Die Erfindung betrifft 1α-Hydroxy-vitamin-D₃, ein Verfahren zu
seiner Herstellung und seine Verwendung.
In dem älteren Patent DE 22 59 661 ist eine Synthese einer
Substanz beschrieben, von der gesagt wird, daß sie
1α-Hydroxy-vitamin-D₃ ist, die jedoch eine Aktivität bei der
Heilung von Rachitits zeigt, die nur leicht besser ist als
diejenige von Vitamin-D₃, während die Mobilisierung von
Calcium im Knochengerüst, um das Serumcalcium zu erhöhen,
niedriger ist als diejenige von Vitamin-D₃. Es wird von dieser
Substanz gesagt, daß sie "Vitamin-D-ähnliche Wirksamkeit"
aufweist.
Erfindungsgemäß wurde reines kristallines 1α-Hydroxy-vitamin-D₃,
das weiter unten charakterisiert ist, hergestellt, und es wurde
überraschenderweise gefunden, daß seine Aktivität sehr viel
höher ist als diejenige von Vitamin-D₃, beispielsweise zehnmal
oder noch höher und daß es gegen viele Vitamin-D-resistente
Krankheiten wirksam ist. Weiterhin ist es schnell wirkend und
seine biologische Wirksamkeit ist rasch beendet, so daß die bisher
auftretenden Probleme der Vitamintoxizität durch die Verwendung
der erfindungsgemäßen Substanz im wesentlichen vermieden
werden.
Erfindungsgemäß wird die Verbindung 1α-Hydroxy-vitamin-D₃
geschaffen, mit dem Schmelzpunkt beim Umkristallisieren
aus Ether/Pentan von 128 bis 129°C bei einer Erwärmungsgeschwindigkeit
von 1°C pro 25 Sekunden und dem Verhältnis
λ 264 nm/λ 229 nm von 1,87±10%.
Die Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zur Herstellung
von 1α-Hydroxy-vitamin-D₃, das dadurch gekennzeichnet ist,
daß man 1α-Hydroxy- oder 1α,2α-Epoxy-cholesta-4,6-dien-3-on
oder ein 1α-Hydroxyl-geschütztes Derivat davon mit Lithium, Natrium, Kalium
oder Calcium in Ammoniak oder einem flüssigen Alkylamin in Anwesenheit eines
Ammonium- oder Aminsalzes und in Gegenwart eines inerten organischen
Lösungsmittels reduziert, das gebildete 1α-Hydroxy-
cholesterin oder eine 1α-Hydroxyl-geschützte Form davon in
1α,3β-Dihydroxy-cholesta-5,7-dien durch Dehydrierung überführt,
das Dien bestrahlt und das erhaltene 1α-Hydroxy-prävitamin-D₃
durch Erwärmen in das 1α-Hydroxy-vitamin-D₃ überführt.
Bei der Synthese von 1α-Hydroxy-cholesterin gab es bisher eine
Reihe von Schwierigkeiten, da es im allgemeinen erforderlich ist,
die 1α-Hydroxylgruppe durch eine Art Michael-Addition in das Δ 1,2,-3-Ketosteroid
einzuführen. Die nachfolgende Bildung der gewünschten 5,6-Doppelbindung
ist schwierig, da die 1α-Hydroxylgruppe, die in β-Stellung
zu einer Carbonylgruppe steht, eliminiert werden kann,
und außerdem ist es schwierig, die 3-Ketogruppe zu der 3β-Hydroxy-
gruppe mit hoher Stereospezifität unter Verwendung bekannter Verfahren
zu reduzieren.
Ein Syntheseweg für 1α-Hydroxycholesterol wird von Pelc und
Kodicek (J. Chem. Soc., 1970 [C], 1624) beschrieben. Bei diesem
Verfahren wird 6β-Hydroxy-5α-cholest-1-en-3-on epoxidiert, das
erhaltene Produkt wird zu dem 1,2-Epoxy-3β-hydroxy-derivat unter
Verwendung von Natriumborhydrid reduziert, dann wird die
6β-Hydroxylgruppe eliminiert, wobei man das entsprechende Δ 5,6-Steroid
erhält. Reduktion mit Lithium-aluminiumhydrid gibt das 1α,3β-
Diol. Das bei diesem Verfahren erhaltene Produkt zeigt jedoch
nicht die erwarteten physikalischen Eigenschaften. So wird die
optische Drehung als [a] D = 0±1° (in MeOH) angegeben, wohingegen
Δ 5,6-Sterole üblicherweise durch eine mäßig negative spezifische
Drehung, typischerweise von ungefähr -30°C, charakterisiert
sind. Die gefundenen Analysewerte von C, 76,2;
H 11,1% stimmen ebenfalls nicht mit den für C₂₇H₄₆O₂ · 0,5 H₂O
(C 78,8; H 11,5%) berechneten Werten überein, und die Struktur
dieses Produktes erscheint daher zweifelhaft. Eine mögliche
Fehlerquelle ist die Vorhydrid-Reduktion der 3-Ketogruppe, bei
der man zusätzlich zu dem gewünschten 3β-ol eine beachtliche
Menge an 3α-ol erhält.
Überraschenderweise wurde gefunden, daß 1α-Hydroxy- und
1α,2α-Epoxy-steroid-4,6-dien-3-one direkt zu den
entsprechenden 1α,3β-Dihydroxy-steroid-5-enen reduziert werden
können. Diese Reaktion ist u. a. in dem ausgeschiedenen
Deutschen Patent 24 63 203 beschrieben. Unter diesen Bedienungen werden
die hochoxidierten Ausgangsmaterialien aufeinanderfolgend zu dem gewünschten
Produkt reduziert, ohne daß eine wesentliche Isomerisierung
der Doppelbindungen auftritt oder ohne daß Substituenten, die
in β-Stellung zu der Carbonylgruppe in 3-Stellung vorhanden
sind, eliminiert werden.
