DE3645211C2 - Flußmittel für das Löten von Leiterplatten - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft ein Flußmittel zum Löten von
Leiterplatten gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
Beim Löten von Platinen für gedruckte Schaltungen,
insbesondere in Lötmaschinen, wird der Lötvorgang in mehreren
Schritten ausgeführt, nämlich Auftragen des Flußmittels
auf die Platine, Vorerwärmen der Platine, Löten und anschließendes
Kühlen der Platine. Die Vorerwärmung erfolgt,
um in erster Linie das Lösungsmittel aus dem Flußmittel
vollständig zu verflüchtigen, damit das Lösungsmittel nicht
explosiv verdampft, wenn es beim anschließenden Löten mit
dem Lot hoher Temperatur in Berührung kommt, denn dies würde
einen gleichmäßigen Auftrag des Lots verhindern. In zweiter
Linie soll der Aktivator im Flußmittel durch das vorläufige
Erwärmen stärker aktiviert werden, und außerdem soll die
Temperatur der Leiterplatte selbst erhöht werden, um die
Temperaturdifferenz zwischen der Platine und dem erwärmten
Lot zu verringern, was den Wärmeschock beim anschließenden
Löten abschwächt. Die Vorerwärmung wird deshalb im allgemeinen
so gewählt, daß die Platine der gedruckten Schaltung
auf 40°C bis 120°C erwärmt wird.
Als Flußmittel wird bisher ein Harz benutzt, dem
ein Beschleuniger oder Aktivator, wie Hydrochlorid von niederem
Amin, beispielsweise Äthylamin zugefügt und der in
Lösung, z. B. Isopropylalkohol (IPA), aufgelöst wird.
Es ist bekannt, daß das Flußmittel aufgrund seines Aktivators
die Fähigkeit hat, Oxide auf der metallischen
Oberfläche der Grundplatten gedruckter Schaltungen und
der metallischen Oberfläche an der Grundplatte anzulötender
elektronischer Elemente fernzuhalten und aufgrund
seines Harzgehaltes die Oberflächenspannung des Lots zu
erniedrigen und zu verhindern, daß das Metall oxidiert.
Ferner wirkt der Isopropylalkohol nicht nur als Lösungsmittel
für den Aktivator und das Harz, sondern auch als
Verdünnungsmittel, wodurch der gedruckten Leiterplatte
eine gleichmäßige Beschichtung mit Lot gegeben und die
aufgetragene Flußmenge gesteuert wird. Das Flußmittel
wird normalerweise unter schäumenden Bedingungen und nur
bei den gebräuchlichen Temperaturen bis höchstens 120°C
benutzt.
Bei den üblichen in Lötmaschinen verwendeten Flußmitteln
ist es nachteilig, daß sie ein leicht entzündbares organisches
Lösungsmittel enthalten. Da es unvermeidlich
ist, das entzündliche Lösungsmittel und das Heizelement
der Lötmaschine nahe zusammen zu bringen, besteht Feuergefahr.
Ein Nachteil der üblichen Flußmittel ist vor
allem, daß sie nicht hinreichend temperaturbeständig
sind, um in Lötverfahren, wie dem, das in der
DE 36 10 747 A1 beschrieben ist, über längere
Zeit auf ca. 150°C erhitzt zu werden. In dem genannten
Verfahren werden solch hohe Temperaturen des Flußmittels
benötigt, da es als Wärmeübertragungsmedium genutzt
wird, um die zu lötende Platine vorzuerwärmen.
Die US-PS 3,970,238 und US-PS 3,660,127 beschreiben ein Flußmittel
zum Löten von Edelstählen, das Orthophosphorsäure
bzw. eine entsprechende Phosphor enthaltende Säure und Wasser
als Lösungsmittel enthält. Derartige Flußmittel sind jedoch
bei höheren Temperaturen nicht ausreichend stabil.
