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Verfahren zur Herstellung von reinem Zuckersaft. Die Gewinnung von
Zuckersaft aus Zuckerrüben kann bekanntlich auf drei Wegen erreicht werden: i. durch
Diffusion in sogenannten Diffusionsbatterien, 2. durch Pressung und 3. durch abwechselnde
Diffusion und Press .ung.
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Das Diffusionsverfahren hat den Nachteil, daß es weder selbsttätiges
noch stetiges Arbeiten gestattet. Es ist Ventilstellung, Entleerung usw. vorzunehmen,
ferner erfordert die Entzuckerung der Schnitzel lange Zeit. Auch sind die Anlagekosten
hoch, da mindestens 6, meistens aber 1q. bis 16 Apparate hintereinander geschaltet
werden müssen. Das Preßverfahren hat auch Nachteile, da der erforderliche Kraftverbrauch
recht hoch ist. Außerdem kann man den Zucker nur zum Teil aus den Rüben gewinnen,
ein. verhältnismäßig großer Teil bleibt noch in dem Preßkuchen zurück. Das Verfahren
der abwechselnden Diffusion und Pressung endlich besitzt vor den beiden vorgenanntenVerfahren
zwarVorzüge, jedoch haften ihm auch deren Fehler bis zu einem gewissen Grade an.
Insbesondere ist die Vorrichtung umständlich und erfordert geschulte Arbeiter: Es
wurde nun ein neues Verfahren ausgearbeitet, das eine wesentliche Vereinfachung
der Zuckerfabrikation bedeutet. Insbesondere --gestaltet sich die Herstellung von
Zuckersirup so einfach, daß auch der Kleinbetrieb lohnend wird. Auc#der Großbetrieb
wird erheblich verbilligt.
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Die Gewinnung des--reinen Zuckersaftes kann auf zwei Wegen erfolgen;@die
an Hand der folgenden Beispiele näher erläutert werden: Beispiel i.
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Die vom anhaftenden Schmutz durch Waschen befreiten Rüben werden zunächst
wie früher in Schnitzelmaschinen zerkleinert oder besser in Druckwalzen zu Brei
zerquetscht. ioo Teile dieses Breis (oder der Schnitzel) werden gegebenenfalls unter
Verdünnung mit kaltem oder warmem Wasser in einer Kolloidmühle oder einer ähnlich
wirkenden, schnellaufenden Schlagmühle i bis 2 Minuten bearbeitet. Dadurch wird
der Rübenbrei so weitgehend verteilt, daß alle Zellen zerplatzt sind und der Zucker
völlig ausgelaugt ist. Jetzt fügt man % bis i Prozent Kalkmilch zu und bearbeitet
noch % bis i Minute weiter. Infolge der feinen Verteilung ist dann die chemische
Einwirkung des Kalks schon beendet und es kann sofort während der Weiterbehandlung
in der Mühle die Saturation mit Kohlensäure erfolgen. Der ganze Vorgang ist somit
in wenigen Minuten beendet. Nun unterwirft man das so erhaltene Erzeugnis der Filtration
in einer Ultrafilterpresse nach Patentschrift 33773i.
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Es wurde gefunden, daß die Presse stetig und selbsttätig einerseits
einen völlig klaren Zuckersaft, der nur geringe Mengen der lös-. lichen, in der
Rübe enthaltenen Eiwei3substanzen usw. enthält, und anderseits einen wasserarmen
Schnitzelrückstand zu liefern vermag. In diesem sind nur geringe 'U engen Zucker
verblieben. Will man letzteren noch
gewinnen. so vermischt man den
Preßrü,kstand mit einer neuen Menge Wasser und unterwirft ihn einer erneuten Ultrafiltration
in derselben Presse. 'Man erhält dann ebenso wie in guten Diffusionsbatterien einen
F'reßrückstand, dessenZuckergehalt 0,3 his o,5Prc@-zent nicht übersteigt.
Der Zuckersaft ist meistens schon so rein, daß er eingedickt unmittelbar als Zuckersirup
verwendet oder in der üblichen Weise zur Kristallisation gebracht -,-,-erden kann.
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Uni Raffinade zu erzeugen, kann man den Zuckersaft durch eine nochmalige
Behandlung mit Kalk und Kohlensäure uni (mder) mit Blutkohle o. dgl. behandeln und
durch in alige Filtration von den Verunreinigungen trennen.
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Beispiele. Zur Herstellung von Zucker im grollen verfährt inan zweckmäßig
wie folgt: ioD Teile RüLenschnitzel werden durch ein mit Dampf erhitztes Rohr geleitet
oder durch unmittelbares Zuführen von Dampf auf tio his g5-erhitzt, sodann unter
einem Druck von io his ioo Atm. der Filtration in der Ultrafilterpresse unterworfen.
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1n diesem Falle reut die Pressung. (las .itislatiäen und die Filtration
stetig in einem Arbeitsgange vor sich. Durch die l;rliitzting und die darauffolgende
Einwirkung des Wassers unter hohem Druck wird die Auslaugung eine vollkommene, und
gleichzeitig wird die Zuckerlösung filtriert.
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Wie die Versuche gezeigt haben, werden Eiweitistoffe und Pektinstoffe
in erheblich höherem Maße zurückgehalten als Heini Diffusionsverfahren. Der entzuckerte
Preßkuchen wird ununterbrochen aus der Filterpresse berausgepreßt, er kann. wie
in Beispiel i angegehen, einer zweiten Filtration unterworfen werden.
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Der auf diese Weise erhaltene Rohsaft wird nun in der Kolloidmühle
unter "Zusatz von Kalk bearbeitet, finit Kohlensäure oder schwef-
liger Säure saturiert und dann gegebenenfalls |
unter Zusatz von Reinigungsmitteln, wie |
Blutkohle o. dgl., in der Ultrafilterpresse end- |
gültig gereinigt. Man erhält so einen völlig |
reinen Saft. |
Beispiel 3. |
Die Verarbeitung des Rohsaftes kann noch |
weiter vereinfacht werden, da es sich gezeigt |
hat, daß ein Zusatz von o,5 bis 2 Prozent Tier- |
kohle oder Fullererde und darauffolgende Be- |
handlung in der Ultrafilterpresse bereits eine |
geiiügenrle Raffinierung bewirkt. Auf diese |
Weise wird die Behandlung mit Kaik und die |
Saturation entl;ehrlich. |
1:s war nicht zu erwarten, (lall die ( ie- |
w.innuiig von Zuckersaft durch die Anwen- |
flun-, der Kolloidmühle und insbesondere der |
1."ltr;itilterpresse in der oben geschilderten |
Weise vereinfacht und verbilligt werden |
würde. Auch war nicht vorauszusehen. (laß |
fiie Ultrafilterpresse es gestatten würde, (las |
Auslaugen, Pressen und das Filtrieren der |
Zuckerliisung in eirein Arbeitsgange auszu- |
führen. |