Als Reduktionsmittel werden Lithium, Calcium, Natrium und Kalium, vorzugsweise
Lithium und flüssiges Ammoniak oder flüssige primäre, sekundäre und tertiäre
Alkylamine, beipsielsweise primäre niedrige Alkylamine, wie
Methylamin oder Äthylamin, Di-(niedrig-alkyl)-amine, wie Dimethylamin
oder Diäthylamin, und Tri-(niedrig-Alkyl)-amine, wie
Triäthylamin verwendet. Ein besonders bevorzugtes Reduktionsmittel ist Lithium
und flüssiges Ammoniak.
Bei der Umsetzung werden, Ammonium- oder Aminsalze, beispielsweise die Salze,
die sich von Mineralsäuren ableiten, wie die Halogenide, beispielsweise
Fluorid oder Chlorid, Nitrat oder Sulfat als Protonenquelle verwendet.
Die Reduktion wird in einem inerten organischen Lösungsmittel, wie einem
cyclischen Äther, beispielsweise Tetrahydrofuran oder Dioxan,
oder in einem Kohlenwasserstoff-Lösungsmittel, wie Hexan, durchgeführt.
Es kann von Vorteil sein, Feuchtigkeit und/oder Sauerstoff
aus dem Reaktionssystem auszuschließen. Wird ein Lösungsmittel
verwendet, so wird die Reduktion zweckdienlich bei einer
Temperatur zwischen dem Gefrierpunkt des Lösungsmittelsystems und
100°C, vorteilhafterweise in der Kälte, durchgeführt.
Um die Reaktionsteilnehmer miteinander zu vermischen, kann man
verschiedene Arten der Zugabe wählen. Beispielsweise kann man
eine Lösung des Steroids in einem oder in mehreren Teilen zu
einer Lösung des Alkalimetalls in flüssigem Ammoniak oder einem
flüssigen Amin geben und anschließend die Protonenquelle auf einmal
oder in mehreren Teilen zufügen. Alternativ kann man, wobei
man verbesserte Ausbeuten erhält und/oder das reduzierte Steroid
leichter isolieren kann, wenn man als Protonenquelle festes
Ammoniumchlorid verwendet, dieses zu Beginn einer Lösung des
als Ausgangsmaterial verwendeten Steroidmaterials zufügen,
und dann kann man das Reduktionsmittel, nämlich das Alkalimetall/
flüssiges Ammoniak oder flüssiges Amin in Teilen zugeben.
Es ist im allgemeinen bevorzugt, in den als Ausgangsmaterialien
verwendeten Steroiden die 1α-Hydroxygruppen beispielsweise mit
einer abspaltbaren Schutzgruppe zu schützen, da die Reduktion
eines Steroids, welches eine freie 1α-Hydroxygruppe enthält,
die Bildung eines Δ 6,7-Steroids, bedingt durch einen inneren Protonen-
Übergang, ergeben kann. Geeignete Schutzgruppen umfassen
Silylgruppen, beispielsweise Tri-(niedrig-alkyl)-silylgruppen,
wie Trimetylsilyl; solche Schutzgruppen können beispielsweise
durch Umsetzung des 1α-Hydroxy-steroids mit einem
geeigneten Hexa-(niedrig-alkyl)-disilazan eingeführt werden.
Das erhaltene 1α-Hydroxy-cholesterin wird in das entsprechende
1α,3β-Dihydroxy-steroid-5,7-dien durch Dehydrierung, beispielsweise
nach bekannten Verfahren wie Bromierung in der 7-Stellung, beispielsweise unter
Verwendung eines N-Bromamids, Imids oder Hydantoins, wie N-Bromsuccinimid,
N-Bromphthalimid oder Dibromdimethylhydantoin als
Bromierungsmittel, anschließende Dehydrobromierung, beispielsweise
unter Verwendung eines Amids, wie Dimethylacetamid, in
Anwesenheit eines Erdalkalimetall-carbonats überführt werden.
Alternativ kann die Dehydrobromierung durch Behandlung mit Trimethylphosphit
oder einer Base, wie Collidin, Pyridin oder
Diazabicyclooctan, induziert werden.
Die 7,8-Doppelbindung kann ebenfalls unter Verwendung des von
Daubin et al beschriebenen Verfahrens eingeführt werden, beispielsweise
durch Oxidation des 1α-Hydroxy-cholesterins
zu dem entsprechenden Cholest-5-en-7-on unter Verwendung von
Chromtrioxid als Oxidationsmittel, vorteilhafterweise unter Verwendung
eines Chromtrioxid/Pyridin-Komplexes, Anschließend wird
dieses Keton mit einem Sulfonyl-hydrazin, bevorzugt einem aromatischen
Sulfonyl-hydrazin, wie p-Tosylhydrazin, umgesetzt,
wobei man das entsprechende 7-Sulfonyl-hydrazon erhält, welches
dann Wolff-Kishner-Reduktionsbedingungen, beispielsweise unter
Verwendung eines Alkalimetall-Alkoholats, wie Natrium-t-butylat,
und eines Alkalimetallhydrids, wie Natriumhydrid, unterworfen wird,
wobei man das gewünschte Cholesta-5,7-dien erhält.
Es kann vorteilhaft sein, die 1α- und 3β-Hydroxygruppen zu
schützen, beispielsweise durch Acylierung mit beispielsweise
einem Dibenzoat, um unerwünschte Nebenreaktionen während der
Reaktionsreihenfolge, die zur Einführung der 7,8-Doppelbindung
erforderlich ist, zu vermeiden.
Die Bestrahlung des 1α,3β-Dihydroxycholesta-5,7-diens oder eines
Acylats davon erfolgt vorzugsweise mit nahem ultravioletten
Licht, beispielsweise mit einer Wellenlänge von 275-300 nm
und führt zur Bildung des 1α-hydroxylierten Prävitamins D₃, das
durch Erwärmen isomerisiert wird. Die Isomerisierung kann beispielsweise
durch Erhitzen in einem Alkohol- oder Kohlenwasserstofflösungsmittel
durchgeführt werden. Die Acylgruppen in den
Acylaten des Prävitamins und Vitamins, die oben erwähnt sind,
umfassen Acetyl und Benzoyl. Die Verwendung der Acylate beim
Isomerisierungsschritt hält die Bildung von oxidierten Nebenprodukten
auf einem Minimum.
