DE2148A - Verfahren zum Bleichen vegetabilischer Faserstoffe unter gleichzeitiger Anwendung von Chlorkalk und Oxalsäure - Google Patents

Verfahren zum Bleichen vegetabilischer Faserstoffe unter gleichzeitiger Anwendung von Chlorkalk und Oxalsäure

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DE2148A
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C. BEYRICH in Arnsdorf i. Schi

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Description

1S77.
PATENTSCH
CONRAD BEYRICH in ARNSDORF (Schlesien).
Verfahren zum Bleichen vegetabilischer Faserstoffe unter gleichzeitiger Anwendung von Chlorkalk und Oxalsäure.
Patentirt im Deutschen Reiche vom 16. December 1877 ab.
Die bis jetzt bekannten und allgemein eingeführten Bleichverfahren für Gespinnst - Fasern, besonders aber für Leinengarn und Leinenstoffe beruhen im wesentlichen darauf, dafs zuerst die in der Faser enthaltenen leimartigen Pfianzenstoffe und sonstigen Unreinlichkeiten durch ein anhaltendes, mehrtägiges, starkes Kochen mit alkalischer Lauge gelöst und gewissermaafsen verseift werden, und dadurch die Gespinnstfasern gleichsam freigelegt und für die darauf folgende Chlorbleiche empfänglich gemacht werden müssen.
Die Chlorbleiche selbst besteht in der Behandlung der zu bleichenden Stoffe mit einer Anzahl anfänglich stärkerer, allmälig schwächer werdender, abwechselnder Chlorbäder und schwacher Salz- oder Schwefelsäure-, sowie auch Soda-Lauge-Bäder. Die Säurebäder sollen besonders das in der Faser zurückgebliebene Chlor freimachen und den Kalk, an den die unterchlorige Säure gebunden, neutralisiren, während die Laugebäder die Säure in den Gespinnsten neutralisiren und so die Zerstörung hindern sollen, welche ein Zurückbleiben von Säure in denselben bewirken würde.
Während dieser Behandlung wird die Waare mehrfach mit möglichst vielem Wasser gereinigt und zur Erzielung eines reineren, weifsen Tones auch auf die Rasenbleiche gebracht, um so die Wirkung der Chemikalien durch die des Lichtes zu unterstützen.
Die Nachtheile, die dies alte Verfahren mit sich führt, sind etwa folgende:
1. die vielfachen Operationen mit grofsen Wassermengen und Chemikalien, zum Theil in der Wärme, erfordern ein bedeutendes Anlage-Kapital für Fabrik - Einrichtungen und Utensilien,
2. bedeutenden Kohlen- und Chemikalien-Aufwand.
3. bedeutende Arbeitslöhne und was oft das schlimmste ist
4. viel Zeitaufwand.
5. Aufserdem aber bedingt die zur Erzielung eines vollendeten, weifsen Tones nöthige Zuhülfenahme der Rasenbleiche die Beschränkung des Processes auf eine gewisse Jahreszeit und den Besitz gewisser Flächen Rasenlandes, die das Anlage-Kapital erhöhen.
6. Schliefslich aber bleiben die Chlorbäder bei dem jetzigen Verfahren im Winter häufig fast ganz ohne Wirkung, oder wirken nur schwach, was eine nutzlose Vergeudung von Chemikalien-Material bedingt.
Das vorliegende neue Bleichverfahren dagegen zeichnet sich vor dem älteren eben geschilderten in vielen Punkten vortheilhaft aus. Dieses Verfahren erspart alle vorbereitenden Kochungen der Gespinnstfasern mit Laugen zur Entfernung der dieselben einhüllenden, leimartigen Pflanzenzellstoffe; also Zeit, Chemikalien, Brennmaterialien und Anlage-Kapital dazu. Es geht ferner der folgende Bleichprocefs viel schneller und zwar fast ganz ohne Anwendung von Wärme vor sich, die Chemikalien arbeiten wirksamer und werden daher zum Theil erspart. Es wird dabei ein höheres Gewicht der Waare erzielt, da dieselbe nicht durch das stark angreifende »Beuchen« erleichtert wird und die Waare entspricht dabei allen an dieselbe gestellten Anforderungen.
Das Verfahren selbst beruht nun im wesentlichen auf folgenden Betrachtungen:
1. dafs der unterchlorigsaure Kalk in Verbindung mit Oxalsäure oder oxalsaurem Kali (Kleesalz) eine bedeutend gröfsere Bleichkraft entwickelt als in Gegenwart einer anderen Säure oder allein;
2. dafs Oxalsäure oder oxalsaures Kali nicht so stark die Gespinnstfasern angreift, wie die anderen, bisher in der Bleicherei angewendeten starken Säuren;
3. dafs die oben erwähnten Pflanzenleim- und Zellstoffe, welche sonst durch das dem Bleichprocefs vorhergehende »Beuchen« entfernt werden müssen, der bleichenden Wirkung des Chlors bei Gegenwart von Oxalsäure oder oxalsaurem Salze nicht hinderlich sind.
Der Hauptmoment der besseren Wirkung dieser beiden Stoffe in ihrer Combination liegt nach der Muthmafsung des Erfinders darin, dafs ein Theil der Oxalsäure sich mit dem Kalk des im Wasser gelösten, unterchlorigsauren Kalkes verbindet, wie dieses die milchweifse Trübung der vorher klaren Chlorlösung zeigt, dadurch die

