DE19944486C2 - Irritationskörper - Google Patents
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf einen Irritationskörper zum
Erzeugen von Irritationen bei Straftätern, z. B. bei Polizei-
oder Militäreinsätzen, gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 1.
Irritationskörper werden u. a. bei Geiselnahmen und Flugzeug
entführungen eingesetzt, um Straftäter zu überwältigen. Der
Irritationskörper ähnelt meist der Form einer Handgranate und
weist einen zylinderförmigen Behälter mit mehreren Abteilen
für Wirk- bzw. Effektladungen, z. B. Knall- oder Blitz
ladungen, auf. Die Effektladungen werden mit Hilfe einer
manuell betätigbaren Zündeinrichtung, z. B. einem Kipphebel
zünder, gezündet, die einen Verzögerungsmechanismus aufweist.
Der Verzögerungsmechanismus sorgt dafür, daß die einzelnen
Effektladungen in einer Zeitfolge über mehrere Sekunden
gezündet werden. Durch den beim Zünden der einzelnen Effekt
ladung entstehenden Knall und die zusätzlich auftretende
Blendwirkung soll bei der jeweiligen Person ein Irritations
effekt erzielt werden.
Aus der Druckschrift WO 94/08200 des Anmelders ist ein solcher
Irritationskörper bekannt. Bei diesem Irritationskörper sind
in einem zylindrischen Behälter neun radial nach aussen
gerichtete, um die Mittelachse des Behälters versetzt
angeordnete Abteile mit Effektladungen untergebracht, die
durch Querbohrungen mit einem Zündkanal verbunden sind, der
entlang der Mittelachse des Behälters verläuft. Zur manuellen
Zündung ist auf den Behälter ein Kipphebelzünder mit einem
gesicherten Kipphebel aufgesetzt.
Zum Zünden wird der Irritationskörper in einer Hand gehalten,
wodurch gleichzeitig der Kipphebel umfasst und in seiner
gerichteten unteren Position gehalten wird. Mit der anderen
Hand wird der Kipphebel entsichert. Erst beim Loslassen bzw.
Werfen des Irritationskörpers schnellt der Kipphebel durch
eine Feder nach oben und löst die Zündung über einen
Schlagbolzen aus. Nach dem Zünden werden nacheinander alle
Effektladungen in dem Behälter in zeitlicher Abfolge gezündet
und radial nach aussen abgefeuert. Der beim Zünden entstehende
Rückstoß kann durch zwei in entgegengesetzte Richtungen
wirkende Druckimpulse aufgehoben werden oder er kann genutzt
werden, um den Irritationskörper über eine kurze Distanz
fortzuschleudern, wodurch die Irritationswirkung noch erhöht
wird.
Bei dem bekannten Irritationskörper ist es bei
unsachgemäßer Handhabung möglich, daß der Kipphebel nach dem
Entsichern bereits nach oben schnellt und die Zündung auslöst,
obwohl der Irritationskörper noch in der Hand gehalten wird.
Der Anwender kann sich dabei durch die radial nach aussen
gerichtete Explosion der Effektladungen Verletzungen und
Verbrennungen an der Hand zu ziehen.
Es ist ebenfalls aus der WO 94/08200 ein Irritationskörper
bekannt, bei dem insgesamt sechs Abteile in Längsrichtung um
die Mittelachse des Irritationskörpers herum angeordnet sind,
die den Irritationskörper in seiner gesamten Länge durchsetzen
und an der oberen und der unteren Seite durch Stopfen
verschlossen sind. Beim Zünden der Effektladungen tritt das
Treibgas nach oben und nach unten aus dem Behälter aus,
wodurch sich die Rückstöße in beide Richtungen gerade
kompensieren und der Irritationskörper beim Zünden mehr oder
weniger auf der Stelle bleibt.
Wird durch unsachgemäßes Entsichern der Irritationskörper beim
Abfeuern noch in der Hand gehalten, treten die Treibgase zwar
nicht mehr direkt in Richtung der Handflächen aus, wie bei den
vorher beschriebenen Irritationskörpern, aber durch die nach
oben austretenden Treibgase kann der Anwender im Gesicht
verletzt werden.
