DE2749989B2 - Züchten von verankerungsabhängigen Zellen in einer Mikroträgerkultur - Google Patents
Züchten von verankerungsabhängigen Zellen in einer MikroträgerkulturInfo
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Description
Erfindungsgegenstand ist das im Patentanspruch 1 angegebene Verfahren. Die Patentansprüche 2 bis 5
nennen Ausgestaltungen der Erfindung.
Das Wachsenlassen von Säugetierzellen ist sowohl im Labor- als auch im Industriemaßstab wichtig. Im
Labormaßstab ist oft der begrenzenden Faktor für eine Zellen- oder Virenuntersuchung die Menge des
Rohmaterials, die für die Untersuchung zur Verfugung steht. In industriellem Maßstabe werden große Anstrengungen
unternommen, um Pharmazeutika auf de' Grundlage von Säugetierzellprodukten zu entwickeln.
Es handelt sich dabei hauptsächlich um Impfstoffe gegen menschliche oder tierische Viren, jedoch auch um
menschliche Wachstumshormone sowie andere Körperhormone sowie Biochemikalien für medizinische
Anwendungszwecke.
Einige Säugetierzelltypen wurden für ein Wachstum in Suspenionskulturen adaptiert. Beispiele für derartige
Zelltypen sind HeLa (menschlich), BHK (Babyhamsternieren) sowie L-Zellen (Mäuse). Derartige Zellen weisen
im allgemeinen nicht normal genetische Komplemente auf, d. h. zu viele oder zu wenige Chromosomen oder
abnormale Chromosomen. Oft erzeugen diese Zellen einen Tumor nach einer Einspritzung in ein Tier der
entsprechenden Spezies.
Andere Säugetierzelltypen konnten bisher noch nicht für ein Züchten in einer Suspensionskultur adaptiert
werden. Sie wachsen nur, wenn sie mit einer geeigneten Oberfläche verknüpft werden. Derartige Zellentypen
werden im allgemeinen als »verankerungsabhängig« bezeichnet. Erwähnt seien 3T3-Mäusefibroblasten,
Mäusemarkknochen, Epithelzellen, von Mäusen übertragene Leukämievirus-erzeugende Stämme von Mäusefibroblasten,
primäre und sekundäre Hühnerfibroblasten, WI-38-MenschenfibiOblastzellen sowie normale
menschliche Embryolungenfibrolastzellen. Einige verankerungsabhängige
Zellen wurden gezüchtet, die Tumore verursachen; es koinnten jedoch auch andere
gezüchtet werden, die keinen Tumor bedingen. Auch können einige verankerungsabhängige Zellen gezüchtet
werden, die genetisch normal sind.
Beträchtliche Fortschritte sind bei der Säugetierzellenvermehrung
in großtechnischem Maßstabe unter Einsatz von Vorrichtungen erzielt worden, in denen
SuspensionskuUuren gezüchtet werden können. Bezüglieh
der großtechnischen Vermehrung von verankerungsabhängigen Säugetierzellen hält sich jedoch der
Fortschritt in sehr engen Grenzen. Bisher bekannte Methoden zum großtechnischen Vermehren von verankerungsabhängigen
Zellen basieren auf einer linearen Ausdehnung in kleinem Maßstabe durchgeführter
Verfahren. In Zellkulturanlagen wird eine große Anzahl von chargenweise betriebenen Reaktoren, die niedrige
Ausbeuten bedingen, verwendet, und zwar in Form von Schalen, Flaschen, in drehungsversetzten Schläuchen
und Flaschen. Es handelt sich dabei jeweils um eine diskrete Einheit oder ein isoliertes chargenweise
betriebenes Reaktionsgefäß, wobei jeweils getrennte Kontrollen erforderlich sind. Diese Kontrollen sind
jedoch aufgrund wirtschaftlicher Überlegungen sehr primitiv. Veränderungen der Nährmittel wurden durch
eine Veränderung des Mediums korrigiert, was eine Maßnahme bedeutet, die zwei Stufen erfordert, und
zwar eine Entfernung des Mediums und einen Zusatz des Mediums. Da in einer Anlage mäßiger Größe
jo Hunderte derartiger chargenweise betriebener Reaktionsgefäße
eingesetzt werden, erfordert eine einfache Veränderung des Mediums Hunderte von Maßnahmen,
die alle genau sowie unter exakt sterilen Bedingungen durchgeführt werden müssen. Eine Vielstufenmaßnah-
ji me, wie eine Zellenübertragung oder -ernte trägt weiter
zur Verschärfung dieses Problems bei. Daher sind die Kosten einer derartigen Anlage, der Raumbedarf sowie
der Personalaufwand erheblich.
Es gibt auch noch andere Meuicden zur linearen
Ausweitung von in kleinen Chargen betriebenen Kulturen, die bekanntgeworden sind. Beispielsweise
werden in der Literatur als Alternativen Plastikbeutel, aufeinandergestapelte Platten, Spiralfilme, Glaskugelvermehrungseinrichtungen,
künstliche Kapillaren sowie Mikroträger beschrieben. Von diesen Möglichkeiten bieten die Mikroträgersysteme bestimmte einzigartige
Vorteile. Beispielsweise kann eine erhebliche Zunahme des erzielbaren Verhältnisses von Wachstumsoberfläche
zu Gefäßvolumen (S/V) unter Einsatz von Mikroträgern gegenüber sowohl herkömmlichen als
auch in neuerer Zeit entwickelten Methoden erzielt wurden. Eine Erhöhung des erzielbaren S/V-Verhältnisses
ermöglicht die Konstruktion einer Vermehrungseinrichtung, die aus einer homogenen einzigen Einheit oder
einer quasi homogenen Einheit besteht und chargenweise oder halbchargenweise unter Erzielung hochvolumiger
Durchsätze betrieben werden kann. Ein einziges mit einem Rührer versehenes Gefäß mit einer einfachen
Steuerung für den pH- und pO2-Wert stellt eine
bo homogene Umgebung für eine große Anzahl von Zellen dar, so daß die Notwendigkeit der Verwendung teurer
Inkubatoren, die einen erheblichen Raumbedarf bedingen, entfällt. Ferner wird die Gesamtzahl der Operationen,
die pro Zelleneinheit erforderlich ist, drastisch herabgesetzt. Daher scheinen Mikroträger bezüglich
der Kapitalinvestition, des Raumbedarfs sowie des Personalbedarfs bei der Herstellung von verankerungsabhängigen
Zellen im Gegensatz zu den herkömmlichen
Erzeugungsmethoden wirtschaftliche Vorteile zu bieten,
Mikroträger bieten ferner den Vorteil einer kontinuierlichen Verfahrensweise, da die Zellen in einer
gesteuerten Umgebung wachsen. Daher bieten Mikroträger eine Möglichkeit, verankerungsabhängige Säugetierzellen
unter festeingestellten Umgebungsbedingungen zu züchten, die zur Erzielung eines konstanten und
optimalen Zellenwachstums gesteuert werden können.