Die Ausgangsmaterialien für die reduktive Anfangsstufe des erfindungsgemäßen
Mehrstufenverfahrens können nach irgendeinem geeigneten
Verfahren hergestellt werden, beispielsweise durch Oxidation
von Cholesterin, beispielsweise unter Verwendung eines
Chinol/Chinon-Oxidationsmittels, wie Dichlordicyanochinon, und
anschließender Behandlung mit einem Peroxid, beispielsweise
Wasserstoffperoxid, zusammen mit einer Base, beispielsweise Natriumhydroxid,
geeigneterweise in einem wäßrigen alkoholischen
Medium, wobei man ein 1α,2α-Epoxid erhält, welches gewünschtenfalls
in die entsprechende 1α-Hydroxy-Verbindung durch Reduktion
beispielsweise unter Verwendung von Zink und einer Säure, wie
Essigsäure, überführt werden kann.
Das 1α-Hydroxy-Vitamin-D₃ besitzt wichtige prophylaktische und therapeutische
Verwendungen bei der Vorbeugung oder Behandlung von
Krankheiten, wie Rachitis und Knochenerweichung, und sind von besonderem
Wert bei der Behandlung von Krankheiten, die auf Vitamin
D ansprechen, wie Hypoparathyroidismus, Hypophosphataemie,
Hypocalcaemie und/oder andere verwandte Knochenkrankheiten,
für Nierenkrankheiten oder Nierenversagen,
und für hypocalcaeminsche Tetanie. Die überlegene Aktivität des
1α-Hydroxy-Vitamins-D₃, verglichen mit bekannten
Vitamin-D-Verbindungen, bedeutet, daß die 1α-Hydroxy-Verbindung
bei der Behandlung von Krankheiten von Wert ist, wie bei
Rachitis, die gegenüber Vitamin D resistent ist, Nieren-Osteodystrophie,
Fettstuhl, Gallenzirrhose und andere Funktionsstörungen
bei der Absorption, für Osteoporose, sekundäre Hypocalcaemie
und/oder Knochenkrankheiten, die durch mangelhafte
Funktion der Leber, Nieren oder des ganzen intestinalen Traktes
hervorgerufen werden, und für sekundäre Hypocalcaemie oder
Knochenkrankheiten, die bei der Behandlung mit Dilantin, Barbituraten,
wie Phenylbarbiton, und verwandten Arzneimitteln, auftreten
und die gegenüber bekannten Verbindungen, wie Vitamin D₃,
unempfindlich sind.
Im allgemeinen kann 1α-Hydroxy-vitamin-D₃ parenteral zusammen mit
injizierbaren flüssigen Trägern, wie mit sterilem pyrogenfreiem
Wasser, sterilem peroxidfreiem Äthyloleat, dehydratisiertem Alkohol,
Propylenglykol oder einer dehydratisierten Alkohol/Propylenglykol-Mischung
verabreicht werden. Solche Mittel können
intravenös, intraperitonal oder intramuskulär injiziert werden.
Injizierbare Mittel werden bevorzugt in Dosis-Einheitsformen
hergestellt, beispielsweise in Ampullen.
Im Hinblick auf die Empfindlichkeit von 1α-Hydroxy-vitamin-D₃
gegenüber Oxidation ist es im allgemeinen bevorzugt, daß pharmazeutische
Zusammensetzungen, in denen diese Materialien enthalten sind,
mindestens eine Spur eines Antioxidans, wie Ascorbinsäure,
butyliertes Hydroxyanisol oder Hydrochinon enthalten.
Vollkommen überraschend wurde außerdem gefunden, daß 1α-Hydroxy-vitamin-D₃
eine beachtliche Aktivität bei der oralen Verabreichung zeigt.
Dies ist im Hinblick auf die früheren
Veröffentlichungen, die sich auf 1α,25-Dihydroxy-vitamin-D₃
beziehen, besonders überraschend, da in diesen Veröffentlichungen
angegeben wurde, daß orale Dosen des Dihydroxy-vitamins eine sehr
niedrige Aktivität besitzen (beispielsweise bestimmt
durch antirachitische Aktivitätsmessungen an der Ratte), und daß die
parenterale Verabreichung des Dihydroxy-vitamins erforderlich
ist, um die günstigen therapeutischen Ergebnisse zu erreichen.
Man würde üblicherweise erwarten, daß 1α-Hydroxy-vitamin-
D-Verbindungen ein analoges Allgemeinverhalten zu dem entsprechenden
Dihydroxy-vitamin aufweisen, im Hinblick auf die Ähnlichkeit
in der Art der biologischen Aktivität der Verbindungen in
anderen Hinsichten.
In der folgenden Tabelle sind die Wirkungen bei oraler Verabreichung
von 1a-Hydroxy-vitamin-D₃
(0,1 µg/kg via eine gastritische Intubation) auf die
Calcium- und Phosphorserumspiegel bei Ratten, denen die Nebenschilddrüse/
Schilddrüse entfernt wurde (männliche Charles River Ratten, die
jeweils 80 bis 100 g wiegen, jede Gruppe enthält 6 Ratten), angegeben.
Aus dieser Tabelle ist ersichtlich, daß 1α-Hydroxy-vitamin-D₃
bei der oralen Verabreichung eine gute Aktivität
zeigt, was durch einen Anstieg im Serum-Calciumspiegel im Vergleich
mit den nicht-behandelten Kontrolltieren erkennbar ist.
Dagegen ist oral verabreichtes 1α,25-Dihydroxy-vitamin-D₃ relativ
inaktiv und ergibt keine wesentlichen Änderungen in dem Serum-
Calciumgehalt, verglichen mit den Kontrollproben. Aus der Tabelle
ist ebenfalls ersichtlich, daß die metabolischen Änderungen,
die durch 1α-Hydroxy-vitamin-D₃ induziert werden, eine relativ
kurze Dauer haben, während der Serum-Calciumgehalt bei mit 1α-
Hydroxy-vitamin-D₃ behandelten Ratten innerhalb 24 Stunden nach
Verabreichung des Vitamins fast den der Kontrollratten erreicht.