Man könnte diese Verletzungsgefahr ausschalten, wenn man die
Abteile an der oberen Seite des Behälters verschließt. Fällt
aber der Irritationskörper nach dem Zünden derart zu Boden,
dass die Treibgase auf ein nahes Hindernis, etwa den Boden
oder die Wand treffen oder der Irritationskörper auf der
unteren Seite des Behälters zum Stehen kommt, dann ist es
möglich, dass der Irritationskörper durch den Rückstoß einer
gezündeten Effektladung geschossartig fortgeschleudert wird.
Durch diese unkontrollierte Bewegung des Irritationskörpers
entsteht eine hohe Verletzungsgefahr für die sich in der Nähe
befindenden Personen.
Aus der Druckschrift DE 92 13 375 U1 des Anmelders ist ein
Irritationskörper mit mehreren in Längsrichtung angeordneten
Abteilen bekannt, die an der oberen, dem Kipphebelzüner
zugewandten Seite verschlossen sind und die am Boden des
Irritationskörpers ins Freie münden. In den Abteilen sind
Ladungsbehälter für jeweils eine Verzögerungs- und eine
Effektladung aufgenommen. Durch Betätigen des Kipphebelzünders
wird eine Ausstoßladung gezündet, durch die die
Ladungsbehälter aus den Abteilen geschleudert und über einen
größeren Raumbereich verteilt werden; gleichzeitig werden die
mit unterschiedlichen Verzögerungszeiten versehenen
Verzögerungsladungen und durch diese anschließend die
Effektladungen sequenziell gezündet.
Zwar ist durch diese allerdings sehr komplexe Konstruktion des
Irritationskörpers das Verletzungsrisiko bei unsachgemäßer
Entsicherung des Kipphebelzünders, jedoch ist es zumindest
möglich, dass dabei sämtliche Ladungsbehälter unmittelbar vor
die Füße des Anwenders ausgestoßen werden.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Irritations
körper der in Rede stehenden Art zu modifizieren, dass die
Gefahr der Verletzung und von Schäden durch unsachgemäße
Handhabung verringert wird.
Diese Aufgabe ist gemäß der Erfindung durch die Merkmale des
Anspruchs 1 gelöst.
Demgemäß weist der Irritationskörper zum manuellen Zünden und
Fortschleudern, der aus einem zylindrischen Behälter mit
mehreren parallel zur Mittelachse verlaufenden Abteilen, die
Effektsätze aufnehmen, und mit einer manuell betätigbaren
Zündeinrichtung an einer Seite des zylindrischen Behälters zum
zeitversetzten Zünden der Effektladungen gebildet wird, an der
oberen Seite des Behälters, an der die Zündeinrichtung
angeordnet ist, geschlossene Abteile auf, die auf der gegen
überliegenden unteren Seite des Behälters in eine gemeinsame
nach unten offene Kammer münden, mit der der Behälter auf der
unteren Seite endet und die seitlich mehrere in Umfangs
richtung angeordnete Öffnungen nach außen aufweist.
Durch das Verschließen der Abteile auf der oberen Seite des
Behälters können bei unsachgemäßer Handhabung keine Treibgase
in Richtung des Gesichtes des Anwenders austreten. Vielmehr
entweichen die Treibgase durch die Kammer und breiten sich in
Richtung auf den Fußboden aus, so dass praktisch keine Ver
letzungsgefahr besteht.
Wenn der Behälter zufällig auf der nach unten offenen Seite
der Kammer zu stehen oder mit dieser Seite nahe einem Hinder
nis zu liegen kommt, können die Treibgase aus den seitlichen
Öffnungen der Kammer austreten, sodass der bei der Zündung
entstehende Rückstoß abgeschwächt wird. Dadurch wird der
Irritationskörper nicht mehr geschossartig fortgeschleudert,
sondern führt lediglich eine kleine ungefährliche Bewegung
aus.