Eines der bisher bekanntgewordenen vielversprechenden
Mikroträgersysteme wird von van Wezel beschrieben und sieht die Verwendung von Diäthylaminoäthyl
(DEAE)-substituierten Dextrankügelchen in einem mit einem Rührer versehenen Tank vor (A. L von
Wezel, »Growth of Cell Strains and Primary Cells on Microcarriers in Homogeneous Culture«, Nature 216:
64 [1967]; D. van Hemert, D. G. Kilburn an A. L. van Wezel »Homogeneous Cultivation of Animal Cells for
the Production of Vims and Virus Products«, Biotechnol. Bioeng. 11: 875 [1969] und A. L. van Wezel,
»Microcarrier Cultures of Animal Cells«, Tissue Culture, Methods and Applications, P. F. Kruse und M. K.
Patterson, Academic Press, New York, S. 3/"2 [1973]). Diese Kügelchen werden unter dem Handelsnamen
DEAE-Sephadex A50 (lonenaustauschersystem) in den Handel gebracht Chemisch werden diese Kügelchen
aus einer vernetzten Dextramatrix mit Diäthylaminoäthylgruppen gebildet, die kovalent mit den Dextranketten
verknüpft sind. Die im Handel erhältlichen DEAE-Sephadex A50-Kügelchen besitzen eine Teilchengröße
von 40 bis 120 μ und eine angenommene positive Ladungskapazität von ungefähr 5,4 mÄq/g des
trockenen vernetzten Dextrans (wobei das Gewicht der verknüpften DEAE-Anteile unberücksichtigt ist). Andere
Anionenaustauscherharze sollen ebenfalls, wie von van Wezel angegeben wird, das Zellwachstum unterstützen.
Das von van Wezel vorgeschlagene System kombiniert viele Oberflächen mit beweglichen Oberflächen
und gestatlet innovative Zellmanipulationen, wobei darüber hinaus eine Übertragung in den technischen
Maßstab möglich ist und Umgebungssteuerungen durchführbar sind. Trotz dieser Fähigkeiten werden
diese Methoden noch nicht in merklichem Ausmaße ausgewertet, da Schwierigkeiten bei der Zellenerzeugung
infolge bestimmter nachteiliger Effekte festgestellt werden, die durch die Kügelchen verursacht werden.
Von diesen Nachteilen seien ein anfängliches Absterben von Zellen innerhalb eines hohen Prozentsatzes des
Zellinokuiums sowie ein unzureichendes Zellenwachstum sogar im Falle von solchen Zellen erwähnt, die
verknüpft sind. Die Gründe für diese nachteiligen Effekte sind noch nicht restlos aufgeklärt, es wird jedoch
vermutet, daß sie auf eine Toxizität der Kügelchen oder auf eine Nährmitteladsorption zurückgehen (s. van
Wezel, A. L. [1967], Nature 216:64-65; A. L. van Wezel
[1973], Tissue Culture, Methods and Applications; P. R. Kruse und M. R. Patterson, S. 372 — 377, Academic Press,
New York; P. van Hemert, D. G. Kilburn und A. L. van Wezel [1969], Biotechnol. Bioeng. 11: 875-885, C.
Horng und W. McLimans[1975], Biotechnol. Bioeng. 17: (,0
713-732).
Es könnte sein, daß die nachteiligen Wirkungen dieser im Handel erhältlichen Ionenaustauscherharze auf ihre
Herstellungsmethode zurückgehen. Einige dieser Produktionsmethoden für Polyhydroxymaterialien werden h5
beispielsweise in den US-PS 32 77 025, 32 75 576, 30 42 667 und 32 08 994 beschrieben. Unabhängig von
dem Grund sind die derzeit im Handel erhältlichen Materialien einfach für ein gutes Zellenwachstum einer
erheblichen Vielzahl von Zelltypen nicht zufriedenstellend.
Eine Lösung zur Beseitigung der nachteiligen Wirkungen, die dann festgestellt werden, wenn man im
Handel erhältliche Mikroträger für ein Zellenwachstum verwenden will, wird in der US-PS 40 36 693 beschrieben.
Diese US-PS beschreibt ein Verfahren zur Behandlung dieser im Handel erhältlichen Ionenaustauscherharze
mit makroretikularen Polyanionen, wie Carboxymethylcellulose. Diese Methode hat sich zwar
als erfolgreich erwiesen, es wäre jedoch noch vorteilhafter, wenn die Kügelchen von Anfang an so
hergestellt werden können, daß sie Eigenschaften besitzen, die für ein ausgezeichnetes Wachstum von
verankerungsabhängigen Zellen geeignet sind.
Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, daß die Ladungskapazität von Mikroträgern eingestellt und/
oder innerhalb eines bestimmten Bereiches gesteuert werden muß, damit ein gutes Wach? >im einer Vielzahl
von verankerungsabhängigen Zelkypcn bei vernünftiger
Mikroträgerkonzentrationen erzielt werden kann. Unter Berücksichtigung dieser Erkenntnis wurden
Mikroträgerkügelchen mit gesteuerten Ladungskapazitäten erzeugt. Unter Einsatz dieser Kügelchen ist ein
gutes Wachstum einer Vielzahl von verankerungsabhängigen Zellen möglich. Unter Verwendung dieser
Mikroträgersysteme gezüchtete Zellen können gehärter oder zur Herstellung von Tier- ode" Pflanzenviren,
Impfstoffen, Hormonen, Interferon oder anderen Zeliwachstumsnebenprodukten verwendet werden.
Ein Beispiel für die verbesserten Mikroträger sind solche Mikroträger, die unter Verwendung von
Polymeren mit daran sitzenden Hydroxygruppen erzeugt worden sind, beispielsweise vernetzte Dextrankügelchen.
Diese Kügelchen können mit einer wäßrigen Lösung eines tertiären oder quaternären Amins, wie
Diäthylaminoäthylchlorid : Chlorid, sowie einem alkalischen Material, wie Natriumhydroxid, behandelt werden.
Die spezifische Ladungskapazität der Kügelchen wir·.!, durch Veränderung der absoluten Mengen an
Dextran, tertiärem Aminsalz und alkalischem Material gesteuert, wobei das Verhältnis dieser Materialien
und/oder die Behandlungszeit und -temperatur ebenfalls variiert werden können.
