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Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf eine Behandlungseinheit für textile Schlauchware gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
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In der DE-AS 28 48 409 wird ein zylindrischer Breithalter für Schlauchware beschrieben, der z. B. in einer Stabilisiereinheit einer Merzerisieranlage nach DE-PS 29 40 867 eingesetzt wird. Eine solche Behandlungseinheit, die sich hinter dem Foulard und dem Luftgang einer vorgenannten Merzerisieranlage anschließt, dient dem kontinuierlichen Betrieb zur Behandlung von Schlauchware. Die in dieser Behandlungseinheit befindlichen Breithalter haben die Aufgabe, die merzerisierte Schlauchware zu stabilisieren. Würde man eine Behandlung mit Breithaltern nicht vornehmen, so ginge die durch die Merzerisation erfolgte Eigenschaftsverbesserung der Ware wieder verloren.
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Wie erwähnt, wird bei diesen bekannten zylindrischen Breithaltern die Schlauchware in flacher Form zugeführt und beim Einlauf in den Breithalter über Einlaufeinrichtungen, z. B. Umlenkwalzen und nachgeordnete kegelstumpfförmige Körper, zur zylindrischen Form aufgeweitet. Am Auslauf wird die Schlauchware dann wieder vom Breithalter abgezogen und in flacher Form weitergeführt. Dabei sind neben den genannten kegelstumpfförmigen Auslaufkörpern oft auch noch federnde Ausbreiteschwerter vorgesehen, die das Flachlegen der Schlauchware sicherstellen.
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Der zylindrische Breithalter hat den Vorteil, daß er keine Bugmarkierungen an der Schlauchware hinterläßt, weil die Ware auf seinem gesamten Umfang anliegt. Im Gegensatz dazu berühren die Flach-Breithalter die Ware nur an den Kufen, wobei an diesen Stellen Markierungen entstehen, die sog. Bugmarkierungen, die den Wert der Ware erheblich mindern können. In der DE-AS 28 48 409 ist auf die Vorteile und Unterschiede der zylindrischen Breithalter gegenüber den Flach-Breithaltern ausführlich hingewiesen.
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Beim Behandeln von Schlauchware auf Breithaltern können unerwünschte Dehnungen und Warenverzüge auftreten, die man durch aufwendige Maßnahmen nur etwas mindern kann. Ein Verzug in der Ware entsteht dadurch, daß die Ware von derjenigen Stelle aus, an der sie an einer Umlenkwalze von der flachliegenden Form sich aufzuweiten beginnt, bis zu der zugeordneten Stellen, wo der Schlauch zylindrische Form angenommen hat, d. h. den zylindrischen Breithalter selbst oder eine Stelle am vorgeordneten kegelförmigen Ein- oder Auslaufkörperumfang berührt, unterschiedlich lange Wege vorliegen. Diese unterschiedlichen Weglängen treten umsomehr in Erscheinung, je geringer der Abstand von der Umlenkwalze bis zum zylindrischen Breithalter ist. Es sind die Abstandslinien von der Umlenkwalzenmitte bis zu der Stelle, wo der Schlauch mit seinem Umfang den zylindrischen Breithalter berührt, länger als die Linien, die vom Walzenende entlang der Buglinie auf den zylindrischen Breithalter führen. Diese Längenunterschiede verursachen im Warenschlauch unterschiedliche Spannungen und somit Dehnungen oder Verzüge, die umsomehr in Erscheinung treten, je kürzer der Abstand zwischen der Umlenkwalze und dem Breithalter ist.
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Derartige Verzüge treten sowohl beim Einlauf als auch beim Auslauf des Breithalters auf. In der Praxis ist in den meisten Fällen nicht nur ein Breithalter vorgesehen, sondern es sind in einer Behandlungseinheit nach der oben genannten DE-AS 28 48 409 meist mehrere zylindrische Breithalter aufeinanderfolgend angeordnet, über die nacheinander die Ware geführt wird. Dabei sind die vor und hinter den einzelnen Breithaltern vorgesehenen Umlenkwalzen sämtlich mit parallelen Achsen angeordnet. Auf diese Weise addieren sich nicht nur die Verzüge im Einlauf und im Auslauf eines Breithalters, sondern der Effekt vervielfacht sich noch mit der Anzahl der in einer Behandlungseinheit eingesetzten Breithalter.
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Da, wie oben kurz erwähnt, die Längenunterschiede und damit die Verzüge an den verschiedenen Stellen auf dem Schlauchumfang vom Abstand zwischen Umlenkwalze und Breithalter abhängig sind, könnte man diese Verzüge mindern, wenn man die Umlenkwalzen in genügend großem Abstand vom Einlaß- bzw. Ablaufkegel des zylindrischen Breithalters entfernt anordnen würde. Eine Vergrößerung des Abstandes zwischen den Umlenkwalzen und den zylindrischen Breithaltern bzw. deren Einlauf- und Auslaufkörpern hätte aber auch eine erhebliche Vergrößerung der Abmessungen der gesamten Anlage, z. B. in ihren Höhenabmessungen, zur Folge. Eine solche Vergrößerung der Dimensionen ist aber unerwünscht und läßt sich oft überhaupt nicht durchführen.
