DE2645793A1 - Verfahren zum brauen von bier mit verbesserter stabilitaet - Google Patents
Verfahren zum brauen von bier mit verbesserter stabilitaetInfo
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Description
GLAWE1 DELFS1 MOLL & PARTNER
PATENTANWÄLTE
DR.-ING. RICHARD GLAWE, MÖNCHEN
DIPL.-ING. KLAUS DELFS, HAMBURG DIPL.-PHYS. DR. WALTER MOLL, MÖNCHEN
DIPL.-CHEM. DR. ULRICH MENGDEHL, HAMBURG
8 MÖNCHEN 26 POSTFACH 37 LIEBHERRSTR. 20 TEL. (089) 22 65 48
TELEX 52 25 05
2 HAMBURG 13 POSTFACH 2570 ROTH EN BAUMCHAUSSEE 58
TEL. (040) 4 10 20 TELEX 21 29 21
HAMBURG
ρ 8178/76 M/sp
De Porenede Bryggerier A/S, 1799 Kopenhagen V, Dänemark
Verfahren zum Brauen von Bier mit verbesserter Stabilität
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Brauen von Bier .mit verbesserter Stabilität unter Verwendung eines
als Würze bezeichneten Auszuges aus Gerste oder Gerstenmalz.
Beim Brauen von Bier unter Verwendung von Gerste oder Gerstenmalz werden durch die bekannten Methoden Produkte mit mehr
709818/0885
oder weniger begrenzter Stabilität oder Haltbarkeit erhalten. Das Bier wird nach dem Abfüllen und Pasteurisieren in
Flaschen oder Pässern nach Verweilen eine Zeitlang trübe werden. In Abhängigkeit der Art des Bieres, der Lagerungszeit und der Temperatur werden verschiedene Trübheitsgrade
von einem schwach verschleierten Aussehen bis zu sichtbaren Flocken oder Rückständen entstehen. Diese Änderung des Biers
beschleunigt sich bei höheren Temperaturen wie z.B. bei 40 bis 60°C. Je länger sich das Bier klar hält, um so größere
chemische oder kolloidale Haltbarkeit soll das Bier haben.
Im Anschluß an die erhöhte Trübheitsbildung nach dem Abfüllen
des Biers erfolgt auch eine Erhöhung der Kältetrübheit
des Biers:, welche diejenige Trübheit ists die dann im Bier
entsteht, wenn es nach Aufbewahrung bei Temperaturen von 10 bis 60°C 1 bis 2 Tage auf Temperaturen von etwa O0C gekühlt
wird. Die Größe der Kältetrübheit wird als ein Maß für die chemische oder kolloidale Haltbarkeit des Biers
benutzt; je geringer die Kältetrübheit ist, um so größer soll die Haltbarkeit des Biers sein.
Manchmal ist in der Brauereiliteratur eine andere Difinition
für die Kältetrübheit des Biers angegeben, und zwar die Differenz zwischen der Trübheit des Biers, gemessen bei 0 C9
und der Trübheit desselben Biers9 gemessen nach Aufbewahrung
bei Zimmertemperatur in einem näher festgesetzten Zeitraum.
708818/0805
Auch diese Kältetrübheit, die sich ebenfalls mit dem Alter des Biers vom Abfüllen an erhöht, wird als ein Maß für die
Haltbarkeit des Biers benutzt; je geringer die Trübheit ist, um so größere Haltbarkeit hat das Bier.
Die übliche Trübheitsbildung hat mehrere Gründe; zu den wichtigsten, auf die Trübheitsbildung einwirkenden Paktoren
gehört aber der Gehalt des Biers an Sauerstoff, Proteinen und Polypeptiden sowie Polvphenolen.
Im allgemeinen werden Proteine und Polypeptide zusammen mit mehreren verschiedenen Polyphenolen in Bier nicht lösliche
Verbindungen bilden, und Sauerstoff wird die Oxydation und Polymerisation von Polyphenolen zur Folge haben, so daß sie
eine höhere Fähigkeit zur Bildung nicht löslicher Verbindungen mit Proteinen und Polypeptiden als die monomeren
Verbindungen entwickeln.