Derart hergestellte Mikroträger können in Kulturen eingesetzt werden, ohne daß dabei ein hoher Anteil an
Zellen anfänglich verlorengeht, wie dies bisher bei der Verwendung von im Handel erhältlichen Mikroträgern
festgestellt wurde. Ferner breiten sich gebundene Zellen auf den Kügelchen aus und wachsen zusammen, wobei
extrem hohe Zellkonzentrationen in dem Suspensionsmedii'rr?
erzielt werden. Die Konzentration von Mikroträgern in Suspension ist nicht auf sehr niedrige
Gehalte beschränk', so wie dies im Falle der bisher bekannten Materialien festgestellt wurde. Das Zellenwachstum
scheint nur durch Faktoren begrenzt zu werden, die nicht in einem Zusammenhang mit den
Mikroträgern stehen. Aufgrund dieser Tatsachen läßt sich eine erhebliche Zunahme der volumetrischen
Produktivität von Zellkulturen erzielen. Nunmehr ist es möglich, die Vorteile auszuschöpfen, die bei der
Verwendung von Mikroträgern beim Wachstum von Zellen möglich sind, insbesondere beim Züchten von
verankerungsabhängigen Zollen.
Die Erfindung wird durch die Zeichnungen näher erläutert. Es zeigt
F i g. 1 eine graphische Darstellung, welche die
Wachstumscharakteristiken normaler diploider menschlicher Embryolungenfibroblastzellen bei einer
Mikroträgerkonzentration von 2 g trockenen vernetztem Dextran/Liter sowohl im Falle von im Handel
erhältlichen DEAE-behandelten Dextranmikroträgern als auch erfindungsgemäß erzeugten DEAE-behandelten Mikroträgem wiedergibt,
F i g. 2 eine graphische Darstellung, welche die Wachstumscharakteristiken von sowohl normalen di-
ploiden menschlichen Embryolungenfibroblastzellen als auch von sekundären Hühnerembryofibroblaslen bei
einer Mikroträgerkonzentration von 5 g trockenem vernetztem Dextran/Liter unter Verwendung der
verbesserten DEAE-behandelten Mikroträger wiedergibt.
Unter dem Begriff »Mikroträger«, »Zellkulturmikroträger« sowie »Zellwachstumsmikroträger« sind kleine
diskrete Teilchen zu verstehen, die für eine Zellenverknüpfung und -wachstum geeignet sind. Oft, wenn auch
nicht immer, sind Mikroträger poröse Kügelchen, die aus Polymeren gebildet werden. Gewöhnlich verknüpfen
sich die Zellen mit den äußeren Oberflächen derartiger Kügelchen und wachsen darauf.
Wie vorstehend erwähnt, wurde nunmehr gefunden, daß das Ausmaß der Ladungskapazität auf den
Zellkulturmikroträgern auf einen bestimmten Bereich für ein ausreichendes Zellwachstum bei vernünftigen
Mikroträgerkonzentrationen eingestellt und/oder gesteuert werden muß. Geeignete Arbeitsbereiche sowie
bevorzugte Bereiche hängen von verschiedenen Faktoren ab. wie den jeweils zu züchtenden Zellen, der Art der
Mikroträger, der Konzentration der Mikroträger sowie von anderen Kulturparametern, beispielsweise der
Zusammensetzung des Mediums, ab. In allen Fällen liegt jedoch das Ausmaß der Ladungskapazität, das sich ah
geeignet erwiesen hat. deutlich unter dem Ausmaß, das auf im Handel erhältlichen Anionenaustauscherharzen
7ti finden ist. wie sie bisher für Mikroträgerzellkulturen
eingesetzt worden sind. Beispielsweise nimmt man an. daß die DEAE-Sephadex ASO-Kügelchen. die von van
Wezel vorgeschlagen wurden, eine Ladungskapazität von ungefähr 5.4 mÄq/g des trockenen und nichtbehandelten
(ohne DEAE) vernetzten Dextrans aufweisen. Im Gegensatz zu dieser relativ hohen Ladungskapazität
wurden erfindungsgemäß Mikroträger verwendet, die sich für ein gutes Zellenwachstum als geeignet erwiesen
haben, die eine Ladungskapazität zwischen ungefähr 0.1 und ungefähr 4.5 mÄq/g der trockenen nichtbehandelten
Mikroträge.· aufweisen. Unterhalb ungefähr 0.1 mÄq/g nimmt man an. daß die Zellen sich nur unter
Schwierigkeiten mit den Mikroträgem verbinden. Oberhalb ungefähr 4,5 mÄq/g tritt ein Verlust des
Ausgangszelleninokulums auf, wobei sogar die überlebenden Zellen nicht gut wachsen, insbesondere bei
relativ hohen Mikroträgerkonzentrationen.
Es wurde gefunden, daß zum Wachsen von normalen diploiden menschlichen Fibroblasten auf vernetzten
Dextramikroträgern ein bevorzugter Ladungskapazitätsbereich, der durch die DEAE-Gruppen zur Verfugung gestellt wird, 1,0 bis 2,8 mÄq/'g des trockenen
nichtbehandelten vernetzten Dextrans beträgt. Der bevorzugte Bereich kann in Abhängigkeit von den
verschiedenen Zelltypen oder Kulturbedingungen schwanken, man nimmt jedoch an, daß die bevorzugten
Bereiche für gegebene Bedingungen zwischen 0,1 und 43 mÄq/g liegen. Die bevorzugten und optimalen
Bedingungen können durch Routineexperimente ermittelt werden.
Natürlich gibt es gewisse Schwierigketten bei der
Bestimmung der Ladungskapazität der Mikroträger, bezogen auf eine Einheitsgewichtsbasis. Beispielsweise
liefern zwei Kügelchen, die in jeder Hinsicht identisch sind, mit der Ausnahme, daß sie aus Materialien mit
verschiedenen Dichten mit der gleichen Ladungsverteilung darauf hergestellt worden sind, verschiedene
Werte für ihre Ladungskapazität pro Gewichtseinheit. In ähnlicher Weise können zwei Kügelchen mit
identischen Ladungskapazitäten pro Gewichtseinheit verschiedene Ladungsverteilungen aufweisen.
Es ist auch eine andere Definition dadurch möglich, daß der Bereich geeigneter Ladungen bezüglich der
Ladungskapazität pro Gewichtseinheit der Mikroträger in ihrer fertigen funktioneilen Form spezifiziert wird.
Diese Basis würde verschiedene Faktoren berücksichtigen, beispielsweise das Gewicht an gebundenen DEAE-
oder anderen positiv geladenen Gruppen sowie die Hydratisierung der Kügelchen etc., während die
bekannte Definition auf trockenem vernetztem Dextran basiert und derartige Faktoren nicht berücksichtigt. In
einem wäßrigen Zellenkulturmedium sollte die Dichte der Mikroträger nahe l.Og/ccm liegen, so daß die
Mikroträger leicht in der Kultur dispergiert werden können. Auf dieser Basis wurde ermittelt, daß der
Bereich geeigneter Ladungskapazitäten für Mikroträger gemäß der Erfindung zwischen ungefähr 0.012 und
ungefähi 0,25 mÄq/g beträgt.
