Punkt P genau oder angenähert gerade geführt werden, zu den in der Beschreibung angegebenen Zwecken.

   Hierzu 2 Blatt Zeichnungen.