Die GB-A-2 120 964 beschreibt ein Flußmittel, das bei höheren
Temperaturen stabil ist. Das Flußmittel enthält zum einen
Phosphorsäure als Aktivator und hochschmelzende Lösungsmittel,
wie Glycol, Glycolether oder Polyole.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Flußmittel
bereitzustellen, das auch bei langer Erhitzung auf ca.
150°C stabil bleibt und darüber hinaus ein schwer entzündliches
Lösungsmittel enthält.
Die gestellte Aufgabe wird durch das in den Patentansprüchen
beschriebene Flußmittel gelöst. Außerdem werden
eine höhere Lötgeschwindigkeit und gleichmäßigere Lötergebnisse
erzielt.
Die Erfindung beschreibt ein Flußmittel, welches kein
herkömmliches organisches Lösungsmittel enthält, sondern
statt dessen ein Gemisch oder eine Lösung aus einem nicht
entflammbaren oder schwer entzündbaren und niedrig verdampfenden
Lösungsmittel, einem Beschleuniger oder Aktivator,
der bei einer Temperatur oberhalb der zum Erhitzen
des Flußmittels nötigen Temperatur aktiviert, aber
bei der zum Erwärmen des Flußmittels nötigen Temperatur
stabilisiert wird, sowie einem Zusatz, der in dem Lösungsmittel
und dem Aktivator leicht lösbar ist.
Es wird ein Aktivator benutzt, der sich nicht zersetzt und
dessen Qualität keine Änderung erfährt, und der seine Aktivität
beim Löten selbst dann aufrechterhält, wenn er
während langer Zeit auf ca. 150°C erwärmt wird. Ferner
wird ein Lösungsmittel benutzt, um den Aktivator zu
lösen. Dieses Lösungsmittel löst sich gleichfalls nicht
auf und ändert seine Qualität selbst dann nicht, wenn es
auf ca. 150°C erwärmt wird. Außerdem hat es Waschfähigkeiten
und ist ungiftig und eignet sich für das Löten.
Es ist also möglich, eine Platine gleichzeitig mit
dem Flußmittel zu überziehen und vorzuwärmen.
Die Zusammensetzung des Flußmittels kann in Abhängigkeit
von dem einzustellenden Erwärmungsbereich des
Flußmittels bestimmt werden. Vorzugsweise wird ein Flußmittel
vorgesehen, welches aus einem Gemisch eines nicht
entflammbaren oder schwer entzündlichen Lösungsmittels,
eines Aktivators und eines Zusatzes besteht, der in dem
Lösungsmittel und dem Aktivator gut löslich ist. Der Aktivator
wird bei einer höheren Aktivierungstemperatur als
das Flußmittel aktiviert und ist sicher gegenüber der
Erwärmungstemperatur für das Flußmittel. So wird z. B.
ein Flußmittel benutzt, welches Tricresylphosphat (wärmebeständig,
beschleunigungsfördernd und Auflösungs-
und Füllmittel), Phosphorsäure (Aktivator) und 2,3-Dibrompropanol
(Zusatz) enthält sowie ein Flußmittel,
welches Dibutyldiglycoladipat (wärmebeständig, beschleunigungsfördernd
und Auflösungs- und Füllmittel), Phosphorsäure
(Aktivator) und 2,3-Dibrompropanol (Zusatz)
enthält.
Das Flußmittel gemäß der Erfindung wird beispielsweise
auf 100°C bis 150°C erwärmt und muß dabei folgende Anforderungen
erfüllen:
- 1. Als Beschleuniger darf es bei einer Erwärmung auf 150°C während langer Zeit nicht denaturiert oder zersetzt werden und muß bei der Löttemperatur aktiv sein und die Lötbedingungen fördern.
- 2. Als Verdünner des Aktivators muß es den Aktivator auflösen, aber bei einer Erwärmung auf 150°C nicht denaturieren oder zersetzen und soll außerdem dazu beitragen, das Lotauftragsvermögen zu verbessern, und muß abwaschbar sein, ohne einen giftigen Stoff abzugeben.