Es ist allgemein bekannt, daß die sogenannten Anthocyanogene (3s ^-Flavandiole), die eine Gruppe innerhalb der PoIyphenole
bilden, in besonderem Grade zur Trübheitsbildung beitragen, und Versuche gezeigt haben, daß die Haltbarkeit
von Bier unter im übrigen denselben Bedingungen bei Proben am größten ist, die aus Gerste mit dem niedrigsten Gehalt
an Anthocyanogenen gebildet sind. Chemisch gesehen gehören die Anthocyanogene zu den Flavanoidens und die Bezeichnung
70931S/08SS
ist von Harris und Ricketts (Journal of the Institute of
Brewing 1958, 22 - 32, und European brewery Convention, Proceedings of the Congress, Rome, 1959, 290 - 302) eingeführt
worden, die die Formel
OH
1 2
in der R und R entweder H, OH oder OCH κ^ίη können, angeben.
Eine andere Gruppe chemischer Verbindungen innerhalb der Plavanoide, die auch an der Trübheitsbildung des Biers
beteiligt ist, sind die Catechine. Sie werden nicht als so ausschlaggebend betrachtet wie die Anthocyanogene. Die Formel
dieser Verbindung ist:
NjH
09816/0865
-3b -
<c
1 2
in der R und R entweder H, OH oder OCH, sein können.
in der R und R entweder H, OH oder OCH, sein können.
Gerste enthält gewöhnlich 120 bis 200 mg Anthocyanogene und gewöhnlich 120 bis 200 mg Catechine pro 100 g Trockenstoff.
Aus mehreren Arbeiten aus Ende der sechziger Jahre geht hervor, daß die monomeren Anthocyanogene oder Catechine
nicht imstande sind, hochmelekulare Proteine auszufällen und damit Trübheit im Bier zu bilden, daß sie aber zunächst
polymerisiert werden müssen. Dies erfolgt auch im Bier, und die Polymerisation kann nicht allein innerhalb derselben
Molekülart, sondern auch zwischen Anthocyanogen und Catechin stattfinden; die gebildeten Polymerisationsprodukte
werden als Bi-, Tri-·, Tetra-Plavanoide usw. bezeichnet.
Ein Biflavanoid ist in Gerste und Malz gefunden worden. Weiterhin weiß man, daß die Polymerisation von
Sauerstoff stark gefördert wird.
Die Einführung der Bezeichnung "Anthocyanogene" durch Harris und Ricketts wurde schnell in der Brauliteratur akzeptiert.
Indessen bezeichneten Freudenberg und Weinges (Tetrahedron, London I960, 8_, 336) dieselbe Gruppe von Stoffen als "Proanthocyanidine",
und diese Bezeichnung hat in den letzten Jahren eine gewisse Verbreitung in der Brauereiliteratur
709816/0885
gewonnen.
Es ist erwünscht, Bier mit der möglichst großen Haltbarkeit herzustellen, d.h. die gewöhnliche Trübheitsbildung zu vermeiden
oder zu verzögern. Um dies zu erzielen, hat man sich teils bemüht zu vermeiden, daß das Bier während des Pilterns
und Ab füllens mit atmosphärischem Sauerstoff in Berührung kommt, teils versucht, die die Trübheit bewirkenden Stoffe,
insbesondere die Anthocyanogene, auszuscheiden oder zu entfernen.
Um die Anthocyanogene unschädlich zu machen oder zu entfernen, hat man Zusatzstoffe verschiedener Art benutzt. Solche
Zusatzstoffe oder Stabilisierungsmittel können entweder durch Reagieren mit Sauerstoff oder Polyphenolen, durch
Absorbieren oder Ausfällen dieser Stoffe wirken.
Beispiele für verwendbare Zusatzmittel dieser Art sind
nicht lösliches Polyvinylpyrrolidon und Kieselgel, die ganz oder teilweise die Anthocyanogene absorbieren und
entfernen und dadurch die Haltbarkeit des Biers erhöhen. Falls man in dieser Weise ein vollständiges Entfernen der
Anthocyanogene und Catechine durchführen sollte, müßte man unakzeptabel große Mengen Stabilisierungsmittel benutzen,
und der nachfolgende erforderliche Filtriervorgang würde erschwert werden.
7 0 9816/0865 -
Da der Anthocyanogengehalt und der Catechingehalt in den
verschiedenen Gerstenarten unterschiedlich sind, ist es zwecks Erzielung einer verbesserten Stabilität naheliegend, eine
Gerstenart mit einem möglichst niedrigen Gehalt an Anthocyanogenen und/oder Catechinen als Ausgangsmaterial für die
Bierherstellung zu verwenden. Man kann sich weiterhin vorstellen, daß es durch Kreuzen natürlich vorkommender Gerstenarten
möglich sein sollte, Arten mit einem niedrigeren Gehalt an Anthocyanogenen zu entwickeln, um dadurch die Herstellung
eines haltbareren Biers zu ermöglichen (B. Trolle, Brygmesteren, Nr. 2, I960, Seite 45 - 55). Diese Idee hat
jedoch zu keinem praktischen Ergebnis geführt.