Dies bestätigt, daß 1α-Hydroxy-vitamin-D₃ aus dem System schnell
ausgeschieden wird und so keine unerwünschten Nebenwirkungen,
nämlich Vitamin-Vergiftung, ergibt.
Tabelle 1
Wirkungen von oral verabreichtem 1α-Hydroxy-vitamin-D₃
auf die Serum-Calcium- und Phosphorgehalte
bei Ratten mit entfernter Nebenschilddrüse/entfernter
Schilddrüse
Die orale Aktivität und die dadurch bedingte leichte Verabreichung
von 1α-Hydroxy-vitamin-D₃ bewirkt, daß diese Verbindung einen beachtlichen
therapeutischen Wert bei vielen Anwendungen besitzt
und daß die Verwendbarkeit dieser Verbindung, verglichen mit bekannten
parenteral verabreichbaren 1α,25-Dihydroxy-vitamin-D-
Derivaten, wesentlich größer ist.
1α-Hydroxy-vitamin-D₃ kann prophylaktisch zur Vorbeugung von
Vitamin-D-Mangelkrankheiten durch Verabreichung von Dosierungen
im Bereich von 0,1 bis 2,0 µg verwendet werden.
1α-Hydroxy-vitamin-D₃ kann auch prophylaktisch als Nahrungsmittel-
oder Futterzusatzstoffe oder als Bestandteile von Nahrungsmittel- und
Futterzusatzstoffen, beispielsweise zusammen mit anderen Vitaminen, verwendet
werden. Ein Beispiel einer solchen Anwendung
besteht in der Anreicherung von Milch, indem man 0,1
bis 0,5 µg 1α-Hydroxy-vitamin-D₃ pro Liter Milch zufügt,
wobei diese Milch einen prophylaktischen Wert bei der Vorbeugung
von Krankheiten, wie Rachitis, Knochenerweichung usw.,
besitzt.
In ähnlicherweise Weise kann 1α-Hydroxy-vitamin-D₃ in oral verabreichbaren
pharmazeutischen Mitteln verwendet werden und bei vielen Anwendungen
eingesetzt werden, beispielsweise bei der Behandlung von
irgendwelchen der oben erwähnten, auf Vitamin D ansprechenden
Krankheiten oder alternativ bei irgendwelchen Krankheiten, die bei
dem üblichen Vitamin D nicht ansprechen, wo jedoch 1α-Hydroxy-vitamin-D₃
anspricht, insbesondere bei lang dauernden Behandlungen
von Krankheiten, wie Osteoporose, und bei prophylaktischen Anwendungen,
wie in Vitamin- und Multivitamin-Präparaten.
Die oral verabreichbaren Mittel, die die neue 1α-Hydroxy-Verbindung
enthalten, können gewünschtenfalls einen oder mehrere
physiologisch verträgliche Träger und/oder Arzneimittel-Verdünnungsstoffe
enthalten, und sie können in flüssiger oder fester
Form vorliegen. Die Zusammensetzungen können in irgendeiner geeigneten
Form vorliegen, beispielsweise als Tabletten, beschichtete
Tabletten, Kapseln, Lutschbonbons, wäßrige oder ölige Suspensionen,
Lösungen, Emulsionen, Sirupe, Elixiere und als Trockenprodukte,
die für die Rekonstitution mit Wasser oder einem anderen
geeigneten flüssigen Träger vor der Verwendung geeignet sind.
Die Zusammensetzungen zur Behandlung von Vitamin-D-Mangelkrankheiten
werden bevorzugt in Dosiseinheitsform hergestellt, wobei
jede Einheit vorteilhafterweise 0,2 bis 20 µg, vorzugsweise 0,5 bis
5 µg an 1α-Hydroxy-vitamin-D₃ enthält. Die Dosis an 1α-Hydroxy-vitamin-D₃,
die für die Behandlung von erwachsenen Menschen
verwendet wird, beispielsweise zur Behandlung von Vitamin-D-
resistenter Hypocalcaemie und/oder Knochenkrankheiten, wird
typischerweise in dem Bereich von 0,2 bis 20 µg pro Tag liegen;
die Verabreichung an Menschen ist vorzugsweise oral, wobei ein
Bereich von 1 bis 5 µg 1a-Hydroxy-vitamin-D₃ bevorzugt ist.
Zur prophylaktischen Behandlung von Rachitis bei Menschen
ist die tägliche Dosis vorzugsweise 0,1 bis 1,0 µg 1α-Hydroxy-vitamin-D₃.
Tabletten und Kapseln, welche 1α-Hydroxy-vitamin-D₃ enthalten,
können gewünschtenfalls übliche Bestandteile enthalten wie Bindemittel,
beispielsweise Sirup, Gummiarabicum, Gelatine, Sorbit, Tragacanth oder
Polyvinyl-pyrrolidon; Füllstoffe, beispielsweise Lactose, Zucker,
Maisstärke, Calciumphosphat, Sorbit oder Glycin; Gleitmittel,
beispielsweise Magnesiumstearat, Talk, Polyäthylenglykol oder
Siliciumdioxid; Desintegrationsmittel, beispielsweise Kartoffelstärke;
oder annehmbare Benetzungsmittel, wie Natriumlaurylsulfat.
Tabletten können nach gut bekannten Verfahren überzogen sein.
Flüssige 1α-Hydroxy-vitamin-D₃-Zusammensetzungen können bekannte
Zusatzstoffe, wie Suspensionsmittel, beispielsweise Sorbitsirup
Methylcellulose, Glukose/Zuckersirup, Gelatine, Hydroxymethylcellulose,
Carboxymethylcellulose, Aluminiumstearatgel oder
hydrierte genießbare Fette, Emulgiermittel, beispielsweise Lecithin,
Sorbitanmonooleat oder Gummiarabicum; nicht-wäßrige Trägerstoffe,
beispielsweise genießbare Öle, wie beispielsweise
pflanzliche Öle, wie Erdnußöl, Mandelöl, fraktioniertes Kokosnußöl,
Fischleberöle, ölige Ester wie Polysorbat 80, Propylenglykol
oder Äthylalkohol; und Konservierungsmittel, beispielsweise
Methyl oder Propyl-p-hydroxybenzoate oder Sorbinsäure,
enthalten. Flüssige Zusammensetzungen sind geeigneterweise eingekapselt
in beispielsweise Gelatine, wobei man ein Produkt in
Dosis-Einheitsform erhält. Die Konzentration an 1α-Hydroxy-vitamin-D₃
in solchen flüssigen Zusammensetzungen kann beispielsweise im
Bereich von 2,0 µg/ml bis 4,0 µg/ml liegen.