Die Bereiche geeigneter Ladungskapazitäten, wie sie vorstehend auf Gewichtsbasis spezifiziert worden sind,
gelten unter der Voraussetzung, daß die Mikroträger eine im wesentlichen gleichmäßige Ladungsverteilung
über ihre Masse hinweg aufweisen.
Da das Ladungsmuster auf der äußeren Oberfläche wichtig sein kann, ist es außerdem zweckmäßig, daß
man in der Lage ist, den geeigneten Ladungskapazitätsbereich im Hinblick auf das wahrscheinliche Oberflächenmuster
zu definieren. Dies kann in der Weise geschehen, -daß man von der Voraussetzung ausgeht,
daß der aktive Teil der Mikroträger nur auf der äußeren Oberfläche der Kügelchen bis zu einer Tiefe von
ungefähr 20 Ä liegt. Nimmt man ferner an. daß die geladenen Gruppen in den vorstehend erwähnten
Fällen gleichmäßig über die Kügelchen verteilt sind, dann können die erwähnten Bereiche in eine Ladungskapazität in dieser äußeren Schale umgewandelt
werden. Bedient man sich dieser Annäherung, dann kann der Bereich der Ladungskapazität, der sich als
geeignet erwiesen hat. von ungefähr 0,012 mÄq/cm! bis
ungefähr 0.25 mÄq/cm! definiert werden. Diese Näherung berücksichtigt Veränderungen des Mikroträgervolumens
infolge von verschiedenen Ladungsdichten.
Mikroträger mit der erforderlichen Ladungskapazität können in der Weise hergestellt werden, daß Mikroträger aus Polymeren, die daran sitzende Hydroxylgruppen
aufweisen, mit einer wäßrigen Lösung eines alkalischen Materials und eines tertiären oder quaternären Amins
behandelt werden. Die Kügelchen können zu Beginn in einem wäßrigen Medium ohne die anderen Bestandteile
angequollen oder einfach mit einem wäßrigen Medium, das die erforderliche Base und das Amin enthält,
kontaktiert werden. Diese Methode unter Einsatz von alkalischen Materialien zum Katalysieren der Verknüpfung von positiv geladenen Aminogruppen mit den
Hydroxyl-enthaltenden Polymeren wird in der US-PS 17 77 970 beschrieben.
Beispiele für geeignete Hydroxyl-enthaltende Polymere sind Polysaccharide, wie Dextran, Dextrin, Stärke,
Cellulose, Polyglukose sowie substituierte Derivate dieser Substanzen. Bestimmte synthetische Polymere,
wie Polyvinylalkoh.nl sowie hydroxysubstituierte Acrylate oder Methacrylate, beispielsweise Hydroxyäthylmethacrylat,
sind ebenfalls geeignet. Dextran, insbesondere vernetztes Dextran in Form von kleinen
Kügelch/jn, ist besonders bevorzugt, da es im Handel
erhältlich und relativ billig ist und Mikroträger erzeugt, die ein ausgezeichnetes Zeilwachstum fördern.
Jedes alkalische Material kann für die Reaktion eingesetzt werden. Die Alkalimetallhydroxide, wie
Natrium- oder Kaliumhydroxid, sind jedoch die /weckmäßigen alkalischen Substanzen. Entweder tertiäre
oder quaternäre Amine sind geeignete Quellen für positiv geladene Gruppen, die mit (fen Hydroxy-enthaltenden
Polymeren verknüpft werden können. Besonders günstige Materialien sind die chlor- oder
bromsubstituierten tertiären Amine oder Salze davon,
wie Diäthylaminoäthylchlorid. Diäthylaminoäthylbromid,
Dimethylaminoäthylchlorid. Dimethylaminoäthylbromid, Diäthylaminomethylchlorid, Diäthylaminomethylbromid.
Di-(hydroxyäthyl)-aminoäthylchlorid. Di-(hvdroxyäthyl)-aminoäthylbromid, Di-(hydroxyäthyl)-aminomethylchlorid,
Di(hydroxyäthyl)-aminomethylbromid, jS-Morpholinoäthyläthylchlorid, /f-Morpholinoäthylbromid.
/9-Morpholinomethylchlorid. 0-Morpholinomethylbromid
sowie Salze davon, beispielsweise die Hydrochloride.
Ein breiter Bereich bezüglich der Reaktionstemperaturen u"d -zeiten kann eingehalten werden. Zweckmäßig
werden die Reaktionen bei Temperaturen zwischen ungefähr 18 und 650C durchgeführt. Man kann jedoch
auch andere Temperaturen einhalten. Die Reaktionskinetik hängt in einem erheblichen Ausmaß natürlich von
der Reaktionstemperatur sowie der Reaktantenkonzentration ab. Sowohl die Zeit als auch die Temperatur
beeinflussen die erzielte Endaustauscherkapazität.
Der Grund dafür, daß die Ladungskapazität der Mikrotrager beim Zellwachstum so kritisch ist. ist bisher
noch nicht restlos aufgeklärt. Ohne sich an eine Theorie binden zu woilen, kann man annehmen, daß die
Ladungskapazität auf der Oberfläche bestimmte lokale Diskontinuitäten der mittleren Zusammensetzung bedingt,
welche den hauptsächlichen steuernden Einfluß auf das Mikroträgerkulturzellenwachstum ausüben.
Dies bedeutet jedoch nicht, daß auch andere Möglichkeiten existieren.
Es kann natürlich auch bestimmte Kügelchen geben, die nicht für ein gutes Zellenwachstum geeignet sind,
obwohl sie eine Ladungskapazität aufweisen, die in die vorstehend angegebenen Bereiche fällt. Dies kann auf
Seitenketten an dem Anteil zurückzuführen sein, der die Ladungskapazität bedingt, welche toxisch sind oder
anderweitig in nachteiliger Weise das Zellwachstum beeinflussen. Ferner können adsorbierte oder absorbierte
nachteilige Verbindungen oder Zubereitungen vorliegen, außerdem können die Porosität der Kügelchen
oder andere Gründe ausschlaggebend sein. Sind derartige Kügelchen nicht für ein Zellenwachstum mit
Ausnahme des Ausmaßes der Ladungskapazität geeignet, dann werden sie nicht als »Zellenwachstumsmikroträger«
betrachtet
Die folgenden Beispiele erläutern die Erfindung.
Beispiel 1
Herstellung von verbesserten Mikroträgern
Herstellung von verbesserten Mikroträgern
Verbesserte Mikrotrager können in der folgenden Weise hergestellt werden: Trockene, nichtgeladene und
vernetzte Dextrankügelchen werden zur Gewinnung von Teilchen mit einem Durchmesser von ungefähr
75 μπι gesiebt. Ig dieser Fraktion wird zu 10 ml
destilliertem Wasser gegeben, worauf die Kügelchen -, quellen gelassen werden.