Als ein das erste Erfordernis erfüllender Aktivator ist
erfindungsgemäß Phosphorsäure gewählt worden. Dazu gehört
Orthophosphorsäure (H₃PO₄), Pyrophosphorsäure
(H₄P₂O₇) und Metaphosphorsäure (HPO₃)n.
Hinsichtlich des Auflösungsvermögens sind
Orthophosphorsäure und Pyrophosphorsäure vorzuziehen,
von denen die erstere bevorzugt
zum Fördern der Lötbedingungen benutzt wird. Wenn nachfolgend
von Phosphorsäure die Rede ist, bezieht sich
dies auf Orthophosphorsäure.
Das Lösungsmittel muß den Aktivator auflösen können
und hochtemperaturbeständig sein und mit Phosphorsäure
gemischt das Auftragsvermögen des Lots verbessern. Das
Lösungsmittel gemäß der Erfindung ist aus der Gruppe der wärmebeständigen
Phthalsäureester,
Fettsäureester, Malein- und Fumarsäureester sowie
Orthophosphorsäureester (wärmebeständig) aufweisenden Weichmacher.
Diese Lösungsmittel sind hinsichtlich des Auflösungsvermögens
mit Phosphorsäure geprüft worden, wozu 4 Gew.-%
Phosphorsäure zu 100 Gew.-% jedes der Lösungsmittel
hinzugefügt wurde und das Gemisch dann eine Stunde lang
auf 120°C erhitzt wurde. Die Mittel sind gleichfalls
hinsichtlich der Lötbedingungen geprüft worden. Hierzu
wurden einige Tropfen des Gemisches gemeinsam mit einem
Stück Lot von 250 mg auf eine 30 mm×30 mm große Kupferplatte
gegeben und diese dann 30 Sekunden lang auf eine
Temperatur von 250°C erwärmt. Die Ergebnisse sind in
Tabelle 1 aufgeführt, in deren Auswertungsspalten sich
folgende Zeichen finden: , ○, ∆ und ×. Diese bezeichnen
optimale, gute, zufriedenstellende bzw. nicht gute
Ergebnisse.
Anhand der Versuchsergebnisse wurden als Lösungsmittel Tributoxyäthylphosphat
(TBXP), Tricresylphosphat (TCP) und Cresylphenylphosphat
(CDP) aus der Gruppe der Orthophosphorsäureester, Dibutylmaleat
(DBM) aus der Gruppe der Maleinsäureester und Dibutyladipat sowie
Dibutyldiglycoladipat aus der Gruppe der Fettsäureester ausgewählt.
Es hat sich gezeigt, daß Orthophosphorsäureester als Lösungsmittel
zur Lösung in der Phosphorsäure
geeignet ist, statt gegen die Beschleunigungsfunktion
der Phosphorsäure zu wirken. So wurde mit Trisdichlorpropylphosphat
(CRP) und dem halogenhaltigen, kondensierten
Phosphorsäureester zusätzlich zum Tributoxyäthylphosphat
und Cresyldiphenylphosphat eine Wärmebehandlung vorgenommen.
Dabei wurden diese Stoffe während einer Stunde
auf 180°C erwärmt (entsprechend 120°C während 64 Stunden)
und Änderungen im Farbton und der Viskosität überprüft.
Es wurde festgestellt, daß Tributoxyäthylphosphat,
Tricresylphosphat und Cresyldiphenylphosphat sich leicht
in Richtung zu gelb geändert hatten, während die Viskosität
unverändert war, während das halogenhaltige Orthophosphorsäureester
sich zu braun verändert hatte und die
Viskosität merklich erhöht war.
Deshalb wurde beschlossen, Tributoxyäthylphosphat, Tricresylphosphat,
Tricresyldiphenylphosphat, Dibutylmaleat,
Dibutyladipat und Dibutyldiglycoladipat als Lösungsmittel
einzeln oder im Gemisch zu verwenden.
