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Verfahren zur H;ers#tellung einer schwefelhaltigen balsan iartigen
masse aus Essigteer. In dem Betriebe der Holzdestillation entfallen zweierlei Sorten
Teer, von denen die eine, der sogenannte Absatz- oder Retortenteer, sogleich sichtbar
wird, da er sich vom Holzessig abscheidet, während die andere Art im Holzessig gelöst
bleibt. Destilliert man den Holzessig mittels Dampfes bei 5 Atmosphären, also bei
einer Temperatur von etwa 14.o bis 15o° C ab, so verbleibt als Rückstand eine zweite
Sorte Teer; welche als Essibteer (vgl. z. B. K 1 a r , Technologie der Holzv erkohlung,
1903, .S. 59, Abs. 3) - oder auch, da sie in der Destillationsblase als Rückstand
verbleibt und unter anderem neben Essigsäure Buttersäure und Pyrogallolester enthält,
als Blasen- oder Rückstandsteer bezeichnet wird. Durch Ausnwaschen dieses Essigteers
mit lattwarmein Wasser wird in der Technik eine rotbraune, trübe, wäßrige Flüssigkeit
gewonnen. welche die vorgenannten Bestandteile und auch kreosothaltige Teeröle enthält,
während ein schwarzer, weichpechartiger Rückstand (etwa 6o Prozent) des Essigteers
zurückbleibt. Es wurde nun gefunden, daß, wenn man diese Auswaschflüssigkeit mit
schwefliger Säure behandelt, eine chemische Reaktion eintritt und beim nachfolgenden
Eindampfen eine zähflüssige, sirupartige, klare, balsamartige -Masse gewonnen wird,
welche infolge dieser neuartigen Behandlung. -auch andere Eigenschaften in chemisch-physikalischer
Beziehung als das Ausgangsmaterial besitzt. In dünner Schicht aufgetragen, gibt
sie einen lackartigen Über-
zug, wodurch sie sich sowohl für medizinische
Zwecke, z. B. als Salbengrundlage, als auch zu technischen Zwecken, z. B. als Appreturmittel
für die Textilindustrie, ferner als fäulniswidriges Verdickungsmittel für Tinten
o. dgl. eignet. Ferner kommt ihr eine desinfizierende, toxinadsorbierende Wirkung
und eine solche ähnlich derjenigen des Perubalsams zu.
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Man unterwirft den Essigteer einer dreimaligen Auswaschung oder Auskochung
init «nasser, leitet in die Waschwässer so lange gasförmige schweflige Säure, bis
keine Absorption derselben mehr stattfindet, wobei die Waschwässer sich klären und
heller werden sowie noch vorhandene Harzteile sich ebenso wie beim späteren Eindampfen
vollständig lösen und dampft dann mit oder ohne Vakuum bis zur gewünschten Konsistenz
ein. Ein helleres Endprodukt als das beschriebene gewinnt man, indem man die '\@''aschwässer
vor der Behandlung mit schwefliger Säure mit Erdalkalihydrat oder Erdalkalikarbonat
(auch Alkalihydrat oder Alkalikarbonat) versetzt und erhitzt, worauf man sie der
1)esclir@ebenen Behandlung mit schwefliger Säure aussetzt. In diesem Falle scheidet
sich bei der Anwendung von Erdalkali während des Eindampfens der mit schwefliger
Säure behandelten Flüssigkeit Erdalkalisulfit aus, so daß das Endprodukt salzfrei
ist, während bei der Behandlung mit Alkali schwefligsaures Alkali (Alkalisulfit)
zum Teil im Endprodukt bleibt.