Claims (8)

unterchlorige Säure freimacht, welche infolge ihrer überaus leichten Zersetzbarkeit im freien Zustande sehr schnell in ihre einzelnen Bestandtheile, Chlor und Sauerstoff übergeht, die dann einzeln, besonders im freiwerdenden Zustande, sehr energisch bleichend wirken, und dadurch auch nicht von den einhüllenden Pflanzentheilen, die sonst durch das »Beuchen« entfernt werden müssen, in ihrer Wirkung gehindert werden, während vielleicht auch ein anderer Theil der Oxalsäure durch seine auflösende Kraft die Gespinnstfasern von den pflanzenleimartigen Theilen freilegt. Da nun das Bleichen von Gespinnsten und Geweben sich nicht rein mechanisch nach fest aufgestellten Regeln ausführen läfst, da die Behandlung je nach Qualität und sonstigen Eigenschaften der Waare und auch nach vielen anderen Zufälligkeiten und Umständen geregelt werden mufs, so ist im Folgenden das auf obigen Entdeckungen beruhende neue Bleichverfahren, welches im Gegensatz zu dem bisher angewendeten, heifsen Verfahren das »Bleichverfahren auf kaltem Wege« genannt werden soll, nur in seinen Umrissen so weit wie möglich beschrieben und mufs selbstverständlich, je nachdem die Waare und sonstigen Umstände verschieden sind, auch das Verfahren selbst entsprechende, geringe Modificationen erleiden. Solche Modificationen aber sind auch schon bei dem bisherigen Bleichverfahren überall gebräuchlich und angewendet und sind weniger als zu dem Verfahren selbst gehörig, als vielmehr unter die Klasse der gewerblichen Handgriffe einzureihen. Dies Verfahren, welches für alle Stoffe, besonders Gespinnste und Gewebe anwendbar ist, deren Faser vermittelst eines Röstprocesses gewonnen wird, gestaltet sich nun wie folgt: Die Waare wird zuerst, ohne vorher mit Alkalien gekocht oder gebeucht zu werden, fünf bis sechs Stunden in einem mit Oxalsäure versetzten Chlorkalkbad behandelt. Die Zeit der Behandlung richtet sich nach der Stärke der Waare und ihren sonstigen Eigenschaften. Die Temperatur des Bades wird zwischen der Minimal-Temperatur von 18 bis 200C. und einer Maximäl-Temperatur von 25 bis 26 ° C. variiren. Dann wird die Waare tüchtig abgewässert (ausgesüfst), bezw. geschweift und mit einem schwachen Schwefelsäurebad behandelt, welches jedoch event, auch gespart werden kann. Man thut gut, nicht den ganzen Theil der zum Chlorbad hinzuzufügenden Oxalsäure (oder Oxalsäuren Salzes) sogleich mit einem Male zuzufügen, sondern nur den gröfseren Theil und dann die Waare sehr schnell hineinzuthun, da der sich durch die Säure entwickelnde Sauerstoff und Chlor gerade beim Entwickeln am besten bleichend wirkt. Nach einer Weile wird dann der Rest Oxalsäure hinzugefügt und dadurch neuer Sauerstoff und Chlor im Bade entwickelt und nutzbar verwendet. Das auf das Oxalchlorbad folgende schwache Säurebad hat nicht nur den Zweck, die von der Waare aufgenommene, unterchlorige Säure frei und wirksam zu machen, sondern noch den besonderen Zweck, den in der Waare enthaltenen Kalk (kohlensauren und unterchlorigsauren) in schwefelsauren Kalk überzuführen, der bessere Härte und weifseren Schein hat und den Glanz der Faser nicht beeinträchtigt; das Ende dieser Operation bildet dann ein tüchtiges Abwässern bezw. Abschweifen und ein Sodalaugenbad, um die in der Waare zurückgebliebene Säure zu neutralisiren, und schliefsliches Ausquetschen. Diese Operationen werden in gleicher Reihenfolge, je nach der Stärke und Qualität der Waare mehr oder weniger oft mit immer schwächer werdenden Bädern wiederholt, bis die Waare schön weifs ist. Man legt letztere nach dem zweiten Laugen vortheilhaft einige Tage auf den Rasen, da dies immerhin zur Erzielung eines schönen hochweifsen Tones beiträgt, und das freie Auslüften an und für sich auch zur Conservirung der Haltbarkeit beiträgt. Es darf dieses Auslüften aber nur nach den Laugebädern geschehen, da es sonst gerade das Gegentheil bewirken würde. Es lassen sich auf diese Weise alle vegetabilischen Stoffe, Gespinnste und Gewebe von Leinen und Hanf bleichen, während diejenigen Stoffe, die starke Fette enthalten, wie auch rohe Baumwolle, welche in Wasser getaucht nicht anzieht, erst in Soda gekocht werden müssen, aber dann auch weit schneller in den mit Oxalsäure versetzten Chlorkalkbädern bleichen. Die Vortheile des neuen Verfahrens ergeben sich aus obigem sehr leicht; sie sind kurz zusammengefafst folgende:
1. Ersparung sämmtlicher Beuchvorrichtungen und deren Unterhaltung, infolge dessen an Raum, Kesseln, Feuerungen, Dampfleitungen, Pumpen etc.
2. Ersparung der Feuerung für den Beuchprocefs.
3. Gänzliche Ersparnifs des bedeutenden und theuren Sodaverbrauches der ersten Kochungen.
4. Ersparnifs des Arbeitslohnes für den Beuchprocefs.
5. Ersparnifs an Zeit für die Beuchung und überhaupt im Allgemeinen.
6. Ersparnifs an Soda, Kohle und Arbeitslohn nach den Chlorbädern und an der Zahl der Chlorbäder selbst.
7. Erzielung eines besseren Gewichtes der Waare selbst nach der Bleiche, indem die sonst durch den Beuchprocefs entfernten Pflanzenstoffe etc. mitgebleicht werden und darin bleiben.
8. Sicherer Erfolg und bestimmtes Wirken der Chlorbäder, während bei dem jetzigen Verfahren, besonders im Winter, häufig die Chlorbäder ohne bestimmte Temperatur fast ganz ohne Wirkung sind.
Paten τ-Ansprüche:
i. Der Zusatz von Oxalsäure oder Oxalsäuren Salzen zu den beim Bleichen bisher benutz-
ten Chlorbädern zur Erhöhung der bleichenden Kraft derselben.
Das oben beschriebene Bleichverfahren, welches darin besteht, dafs man den dem Bleichprocefs sonst vorhergehenden Beuchprocefs ganz umgeht, indem man die Bleichkraft der Chlorkalkbäder durch Zusatz von Oxalsäure oder Oxalsäuren Salzen erhöht, und dann mit diesen allmälig schwächer werdenden, mit Oxalsäure oder Oxalsäuren Salzen versetzten Chlorkalkbädern, denen. wie bisher Säure- und Laugenbäder folgen, mehreremale nacheinander bleicht, so wie es oben beschrieben und erläutert ist.

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