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Ausgehend von dem oben im Zusammenhang mit der DE-AS 28 48 409 genannten Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine mit zylindrischen Breithaltern ausgerüstete Behandlungseinheit so auszugestalten, daß die Schlauchware nach ihrer Behandlung möglichst verzugsfrei bleibt und die Kompaktheit der gesamten Anlage nicht infrage gestellt ist.
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Die Aufgabe wird erfindungsgemäß bei der gattungsgemäßen Vorrichtung durch die kennzeichnenden Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst. Die Erfindung ist nicht nur auf einen einzelnen zylindrischen Breithalter anwendbar, sondern läßt sich ebenso bei Behandlungseinheiten mit mehreren aufeinanderfolgenden zylindrischen Breithaltern verwenden. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Breithalter selbst mit vertikaler Achse oder mit horizontaler Achse angeordnet sind.
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Durch die Winkelverdrehung der Ausbreitrichtungen an Ein- und Auslauf wird der Verzug am Einlauf durch einen weiteren Verzug am Auslauf weitgehend ausgeglichen, denn Stellen auf dem Umfang des Schlauches, die am Einlauf einen größeren Verzug erfahren haben, erleiden am Auslauf einen geringeren oder gar keinen Verzug bzw. umgekehrt. Die Verteilung des Längszuges auf dem Umfang der Schlauchware wird daher gleichmäßiger.
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Aus der DE-OS 18 01 563 ist es an sich bekannt, zwei Breitenreckvorrichtungen für textile Schlauchware um einen Winkelbetrag vom 90° um die Längsachse der Schlauchware verdreht anzuordnen. Mit dieser Konstruktion sollen "schwimmende" Reckvorrichtungen, zu denen der aus der DE-AS 28 48 409 bekannte Breithalter gehört, ersetzt werden. Dabei treten technische Problemstellungen auf, die sich von dem der Erfindung zugrundeliegenden Problem erheblich unterscheiden.
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist im folgenden anhand der Zeichnung näher erläutert. Es zeigt schematisch
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Fig. 1a eine Ansicht von zwei zylindrischen Breithaltern mit vertikaler Achse von oben, gemäß Linie A-A in Fig. 2a,
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Fig. 1b einen Schnitt durch zwei zylindrische Breithalter gemäß Linie B-B in Fig. 2a,
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Fig. 2a eine Seitenansicht eines Breithalters mit Wareneinlauf und Warenauslauf gemäß Linie C-C in Fig. 1a und
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Fig. 2b eine Seitenansicht eines Breithalters mit Warenauslauf und Wareneinlauf gemäß Linie D-D in Fig. 1a.
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Die Fig. 1a, 1b, 2a und 2b stellen stark vereinfacht verschiedene Ansichten bzw. Schnitte ein und derselben Behandlungseinheit mit zwei vertikal angeordneten zylindrischen Breithaltern B 1 und B 2 dar. Die zylindrischen Breithalter entsprechen hier im Ausführungsbeispiel den bekannten und in der DE-AS 28 48 409 beschriebenen Breithaltern und sind daher hier nicht näher erläutert.
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Aus der Fig. 2a, die den Wareneinlauf von oben links auf den Breithalter B 1 zeigt, ist zu erkennen, daß die strichpunktiert eingezeichnete Ware flach in einer Ebene liegend in Pfeilrichtung einem Einlaufteil E 1 zugeführt wird. Der Einlaufteil E 1 enthält eine Umlenkwalze 1 und gegebenenfalls einen nicht näher bezeichneten konischen Übergangsteil zum Breithalter B 1. Die Lage der Walzenachse bestimmt die jeweilige Ausbreitrichtung der flachgelegten Ware. Nach der Umlenkwalze 1 wird die Ware auf die Schlauchform aufgespreizt und über den Breithalter B 1 nach unten gezogen. Die dafür erforderliche Zugkraft kann beispielsweise durch einen in bekannter Weise und hier nicht näher dargestellten Antrieb der Umlenkwalzen 1, 2, 3 oder 4 erfolgen.
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Am unteren Ende des Breithalters B 1 ist eine Auslaufeinrichtung A 1 vorgesehen, die wieder einen konischen Übergangsteil und eine Umlenkwalze 2 enthält. Im Übergangsteil können verschwenkbare Ausbreitschwerter 11 vorgesehen sein, die von innen gegen die Schlauchware W drücken und dadurch ein gutes Flachlegen der Ware sicherstellen. Die Ware läuft dann über die Umlenkwalze 2 und wird hinter ihr in flacher Form weitertransportiert.
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Wie die Fig. 1a und 2a deutlich zeigen, ist am Auslauf A 1 die Achse der Umlenkwalze 2 gegenüber der Achse der Umlenkwalze 1 am Einlauf E 1 um 90° winkelverdreht. Dadurch erhält die flachgelegte Ware W am Auslauf A 1 des Breithalters B 1 gemäß Fig. 1a eine Transportrichtung quer zur Einlaufrichtung. In der Fig. 2a zeigt die Auslaufrichtung auf den Betrachter zu.
