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Verfahren zur Wiedergewinnung flüchtiger Lösungsmittel aus Gasgemischen
durch Absorptionsmittel.
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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Wiedergewinnung
von flüchtigen Lösungsmitteln aus Gasgemischen durch Absorptionsmittel. Als hauptsächlichste
Lösungsmiftel dieser Art kommen in Betracht: Äther, Alkohole, Acetate, Formiate,
Aceton, Chloroform, Dichloräthylen, Trichloräthylen, Perchloräthylen, Tetrachloräthan,
Pentachlorethan, Benzin, Petroläther (Ligroin, Gasolin).
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Für die Wiedergewinnung derartiger flüdltiger Lösungsmittel aus Gasgemischen,
die unter den heutigen wirtschaftlichen Verhältnissen bei den hohen Preisen der
in Betracht kommenden Lösungsmittel von ganz besonderer Bedeutung ist, sind bereits
die verschiedenartigsten Vorschläge gemacht worden. ho hat man hierfür unter anderem
die Abkühlung der Gasgemische und die hierdurch erfolgende Kondensation angewandt.
Die Mehrzahl der bisher vorgeschlagenen Verfahren beruht jedoch auf der Verwendung
von Absorptionsmitteln, wie z. B. von Wasser, Schwefelsäure, ferner von Abfallsäuren,
Fetten, Fettsäuren, Alkoholen.
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Die bisher für den vorliegenden Zweck benutzten Absorptionsmittel
haben nun Nachteile nach verschiedenen Richtungen. Entweder sie erfordern eine sehr
kostspielige Apparatur aus Blei oder Steinzeug, wie dies bei Verwendung von Säuren
der Fall ist, oder sie eignen sich nur bei einer beschränkten Anzahl von flüchtigen
Lösungsmitteln (z. B. bei Alkohol oder Äther), während sie liei anderen Lösungsmitteln
nicht zu brauchen sind. In anderen Fällen treten ferner tillcrwünschte Nebenreaktionen
auf, die eine glatte Trennung und vollständige AN7iedergewinnung der Lösungsmittel
nicht zulassen.
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Der letztgenannte Umstand ist jedoch heutzutage von besonderer Wichtigkeit,
wo es darauf ankommt, selbst aus Gasgemischen, die nur einen geringen Prozentsatz
flüchtiger Lösungsmittel enthalten, diese möglichst vollkommen wiederzugeivinnen.
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Dies ist j edoch bei den bisher bekannten Absorptionsmitteln deshalb
nicht möglich, weil diese gewissermaßen nur als Lösungsmittel wirken, wobei eine
mehr oder weniger begrenzte Aufnahmefähigkeit für die flüchtigen wiederzugewinnenden
Stoffe vorhanden ist. Hierzu kommt, daß die zu behandelnden Gasgemische einen verhältnismäßig
hohen
und einigermaßen gleichbleibenden Gehalt an flüchtigen Stoffen
hahen müssen, wenn die Auflösung der flüchtigen Stoffe ein gleichmäßiges Ergebnis
haben soll. Man ist also stets an ganz bestimmte Verhältnisse gebunden, widrigenfalls
die Benutzung der bisherigen Absorptionsmittel die Wirstchaftlichkeit der Wiedergewinnung
in Frage stellt.
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XVie nun durch umfangreiche Versuche und in zahlreichen bereits ausgeführten
Anlagen festgestellt wurde sind Ph enolkörp er Absroptionsmittel, die hinscihtlich
ihrer Absorptionsfähigkeit alle bisher für den vorliegenden Zweck benutzten Absorptionsmittel
bei weitem übertreffen.
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Als Beispiel für Phenolkörper wie sie hierfür in Betracht kommen,
seien die rohen Karbolsäruen und die Rohkersole des Handels genannt. Diese Phenolkörper
absorbieren, wenn sie unter geeigneten Bedingungen mit Gasgemischen. welche die
obengenannten flüchtigen Körper enthalten. zusammengebracht werden, diese letztgenannten
Kõrper, worbei Komplexverbindungen entstehn. aus denen, sie es durch Wärme, sei
es durch Behandlung mit Wasserdampf, sehr leicht die flüchtigen Lösungsmittel wieder
in Freiheit gestzt werden können. Man kann diese dann kondensieren, um sie voll
neuem in den Betrieb eintreten zu lassen. Die Phenolkörper werden, nachdem sie ozon
den flüchtigen Lösungsmitteln befreit sind, erkalten gelassen und treten, auf diese
Weise wiedergewonnen, gleichfalls Voll neuem in den Kreislauf.
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Die Ausführung des vorliegenden Verfahrens geschieth zwckmäßig in
der Weise, rlaß die Phenolkörper in einen Absorptionsbehälter über in Abständen
befindliche Platten rieseln, während das die wiederzugewinneu den flüchtigen Lösungsmittel
enthaltende Gasgemisch durch den Behälter iln Gegenstrom hindurchgeht. Hierauf werden
die mit dem flüchtigen ösungsmittel beladenen Phepolkörper durch Destillation von
diesen Lösungsmitteln getrennt und schließlich die Lösungsmittel durch Fraktionieren
rektifiziert und die verbleibenden Phenolkörper von neuem zur Absorption verwendet.
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Zur praktischen und sparsamen Ausführung des Verfahrens zieht man
unter den phenolhaltigen Körpern hauptsächlich die Phenole, Kresole und ihre Homologen
in unverdünntem Zustande, so wie man sie im Handel erhält, oder aber mehr oder weniger
verdünnt in Körpern, die sie aufzulösen vermögen, in Betracht. die Ausbeute des
Verfahrens hängt von dom erhalt der angewandten Phenole ah und außerdem von der
Eigenschaft der jeweiligen tiiichtigen Lösungsmittel, mit den Phenolen komplexe,
leicht dissoziierbare Verl>indungen zu bilden; sie erreicht 90 bis 95 Prozent,
ein Prozentsatz, wie er bisher mit keinem der bekannten Absorptionsmittel zu erreichen
möglich war.
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Das vorliegende VErfahren läßt sich mit den gleichen Erfoge anwenden,
wenn Casgemische gleichzeitig mehrere verschiedenartige flüchtige Lösungsmittel
enthalten.
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Glanz abgesehen von den bereits genannten Vorteilen ist die Verwendung
von Phenolkörpern auch wegen ihrer geringen spezifischen Wärme außerordentlich zweckmäßig.
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Auch wirken die Phenole reinigend auf die flüchtigen Lösungsmittel
ein, so daß die wiedergewonnenen Lösungsmittel wertvoller sind als die ursprünglich
zur Verwendung gelangten. Hierzu kommt, was gleichfalls von besonderer Bedeutung
ist, daß die Gasgemische keinerlei vorhergehender Trockilung oder sonstiger Behandlung
bedürfen, wie dies hei anderen Absorptionsmitteln, wie z. B.
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Schwefelsäure, der Fall ist.
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Die vorstehenden namhaft gemachten Eigenschaften der Phenolkörper
ermöglichen es, daß sie als Absorptionsmittel nidit nur fiir ganz bestimmte Anwendungsgebiete
in Be-Betracht' kommen, sondern daß sie sich fiir alle technischen Verfahren eignen,
bei welchen mit flüchtigen Lösungsmitteln gearbeitet wird.