Mittels mutationserzeugender Mittel hat man Genmutanten in Gerstenarten hergestellt9 die Anthocyane in Blättern,
Stengeln und Ähren nicht synthetisieren (S. Gustafsson,
A. Hagberg, U. Lungqvist and G. Perssons Hereditas §2_s 409 414
(1969); R.A. Nilan, The Cytology and Genetics of Barley 1951 - 1962, Washington University Press (1964)).
Anthocyane oder Anthocyanidin-Derivate sind Pigmente, welche unter derselben Flavonoid-Synthese gebildet werden, die
auch zu Anthocyanogenen führt. Während der der vorliegenden Erfindung zugrunde liegenden Versuchsarbeit sind nähere
Untersuchungen einer Anzahl anthoeyanfreier Mutanten vorgenom-
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men worden, von denen jedoch lediglich einer einzelne zum Brauen von Bier mit verbesserter Stabilität geeignet war.
Der als ANT-13 bezeichnete geeignete Mutant erwies sich frei
von Anthocyanogenen, so daß er genetisch eingebaute Sperrung der Anthocyanogensythese erworben haben muß.
Die vorliegende Erfindung gründet sich somit auf die Erkenntnis, daß eine Verbesserung der erwünschten Eigenschaft
lediglich dann erzielt wird, wenn ein Mutant mit einer Blokkierung
einer frühen Stufe des gemeinsamen biochemischen Synthesewegea verwendet wird, der zu Anthocyanogenen oder
Proanthocyanidinen führt, wogegen der Effekt nicht mit anderen anthocyanfreien Mutanten erreicht wird, wobei lediglich
der für die Synthese von Anthocyanidinen vorkommende Zweig berührt ist.
Die vorliegende Erfindung hat den Zweck, die Stabilität von aus Gerste oder Gerstmalz gebildetem Bier zu verbessern.
Weiterhin hat die Erfindung den Zwecks ein Bier mit verbesserter
Stabilität ohne Zusatz von Fällungsmitteln oder an= deren Zusatzstoffen zu erreichen. Dies hat sich erfindungsgemäß
dadurch als möglich erwiesens daß ein Auszug oder eine Würze benutzt wird, die unter Verwendung einer Gersten-
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-1 -
art mit genetisch eingebauter ganzer oder teilweiser Sperrung
der Anthocyanogensythese und/oder Catechinsynthese in der Gerste gebildet ist.
Die Herstellung des Biers aufgrund anthocyanogen- und/oder catechinarmer Gerste kann durch gewöhnliches Brauen, beispielsweise
mittels der üblichen Hefepilze oder durch Umsetzen mit Enzymen, erfolgen.
Zwecks Erzielung einer erheblich verbesserten Stabilität sollte die für die Herstellung der Würze benutzte Gerstenart
einen Gehalt an Anthocyanogenen und/oder Catechinen von
weniger als 100 mg pro 100 g Trockenstoff haben. Der erfindungsgemäß besonders bevorzugte Gehalt an Anthocyanogenen
und Catechinen beträgt weniger als 20 mg pro 100 g Trockenstoff, und optimale Ergebnisse werden bei einem
Anthocyanogen- und Catechingehalt von weniger als 10 mg pro 100 g Trockenstoff erreicht.
Die natürlich vorkommenden Gerstenarten haben gewöhnlich einen Gehalt von mehr als 100 mg Anthocyanogenen und mehr
als 100 mg Catechinen pro 100 g Trockenstoff, indem der Anthocyanogengehalt durch eine von M. Dadic vorgeschlagene
Methode: ASBC Proceedings 1971, Seite 159, bestimmt ist.
Die Erfindung wird anhand des nachfolgenden Beispiels er-
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läutert, das parallele Brauversuche betrifft, und zwar teils mit einem als ANT-13 bezeichneten anthocyanogenfreien und
catechxnfreien Mutanten, teils mit einer üblichen Gerstenart (Ymer). Aus den beiden Gerstenarten sind Malz und Bier
in herkömmlicher Weise hergestellt worden. Analysen sind für das Ausgangsmaterial, das Malz, die Würze und das fertiggebraute
Bier vorgenommen worden. Die erzielten Ergebnisse gehen aus dem nachfolgenden Beispiel hervor.