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Das vorliegende Verfahren bedeutet einen gewerblichen Fortschritt
insofern, als der bisher geringwertige Essigteer eine bedeutend
bessere Verwertbarkeit als bisher erhält und |
ein neues Produkt von vielseitiger Verwen- |
dungsrni)glichkeit gewonnen wird. |
Im einzelnen verfährt inan in der Re-el in |
folgender Weise: |
Man wiegt ein Kilo des dicl;fliissigen 1?ssi@@- |
teers sogleich in einem feuerfesten Gefäß ab, |
wäscht ihn finit 2 1 «'assen aus. indem man da- |
bei, ttni alle wasserliislichen Teile des i:ssig- |
teers in Lösung zu bekommen, dieses @` aSser |
in 3 bis d. Teile (vorn je etwa (>>o bis äoo ccrir) |
teilt und den Teer drei- bis viermal finit |
je einer Portion Wasser unter fortwährendem |
Rühren erwärmt, wobei der Essigteer voll- |
ständig dünnflüssig wird. Hierauf 1ä 1t inan |
die Mischung abkühlen, giel.lt etwas kaltes |
Wasser hinzu, rührt, damit die Abkühlung |
schneller vor sich geht, weiter, bis (las |
Wasser dunkelbraune Färbung annimmt, und |
')eginnt, sobald sich das erhaltene braune |
Auswaschwasser klar vorn Teer abgießt, finit |
der zweiten Auswaschung. Der zurückge- |
bliebene Essigteer wird weiter finit dein Rest |
der 2 1 Wasser ebenso wie (las erste Mal noch |
zwei- bis dreimal behandelt. |
Den in einem Gefäß gesammelten Atis- |
waschwässern (2 1) setzt man geliis:liten halle |
so lange zu, Iris (las Auswaschwasser alkalisch |
ist, läßt hierauf etwas absetzen, zießt dann die |
klare alkalische a,-ssigteerlöstlii" irr sogenannte Wtllfsche Flaschen und leitet
schweflige Säure so lange ein, bis keine Absorption mehr stattfindet und bis Hellfärbung
eingetreten ist. Darm filtriert nian die Liisung und dampft sie (am besten in einer
Porzellanschale) bis zur Sirupkonsistenz unter öftereni Umrühren ein. Da sieh beim
Eindampfen iirnner noch etwas Kalk abscheidet, ist es zweckmäßig, einmal während
des Eindickens (las gewonnene Präparat vom heuer abzusetzen und vom Kali: abzugießen.
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Durch dieses Verfahren werden gegenüber dein bekannten Verfahren der
Herstellung von Teerwasser durch Auskochen von gewöhnlichem Holzteer finit Nasser
(vgl. z. B. H a -e r , Pharmazeutische Praxis, ß(l. I1, 1902.
S. 6d.(, Abs.
8 bis r i ) nachfolgende wesentliche Vorteile erreicht: Das nette Holzteerprä parat
ist: r. ztt über c)5 Prozent in Nasser löslich. stark reduzierend, wie die Reduktion
aminoniakalischer Silbernitratliisting zu inetallischein Silber zeigte.
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Das Präparat färbt sieh auf "Zusatz von Wasserstoffstiperoxvd schwarz,
ebenso (lunch Ferrichlorid (Phenolreaktion und Pyrogallolreaktion). Der Säuregrad
ist so gering, dar auf Zusatz von Natriumkarbonat nur ganz geringes Aufbrausen erfolgt.
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Blaues Lackmuspapier wird schwach rot gefärbt. Natriumkarbonat verursacht
ebenfalls Dunkelfärbung, welche auf Zusatz von I@ssigsä ure wieder verschwindet,
als ein Be-«-eis, (laß freie Säure nur in geringen Mengen vorhanden sein kann. Eine
Lösung von fc@(1 wird entfärbt, mit Kaliumbichromat tritt Dunkelfärbung ein, wie
überhaupt durch Zusatz eines jeden Metallsalzes. Beim Behandelrt des wasserlöslichen
Extraktes mit geli@s@htem Kalk macht sich starleer Geruch nach Pvridin bemerkbar.
Mit Ammoniak färbt sich die 1_i),ting tief violett (Pyrrolreaktion oder Diketonreaktion).
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Zur Bestimmung des Schwefelgehalts des Präparates wurden vergleichsweise
Teere zur Untersuchung herangezogen, welche nach dem vorliegenden Verfahren mit
schwefliger Säure hellandelt und solche, welche unter Wässerflainpfdestillation
hergestellt waren.
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Zur Lösung beider Präparate wurde Wasserstoffsuperoxyd hinzugesetzt
(too ccm zu 3 g Balsam), um die vorhandene schweflige Säure zti Schwefelsäure zu
oxydieren. Nach 1 ,# Minuten Kochen und Erkaltenlassen -%vurden die gebildeten Harze
abfiltriert und die Lösung finit Barittmehlorid versetzt. Über acht schied sich
aus der aus (lein neuen Präparat stammenden Lösung eine beträchtliche Menge Bariumsulfat
ab. Der mit Wasserdarnpfdestillation hergestellte Teer zeigte hierbei keine Schwefelsäurereaktion.
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Das Präparat zeigt auch eine ausgezeichnete antiseptische Wirkung,
ist völlig indifferent und besitzt eine rasche abtötende Wirkung auf niedere Organismen,
wie Bakterien, wie durch zahlreiche Versuche an verschiedenen Bakterienarten festgestellt
wurde. An Stelle des 1?inleitens von schwefliger Säure kann auch ein Zusatz von
Bisttlfit erfolgen.