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Anlage zur Abräumung von Braunkohle u. dgl. unter mächtigem Deckgebirge.
Es ist bekannt, mächtige Braunkohlenflöze in der Weise abzubauen, daß ein fräserartiges
Gerät, das in Seilen an einem auf der Böschungskante fahrbaren Wagen hängt, streifenweise
über die Böschung gefiihrt wird und hierbei eine Schicht Kohle nach der anderen
loshaut (Kohlenhauer), worauf dann die sich am Fuße der Böschung sammelnde Kohle
durch ein baggerartiges Aufladegerät aufgenommen und in Fahrzeuge verladen wird.
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Dies Verfahren hat den Vorteil, daß statt einer größeren Zahl staffelförmig
übereinander aufgebauter vollständiger Baggerbetriebe einschließlich zugehöriger
Gleis- und Förderanlagen nur zwei Geräte,- nämlich der Kohlenhauer und der Auflader
nebst j e einem verhältnismäßig leichten Gleis, notwendig sind.
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Ein Versuch, ein Gerät dieser Art auch für mächtige Deckgebirgsschichten
zu verwenden, ist bisher nicht gemacht worden. Seiner Verwirklichung würden bei
dem heutigen Stande der Abraumtechnik in erster Linie die AbförderuDgsschwierigkeiten
für . die sehr erheblichen Massen, nämlich etwa iooo cbm in der Stunde, hinderlich
gewesen sind. Der übliche zweigleisige Pendelbetrieb mit Abraumzügen auf langer
Baggerstraße würde nicht viel mehr als etwa ein Drittel der Massen bewältigen können;
Ringbahnbetrieb würde daran scheitern, daß die am Gleisende nötige Umkehrschleife
bei ihrem großen Halbmesser der örtlichen Lage halber nicht wohl angeordnet werden
kann ; stetige Förderer schließlich, die auf einer so langen Strecke mit wirtschaftlichem
Nutzen anwendbar wären, sind noch nicht ausgeführt.
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Es ist ferner bekannt, wenigstens im Entwurf die Abraummassen von
der' Arbeitsböschung quer über den Tagebaugraben hin-, weg nach _ der Kippenb'öschung
zu - bringen, und zwar mittels einer quer vierfahrbaren, mit Gurtförderern ausgestatteten
Brücke (vgl. Abb. i). Die Durchführung scheiterte bisher daran, daß, wenn stets
ein etwa halbjähriger Vorrat freigelegter Kohle vorhanden sein sollte, die Brücke
sehr lang und schwer wurde. Denn sie müßte, abgesehen von der freigelegten Kohle,
auch noch den größten Teil der Gesamtabräumböschung sowie die ganze Haldenböschung
überspannen.
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Es ist schließlich bekannt, Halden in der Weise anzuschütten, daß
das Haldengut längs eines Fördergleises am Fuße der Halde ausgeladen und von hier
mittels schrägstehender, längs der Halde vierfahrbarer, endloser Förderer auf die
Halde hinaufgefördert wird. Diese Vorrichtung kann im Gegensatz zu den neuerdings
mehrfach ausgeführten sogenannten Absetzgeräten, welche die Massen über., eine in
gleicher Höhe wie das Zufuhrgleis gelegene Haldenkante hinauswerfen, etwa als Hoch
absetzgerät bezeichnet werden. Ausgeführt ist ein solches Gerät noch nicht, -vermutlich,
weil es selbst sowie die dazu erforderliche, aus mehreren Strängen bestehende Gleisanlage,
zu teuer ist.
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Es kann hiernach festgestellt werden, daß drei an sich recht aussichtsvolle
Einrichtungen deshalb nicht verwirklicht worden sind, weil aus den entgegenstehenden
Schwierigkeiten ein Ausweg nicht gefunden wurde.
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Zweck dieser Erfindung ist nun, die genannten drei Einrichtungen durch
Verbindung miteinander durchführbar zu machen. Das wird dadurch möglich, daß gewisse,
in ihrer Bedeutung bisher nicht erkannte Umstände zu einer Lösung benutzt werden,
die einfach und zweckentsprechend ist.
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Dies sei zunächst an Hand eines Ausführungsbeispiels veranschaulicht
(Abb. z). Ani; Rande der Arbeitsböschung des Deckgebirges verkehrt der Windenwagen
WW des in Seilen daran aufgehängten Erdhauers EH. Die auf' die Oberfläche (das Hangende)
der Kohle hin abrieselnden Massen werden durch einen Aufläder AL erfaßt und auf
einen schräg ansteigenden Fördergurt FG- gelegt, der sich in der fahrbaren . Fürderbrücke
FB befindet. Die Brücke ist - aufgelagert einerseits -nahe ihrem unteren Ende auf
einem Wagen UW, der auf einem auf der Kohlenoberfläche verlegten Gleis verkehrt,
anderseits auf einen ebensolchen Wagen 0W, der -auf einem auf einer Berme
der Halde verlegten Gleis verkehrt. Über
diese Berme -hinaus . ist
die Brücke schräg aufwärts bis zur Haldenoberfiäche ausgekragt. Die Abraummassen
werden kurz vor dem Gleis des Wagens 0W von dem Gurt FG über Kopf abgeworfen.