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ANT-13
Ymer
Gerstenart
Gerste: Anthocyanogene Catechine
Malz: Auszug, Feinmehl, Anthocyanogene, Catechine
Würze: Einrauen,
offensichtliche Endvergärung
Anthocyanogene,
Bier: Einbrauen
offensichtliche Vergärung
Anthocyanogene Schaumhalbwertszeit ml Luft pro Flasche
Zuwachs an Kältetrübheit nach Aufbewahrung bei 45 C:
1 Woche, 4 Wochen
mg/100 g Trockenstoff ti
^/Trockenstoff, (Plato) mg/100 g Trockenstoff
% Plato
% mg/Liter
% Plato
mg/Liter Sekunden
EBC-Einheiten
Il
O | 140 |
1 | 147 |
79,6 | 78,6 |
1 | 110 |
4 | 130 |
10,9 | 10,9 |
77,0 | 77,5 |
O | 73 |
10,8 | 10,7 |
74 | 74 |
1 | 57 |
99 | 90 |
0,8 | 0,8 |
0,2
0,8
0,8
4,4
20
20
ro co
ANALYSENMETHODIK
Anthocyanogene
Catechine
Auszug in Malz Einbrauen der Würze
M. Dadic:
A.S.B.C. Proceedings 1971, 1959-1970
M. Dadic & N.M. Morrison A.S.B.C. Proceedings 1972, 50-56
siäne Anthocyanogene
Analytica-EBC, 3. Ausgabe, E 25 Analytica-EBC, 3. Ausgabe, E 55
Analytica-EBC, 3. Ausgabe, E 25 Analytica-EBC, 3. Ausgabe, E 55
Offensichtliche Endvergärung der Würze : Analytica-EBC, 3. Ausgabe, E 58
Einbrauen des Biers : Analytica-EBC, 3. Ausgabe, E 55
Offensichtliche Vergärung
des Biers : Analyticy-EBC, 3. Ausgabe, E 58
S chaumhalbwert s zeit
Kältetrübheit des Biers :
Bloms Methode:
EBC. Proceedings 1957, 51
Tuborgs Methode:
Neu abgezapftes Bier verweilt 48 Stunden bei O0C; die Trübheit wird mittels des Zeiss-Nefelometers gemessen, rotes Licht, Umrechnung in EBC.-Einheiten.
Neu abgezapftes Bier verweilt 48 Stunden bei O0C; die Trübheit wird mittels des Zeiss-Nefelometers gemessen, rotes Licht, Umrechnung in EBC.-Einheiten.
Nach Aufbewahrung des Biers bei 45°C 1 bis 4 Wochen lang wird die
Kältetrübheit wie vorstehend angegeben bestimmt.
709816/0865
709816/0865
... 13
Der Zuwachs ist der Unterschied zwischen den Werten bei den beiden
Messungen.
709816/0865
Claims (3)
- Patentansprüchefij Verfahren zum Brauen von Bier mit verbesserter Stabilität unter Verwendung eines als Würze bezeichneten Auszuges aus Gerste oder Malz, dadurch gekennzeichnet, daß die Würze unter Verwendung einer Gerstenart mit genetisch eingebauter ganzer oder teilweiser Sperrung der Anthocyanogensynthese und/oder Catechinsynthese in der Gerste gebildet ist.
- 2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die für die Herstellung der Würze benutzte
Gerste einen Gehalt an Anthocyanogenen von weniger als 20 mg pro 100 g Trockenstoff, vorzugsweise weniger als 10 mg pro 100 g Trockenstoff, und/oder einen Gehalt an Catechinen von weniger als 20 mg pro 100 g Trockenstoff,· vorzugsweise weniger als 10 mg pro 100 g Trockenstoff, hat. - 3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die für die Herstellung der Würze benutzte Gerste ein Mutant der Gerstenart Poma mit ge-• netisch eingebauter Sperrung der Anthocyanogensynthese und/oder Catechinsynthese in der Gerste ist.709 8 18/0085
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Barley Genetics III, Proceedings of the Third International Barley Genetics Symposium, Garching,7-12 Juli 1975, Abteilung für Pflanzengenetik der Gesellschaft für Strahlen- und UmweltforschungmbH München D 8059 Grünbach, Verlag Karl Thiemig, München * |
Brauwelt 100, 1960, S. 446/447 * |
Brygmesteren, 17, 1960, 45-55 * |
SCHUSTER: Die Bierbrauerei, Bd. I, Ferdinand Euke Verlag Stuttgart, 1963, 474 * |
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