Die Erfindung ist in einem Ausführungsbeispiel anhand der
Zeichnung näher erläutert. In dieser stellen dar:
Fig. 1 einen Längsschnitt durch einen Irritationskörper
mit einer Kammer und Öffnungen gemäß der Erfindung.
In Fig. 1 ist mit 2 ein Irritationskörper bezeichnet, der
einen Behälter 4 mit sechs in Längsrichtung angeordneten, um
den Umfang verteilten Abteilen 6 für jeweils eine Effektladung
8 aufweist. Weiter weist der Irritationskörper einen auf der
oberen Seite auf den Behälter aufgesetzten manuell betätig
baren Kipphebelzünder 10 mit einem gesicherten Kipphebel 12
auf. Längs der Mittelachse des Behälters verläuft eine als
Zündkanal 14 dienende Bohrung. Die einzelnen Abteile 6 sind
durch senkrecht zu dem Zündkanal 14 und den Abteilen 6 ver
laufende Stichbohrungen 16, die versetzt aufeinanderfolgend
angeordnet sind, mit dem Zündkanal 14 verbunden.
An der dem Kipphebelzünder 10 gegenüberliegenden unteren Seite
des Behälters ist in dem Behälter eine Kammer 18 vorgesehen,
in die alle Abteile 6 münden. Der Boden 20 der Kammer ist
offen und seitlich sind in regelmäßigen Abständen in Umfangs
richtung Öffnungen 22 in der Wand des Behälters vorgesehen.
Die Öffnungen 22 sind durch eine selbstklebende Folie 26 auf
der Aussenwand des Behälters abgedeckt.
Die Abteile 6 werden auf der Seite des Kipphebelzünders 10
nicht vollständig durch den Behälter 4 geführt, so dass die
Abteile 6 auf dieser Seite verschlossen bleiben. Die Öffnungen
der Abteile 6, die in die Kammer 18 münden, werden, nachdem
die Abteile 6 mit Effektladungen gefüllt wurden, jeweils mit
einem Stopfen 24 verschlossen. Der Zündkanal 14 endet inner
halb des Behälters kurz vor dem Hohlraum für die Kammer.
Beim Zünden der Effektladungen durch den Kipphebelzünder 10
werden diese zeitlich versetzt abgefeuert, wobei die Stopfen
24 durch die Explosion der Effektladungen durch den Boden 20
der Kammer 18 heraus geschleudert werden und der Effekt, z. B.
ein Blitz oder Knall ausgelöst wird.
Claims (5)
1. Irritationskörper zum manuellen Zünden und Fortschleudern
mit einem vorzugsweise zylindrischen Behälter, der mehrere
im wesentlichen parallel zur Mittelachse des Behälters
verlaufende Abteile aufweist, die Effektladungen aufnehmen,
und mit einer manuell betätigbaren Zündeinrichtung an einer
Seite des zylindrischen Behälters zum zeitversetzten Zünden
der Effektladungen, dadurch gekennzeichnet, dass alle
Abteile (6) an der oberen Seite des Behälters (4), an der
die Zündeinrichtung angeordnet ist, geschlossen sind und auf
der unteren, der Zündeinrichtung gegenüberliegenden Seite
des Behälters (4) in eine gemeinsame nach unten offene
Kammer (18) münden, mit der der Behälter (4) auf der unteren
Seite endet und die seitlich mehrere in Umfangsrichtung
angeordnete Öffnungen (22) nach außen aufweist.
2. Irritationskörper nach einem der vorhergehenden Ansprüche
dadurch gekennzeichnet, dass die Kammer (18) ein Viertel bis
ein Drittel der Gesamtgröße des Behälters ausmacht.
3. Irritationskörper nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, dass die Öffnungen (22) auf der Aussenseite
der Kammer (18) abgedeckt sind.
4. Irritationskörper nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet,
dass die Öffnungen (22) mit einer selbstklebenden Folie (26)
abgedeckt sind.
5. Irritationskörper nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Abteile an der in die
Kammer mündenden Seite mit Stopfen verschlossen sind.
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