Die Zusammensetzungen die die erfindungsgemäße Substanz enthalten,
können andere therapeutisch
wertvolle Bestandteile, wie Calciumsalze (beispielsweise
das Lactat, Natriumlactat, Phosphat, Glukonat oder Hypophosphit)
und/oder Salze von anderen wesentlichen Spurenelementen,
wie Magnesium, Mangan, Eisen, Kupfer, Zink und Jod und/oder andere
Vitamine, wie Vitamin A, Vitamin B₁, Vitamin B₂, Nikotinamid,
Pantothensäure oder deren Salze, beispielsweise das Calciumsalz,
Vitamin B₆, Vitamin B₁₂-Folsäure, Vitamin C und Vitamin E, enthalten.
Multivitamin-Präparate, die 1α-Hydroxy-vitamin-D₃
enthalten, können auf analoge Weise zu solchen Vitaminpräparaten
formuliert werden, bei denen übliche 1-Hydrogen-vitamin-D-
Verbindungen verwendet werden.
Die Aktivität von 1α-Hydroxy-vitamin-D₃ macht
die Verbindung für die rektale Verabreichung geeignet,
und pharmazeutische Zusammensetzungen für diesen Zweck enthaltenen,
eine wirksame Dosis von 1α-Hydroxy-vitamin-D₃ zusammen mit
bekannten Suppositorien-Grundstoffen, wie Kakaobutter, oder
einem anderen Glycerid.
Wie oben erwähnt, kann es von Vorteil sein, den genannten
Zusammensetzungen oder Mitteln Antioxidantien, wie beispielsweise
Ascorbinsäure, butyliertes Hydroxyanisol oder Hydrochinon einzuverleiben,
um ihre Lagerungsstabilität zu verbessern.
Anwendungen in der Veterinärmedizin für 1α-Hydroxy-vitamin-D₃
umfassen die Vorbeugung der Hypocalcaemie bei Haustieren,
beispielsweise bei Tieren auf dem Bauernhof, wie Rindern
insbesondere Kühen, zum oder nahe beim Gebären. 1α-Hydroxy-vitamin-D₃
ist in dieser Hinsicht von besonderem Wert, da die hohe
Aktivität und die niedrige Toxizität dieser Verbindung die prophylaktische
Verabreichung in niedrigen Dosen während einer bestimmten
Zeit z. B. bei einer Tierherde ermöglicht, einschl. von
Tieren, die keine Hypocalcaemie-Vorgeschichte besitzen. Dies
steht im Gegensatz zu der Verwendung bekannter Vitamin-D-Verbindungen
auf diesem Gebiet, da es im Hinblick auf die höheren Dosen,
die bei Verbindungen wie Vitamin-D₃ erforderlich sind, übliche
Praxis ist, u. a. aus wirtschaftlichen Gründen, die Vitamine
nur Tieren zu verabreichen, die eine Vorgeschichte von Hypocalcaemie
aufweisen.
Es wurde weiterhin gefunden, daß die Verabreichung von wirksamen
Dosen von 1α-Hydroxy-vitamin-D₃, bei legendem Geflügel den
Vorteil besitzt, daß das Auftreten von Eiern mit weicher Schale,
die von dem Geflügel gelegt werden, verhindert wird, und eine solche
Verwendung, z. B. in Form von Geflügelfutterzusammensetzungen, die
1α-Hydroxy-vitamin-D₃, mit einem Gehalt von 0,2 bis 12 Mikrogramm
zweckmäßig 1 bis 8 Mikrogramm, des Vitamins pro kg Futter, enthalten,
ist ein weiteres Merkmal der vorliegenden Erfindung.
Die folgenden Beispiele erläutern die Erfindung.
Alle Temperaturen sind in Grad Celsius aufgeführt.
Beispiel 1
a) Cholesta-1,4,6-trien-3-on
Cholesterol (19,3 g) und Dichlordicyanochinon (38 g) in trockenem
Dioxan (500 ml) wurden am Rückfluß 22 Stunden erwärmt. Die
Mischung wurde dann abgekühlt, filtriert und das Filtrat wurde
zur Trockne eingedampft. Chromatographie des Rückstandes an
Aluminiumoxid und Elution mit Benzol/Hexan und anschließende
Elution mit Benzol ergab das Trion als schwach gefärbtes Öl
(11,5 g), das sich beim Stehen verfestigte. Die physikalischen
Eigenschaften dieses Materials waren richtig.
b) 1α,2α-Epoxycholesta-4,6-dien-3-on
Das Trion von a) (1 g) in Äthanol (50 ml) wird bei 0° mit einer
10%-igen wäßrigen Natriumhydroxidlösung (0,25 ml) und mit 30%-igem
wäßrigen H₂O₂ (2,5 ml) behandelt. Die Mischung wird bei
5° über Nacht gelagert, dann wird das entstehende Epoxid abfiltriert,
mit wäßrigem Alkohol gewaschen und getrocknet, wobei man
die Titelverbindung (0,86 mg) erhält. Umkristallisation aus
Äthanol ergibt farblose Nadeln, Fp 107-109°.
