Patentanwälte Dipl.-Ing. H. Weickmann, Dipl.-Phys. Dr. K. Fincke
Dipl.-Ing. R A.Weickmann, Dipl.-Chem. B. Huber
Dr. Ing. H. Liska
-t-
2 9. Sep. 1978
8 MÜNCHEN 86, DEN . K lola
POSTFACH 860 820
MÖHLSTRASSE 22, RUFNUMMER 98 39 21/22
DLCH
Ske Stigebrandt
Lillbräckegatan 15, 451 00 Uddevalla, Schweden
Verfahren zur Verarbeitung des Schlammwasserinhalts einer Abwassergrube und Vorrichtung zur Durchführung .eines
solchen Verfahrens.
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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verarbeitung des Schlammwasserinhalts einer Abwassergrube oder dergleichen
mittels einer fahrbaren Anlage, wobei der Schlammwasserinhalt in einen Sammeltank der fahrbaren Anlage
überführt wird, wobei außerdem das Schlammwasser mit Chemikalien, wie ausfällenden und schlammstabilisierenden
Wirkstoffen, behandelt wird, wobei weiterhin das Schlammwasser in einen Schlammanteil und in einen aus gereinigtem
Wasser (Frischwasser) bestehenden Anteil getrennt wird und wobei schließlich das Frischwasser der Anlage entnommen
wird. Zur Erfindung gehört außerdem eine Vorrichtung zur Durchführung eines solchen Verfahrens.
Kleine Reinigungsanordnungen zur Reinigung von Abwasser, das aus einem oder mehreren Wohnhäusern stammt, enthalten
Schlammseparatoren, die beispielsweise aus zwei oder drei hintereinandergeschalteten Abwassergruben bestehen. Damit
diese Anordnungen ordnungsgemäß arbeiten können, muß man den in den Abwassergruben angesammelten Schlamm von Zeit
zu Zeit entfernen. Dies geschieht dadurch, daß man den gesamten Schlammwasserinhalt der Grube entnimmt und ihn zur
Weiterverarbeitung in eine zentrale Reinigungsanlage fährt. Eine solche Maßnahme erfordert relativ lange Transporte. Hinzu
kommt, daß die zentralen Reinigungsanlagen imstande sein müssen, erhebliche Mengen an Schlammwasser zu verarbeiten.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren sowie eine Vorrichtung zur Verarbeitung des
Schlammwassers anzugeben, die mit einem geringeren Transportaufwand auskommen und keine großen zentralen Reinigungsanlagen
verlangen. Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch das im Patentanspruch 1 charakterisierte Verfahren
sowie durch die Vorrichtung gemäß dem Patentanspruch gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen
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der Erfindung sind Gegenstand weiterer Ansprüche.
Die Erfindung wird nun unter Bezugnahme auf die beigefügte Zeichnung näher erläutert. Es zeigen:
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Fig. 1 und 2 Seitenansichten eines Ausführungsbeispiels der Erfindung;
Fig. 3 in einer Seitenansicht längs der Linie A-A der Fig. 1 eine Einzelheit;
Fig. 4 in einem vereinfachten, schematischen Diagramm das
Ausführungsbexspiel der Fig. 1; und
Fig. 5 in schematischer Darstellung die zu einem vollen
Arbeitszyklus gehörenden Arbeitsschritte.
Die in Fig.. 1 dargestellte fahrbare Anlage, mit der sich
Schlammwasser verarbeiten läßt, ist auf dem Fahrgestell eines Lastwagens montiert. Sie enthält einen Sammeltank 1
mit Platz für 5 m3 Schlammwasser. Bei diesem Fassungsvermögen kann der Inhalt der meisten Abwassergruben als eine
einzige Füllung verarbeitet werden. Der Sammeltank 1 befindet sich zusammen mit einem Tank für gereinigtes Wasser
(Frischwassertank) 15 in einem gemeinsamen Behälter. Dieser Behälter wird durch eine innere Trennwand in Form
mehrerer Trichter in zwei Hohlräume geteilt. Der obere Hohlraum bildet den erwähnten Sammeltank 1, während der
untere Hohlraum den genannten Frischwassertank 15 darstellt. Das Fassungsvermögen des unteren Hohlraumes entspricht
etwa dem des oberen Hohlraumes. Die trichterartige Form der Trennwand erleichtert die Ablagerung des behandelten
Schlammwassers und die Entleerung des Sammeltankinhaltes.
Der Sammeltank 1 steht über ein Ventil 22 (Fig^
3) mit einer Leitung 2 in Verbindung, die ihrerseits mit
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einem auf einer Schlauchtrommel 11 befindlichen Schlauch
10 verbunden ist. Der Frischwassertank 15 kann über ein Ventil 23 (Fig. 3) mit der Leitung 2 verbunden werden.