Das Verhältnis zwischen Phosphorsäure und Lösungsmittel
wurde im Bereich von 5 : 1000 bis 0,5 : 1000 in der
Familie von Phosphorsäure und Tricresylphosphat untersucht.
Es hat sich gezeigt, daß mindestens mehr als
1 Gew.-%, vorzugsweise mehr als 3 Gew.-% Phosphorsäure für
100 Gew.-% Lösungsmittel benötigt wird, wie Tabelle 2
zeigt.
Ferner wurden einige Zusätze untersucht, und dabei stellte
sich heraus, daß 2,3-Dibrompropanol im Bereich
der Löttemperatur aufgelöst wird und ein Gas erzeugt,
welches eine Rührwirkung im Lötflußmittel erzeugt,
wodurch die Lötbedingungen ebenso wie die Lötgeschwindigkeit
verbessert werden. Ferner hat sich gezeigt, daß
herkömmliches Harz und mit Phenolharz denaturiertes Harz
hinzugefügt werden kann. Das aus der Phosphorsäure und
dem genannten Lösungsmittel zusammengesetzte Lötflußmittel
hat, ohne ein brennbares und flüchtiges organisches
Lösungsmittel, wie Isopropylalkohol und dgl. zu
enthalten, eine solche Wärmebeständigkeit, daß es in dem
Flußmittelvorratsbehälter einer automatischen Lötvorrichtung
beispielsweise bis auf 100°C bis 150°C erwärmt und
auf die zu lötende Platine aufgetragen werden kann.
Das Flußmittel wird nicht verfärbt
oder denaturiert und erzeugt auch keinen unangenehmen
Geruch und kein giftiges Gas oder Feuergefahr durch
Verbrennen. Das Flußmittel verbessert das wirksame Lötvermögen
ebenso wie das Lotbenetzungsvermögen.
In Tabelle 3 sind die Lötflußmittel aufgeführt, die erfindungsgemäß
zusammengesetzt sind und deren Eigenschaften
mit einem Moniscographen ausgewertet wurden. Dabei
zeigte sich, daß die Flußmittel dem bekannten, handelsüblichen
Flußmittel insbesondere beim Löten von Messing
und Nickel überlegen sind.
Claims (2)
1. Flußmittel für das Löten von Leiterplatten mit einer
Lösung oder Mischung aus einem nicht brennbaren oder
schwer entzündlichen Lösungsmittel mit geringem Dampfdruck,
das aus einem oder mehreren der folgenden Stoffe
Tricresylphosphat, Cresyldiphenylphosphat, Tributoxyethylphosphat,
Dibutyladipat, Dibutylglycoladipat
und Dibutylmaleat ausgewählt ist,
- mit Phosphorsäure, die auch Orthophosphorsäure (H₃PO₄), Pyrophosphorsäure (H₃P₂O₇) und Metaphosphorsäure (HPO₃)n einschließt als Aktivator, der bei einer höheren Temperatur als die des erhitzten Flußmittels aktiviert und bei der Temperatur des erhitzten Flußmittels stabilisiert ist, und
- mit 2,3-Dibrompropanol als Zusatz, der in dem Lösungsmittel und dem Aktivator leicht löslich ist.
- mit Phosphorsäure, die auch Orthophosphorsäure (H₃PO₄), Pyrophosphorsäure (H₃P₂O₇) und Metaphosphorsäure (HPO₃)n einschließt als Aktivator, der bei einer höheren Temperatur als die des erhitzten Flußmittels aktiviert und bei der Temperatur des erhitzten Flußmittels stabilisiert ist, und
- mit 2,3-Dibrompropanol als Zusatz, der in dem Lösungsmittel und dem Aktivator leicht löslich ist.
2. Flußmittel nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Zusatz weiterhin aus Harz oder mit Phenolharz
denaturiertem Harz besteht.
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