c) 1α,3β-Dihydroxycholest-5-en
Zu einer gerührten Lösung aus Lithiummetall (0,2 g) in flüssigem
Ammoniak (80 ml) und trockenem Tetrahydrofuran (50 ml), welches
Ammoniumchlorid (0,5 g) enthält, fügt man eine deoxigenierte Lösung
des Epoxids von b) (4,3 g) in trockenem Tetrahydrofuran
(25 ml) tropfenweise. Nachdem die blaue Farbe verschwunden war,
wurde die Zugabe des Steroids beendigt, und weiteres Lithium
(0,2 g) und Ammoniumchlorid (1 g) wurden zugegeben, und dann gab
man weitere Epoxidlösung hinzu. Diese Reihenfolge wurde wiederholt,
bis das gesamte Steroid zugefügt war. Zu diesem Zeitpunkt
fügte man ein weiteres Stück Lithium (0,2 g, insgesamt 0,8 g) hinzu
und gab ebenfalls zusätzliches Ammoniumchlorid (gesamt 8 g)
zur Reaktionsmischung. Die Hauptmenge des Ammoniaks konnte dann
verdampfen, und die restliche Mischung wurde auf Eiswasser gegossen
und mit Chloroform extrahiert. Konzentration des Chloroforms
ergab einen braunen Gummi, der an Aluminiumoxid (160 g)
chromatographiert wurde. Elution mit Äthylacetat/Benzol ergab
1α,3b-Diol als glasartiges Material, welches bei der Zugabe von
Äthanol schnell kristallisierte. Umkristallisation aus wäßrigem
Äthanol ergab die Titelverbindung (1,7 g), Fp 161,5-163°C.
Analyse: C₂₇H₄₆O₂
ber.:C 80,54 H 11,52%
gef.:C 80,40 H 11,39%
d) 1α-Hydroxycholesta-4,6-dien-3-on
Das Epoxydion von b) (130 mg) in Äthanol (10 ml) wurde
mit Zinkstaub (1 g) unter Rühren behandelt. Danach gab man 3
Tropfen Essigsäure hinzu. Die Mischung wurde filtriert und das
Filtrat wurde zur Trockne eingedampf. Chromatographie an Silicagel
ergab das Cholesta-1,4,6-trien-3-on, welches wiedergewonnen
und recyclisiert wurde. Danach erhielt man die Titelverbindung
λ max 3600, 3400, 1675, 1625 und 1590 cm-1; δ 6,15 (2 Protonen,
s, H6, H7), 5,73 (1 Proton Singulett H4), δ 4,15 (1 Proton, enges
Multiplett, H1).
e) 1α,3β-Dihydroxycholest-5-en
Das Hydroxydion von d) (0,6 g) wurde in seinen Trimethylsilyläther
durch Behandlung einer Lösung in Tetrahydrofuran (2 ml) und Pyridin
(2 ml) mit Hexamethyldisilazan (1,5 ml) und Trimethylchlorsilan
(0,6 ml) überführt. Der rohe Trimethylsilyläther wurde
in Tetrahydrofuran (10 ml) gelöst und die Lösung wurde tropfenweise
zu einer gerührten Lösung aus Lithiummetall (ungefähr
200 mg) in flüssigem Ammoniak (20 ml) gegeben. Nach einigen Minuten
wurde Ammoniumchlorid (2 g) zugegeben, und die Lösung wurde gerührt.
Ein weiterer Teil an Lithiummetall (ungefähr 100 mg) wurden zugegeben.
Die Lösung wurde wieder gerührt. Ein weiterer Teil an
Ammoniumchlorid wurde dann zugegeben, und die Mischung wurde in
kaltes Wasser gegossen. Das Produkt wurde durch Extraktion in
Äther und Methylenchlorid extrahiert und anschließend säulenchromatographiert,
wobei man die Titelverbindung erhielt, die
aus Äthanol kristallisiert bei 158 bis 161°C schmolz.
Nach der Umkristallisation betrug der Fp 161,5 bis 163°C.
[α] D (CHCl₃)-38°. Dieses Material war mit dem Produkt von
Beispiel 1c identisch, und bei der Hydrierung erhielt man eine
Probe von 1α,3b-Dihydroxy-5α-cholestan, welche in jeder Hinsicht
mit einer authentischen Probe identisch war.
f) 1α,3β-Dibenzoyloxycholest-5-en
1a,3β-Dihydroxycholest-5-en (1,2 g) von e) wurde in Pyridin (10 ml),
welches Dimethylaminopyridin (20 mg) enthielt, mit Benzoylchlorid
(5 ml) behandelt. Nach dem Lagern der Reaktionsmischung über
Nacht wurde die Reaktionsmischung in Wasser gegossen, das Produkt
mit Äther extrahiert, mit verdünnter wäßriger Chlorwasserstoffsäure,
gesättigter Bicarbonatlösung und Wasser gewaschen. Eindampfen
des Ätherteils ergab das Dibenzoat (1,6 g), Fp 147-150°.
Umkristallisation aus Äthanol ergab ein Produkt mit einem Fp
151-153°. [α] D +24°.
Analyse: C₄₁H₅₄O₄
ber.:C 80,61 H 8,91%
gef.:C 80,43 H 8,74%
g) 1α,3β-Dibenzoyloxycholesta-5,7-dien
Eine Lösung des Dibenzoats, welches in f) beschrieben wird (0,58 g)
in Hexan (10 ml) wird mit Dibromdimethylhydantoin (0,15 g) behandelt
und am Rückfluß während 25 Minuten erwärmt. Nach dem Abkühlen
wird die Mischung filtriert und das Filtrat konzentriert,
wobei man ein schwachgefärbtes Öl erhält. Das Öl wird in trockenem
Xylol (3 ml) gelöst und tropfenweise zu einer am Rückfluß
siedenden Lösung aus Trimethylphosphit (0,4 ml) in Xylol (5 ml)
zugegeben. Das Erwärmen am Rückfluß wird weitere 1,75 Std. fortgeführt,
danach werden die Lösungsmittel bei vermindertem Druck
entfernt und der Rückstand aus Aceton/Methanol kristallisiert,
wobei man die Titelverbindung erhält. Nach der Umkristallisation
aus Äthanol/Aceton besitzt das Produkt einen Fp von 161-162°.
[a] D -8°.