Eine wäßrige Lösung, die 0,01 Mol Diäthylaminoäthylchlorid : Chlorid, zweimal aus Methylenchlorid
umkristallisiert, und 0,015 Mol Natriumhydroxid enthält, wird in einem 10 ml Volumen hergestellt. Die wäßrige
ίο Lösung wird dann der Suspension aus gequollenen
Dextrankügelchen zugesetzt, die dann kräftig in einem Schüttelwasserbad während einer Zeitspanne von I
Stunde bei 60°C bewegt wird. Nach einer Stunde werden die Kügelchen von der Reaktionsmischung
ι) durch Filtration unter Verwendung eines Whatman-Filterpapiers
Nr. 595 abgetrennt und mit 500 ml destilliertem Wasser gewaschen.
ten ungefähr 2,0 TiAq Ladungskapazität pro Gramm
Jd trockenem, nichtbehandeltem vernetztem Dextran.
Diese Ladungskapazität kann durch Messen der Anionenaustauscherfähigkeit der Kügelchen in der
folgenden Weise ermittelt werden: Die Kugelzubereitungen werden gründlich mit 0.1 n.HCl zur Sättigung
:·, aller Austauscherstellen mit Cl -Ionen gewaschen.
Dann erfolgt ein Spülen mit 10 4 η HCl zur Entfernung
von nichtgebundenen Chloridionen. Anschließend werden die Kügelchen mit einer IO%igen (Gewicht/Gewicht)
Natriumsulfatlösung zur Gegenabsättigung der
jo Austauschstellen mit SCi= gewaschen. Der Ablauf der
Natriumsulfatwäsche wird gesammelt und enthält freigesetzte Chloridionen. Diese Lösung wird mit
I m Silbernitrat unter Verwendung von verdünntem Kaliumchromat als indikator titriert.
j-> Nach der Titration werden die Kügelchen gründlich
mit destilliertem Wasser gewaschen, mit phosphatgepufferter Salzlösung (PBS) gespült, in PBS suspendiert
und im Autoklaven behandelt. Diese Methode liefert hydratisierte Kügelchen mit einem Durchmesser von
ungefähr 120 bis 200 μτη, die ungefähr 2,0mÄq
Ladungskapazität pro g trockenem, nichtbehandeltem und vernetztem Dextran tragen.
Wachstum von verankerungsabhängigen Zellen mit
erfindungsgemäß eingesetzten Mikroträgern im Gegensatz zu im
Handel erhältlichem lonenaustauscherharz
erfindungsgemäß eingesetzten Mikroträgern im Gegensatz zu im
Handel erhältlichem lonenaustauscherharz
All? Zellen werden in einem modifizierten Dulbecco-Eagle-Medium
gezüchtet Zum Wachsenlassen von normalen diploiden Fibroblasten wird das Medium mit
10% Kälberfötusserum ergänzt. Zum Wachsenlassen von primären und sekundären Hühnerfibroblasten wird
das Medium mit 1% Hühnerserum, 1% Kälberserum und 2% Tryptosephosphatbrühe ergänzt Die Ansätze
werden auf 100-mm-K.unststoffschalen behandelt.
Primäre Hühnerembryofibroblasten werden durch
Zerkleinern und anschließendes Trypsinisieren von 10 Tagen alten Embryos hergestellt. Sekundäre Hühnerembryofibroblasten
werden am ersten Tag des primären Zusammenlaufens durch Trypsinisierung hergestellt
Für in Kunststoffschalen gezüchtete Zellen beträgt die Verdopplungszeit ungefähr 20 Stunden.
Diploide menschliche Fibroblasten, die auf Embryoluiigen
zurückgehen, sind im Handel erhältlich. Diese Zellen besitzen eine Verdoppelungszeit von 19 Stunden
in Kunststoffschalen.
Mikroträgerkulturen werden dadurch initiiert, daß
einfach die Zellen und die Kügelchen in einer gerührten Kultur vereinigt werden. 100 ml Kulturvolumina in
250-ml-Glasflaschen (6,5 cm Durchmesser), die mit
einem magnetised angetriebenen, mit Teflon überzogenen Rührstab mit einer Abmessung von 4,5 cm
ausgestattet rind, werden verwendet. Die Rührgeschwindigkeit beträgt ungefähr 90 Upm. Es werden
direkte Proben aus den Kulturen entnommen. Die Proben werden mikroskopisch untersucht und photographiert.
Die Zellen werden durch Zählen der Keime numeriert, wobei eine Modifizierung der Methode von
Sanford et al. (Sanford, K. K., Earle, W. R., Evans, V. J..
Waltz, H. K., und Shannon, J. E. [1951] J. Nat. Cancer Inst., 11: 773) wie sie von van Wezel beschrieben wird
(van Wezel, A. L [1973] angewendet wird. Tissue Culture, Methods and Applications. Kruse, P. F. und
Patterson, rvj. R., S. 372 bis 377, Academic Press,
New York).
Kügelchen mit daran gebundenen Zellen werden von dem Kulturmedium in der Weise abgetrennt, daß man
die Kügelchen bei 1 g während einer Zeitspanne von wenigen Minuten absetzen läßt, und dann die überstehende
Flüssigkeit absaugt. Diese Methode erleichtert erheblich den Ersatz des Mediums sowie die Abtrennung
von Zellen von den Mikroträgern nach der Trypsinisierung.
Im Handel erhältliches DEAE Sephadex A-50 wird als
Mikroträger für die diploiden menschlichen Fibroblasten verwendet und mit Trägern verglichen, die gemäß
Beispiel I synthetisiert und titriert worden sind. Im Falle beider Kügelchentypen beträgt die Trägerkonzentration
2 g des trockenen nichtbehandelten und vernetzten Dextran«, pro Liter. Die Ladungskapazität von DEAE
Sephade.x A-50 beträgt 5.4 mÄq/g des trockenen vernetzten Dextrans, während diejenige der frisch
synthetisierten Kügelchen zu 2,0 mÄq/g ermittelt wird. Die Ergebnisse gehen aus der F i g. 1 hervor.
Im Falle dieses Zelltyps wird der Verlust an ursprünglichem Inoculum auf A-50 Mikroträgern
festgehalten, während die Fibroblasten sich verknüpfen,
vermehren und auf den Mikroträgern gemäß der Erfindung in sechs Tagen die Konfluenz erreichen.
Dieses Verhalten sitmmt mit dem angegebenen Verhalten dieses Zellentyps auf Standardplatten überein.
Wie aus der F i g. 1 ersichtlich ist, beträgt die Endzellendichte, die mit den neuen Mikroträgern bei 2 g
des trockenen vernetzten Dextrans/Liter erzielt wird, 1,2 χ 10*· Zellen/ml.