Die Leitung 2 und der Schlauch 10 werden für die Aufnahme der Schlammwassers wie auch für die Abgabe des Frischwassers
verwendet, über einen Spender 3 ist ein Chemikalienbehälter
4 mit der Leitung 2 verbunden.
In der Leitung 2, und zwar zwischen dem Spender 3 und dem Sammeltank 1, befindet sich eine Anordnung (Mischer) 5,
die für eine turbulente Strömung sorgt.
Der untere Teil des Sammeltanks 1 ist mit einer Leitung 9
verbunden, die ihrerseits über ein Ventil 8 auf einen Sedimenttank 6 geführt ist. Das untere Ende des Sedimenttankes
6 steht über ein Ventil 12 und eine Leitung 13 mit einer Entwässerungseinheit 7 in Verbindung,■ die ein in
einem Gefäß 14 (Fig. 4) befindliches Trommel-Vakuumfilter enthält. Der Schlammpegel in dem Gefäß 14 wird- von einem
Pegelfühler 39 (Fig. 4) überwacht,der das Ventil 12 dazu
bringt, sich zu öffnen oder zu schließen. Unterhalb der der.Entwässerungseinheit 7 befindet sich ein Schlammbehälter
18. Dieser Behälter ist so aufgestellt, daß der entwässerte Schlamm aus dem Vakuumfilter nach unten in
den Schlammbehälter 18 fällt. Ein hydraulischer Zylinder 20 betätigt eine Entleerungsklappe 19, die am unteren Ende
des Behälters 18 angebracht ist. Der innere Teil des Trommel-Vakuumfilters ist über ein Ventil 17 und eine Leitung
16 mit dem Frischwassertank 15 verbunden.
Die für den Betrieb der Anlage erforderliche Leistung wird von einem Dieselmotor 21 geliefert, der eine hydraulische
Pumpe und einen Stromgenerator antreibt.
Der Transport des Wassers und des Schlamms innerhalb der
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Anlage wird dadurch ermöglicht, daß die verschiedenen
Tanks und Behälter unterschiedlichen Drücken ausgesetzt werden. Die Druck- und Unterdrucksysterne sind in Fig. 4
dargestellt, und zwar in Form eines vereinfachten Diagramms; dabei ist der Sedimenttank 6 nicht eingezeichnet.
Eine Vakuumpumpe 24 ist über einen Schmutzseparator 26 mit einer Leitung 28 verbunden, die ihrerseits mit dem
Sammeltank 1 und dem Frischwassertank 15 über ein Ventil 30 bzw. 31 verbunden werden kann. Ein Kompressor 25 steht
mit einem Drucklufttank 27 mit einer Leitung 29 in Verbindung, die ihrerseits mit dem Sammeltank 1, mit dem Frischwassertank
15 und der Entwässerungseinheit 7 über ein Ventil 32 bzw. 33 bzw. 34 verbunden werden kann. In Reihe mit
den Ventilen 32 und 33 liegen Regelventile 35 bzw. 36. Ist ein Sedimenttank vorgesehen, so ist dieser in ähnlicher Weise
wie die Tanks 1 und 15 angeschlossen. Im Sammeltank 1 und im Gefäß 14 der Entwässerungseinheit sind Pegelfühler
37, 38 bzw. 39 vorgesehen. Die Entwässerungseinheit 7 und die Schlauchtrommel 11 werden über hydraulische Motoren
40 bzw. 41 angetrieben. Ein Schutzventil 41' ist zwischen
die Leitung 2 und den Spender 3 eingesetzt, damit kein Wasser aus der Leitung 2 in den Spender 3 übertreten kann.
Im folgenden wi'rd die Arbeitsweise der Anlage unter Bezugnahme
auf die Fig. 4 beschrieben.
Der Schlauch 10 wird von der Trommel 11 gewickelt und in
die zu behandelnde Abwassergrube eingebracht. Die Vakuumpumpe 24 wird mit dem Sammeltank 1 verbunden, und das
Schiammwasser wird über den Schlauch 10 und die Leitung
2 in den Sammeltank 1 gesogen; zugleich fügt der Spender
3 Chemikalien aus dem Chemikalienbehälter 4 dem Schlammwasser hinzu. Beim Durchtritt durch den Mischer 5 werden
die Chemikalien und das Schlammwasser vollständig durch-
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mischt. Wenn das gesamte Schlammwasser aus der Abwassergrube in den Sammeltank 1 überführt ist, wird das Ventil
22 geschlossen und beginnt der Ausflockungs- bzw. Eindikkungsprozeß im Sammeltank. Während dieses Vorganges wird
der Inhalt des Frischwassertanks 15, der von der Behandlung der vorhergehenden Abwassergrube herrührt, in die
momentan bearbeitete, leere Abwassergrube abgegeben. Dies geschieht durch Öffnung der Ventile 23 und 33, wodurch das
Wasser durch die Leitung 2 und den Schlauch 10", dessen Ende sich noch immer in der Abwassergrube befindet, hindurchgedrückt
wird · ^ann wird das Ventil 2 2 geschlossen, das
Ventil 12 geöffnet und der Druck im Sammeltank 1 durch Öffnung des Ventils 32 erhöht. Dadurch fließt das ausgeflockte
Schlammwasser durch die Leitung 13 in das Gefäß 14 der Entwässerungseinheit 7. Der Entwässerungsprozeß
setzt mit Öffnung des Ventils 17 ein, und der Druck im Frischwassertank 15 wird durch Öffnung des Ventils 31 vermindert.
