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Selen-Tonbad für Silberbilder. Das erfindungsgemäße Tonbad ist seiner
Zusammensetzung (dem starken Gehalt an Fixiernatron) nach ein Tonfixierbad und kann
als solches (bei geeigneter Verdünnung) auch bei Bildern auf auskopierendem Papier
angewendet werden; vorzugsweise aber soll es (bei stärkerer Konzentration) zum Tonen
von Bildern auf Entwicklungs- (Chlor-, Brom-) Papieren nach geschehener Fixierung
im (sauren) Fixierbad dienen.
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Es sind im Handel bereits zwei selenhaltige Tonbäder stark in Aufnahme
gekommen. Durch das Erscheinen neuerer Entwicklungspapiere ist aber auch das Bedürfnis
nach weiteren Kombinationen entstanden. Um diesem Bedürfnis entgegenzukommen, hat
die. Erfinderin in folgendem Verfahren ein Tonbad herausgebracht, welches einerseits
extra rasch und sehr ergiebig tont und anderseits insofern zeitsparend wirkt, als
die zu tonenden Entwicklungspapiere nicht erst einer langen Wässerung vor dem Färbeprozeß
bedürfen, wie dies bei dem einen Selentonbad extra vorgeschrieben ist.
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Die zur Zeit im Handel befindlichen Selen-Tonbäder gehen direkt oder
indirekt vom elementaren Selen aus, wie z. B. im Patent 238513 durch Lösen in Schwefelalkalien
(Karbontoner) oder im Patent 28o679 und Zusatzpatent 296oo9 (Senoltoner) vermittels
Selenosulfat, welches auch ausgehend vom Selen dargestellt wird (Handwörterbuch
der Chemie von F e h 1 i n g 1898, Band 6). Zwei weitere Patente gehen im Gegensatz
hierzu von der selenigen Säure aus: Patent 283205 und 334172. Im ersteren
färbt die selenige Säure bei einer für die Praxis in Betracht kommenden Tonungsdauer
nur auf Grund eines Zusatzes von Salzsäure. Dieser Tonprozeß ist in seiner chemischen
Wirkung noch völlig ungeklärt; nebenbei erwähnt, arbeitet er auf manchen Papieren
recht unzuverlässig und gibt leicht lehmige Töne, die wenig Anklang finden. Patent
334172- ist durch die Anwendung von Chemikalien, die jetzt unerschwinglich teuer
geworden sind, in seiner Anwendung behindert.
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Es wurde nun gefunden, daß durch die Reduktion mit schwefliger Säure
oder einer ganz bestimmten Gattung von Salzen dieser Säure, nämlich der Pvrosulfite,
evtl. unter Zusatz bestimmter anorganischer Salze, welche beschleunigend auf den
Tonprozeß wirken, ein neues Tonungsbad zustande kommt, welches bei vergleichsweise
sehr kurzer Tonungsdauer gute, ansprechende Töne gibt und sehr ökonomisch arbeitet.
Es ist bekannt, daß Selen aus seleniger Säure durch die reduzierende Wirkung der
schwefligen Säure in Freiheit gesetzt wird. Die Schwierigkeit besteht aber darin,
daß die Fällung erst allmählich und auch dann erst in Gegenwart von Silberbildern
erfolgen darf. Die Aufgabe bestand nun darin, Lösungsgemische herzustellen, welche
durch Gegenwart von Stabilisatoren diesen Anforderungen entsprechen. Wie schon früher
im Patent 334172 angegeben ist, ist essigsaures Natron ein derartiger Stabihsator
und ist auch hier gut anwendbar. Im weiteren Verlauf der Versuche zeigte sich,
daß
in den Pvrosulfiten Salze der schwefligen Säure gefunden wurden, welche als Stabilisator
«-irken und zugleich die schweflige Säure bequem zu dosieren gestatten.
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Der eigentliche Tonungsprozeß findet wie im Patent 33.1.172 in Gegenwart
silberlösender Agentien statt; dort «-erden Thiollarrlstoti, H\'drallil oder Hvdroxvlalnin
angewendet; es hat sich aber gezeigt, daß das billigere Thiosulfat denselben Zweck
verrichtet.
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Die Anwendung von Thiosulfat (Fixiernatron) iln photographischen Prozeß
ist an ;ich nichts Außergewöhnliches, und es wird schon bei mehreren Goldersatztonungen
davon Gebrauch gemacht, z. B. im Patent 292352, in welchem mittels telluriger Säure
(ein Homologes der selenigen Säure im periodischen System der Elemente) in Ge-Cenwart
von Fixiernatron die Tonung stattfindet. Derselbe Zusatz ist auch im Patent 28o679
ohne nähere Begründung und im Patent 296oog ausdrücklich zum Behufe der Herstellung
eines zugleich tonenden und fixierenden Bades angegeben. Soweit es sich aber um
die Behandlung von Entwicklungspapieren handelt, hat die Praxis ergeben, daß nline
vorheriges Fixieren nicht viel Gutes zu erreichen ist.
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Das erfindungsgemäße Bad soll. wie schon eingangs erwähnt, insbesondere
zum Toneil von Bildern auf Entwicklungspapieren nach voraufgegangenem Filieren dienen.
Insoweit hat es den weiteren Vorteil, claß es (entgegen der zu bekannten Bädern
gegeberlen Vorschrift) nicht nötig ist, die elltwikkelten Bilder erst sorgfältig
zu wässern, sondern es genügt ein kurzes Abspülen, das als zeitersparend sehr in
die Wagschale fällt.
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In folgendem ist ein Beispiel für die 7.usanimensetzung eines Färbebades
für Bilder auf Entwicklungspapier angegeben: 1 1 Wasser, 1 g selenige Säure, 1o
;; Kaliulnpyrosulfit, Zoo g Fixiernatron, 5o- Zinknitrat. In diesem Bad wird z.
B. ein Bild auf dem Akron«papier der Firma Kraft c& Steudel, G. in. b. H., in
j Minuten durchgetont, während ein gleiches Bild z. B. in bekannten BI-1-der 1l
gleicher Selenkonzentration erst in 30 Minuten durchtont. Diese "Leitersparnis ist
sehr wesentlich und für die Praxis wertvoll.