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Anhand der Fig. 1a, 1b und 2a soll für den Auslauf A 1 des Breithalters B 1 kurz die Entstehung der Verzüge in der Ware erläutert werden. Zu diesem Zweck wird der Weg einer Stelle x auf dem Umfang des Schlauches beim Weitertransport des Schlauches verfolgt. Diese Stelle x wird als im Bug der flachgelegten Schlauchware W liegend angenommen. Die Stelle x läuft bei x 1 über die Umlenkwalze 1 und gelangt nach dem Aufweiten zur Stelle x 2 auf dem Umfang des Breithalters B 1. Von hier führt der Weg entlang des Breithalters B 1 zur Stelle x 3, von wo aus sie im Auslauf A 1 nach x 4 an der Umlenkwalze 2 kommt. Die letztgenannte Lage der Stelle x 4 liegt wegen der besonderen Walzenanordnung nicht mehr im Bug der abgezogenen Ware, wie es beim Einlauf der Fall war, sondern in der Mitte der Warenbahn W.
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Analog dazu verläuft der Weg einer in der Mitte der zugeführten Ware angenommenen Stelle y über y 1 in der Mitte der Umlenkwalze 1 im Einlaufteil E 1, nach y 2 und y 3 auf dem Breithalterumfang und weiter nach y 4 außen an der Umlenkwalze 2 des Auslaufes A 1.
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Im Einlauf E 1 ist der Weg y 1-y 2 länger als der Weg x 1-x 2. Bei der Stelle y des Schlauches ergibt sich daher ein Verzug in der Schlauchware. Am Auslauf A 1 dagegen ist der Weg x 3-x 4 länger als der Weg y 3-y 4, so daß hier ein Verzug bei der Stelle x auftritt. Für alle Zwischenstellen zwischen den angenommenen Punkten x und y gilt sinngemäß das Gleiche. Die Verzüge an diesen Stellen liegen in ihrem Wert zwischen den oben genannten Extremwerten von x und y. Dies zeigt, daß infolge der Winkelverdrehung der Auslaufrichtung gegenüber der Einlaufrichtung, d. h. durch andere Lage der Umlenkwalzenachsen, die nicht vermeidbaren Verzüge in der Ware von Einlauf und Auslauf sich im wesentlichen kompensieren.
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In der Praxis zeigt es sich, daß ein einmaliges Verdrehen des Schlauches zwischen Einlauf und Auslauf in manchen Fällen nicht ausreichend ist, eine völlig verzugsfreie Ware zu erhalten. Der Effekt wird durch das Nachschalten eines weiteren Breithalters B 2 oder gar mehrerer Breithalter verbessert. Bei einer solchen Ausführung wird gemäß Fig. 1b und 2b die Schlauchware W von unten kommend über eine Umlenkwalze 3 einem weiteren Breithalter B 2 über dessen Einlaufteil E 2 zugeführt. Nachdem die Ware W den Breithalter B 2 über dessen Auslaufteil A 2 mit Ausbreitschwertern 12 verlassen hat, wird sie über die Walze 4 in flacher Form wieder abgezogen bzw. über eine Umlenkwalze einem weiteren Breithalter der Behandlungseinheit zugeführt. Wie der Fig. 1a zu entnehmen ist, steht, in Laufrichtung der Ware W gesehen, der Breithalter B 2 zum Breithalter B 1 um 90° versetzt. Weiterhin liegen bei diesem Ausführungsbeispiel die Achsen der Umlenkwalzen 2 des Breithalters B 1 und der Umlenkwalze 3 des Breithalters B 2 parallel zueinander, die Umlenkwalze 4 am Auslauf A 2 des Breithalters B 2 jedoch wieder um 90° gegenüber der Umlenkwalze 3 am Einlaufteil E 2 des Breithalters B 2 abgewinkelt. So verlaufen Einlaufrichtung am Beginn der Behandlungseinheit und Auslaufrichtung der Ware am Ende der Behandlungseinheit wieder parallel und um das Abstandsmaß zwischen den Breithaltern B 1 und B 2 versetzt. Für das Auftreten der örtlichen Dehnungen und Verzüge in der Schlauchware und deren Ausgleich gilt beim Breithalter B 2 das Gleiche, wie oben beim Breithalter B 1 erläutert wurde.
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Die Zugrichtungsänderung, welche die Ware im Bereich zwischen Einlauf des Breithalters und seinem Auslauf erfährt, bewirkt einen Spannungsausgleich, der entsprechend der Anzahl der Breithalter den Verzug der Ware mindert bzw. ganz aufhebt. Der Verzug tritt praktisch gleichmäßig über den ganzen Schlauchumfang verteilt auf. Der erzielte Ausgleich ist unabhängig vom Abstand der Umlenkwalzen vom Breithalter. Die Bauhöhe der Behandlungseinheit muß daher nicht vergrößert werden. Dasselbe gilt auch für eine etwaige horizontale Anordnung der Breithalter.