Bei Kulturen, welche die erfindungsgemäß eingesetzten Träger enthalten, sind weder ein anfänglicher
Zellverlust noch eine Inhibierung bezüglich des Erreichens des Zusammenlaufens festzustellen. Darüber
hinaus wachsen die Kulturen, was noch wichtiger ist, norma! bei höheren Mikroträgerkonzentrationen. Beispielsweise zeigt die F i g. 2, wie menschliche Fibroblasten sowie sekundäre Hühnerembryofibroblasten die
Sättigungskonzentrationen nahe 4 χ 106 Zellen/ml erreichen, wenn 5 g trockenes vernetztes Dextran pro Liter
im Falle der neuen Träger mit einer Ladungskapazität von 2,0 mÄq/g Dextran verwendet werden. Wie
ersichtlich, tritt sogar bei dieser relativ hohen Mikroträgerkonzentration kein signifikanter Inokulumverlust auf.
Sekundäre Hühnerembryofibroblasten werden ebenfalls bei einer Mikroträgerkonzentration von 10 g/l
gezüchtet Unter Einhaltung der vorstehend beschriebenen Bedingungen wird eine Sättigungskonzentration
von 6 χ 106 Zellen/ml erzielt. Setzt man dem Medium ein
weiteres Prozent Kälberfötusserum zu, dann wird eine Sättigungskonzentration von 8x1Ö6 Zellen/ml erzielt.
-, Es wird kein signifikanter Zelleninokulumverlust festgestellt.
Primäre Hühnerembryofibroblasten werden bei einer Mikroträgerkonzentration von 5 und 10 g/l gezüchtet.
Die Wachstumseigenschaften sind ähnlich denjenigen
ίο der sekundären Hühnerfibroblasten, obwohl leichte
Inokulumverluste und etwas längere Ver^ögerungszeiten
festgestellt werden.
Es wurden ferner Versuche unternommen, sekundäre Hühnerembryofibroblasten unter Bedingungen zu züchten,
die den vorstehend eingehaltenen ähnlich sind, mit der Ausnahme, daß die DEAE Sephadex A-W
Mikroträger mit Konzentrationen von 1 und 5 g/1 verwendet werde. Es wird kein Zellenwachstum
festgestellt und ein signifikanter inokuiumveriusi
>» beobachtet.
Herstellung von Mikroträgern mit
wechselnden Reaktantenmengen
wechselnden Reaktantenmengen
Mikroträgerchargen werden durch Auflösen von Diäthylaminoäthyl-Chlorid : Chlorid und Natriumhydroxid
in 20 ml destilliertem Wasser hergestellt. Die Lösung wird dann über trockene Sephadex G-50-Kügel-
JO chen gegossen, worauf die Kügelchen auf einen sich hin-
und herbewegenden mit Wasser gefüllten Schüttler (Temperatur 60°C) gebracht werden. Ein Teil der
Kugelchargen wird mit einer Lösung behandelt, die 0,01
Mol des Amins und 0,015 Mol Natriumhydroxid enthält,
r> während eine andere Portion mit einer Lösung behandelt wird, die 0,03 Mol des Amins und 0,045 Mol
Natriumhydroxid enthält. Die Reaktionszeit wird zur Erzielung von verschiedenen mÄq/g innerhalb einer
jeden Charge variiert.
Diploide menschliche Fibroblasten werden in Suspensionskulturen bei einer Mikroträgerkonzer. ration von
5,0 g des trockenen nichtbehandelten vernetzten Dextrans pro Liter nach den in Beispiel 2 beschriebenen
Methoden gezüchtet, wobei Mikroträger verwendet
4) werden, die wechselnde mÄq/g aufweisen und aus jeder
Charge ausgewählt werden. Anschließend wird die Produktivität (106 gezüchtete Zellen/Liter-Stunde) berechnet
und in Abhängigkei; von mÄq/g für jede Kugelcharge, die in der vorstehend beschriebenen
Weise hergestellt worden ist, aufgetragen. Kurven, die unter Verwendung von Werten aus beiden Versuchen
aufgetragen werden, besitzen eine ähnliche Form, und zwar im allgemeinen eine Glockenform, die Kurve aus
den Chargen, die mit Reaktanten in höheren Konzentra tionen behandelt worden sind, weist jedoch einen etwas
steileren Anstieg und Abfall auf. Aus jeder Charge werden Träger erhalten, die ein ausgezeichnetes
Zellenwachstum bewirken.
Herstellung von Mikroträgern unter Einhaltung
wechselnder Verhältnisse Amin/Alkali
Dieses Beispiel erläutert weitere Veränderungen der Ladungskapazität, die durch Veränderung der Verhältnisse DEAE Chlorid : Chlorid/NaOH erzielt werden.
Zur Durchführung dieses Beispiels wird die in Beispiel 3 beschriebene Arbeitsweise eingehalten, mit der Ausnah-
me, daß ein breiter Konzentrationsbereich an Natriumhydroxid verwendet wird, während die Konzentration
an Diäthylaminoäthylchiorid :Chtorid bei 0,01 Mol pro
20 ml gehalten wird. Die Konzentrationen an Natriumhydroxid betragen 0,01, 0,011, 0,012, 0,013, 0,014, 0,015,
0,02,0,03,0,05,0,75 und 0,10 Mol pro 20 ml.
Nach 1,25 Stunden bei 600C werden die Werte von
mÄg in Abhängigkeit von der Konzentration an Natriumhydroxid aufgetragen. Aus der graphischen
Darstellung ersieht man, daß Natriumhydroxidkonzentrationen von weniger als ungefähr 0.01 keine
feststellbare Ladungskapazität erzeugen. Die Ladungskapazität steigt jedoch schnell mit einer Zunahme der
Konzentration an und erreicht ein Maximum von etwa 2,3 mÄq/g des trockenen vernetzten Dextrans bei einer
Konzentration von ungefähr 0,014 Mol Natriumhydroxid. Die Ladungskapazität nimmt dann praktisch linear
bis auf einen Wert von ungefähr 1,1 mÄq/g bei einer Namumriyurox'dkonzeniraiion von ungefähr ö.iö fvioi
ab. Eine Veränderung der Reaktionskinetik erfolgt daher, wenn das Verhältnis DEAE-Chlorid : Chlorid zu
Natriumhydroxid bei einer konstanten Konzentration von DEAE-Chlorid : Chlorid und vernetzten! Dextran
variiert wird.
Herstellung von menschlichem Interferon
in Zellen, die auf verbesserten
Mikroträgern gezüchtet worden sind
Mikroträgern gezüchtet worden sind
Nachfolgend wird die Fähigkeit von auf Mikroträgern ge/ütfiieien Zeilen zur Gewinnung von menschlichem
Interferon beschrieben. Die für die Herstellung von menschlichem Interferon eingesetzten Zellen sind
normale diploide menschliche Vorhautfibroblasten (FS-4). Diese Fibroblasten werden in Mikroträgerkulturen
unter Anwendung der in Beispiel 2 beschriebenen Methode gezüchtet. Gemäß Beispiel I hergestellte und
titierte Mikroträger werden in einer Konzentration von 5 g trockenem vemetztem Dextran/I verwendet. Das
für das Kulturwachstum verwendete Medium besteht aus DMEM, ergänzt mit 10% Kälberfötusserum.