Analyse: C₄₁H₅₂O₄
ber.:C 80,88 H 8,61%
gef.:C 80,69 H 8,66%
h) 1α,3b-Dihydroxycholesta-5,7-dien
Das Dibenzoat von g), (300 mg), gelöst in Äthanol (30 ml) und
Wasser (0,5 ml), welches KOH (0,6 mg) enthält, wird bei 80°C
unter Argon während 0,5 Std. gelagert. Die Reaktionsmischung
wird abgekühlt und mit Wasser verdünnt und mit Äther extrahiert.
Eindampfen des Ätherextrakts ergibt die Titelverbindung als kristallinen
Feststoff. Umkristallisation aus Methanol ergibt ein
Produkt vom Fp 155-158°. g max (Äthanol) 263 (7700);
272 (11 000); 282 (11 900); 295 (7000) nm.
i) 1α-Hydroxy-vitamin-D₃
Das Produkt von h) (95 mg) in deoxygeniertem Äther (200 ml) wird
während 12 Minuten unter Verwendung einer 200 Watt Hanovia-Lampe,
die von einer filtrierten Lösung aus Toluol (24 ml) und CS₂
(4 ml) pro Liter Methanol umgeben ist, bestrahlt. Die kalte
Lösung wird in einen Kolben überführt, der mit Argon gefüllt ist,
und der Äther wird bei 0° entfernt. Der Rückstand wird in deoxygeniertem
absolutem Alkohol (8 ml) gelöst und 1,5 Std. am
Rückfluß erwärmt. Biologische Versuche, die an Küken mit Vitamin
D-Mangel durchgeführt werden, zeigen, daß das 1α-Hydroxy-vitamin-D₃,
das gebildet wurde (λ max 264 [19 000]), durch einen
sehr schnellen Beginn der physiologischen Aktivität (weniger als
3 Std.) charakterisiert ist, der zuvor nur für das natürliche
Produkt, das als 1α,25-Dihydroxy-vitamin-D₂ vorläufig bezeichnet
wurde, beobachtet wurde.
Beispiel 2
a) 1α-Hydroxy-prävitamin-D₃-diacetat
50 mg 1α,3β-Diacetoxycholesta-5,7-dien (Fp 119-119°) hergestellt
durch Umsetzung von 1α,3β-Dihydroxycholesta-5,7-dien mit Essigsäure-anhydrid
unter Verwendung eines ähnlichen Verfahrens wie
es in Beispiel 1f) beschrieben ist, wird 11 Minuten in deoxygeniertem
Äther (200 ml) bestrahlt. Das UV-Spektrum der Mischung zeigt
die gewünschte Zunahme in der Absorption im Bereich von 220-268 nm
und eine Erniedrigung im Bereich von 268-295 nm. An Silicagel
(CHCl₃) ist es im wesentlichen homogen, es trennt sich jedoch
in zwei saubere Flecken an 1%-igem AgNO₃-Silicagel-Chloroform,
wobei der niedrigere Fleck dem Ausgangsmaterial in seinem Rf-Wert
entspricht. Das wenigere polare Material (ungefähr 20 mg) besitzt
eine breite UV-Absorptionsbande mit einem "flachen" Maximum um
262-272 nm (kleine Schulter bei 282 und 295 nm) und einem Minimum
bei 234 nm. Dieses Material enthält rohes Prävitamin.
b) 1α-Hydroxy-Vitamin-D₃-diacetat
Die Hauptmenge des rohen Prävitamins wird in deoxygeniertem Isooctan
(10 ml) gelöst. Die Absorption bei 262 nm beträgt 0,39,
wenn ein 30 µl Aliquot auf 3 ml verdünnt wird. Die Lösung wird
dann auf ungefähr 75°C unter Argon während insgesamt 2,25 Std.
erwärmt, wobei während dieser Zeit die Absorption bei 262-265 nm
auf ein Maximum von 0,54 zunimmt ) für eine Lösung der gleichen
Konzentration wie oben aufgeführt). Wie erwartet, nimmt die Absorption
zuerst sehr schnell zu und wird dann langsamer, bis die
Gleichgewichtsmischung erreicht wird.
Die im Gleichgewicht stehende Mischung war im
wesentlichen sowohl an Silicagel als auch an 1%igem AgNO₃-Silicagel
(entwickelt mit Chloroform) homogen.
c) 1α-Hydroxy-Vitamin-D₃
Ungefähr 12 mg der Mischung von b) werden in deoxygeniertem Methanol
(1,0 ml) gelöst, die Lösung wird mit deoxygeniertem 1,5%igem
methanolischem KOH (0,5 ml) behandelt und unter Argon bei Zimmertemperatur
während 1,5 Std. gehalten. Verdünnung mit Wasser und
Extraktion mit Äther ergibt die 1α,3β-Diole, die zwei sehr enge
Hauptflecken an Silicagel (entwickelt mit 4% MeOH-CHCl₃) zeigen.
Die weniger polare Fraktion (ungefähr 5 mg) zeigt eine breite
Absorption im UV mit einem Maximum bei 264 nm und einem Minimum
bei 228 nm. Dies war das 1α-Hydroxy-vitamin-D₃. Behandlung
eines aliquoten Teils mit Jod in Hexan wie oben beschrieben ergibt
eine Verlagerung des Maximums auf 270 nm, was durch die Umwandlung
in 5,6-trans-Vitamin bedingt ist.
Die stärker polare Fraktion zeigt eine glatte Absorptionsbande
im UV mit einem Maximum bei 260 nm und einem Minimum bei 235 nm.
Dies war das Prävitamin. Behandlung dieser Verbindung mit Jod
wie oben beschrieben ergibt ein komplexes UV-Spektrum mit Maxima
bei 268, 276, 286, 298, 312 und 327 nm.
Beispiel 3
1a-Hydroxy-Prävitamin-D₃-diacetat
Bestrahlung von 135 mg 1α,3β-Diacetoxycholesta-5,7-dien, hergestellt
wie in Beispiel 2a beschrieben, in deoxygeniertem Äther
(200 ml) während 15 Minuten und Abtrennung der Produkte an
1%igem AgNO₃-Silicagel (CHCl₃) (präparative Dünnschichtchromatographie
=t.l.c.) ergaben 68 mg des Ausgangsmaterials (stärker
polare Fraktion) und das rohe Prävitamin (54 mg, weniger polare
Fraktion).
b) 1α-Hydroxy-vitamin-D₃
Das so erhaltene Prävitamin wurde auf 75°C während 2 Stunden in
deoxygeniertem Iso-octan (15 ml) unter Argon erwärmt.