Etwa die Hälfte gelangt durch Trichter und Fallrohr TF an die obere Kante der unteren
Haldenböschung, wo sie hinabfällt, soweit der Stand der Böschungskante die untere
Mündung des Fallrohrs freigibt. Die andere Hälfte der Abraummasse fällt über einen
Überlauf des Fallrohrtrichters auf einen zweiten Gurt AG, der in dem schräg aufwärts
auskragenden, oberen Ende der Brücke sich befindet. 'Dieser Gurt setzt aufwärts
auf: die obere Böschung der Halde ab. Mit fortschreitendem Abraumbetrieb sind die
Gleise des Windenwagens WW, des unteren und des 'oberen Gurtwagens UW und 0W und.
gegebenenfalls des Auflade.-.s wie üblich durch mit den Wagen verbundene Rückmaschinen
seitlich zu verschieben.
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Es sei nun dargelegt, worauf die besonderen Vorteile der geschilderten
Verbindung von Erdhauer, Förderbrücke und Hochabsetzgerät beruhen.
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Was zunächst den Erdhauer betrifft, so liegt seine Bedeutung darin,
daß der Punkt, an dem die gesamten Abraümmassen gesammelt werden, so nahe nach der
Seite der Halde hin gerückt liegt, als es im Hinblick auf den freizulegenden Kohlenstreifen
irgend möglich ist. Dies hat die günstige Folge, daß bei Anwendung einer Förderbrücke
deren Stützweite sich um dasjenige Stück verringert, das sonst zur Überschreitung
mindestens einer hohen Baggerteilböschung nebst einem angemessenen Sicherheitsstreifen
an deren oberem Rande nötig sein würde. Dies Stück beträgt in dem dargestellten
Beispiel etwa 5o m. (Außerdem fallen Zubringerbrücken, die bei mehrstufigem Baggerbetrieb
nötig wären, vollkommen weg; auch kann der Aufläder in die Brücke eingebaut werden.)
Kommt riun noch am jenseitigen: Brückenende - das Hochabsetzen durch den Kragarm
hinzu,- so ist hierdurch eine weitere Ersparnis arg Brückenlänge in etwa gleichem
Ausmaße möglich, die im dargestellten Falle 5o m beträgt. Gegenüber einem selbständigen
Hochabsetzgerät mit mindestens zwei Unterwagen und Gleissträngen werden beim Hochabsetzen
durch den Kragarm Unterwagen und besondere Gleise hierfür erspart und weiterhin
für den Brückenteil zwischen den Stützpunkten aus bekannten statischen Gründen erhebliche
Gewichtsverminderungen erreicht.
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Durch beide Maßnahmen - Erdhauer und Hochabsetzer - zusammengenommen
kann in dem dargestellten Falle eine Stützweite von nur ioo m -erzielt werden gegenüber
einer solchen von Zoo m, wie sie unter gleichen Ablagerungsverhältnissen bei der
Anlage gemäß Abb. r nötig. sein würde. Sie liegt durchaus im Rahmen des bei Verladebrücken
Üblichen und muß in Anbetracht der bedeutenden Höhen des Deckgebirges einerseits
und der Halde anderseits sowie der ansehnlichen Breite des freiliegenden Kohlenstreifens
als verhältnismäßig gering bezeichnet werden.
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Wenn als Nachteil des Köhlenhauerbetriebes angesehen werden sollte;
daß die ganzen Massen. zunächst bls etwa auf das Hangende des Flözes hinabgeworfen
werden und dann wieder nach oben gehoben werden müssen, so ist dazu zu bemerken,
daB dieser Nachteil bei Verbindung des Erdhauerbetriebes mit der im Abraumbetrieb
üblichen Anwendung von .Lokomotivförderung sehr' ernstlich. in Erscheinung treten
würde, weil -hierzu große Gleislängen, stante Lokomotiven und viele Wagen nötig
wären. Außerdem käme die ungünstige Beanspruchung der elektrischen Stromerzeuger
und_-wandler hinzu.-Durch die -vorgeschlagene Verbindung des Erdhauerbetriebes mit
der hochabsetzenden Förderbrücke dagegen wird diese Hubarbeit durch schräge Anordnung
der Brücke bzw. des darin verlagerten Fördergeräts in zwanglosester Weise und bei
günstiger gleichmäßiger Beanspruchung des Stromnetzes geleistet.
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Es darf darauf hingewiesen werden, daß durch das vorgeschlagene Verfahren
aller Voraussicht nach 'eine Reihe von Lagerstätten restlos im Tagebau gewinnbar
sein werden, bei denen nach dem jetzigen Stande der Technik nur Tiefbau mit seinem
hohen Abbauverluste in Frage kommt.