Nach 8 bis 10 Tagen hört das Wachstum der Kulturen auf. Zu diesem Zeitpunkt wird das Wachstumsmedium
entfernt. Die Kulturen werden ein- bis viermal mit 100 ml serumfreien DMEM gewaschen. Die Zellen sind
dann für die Interferoninduktion fertig. Diese erfolgt durch Zugabe von 50 ml serumfreien DMEM-Medium.
das 50 μg/ml Cyclohexamid sowie wechselnde Mengen
Poly I · Poly C-Induktionsmittel enthält, zu den
Kulturen. Nach 4 Stunden wird Actinomycin D den Kulturen zur Einstellung einer Endkonzentration von
1 μg/ml zugesetzt
5 Stunden nach dem Einsetzen der Induktion wird das Induktionsmedium dekantiert, worauf die Kulturen dreibis viermal mit lOOir.I warmem serumfreien DMEM
gewaschen werden. Die Kulturen werden mit 50 ml DMEM aufgefrischt, das 0,5% menschliches Plasmaprotein enthält Die Kulturen werden unter Standardbedingungen während weiterer 18 Stunden bebrütet Zu
diesem Zeitpunkt werden die Kulturen dekantiert, worauf das dekantierte Medium auf seine Interferonaktivität untersucht wird. Die Inteferonaktivität wird in
der Weise ermittelt, daß das 50% Ausmaß des Zellenschutzes von Proben und Standardlösungen von
FS-4-Fibroblasten ermittelt wird, die mit Vesicular Stomatitis Viren (VSV), Indiana-Stamm, herausgefordert worden sind. Die Ergebnisse der Interferonerzeu
gungsversuche sind nachfolgend tabellarisch zusammengefaßt:
Induktionsmittel- Zellenkonzentration Interferon
konzentration während der Erzeugung
;j.g/ml Zellen/ml U/10" Zellin
4 | 2,0 > 10" | 39 |
5 | 2,6 x 10" | 378 |
25 | 2.6 x 10* | 886 |
50 | 2,0 x 10" | -5000 |
Diese Werte stammen aus jeweils getrennten Versuchen und sollen nicht irgendeine Beziehung zu der
Induktionsmittelkonzentration wiedergeben.
Wachstum von Zellen auf verbesserten Mikroträgern zur Erzeugung von Viren
Die Fähigkeit von Mikroträger-gezüchteten Zellen zur Erzeugung eines Virus wird nachfolgend beschrie
ben. Primäre und sekundäre Hühnerembryofibroblasten werden in einer Mikroträgerkultur nach der in Beispiel 2
beschriebenen Methode gezüchtet, wobei die primären Zellen bei einer Mikroträgerkonzentration von 10 g/l
und die sekundären Zellen bei einer Mikroträgerkonzentration von 5 g/l gezüchtet werden. Zur Initiierung
der Viruserzeugung wird das Wachstumsmedium entfernt, worauf die Kulturen zweimal mit 100 ml
seruiiifi eieii DfviEm gewaschen werden. Die IniiZiciung
der Zellen mit Sindbis-Virus erfolgt in 50 ml DMEM, ergänzt mit 1% Kälberserum, 2% Tryptosephosphatbrühe
sowie soviel Sindbis-Viren, die einem MOI-Wert von 0,05 (Multiplizität der Infektion) entsprechen.
Das Virus wird 24 Stunden nach der Infektion durch Sammeln der Kuiturbrühe, Klären durch geringes
Zentrifugieren und Einfroren der überstehenden Flüssigkeit gehärtet. Die Virusproduktion wird durch
Plattenüildung in einem Feld sekundärer Hühnerfibroblasten untersucht. Die Ergebnisse der Infektion dieser
Mikroträgerkulturen sind folgende:
Zellentyp | Gesamikonzen- | PFU/ml | PFU/Zelle |
tration zur | |||
Herstellung | |||
(Zellen/ml) | |||
Sekundär | 4,0 X 10" | 8,4 X 109 | 2 100 |
Primär | 1,4 x IQ6 | 2,3 x 10"' | 16 000 |
Primär | 6,0 X 10" | 2,6 X 1010 | 5 000 |
Die Viruserzeugung wird ferner für die folgenden Kombinationen aus Viren und Zellen auf Mikroträgern
ermittelt: Polio/Wi-38, Moloney MuLV/Cl-1 Maus und
VSV/Hühnerembryofibroblasten.
unter Einsatz von verbesserten Mikroträgern zur
Die mit reverser Transcriptase gebildete DNA von Moloney Leukämievirus (M-MuLV) wird nach einer
Infektion von JLS-V9-Zellen aus Mäusemarkknochen untersucht.
Eine Methode besteht darin. Zellen in gerollten Flaschen zu züchten. Die Zellen werden in einer
Rollflaschenkultur gezüchtet worauf das Medium entfernt und das Virusinokulum in die Flaschen
eingeführt wird. Kurz danach werden die Kulturen mit frischem Medium versetzt und 8 bis 16 Stunden später
für eine evtl. Reinigung von Virus-DNA extrahiert Die Kulturen werden mit frischem Puffer gewaschen und die
Zellen mit einer Lösung lysiert, die das Detergens Natriumdodecylsulfat enthält Die abschließende Abkühlung des Lysats sowie die Zugabe von Salz (1 molar)
verursacht eine Coprecipitation des Detergenses mit DNA mit hohem Molekulargewicht Die DNA mit
niederem Molekulargewicht, die in der überstehenden Flüssigkeit zurückbleibt, kann entproteinisiert und für
eine weitere Analyse konzentriert werden.
Eine aus 50 Rollflaschen bestehende Kultur enthält ungefähr 109 Zellen. Diese werden mit ungefähr 1 1
Virusinokulum (3 χ ΙΟ6 plattenbildende Einheiten pro
ml) infiziert. Dies bedingt eine nominelle Multiplizität ?n der Infektion von 1 bis 3. Die infizierten Zellen ergeben
5 bis 20 Nanogramm virusspezifische DNA.