Die entstehende Mischung aus Vitamin und Prävitamin wurde in
Methanol (4 ml) gelöst und die Lösung wurde mit 1 ml 2,5%iger
methanolischer KOH behandelt und bei Zimmertemperatur während
2 Stunden gehalten. Verdünnung mit Wasser und Extraktion mit
Äther ergab die Vitamin- und Prävitamin-Diole, die an Silicagel
(präparative t.l.c.) getrennt wurden. 8%iges MeOHCHCl₃, wobei
man 13 mg Vitamin (Rf 0,35) und 8 mg Prävitamin (Rf 0,31) erhielt.
Umkristallisation des Vitamins aus Äther-Pentan ergab
feine farblose Nadeln, Fp 132-133° (Erwärmungsgeschwindigkeit
1°/4 Sek.) Fp 128-129° (Erwärmungsgeschwindigkeit 1°/25
Sek.). UV (Äther) λ max 264 nm (20 200), λ min 229 nm
(10 800). Es besteht 9% Unsicherheit in den Extinktionswerten,
aber das Verhältnis λ max /λ min beträgt 1,87±10%.
(Äther: C∼0,3%) +26°±2°.
ν max (CHCl₃) 3700, 3500,
1600-1650, 1040 cm-1. NMR (d₆ Aceton) H₆+H₇ AB Quartett bei
6,20 (scheinbar J=11,5 Hz). H₁₉ zwei enge 1-Proton-Multipletts
bei δ 4,92 und δ 5,37 ppm. Das Prävitamin (λ max 260 nm und
λ min 232 nm) (11 mg aus zwei getrennten Bestrahlungen) wurde
in deoxygeniertem Iso-octan (8 ml) gelöst und bei 75° während
1,5 Std. erwärmt. Isolierung durch präparative Dünnschichtchromatographie
wie zuvor ergab 4,6 mg des Vitamins. Die Zersetzung
trat hier auf und praktisch kein Prävitamin bliebt zurück.
Analyse für 1α-Hydroxy-vitamin-D₃: C₂₇H₄₄O₂
ber.:C 80,9% H 11,07%
gef.:C 80,6% H 11,04%
Beispiel 4
Oral verabreichbare 1α-Hydroxy-vitamin-D₃-Zusammensetzungen
a) 1α-Hydroxy-vitamin-D₃-Kapseln
1α-Hydroxy-vitamin-D₃ wird in sterilem Erdnußöl mit niedrigem
Peroxidgehalt, welche 0,1% Gew./Gew. butyliertes Hydroxyanisol
als Antioxydans enthält, gelöst, wobei man eine Lösung mit einer Vitamin-
Konzentration von 40 µg/ml herstellt. 1/4 ml Teile der
entstehenden Lösung wurden in Gelatine nach bekannten Verfahren
eingekapselt. Dosis: 1-2 Kapseln pro Tag.
Man stellt ebenfalls Kapseln aus Lösungen nach dem obigen Verfahren
her, die 2,0 µg/ml und 4,0 µg/ml an 1α-Hydroxy-vitamin-D₃
enthalten.
b) Tri-vitamin-Präparation
Tabletten, die die folgenden Bestandteile enthielten, wurden
nach bekannten Verfahren hergestellt:
Vitamin A4000 u.s.p. Einheiten
Vitamin C75 mg
1α-Hydroxy-vitamin-D₃0,2-1 µg
Die Präparation kann gegebenenfalls ebenfalls 1 mg Fluor in
Form eines physiologisch verträglichen Fluoridsalzes enthalten.
Dosis: 1 Tablette pro Tag.
c) Deca-vitamin-Präparation (für Erwachsene)
Tabletten, die die folgenden Bestandteile enthalten, werden nach
bekannten Verfahren hergestellt:
Vitamin A25 000 u.s.p. Einheiten
Vitamin B₁10 mg
Vitamin B₂10 mg
Vitamin B₆5 mg
Vitamin B₁₂5 µg
Vitamin C200 mg
1α-Hydroxy-vitamin-D₃0,2-1 µg
Vitamin E15 I.U.
Calcium-pantothenat20 mg
Nicotinamid100 mg
Die Tabletten können gegebenenfalls 1 mg Fluor als physiologisch
verträgliches Fluoridsalz und/oder einen Mineralkomplex enthalten,
der die folgenden Elemente in Form von physiologisch
verträglichen Salzen enthält:
Kupfer2 mg
Jod0,15 mg
Eisen12 mg
Magnesium65 mg
Mangan1 mg
Zink1,5 mg
Dosis: 1 Tablette pro Tag.
d) Deca-vitamin-Präparation (für Säuglinge und für Kinder)
Tabletten, die die folgenden Bestandteile enthalten, werden nach
bekannten Verfahren hergestellt:
Vitamin A5 000 u.s.p. Einheiten
Vitamin B₁5 mg
Vitamin B₂5 mg
Vitamin B₆2 mg
Vitamin B₁₂10 µg
Vitamin C100 mg
1α-Hydroxy-vitamin-D₃0,1-1 µg
Calcium-pantothenat3 mg
Nicotinamid30 mg
Die Tabletten können ebenfalls ein physiologisch verträgliches
Fluoridsalz oder einen Mineralkomplex in den oben bei c) angegebenen
Mengen enthalten.
Dosis: 1 Tablette pro Tag.
e) Geflügelfutterzusammensetzung
40 Mikrogramm 1-α-Hydroxy-vitamin-D₃ werden in 100-500 ml
Äthanol gelöst und die resultierende Lösung wird mit 2 kg gemahlenem
Kalkstein aufgeschlemmt. Das Äthanol wird anschließend unter
Rühren der Aufschlemmung unter vermindertem Druck entfernt
und der resultierende vitaminhaltige Feststoff wird in einer Menge
von 20 g pro kg Futter zu Geflügelfutter zugesetzt.