Dadurch wird Frischwasser durch die Leitung 16 in den Tank 15 geleitet, während der entwässerte Schlamm
nach unten in den Schlammbehälter 18 fällt. Schlamm, der
am Vakuumfilter haftet, wird durch Erzeugung von Druckluftstößen aus dem Druckluftsystem entfernt.
Mit Beginn der Entwässerung rollt man den Schlauch 10 auf die Trommel 11 und fährt die Anlage zur anschließend zu
behandelnden Abwassergrube. Während der Fahrt wird der Entwässerungsprozeß so lange fortgesetzt, bis der gesamte
Schlamm entwässert ist.
Der Verarbeitungsprozeß wird, falls erforderlich, um eine gesonderte Sedimentierung des ausgeflockten Schlammwassers
im Sammeltank 1 erweitert. In diesem Fall wird der Sedimenttank 6 in der in Fig. 5 dargestellten Weise verwendet.
Diese Figur zeigt fünf aufeinanderfolgende Verfahrensschritte, die zusammen einen vollen Arbeitszyklus der Anlage bilden.
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Zu Schritt 1 gehört die Überführung des Inhaltes der Abwassergrube
in den Sammeltank 1, wobei zugleich, wie bereits erwähnt, Chemikalien zugegeben werden. Dann schließt
man das Ventil 22 und Schritt 2 beginnt. Beim Schritt 2 wird das Schlammwasser im Sammeltank 1 ausgeflockt und
setzt sich auf dem Tankboden ab. Gleichzeitig wird, wie ebenfalls bereits geschildert, Frischwasser aus dem Tank
15 in die Grube geleitet. Wenn sich der Sedimentationsvorgang im Tank 1 verlangsamt - dies geschieht nach etwa 10
Minuten, wenn man Calciumhydroxid oder Eisenchlorid nimmt -setzt Schritt 3 ein.
Im dritten Schritt wird der Tank 1 mit dem Luftdrucktank 27 verbunden und das Ventil 8 geöffnet. Sobald abgelagerter
Schlamm aus dem Tank 1 durch die Leitung 9 in den Sedimenttank 6 transportiert wird, wird das in der Leitung
13 befindliche Ventil 12 geöffnet. Dadurch wird zwischen
dem Gefäß 14 in der Entwässerungseinheit 7 'und dem Sedimenttank 6 eine Verbindung hergestellt, und das Sediment
wird in das Gefäß 14 überführt. Dann beginnt die Entwässerungseinheit
7 zu arbeiten, das Ventil 17 wird geöffnet und der Luftdruck im Frischwassertank 15 wird durch Herstellen
einer Verbindung zwischen dem Tank 15 und der Vakuumpumpe 24 verringert. Wenn die gesamte Ablagerung
aus dem Tank 1 in den Sedimenttank 6 überführt ist, wird das Ventil 8 geschlossen. Der Tank 1 enthält nun Wasser,
das während des Sedimentierens geklärt worden ist. Verglichen mit dem Schlammwasser enthält dieses geklärte
Wasser nur noch einen kleinen Anteil an Verunreinigungen.
Während des Schrittes 4 wird das geklärte Wasser aus dem Tank 1 durch Öffnung des Ventils 22 in die Abwassergrube
geleitet. Gleichzeitig wird die Entwässerung der Schlammablagerung fortgesetzt.
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Während des fünften Schrittes rollt man den Schlauch
auf der Trommel 11 auf und fährt die mobile Anlage zu
der anschließend zu behandelnden Abwassergrube. Während
des Transports wird die Entwässerung der Schlammablagerung fortgesetzt, bis das Sediment vollständig verarbeitet ist.
Wenn man bei der anschließend zu bearbeitenden Abwassergrube eintrifft, hat die Anlage einen vollständigen Arbeitszyklus
abgeschlossen und ist in der Lage, den Prozeß zu wiederholen.
Sind mehrere Abwassergruben bearbeitet worden, so entfernt
man den im Schlammbehälter 18 gesammelten Schlamm durch die Entleerungsklappe 19. Dieser entwässerte Schlamm wird dann
zu entsprechenden Empfängeranlagen gebracht.
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