Eine einfachere Methode wurde unter Verwendung von verbesserten erfindungsgemäßen Mikroträgern
entwickelt Eine Kultur, die 10 g Kügelchen in 1 I Wachstumsmedium enthält, wird verwendet. Nach dem
Erreichen der Konfluenz werden die 109-ZeIIen auf den
Kl gelchen in der Weise infiziert, daß man die
Kügelchen absitzen läßt und das Medium durch 1 1 Virusinokulum ersetzt Zur Extraktion werden die jo
Zellen auf den Kügelchen mit Puffer gewaschen und dann in SDS enthaltende Puffer gegeben. Nach der
Coprecipitation der DNA mit hohem Molekulargewicht mit dem Detergens wird der Niederschlag zusammen
mit den Kügelchen abzentrifugiert und eine überstehende Flüssigkeit für eine weitere Analyse extrahiert. Die
Ausbeute an Virus-DNA ist vergleichbar mit derjenigen, die in einer Rollflaschenkultur erzielt wird, wobei der
Arbeitsaufwand 5 bis 10% des Aufwandes beträgt, der im Falle der Rollflaschenkultur erforderlich ist.
Verbesserte Mikroträgererzeugung mit
Dimethylaminoäthyl-Ladungsgruppen
Ein geeigneter Mikroträger wird in der Weise erzeugt, daß ein anderer Austauscheranteil mit der
Dextranmatrix gemäß Beispiel 1 verknüpft wird. Dimethylaminoäthylgruppen (DMAE) werden mit einer
Dextranmatrix nach der folgenden Methode verknüpft: 1 g Dextrankügelchen mit einem Durchmesser von 50
bis 75 μπι im trockenen Zustand werden zu 10 ml destilliertem Wasser gegeben, worauf man die Kügelchen anquellen läßt. Eine wäßrige Lösung, die 0,01 Mol
Dimethylaminoäthylchlorid: Chlorid und 0,015 Mol Natriumhydroxid enthält, wird mit einem Volumen von
10 ml hergestellt. Diese wäßrige Lösung wird den gequollenen Dextrankügelchen zugesetzt. Die erhaltene
Suspension wird dann kräftig während einer Zeitspanne von 1 Stunde bei 60°C bewegt, Nach der Umsetzung bo
wird die Kügelchenmasse wie in Beispiel 1 titriert. Diese Reaktion bindet I1OmAq Dimethylaminoäthyl mit der
Dextranmasse. Zur Erzeugung von Mikroträgern mit größerem Substitutionsgrad wird die vorstehend beschriebene Reaktion durchgeführt, worauf die Kugei-
masse gründlich mit Wasser gewaschen wird. Nachdem der Wasserüberschuß abfiltriert worden ist, wird die
Kügelchenmasse gewogen, um die Menge an Wasser,
die von der Kugelchenmasse festgehalten wird, zu
bestimmen. Diese Masse wird dann mit der entsprechenden Menge an frischen Reagentien (d. h. DMAE-CL: CL und NaOH) in der Weise versetzt, daß die
Endkonzentration an DMAE und NaOH in diesen darauffolgenden Reaktionsmischungen identisch mit
der anfangs eingehaltenen ist
Auf diese Weise wird eine Reihe von Mokroträgern mit 1,0,2,0,2^5 und 3,5 mÄq DMAE/g nichtumgesetztem
Dextran hergestellt Diploide menschliche Firbropiasten werden in einer Mikroträgerkultur (5 g/l) mit
diesen Mikroträgern nach der Methode gemäß Beispiel 2 gezüchtet Die Ergebnisse sind in der folgenden
Tabelle zusammengefaßt:
Substitutionsgrad
mÄq/g
40
Wie erwartet, steht das Zellenwachstum in einer Beziehurg zu dem Substitutionsgrad mit ladungstragenden Gruppen. Bei einem zu hohen Substitutionsgrad
erfolgt kein Zellenwachstum, obwohl eine Verknüpfung und eine Ausbreitung erfolgt. Bei einem zu niedrigen
Substitutionsgrad reicht das Haften der Zellen an die Oberfläche nicht aus, um ein ausreichendes Ausbreiten
und Wachstum zu ermöglichen.
Verbesserte Mikroträger mit positiv
geladenen Phosphoniumgruppen
Verbesserte Miroträger werden ferner unter Einsatz von Nichtaminaustauschergruppen in der folgenden
Weise hergestellt: 1 g trockener Dextrankügelchen werden hergestellt und mit Wasser wie in Beispiel I
gequollen. Den gequollenen Kügelchen werden 5 ml einer gesättigten wäßrigen Lösung von Triäthyl-(äthylbromid)-phosphonium (TEP)
■45
50
C2H5
C2H4Br
C2H5
QH5
und 5 ml einer 3 molaren Lösung von Natriumhydroxid zugesetzt. Die Aufschlämmung wird bei 650C zur
Umsetzung gebracht. Eine Reihe Mikroträger wird mit 1,1, 1,7 und 2,9 mÄq/g hergestellt. Die Mikroträger mit
1,1 mÄq/g werden durch Umsetzung unter den vorstehend angegebenen Bedingungen während einer Zeitspanne von 4 Minuten hergestellt. Der 1,7 mÄq/g-Mikroträger wird während einer Zeitspanne von 1 Stunde
und die 2,9 mÄq/g-Mikroträger aufeinanderfolgend dreimal wie in Beispiel 7 umgesetzt. Eine Mikroträger·
zellenkultur mit 5 g/l wird für jeden dieser Träger mit einem kontinuierlichen Zellentyp, und zwar JLS-V9,
hergestellt, worauf ein Vergleich zu dem Wachstum dieser Zellen an verbesserten DEAE-Mikroträgern
durchgeführt wird, die wie in Beispiel 3 hergestellt worden sind. Die Ergebnisse gehen aus der folgenden
Tabelle hervor.
15 16
mÄq/g | Zellenverknupfung Nettowachstum |
und Ausbreitung | |
DEAE | |
0,9 | + + |
1,7 | -+- -f- |
3,8 | + - |
TEP | |
1,1 | + + |
1,7 | + + |
2,9 | + |
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen |
Claims (5)
1. Verfahren zum Züchtep von verankerungsabhängigen Zellen in einer Mikroträgerkultur, dadurch
gekennzeichnet, daß man Mikroträger verwendet, bei denen durch die Menge der
positiv geladenen chemischen Anteile an den Mikroträgern eine Austauscherkapazität zwischen
0,1 und 4,5 mÄq/g der trockenen nichtbehandelten
Mikroträger zur Verfügung steht
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Mikroträger aus vernetzten Dextrankügelchen bestehen.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß zum Züchten von normalen diploiden
menschlichen Fibroplasten die eingesetzten Mikroträger eine Austauscherkapazität 1,0 bis 2ß mÄq/g
des trockenen nichtbehandelten vernetzten Dextrans beträgt
4. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die positiv geladenen chemischen
Anteile an den vernetzten Dextrankügelchen aus tertiären oder quaternären Amingruppen bestehen.
5. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die positiv geladenen chemischen
Anteile an den vernetzten Dextrankügelchen aus Diäthylaminoäthylgruppen bestehen.
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